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Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 16:57
von Birte
Danke, Bernd. Petrol kenne ich. Wenn Schiefer wie Petrol ist, kann ich auch gut die Kombination Aprikose und Schiefer verstehen. Es wird mir trotzdem nicht erspart bleiben, eine Schieferplatte ablecken zu gehen. Ich muss das überprüfen.
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 18:19
von Einzelflaschenfreund
Mir geht es keinesfalls darum, "Mineralienschmecker" lächerlich zu machen oder dergleichen und auch nicht darum, die Nicht-Existenz solcher Aromenwelten zu unterstellen.
Eher meine ich die modische Überstrapazierung eines Themas, die dann nicht nur zum mitläuferischen "Gewollt und nicht gekonnt" auf Produzentenseite führen kann, sondern auch zum "Unbedingt finden wollen, wo es gar nicht ist" führen kann. Ob der vV-Wein, um den es hier eigentlich ging, zu dieser zweiten Gruppe zählt (zur ersten sicher nicht), kann ich nicht sagen, aber diese Wollmilchsau-Attribuierungen legen den Verdacht nahe.
Die Petrolnote ist wirklich ein Spezialfall, die wurde ja (im Gegesatz zu Jod, Salz etc.) auch nicht erst in den letzten Jahren "entdeckt" bzw. gepusht und tritt definitiv gern auch im Verbund mit Frucht auf. Aber wirklich nur bei Schiefer-Rieslingen? Wenn die Weine jung sind und schon Petrolnoten aufweisen, mag das stimmen. Aber reifere Exemplare hatten diesen Ton in meinem Glas auch schon, wenn sie von anderen Böden stammten.
Viele Grüße
Guido
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 18:44
von Markus Vahlefeld
Interessante Diskussion!
Ich kenne nur wenige Rieslinge, denen die Frucht regelrecht ausgetrieben wurde. Der Prominenteste ist für mich Rebholz, von dessen Rieslingen BTW einige von Rotschieferformationen kommen. Enthusiasten mögen das mineralisch nennen, ich finde die Rebholz-Rieslinge schrecklich karg und unsinnlich.
Frucht und Mineralität - ob echte oder gefühlte - schliessen sich IMHO nicht aus. Üppige Frucht kann toll mit Mineralität einher gehen. Zurück zu vV: was man "ein Maul voll Wein" nennt, weist für mich schon auf diese "gefühlte" Mineralität hin. Bisher waren die vVs Vertreter dieser Art. Aber ich kenne die 2011er noch nicht.
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 18:46
von UlliB
Einzelflaschenfreund hat geschrieben:
Die Petrolnote ist wirklich ein Spezialfall, die wurde ja (im Gegesatz zu Jod, Salz etc.) auch nicht erst in den letzten Jahren "entdeckt" bzw. gepusht und tritt definitiv gern auch im Verbund mit Frucht auf. Aber wirklich nur bei Schiefer-Rieslingen? Wenn die Weine jung sind und schon Petrolnoten aufweisen, mag das stimmen. Aber reifere Exemplare hatten diesen Ton in meinem Glas auch schon, wenn sie von anderen Böden stammten.
Etliche elsässer Rieslinge haben in gereiftem Zustand z.T. extreme Petrolnoten und kommen
nicht von Schiefer. Ich habe da ganz spezielle Erinnerungen an mehrere Schlossberg GCs - Bodenformation: Granit. Dito in der Wachau; ältere Rieslinge vom Ried Klaus, Bodenformation: vorwiegend Gneis. Petroltöne scheinen beim gereiften Riesling eher ein Rebsortenmerkmal zu sein, wobei der Einfluss des Bodens reichlich unklar bleibt.
Ja, es gibt auch petroltönige Rieslinge vom Schiefer. Aber eben nicht exklusiv.
Übrigens, und das nur am Rande: Petroleum ist
organische Chemie und nicht
anorganische, und insofern gerade eben nicht
Mineralik.
Klugscheissermodus aus.
Gruß
Ulli
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 18:50
von Gerald
Übrigens, und das nur am Rande: Petroleum ist organische Chemie und nicht anorganische, und insofern gerade eben nicht Mineralik.
die "typischen" mineralischen Noten sind aber auch organische Substanzen, oder?
Anorganische und zugleich geruchsaktive Substanzen gibt es nicht so viele - und von denen sind die meisten ziemlich giftig ...
Grüße,
Gerald
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 18:53
von Gerald
Etliche elsässer Rieslinge haben in gereiftem Zustand z.T. extreme Petrolnoten und kommen nicht von Schiefer.
bei der letzten Jahrgangspräsentation der Domäne Wachau konnte ich mich dem "Chefönologen" über das Thema kurz unterhalten. Nach seiner Auskunft hängen die Petroltöne vor allem von Klima und Lichteinstrahlung auf den Trauben ab, durch Entblätterung zum "richtigen Zeitpunkt" kann man da offenbar viel beeinflussen.
Grüße,
Gerald
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 19:01
von Ollie
Guido,
"Feuerstein" z.B. ist so alt wie Chablis und Pouilly-Fume und "Jod" seit jeher das Markenzeichen der Muscadets. Neu ist lediglich, dass man Mineralik auch auf deutsche Weine bezieht. Nach dem Motto: "Wir koennen auch keine Frucht!"
So, und nun weiter mit vV.
Cheers,
Ollie
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 19:34
von UlliB
Gerald hat geschrieben:
die "typischen" mineralischen Noten sind aber auch organische Substanzen, oder?
Anorganische und zugleich geruchsaktive Substanzen gibt es nicht so viele - und von denen sind die meisten ziemlich giftig ...
Hmm, nein.
Rühre gebrannten Kalk mit Wasser an: es riecht. Rühre Gips mit Wasser an: es riecht. Rühre Zememt (Brenntemperatur ~1500°) mit Wasser an: es riecht. Und wie.
Das sind ganz bestimmt keine organischen Substanzen, die da riechen. Aber riechen tun sie trotzdem. Und wie. Und zwar "mineralisch"
Gruß
Ulli
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 19:47
von Gerald
Schon richtig, das kommt aber durch das Aerosol zustande, was beim Wein ja nicht der Fall ist. Daher müssen es flüchtige, organische Substanzen im Wein sein.
Feuerstein (wird zwar meist nicht als "mineralisch" bezeichnet) ist meines Wissens Benzylmercaptan.
Grüße,
Gerald
Re: Van Volxem
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 20:30
von octopussy
Darf ich noch kurz Off-Topic zur Mineralität losgelöst von Vn Vlxm?
Bei Rotweinen spüre ich das, was ich unter Mineralität verspüre, recht häufig bei den Weinen aus dem Languedoc und Roussillon, und zwar nicht nur bei den Schieferweinen aus Faugères. Priorat kommt nach ersten Versuchen auch hin.
Allgemein bin ich fast sicher, dass die Sensorik nach "Mineralität" heute oftmals schlicht durch den Ausbau erzeugt wird, nämlich reduktiv und evtl. mit etwas Kohlensäure. Kohlensäure lässt sich nach meinem Empfinden oft nur schwer von dem Gefühl nach "Mineralität" unterscheiden, eine Art "Trompe du palais". Siehe übrigens auch diese Diskussion:
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=42&t=1076. Der den Anstoß der Diskussion gebende Wolf Blass Chardonnay schmeckte laut dem genannten Artikel früher fett und buttrig und jetzt schlank, flinty und mineralisch. Wenn das bei dem Konzern nicht etwas mit der Antwort auf Modeerscheinungen und den Ausbau des Weines zu tun hat, fresse ich einen Besen.
Auf den 2011 Van Volxem Saar Riesling habe ich jetzt irgendwie gar keine Lust mehr, auch wenn der Wein sicher ganz gut ist. Die seitenlange *copy and paste aus vergangenen Jahren zusammengestückelte und durch aktuelle sonstige Elogen ergänzte* Prosa von TS, die heute auch im Briefkasten lag, hat den Wein für mich verdorben. Schade eigentlich.