Bordeaux 2003

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Desmirail
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Desmirail »

UlliB hat geschrieben:ein typischer Wein aus dem nördlichen Médoc aus einem warmen Jahr (insofern verfängt die obige Kritik hier gerade eben nicht); kräftige Johannisbeernote, sehr dicht, aber kantig und eckig, das Tannin eher grob, nicht sonderlich komplex; insgesamt ziemlich rustikal. Angemessene Länge; die 13,5% Vol. Alkohol sind gut eingebunden.

Das trifft es wirklich gut. Für den Jahrgang und die nördliche Lage im besonderen. Ich hatte gestern einen 2003er Chateau David, ein CB, nichts besonderes, aber in dem Jahr 2003 ... eine extreme (Zitat UlliB) "Johannisbeernote, sehr dicht, aber kantig und eckig, das Tannin eher grob, nicht sonderlich komplex; insgesamt ziemlich rustikal. Angemessene Länge; die 13,5% Vol. Alkohol sind gut eingebunden."
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UlliB
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Ich habe offen gesagt bislang keinerlei Erfahrungen mit den "Super-Cuvées", bei denen ein "Upgrade" vom Erstwein zum "Super-Erstwein" erfolgt. Ich hatte mich immer gefragt, ob ein Haut-Condissas wohl den Mehrpreis wert ist. Andere Beispiele, die mir einfallen sind Peby-Faugères oder Le Plus de la Fleur de Bouard. Ich bin hier immer skeptisch gewesen, ob ein von allem "mehr" (mehr Neuholz, mehr Auslese, evtl. mehr Reife, mehr Konzentration) auch zu mehr Genuss führt.
Ich vermute, das hängt sehr stark vom Verkostungszeitpunkt ab. Das "Polieren" wirkt sich im Jungwein schon sehr stark aus, und im genannten Fall ist es offensichtlich, dass es seinerzeit auch ein paar Profis ganz gehörig beeindruckt hat. Sofern der Wein dann überhaupt längerfristig durchhält (und das tut der Ht. Condissas durchaus, der wird sein jetziges Niveau noch eine ganze Weile halten), zeigt sich nach einigen Jahren aber: auf einem Kartoffelacker lässt sich kein grand cru vinifizieren, auch nicht mit der Hilfe renommierter Önologen.

Leider. Oder glücklicherweise. Je nach Sichtweise.

@Manuel: Dein Ch. David wird aber kaum 30 Euro gekostet haben wie der Ht.Condissas, oder?

Gruß
Ulli
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Desmirail
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Desmirail »

UlliB hat geschrieben: @Manuel: Dein Ch. David wird aber kaum 30 Euro gekostet haben wie der Ht.Condissas, oder?

Gruß
Ulli
Richtig, den habe ich 2009 auf dem Gut gekauft. 7,50 €uronen pro Pulle!
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UlliB
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von UlliB »

Desmirail hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben: @Manuel: Dein Ch. David wird aber kaum 30 Euro gekostet haben wie der Ht.Condissas, oder?

Gruß
Ulli
Richtig, den habe ich 2009 auf dem Gut gekauft. 7,50 €uronen pro Pulle!
Na, das passt doch.

Wenn der Ht. Condissas 10 oder vielleicht 15 Euro gekostet hätte, gäbe es auch keinen wirklichen Grund zum Moppern. Aber so... :cry:

Gruß
Ulli
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Olaf Nikolai »

Hallo,

hatte gestern Chateau Haut Condissas 2003, Medoc (die erste Flasche aus der 12er Kiste) im Glas, parallel dazu im anderen Glas die erste Flasche aus der 12er Kiste Clos l´Abba 2001, St. Emilion.

Zum Haut Condissas: Für einen 2003er überraschend feine Eleganz, stilvoll, ganz und gar nicht breit oder marmeladig- überreif. Stattdessen sehr trinkig mit beginnender Sekundäraromatik, durchaus noch Primärfrucht nach hellen roten Früchten, Kirscharomen, gute Struktur und sogar merklicher Säure. Potential für wenigstens 5 weitere Jahre. Sicherlich nicht die Fülle oder Komplexität der großen Gewächse aus den Edelapellationen....das erwartet hier ja auch niemand ernsthaft. Hätte ich blind nie als 03er identifiziert.
Unter Berücksichtigung der Lage, des benachteiligten Terroir (hier nördl. Medoc).... chapeau, sehr professionelle Vinifikation.
Zum Preis: hab für schlechtere Weine schon mehr gezahlt.... hier ca. 26€ in der Sub. Nachkauf bedingt empfohlen, schlechter Sub- wert, Preise stabil um 30€

zum Clos l´Abba: Everyones Darling, mein Vater hat den Rest der Flasche mitgenommen......
Farbe dunkel, fast undurchdringlich, spontan Parfüm nach Vanillie, Pflaumen und Brombeeren, schwarze Früchte, trinkig, laaaang. Ok, ok....für unter 20€ in der Sub bei der Möve sensationell. Nur 10000 Flaschen.... man fühlt sich durchaus elitär :mrgreen:
Moderner St. Emilion mit Anspruch, top PLV, Nachkauf empfohlen.

Endlich zum Ende der Woche was Vernünftiges im Glas :D
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nougat
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von nougat »

Wie im 2000er Thread angedeutet, hier ein paar fragmentarisch beschriebene Eindrücke eines sehr vergnüglichen Abends.

Malescasse: leicht laktische Nase, etwas diffuse Frucht, kantig und leicht bitter, 15 nP

Maucaillou: nichtssagende 0815 bdx-Nase, soviel zum Positiven. Am Gaumen fruchtarm, grobes Tannin, staubtrocken im Abgang 14 nP

Schade, meist gibt es Rollan de By 03 oder 05 zum Eintrinken, die stecken diese beiden oben ganz locker in die Tasche.

Es gab auch einen Flight wie im Mai noch einmal (auf S. 10 im Thread)

Prieure Lichine 2003
Mittleres Karminrot mit leichten Alterungstönen. Weit offene duftige, leicht aufgesetzte Margaux-Nase. Sehr feine Würze und warme süße Frucht. Wirkt nicht nur in der Nase rund, sondern auch am Gaumen. Vollmundig saftig, weich und geschliffen. Mittlerer fruchtiger und würziger Abgang. Ein Wein aus einem Guss. Der scheint jetzt genau auf dem Punkt zu sein. Unkomplizierter subtiler Genuss für Harmonietrinker.

D'Issan
Etwas dunker als der PL, Nase ebenfalls sehr süß aber auch leicht animalisch streng, Deutlich strukturierter und mit kräftigerem Tannin gesegnet. Etwas kantig am Gaumen und im Abgang. Kann noch liegen.


Dieses Mal sah ich d’Issan (17 nP) leicht vor P-L (16,5), bei dem mich getoastete Barrique-Noten etwas störten, während d’Issan sich etwas reifer und harmonischer als im Mai präsentierte.

Smith-Haut-Lafitte Die opulente feine Nase, kann locker mit den beiden Margaux’s mithalten. Tief und elegant sind hier Frucht, Toast, Würze und Boden verwoben. Ein Nasenwein. Präsentiert sich aber auch am Gaumen Margaux-Like, tänzelt mit samtiger Struktur saftig über die Zunge, deutlich weniger konzentriert als der 2000er im Flight. Der mittlere Körper passt perfekt zum Auftritt. Langer saftiger Nachhall. Bin kein Fan von diesem Holzgut, hier mache ich mal eine Ausnahme 17,5 nP

Ducru-Beaucaillou Im Westen Nichts Neues. Wie auf S. 10 beschrieben. Was sich am Gaumen alles abspielt, kann man einfach kaum fassen. Einfach nur genießen 19+ nP

Ups, Leoville Las Cases vergessen
In der Nase leicht likörige Frucht, Holz, etwas Leder. Alles sehr intensiv, voller Körper, etwas ausladend am Gaumen. Sehr lang aber endet noch trocken. Wirkt im Ggs. zum 2000er im Flight 'modern' oder 'kalifornisch', dennoch seriös. Mal sehen, wohin die Reise geht 17+
Grüße
Martin

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Oberpfälzer
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Oberpfälzer »

Hallo zusammen,

nach 2003er suche ich eigentlich nicht. Aber Phelan Segur hat für mich sehr gutes daraus gemacht:

Bild

Werde ihn trotz noch etwas spürbarer Tannine nicht mehr auf die lange Bank schieben. Kann mir nicht vorstellen, dass er noch besser wird. Der Alkohol (13,5%) findet jetzt (noch) Extrakt auf gleichem Niveau und das harmoniert sehr gut.
Servus
Wolfgang
Green
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Green »

Wir hatten gestern einen D'Aurilhac 2003, der mich einigermaßen enttäuscht hat. Auch im Verlauf des Abends hat er mich nicht vom Hocker gerissen - und das liegt nicht am "modernen" Stil. Da ist einfach zu wenig von allem, kam mir sehr einfach gestrickt vor. Kann jemand Gabriels 18 Pnkt :shock: nachvollziehen ??? Bei Cellartracker kommt er ja ganz gut weg...
Gruß, Christoph
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Frankie Wilberforce hat geschrieben:vorgestern und gestern abend einen Chateau Rocher Bellevue Figeac, St. Emillion Grand Cru, 2003 dunkles rot, mit aufhellenden rand. rootbeeriges bukett, mit mokkaschokolade und lakritze.
im gaumen zeigt sich ein mittlerer körper bei guter struktur, mit zartem schmelz, weichen tanninen, rote beeren, mokkaschokolade, etwas eindimensional vielleicht, im mittelangen abgang die geschmacksnuancen des gaumens widerspiegelnd.
ist jetzt schon schön zu trinken und sicher auch noch für ein paar jährchen mehr.

fazit: ein gelungener st. emillion grand cru, 88 FW punkte meinerseits :roll:
Über die Feiertage wieder einmal den Chateau Rocher Bellevue Figeac, St. Emillion Grand Cru, 2003 im Glas gehabt.
Der obigen VKN ist nichts hinzu zu fügen.
Gleiche Bewertung wie im März 2011.
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
bordeauxschwalbe
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von bordeauxschwalbe »

zum sylvesterdinner for two dachte ich daran einen calon ségur 2003 wegen der symbolik (=herz) zu servieren.
in so einem fall suche ich dann nach aktuellen verkostungsnotizen, um das ein risiko einer enttäuschung zu minimieren -meine letzten beiden erfahrungen waren nämlich eher frustrierend:
1.fl. am 24.02.08: puhh -sehr schlechter moment: lässt kaum frucht raus. Brettharte tannine und arge säure prügeln den gaumen und erlauben null genuss, der gesamteindruck lässt auf viel potential schliessen -in 20 jahren! Ganz hinten in den keller wegschliessen!!

2.fl am 08.04.10: warum hör ich nicht auf meine notizen? immer noch weit weg von trinkbarkeit. sehr pelzige und mundaustrocknende tannine, gute klare frucht aber nur beim ersten schluck -irgendwie verflüchtigt sich alles sofort mit luftkontakt. WARTEN

85P jetzt, potential 93+P ?
jedenfalls gehen alle gefundenen notizen derart auseinander, dass ich den wein dann doch nicht serviert habe -hier die wichtigsten beispiele:
  • parker gibt anfangs (95-97)P, dann (94-96)P und zuletzt 2006 immerhin noch 94P
    aber bei neil martin ist der wein 4mal schlecht bewertet: anfangs gar nicht (weil so schlecht) danach 86P & 87P und zuletzt 2011 wieder nur 86P
    There is once again some over-ripeness on the nose: macerated black cherries, blackberry, prune and some elements redolent of an Amarone. The palate is full-bodied and plush, furry tannins, blackberry, tar, a touch of liquorice that leads to a rather ostentatious finish. Tasted October 2010.
    gabriel wiederum sagt folgendes
    04: Beeindruckend tiefe Farbe, viel violette Reflexe. Würziges, tiefes Bouquet; Lorbeerblätter, Tabak und viel Heidelbeeren sowie eine dicke Süsse mit leichtem Honigschimmer. Cremiger, üppiger Gaumen mit feinen und fleischigen Muskeln, viel gekochte Pflaumen und eine schöne Rasse zeigend, welche die generelle Opulenz wieder ausgleicht, viel Brombeeren im erstaunlich fetten Finale. Die Besitzerin, Madame Denise Casqueton sagte uns, das sie in ihrem langen Weinleben noch nie derartig schöne Cabernet-Trauben bei der Ernte gesehen hatte. Und diese offensichtlich schönsten Cabernets haben ihr auch den allerschönsten Wein von Calon-Ségur beschert. Dieser grosse und doch äusserst zarte St. Estèphe ist besser als sein eigener 2000er! Insgesamt dreimal verkostet.
    (diese kritik und mdme casqueton´s aussage war für mich damals kaufentscheidend)

    im cellartracker gehen die bewertungen von 84P bis 95P einmal sogar 100P aber ohne ernstzunehmende vkn.
    Excelent nose full of berries,great taste, and a very smooth finish.
    oder aber
    same boring flabby wine once again
    usw.
    http://www.cellartracker.com/list.asp?O ... segur+2003
nur hier konnte ich nichts finden: daher mein frage an die lieben forumsmitglieder, was habt ihr für erfahrungen gemacht:
hat dieser schwierige wein aus dem schlabberjahr 2003 zukunft und hat ihn jemand schonmal "offen" erlebt?

liebe grüsse und ein schönes neues jahr aus wien
lg aus wien,
philipp

time flies like an arrow, fruit flies like a banana
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