Re: Bordeaux 2019
Verfasst: Di 11. Okt 2022, 09:23
Am Wochenende gab es in kleiner Runde vier 2019er: einmal Haut Médoc, dreimal Margaux. Die Weine kamen pop & pour ins Glas und wurden über knapp drei Stunden verfolgt. In den Flaschen verbliebene Reste - etwa ein Drittel - wurden kühl gestellt und am nächsten Abend nachverkostet.
La Lagune 2019 (Haut Médoc 3e GCC) 14,5%Vol. Interessante Nase: Milchkaffee, cremig, dann recht helle Beerenfrucht. Der Gaumen kommt da nicht mit: ruppiges, fast schon grobes Tannin, spitze Säure, ziemlich simple Aromatik ohne Tiefgang.
Nach 24 Stunden ist das Tannin etwas abgeschmolzen, aber die Aromatik hat sich keinen Deut verbessert. Sehr einfach gestrickt, auch recht kurz. Die qualitative Differenz zu den drei nachfolgenden Weinen ist schon beinahe krass, eigentlich ist der überhaupt nicht grand cru - würdig. Da frage ich mich schon, was man den Profis en primeur ins Glas getan hat, damit die so hohe Noten gezogen haben. Das, was hier in die Flasche gekommen ist, kann es nicht gewesen sein.
Die beiden nächsten Weine waren glücklicherweise dramatisch besser und erfüllten die Erwartungen. Brane Cantenac 2019 (Margaux 2e GCC, 14%Vol.) und Durfort Vivens 2019 (Margaux 2e GCC, 13,5%Vol.) waren zunächst verblüffend ähnlich und wirkten fast wie Zwillinge, jedenfalls sehr nahe verwandt: die Nase sehr floral, Veilchen und etwas Rose, die Frucht zunächst zurückhaltend, eher schlank wirkend, das Tannin viel feiner als beim La Lagune, die Aromatik tiefer und vielschichtiger.
Am nächsten Tag war der Eindruck dann doch unterschiedlich: der Brane Cantenac hatte beträchlich an Dichte und Volumen gewonnen, jetzt viel dunkle Frucht, sehr schön und lang, macht so sehr viel Spaß. Durfort Vivens hatte sich eher ein wenig verschlossen, blieb ganz auf der floralen Seite und recht schlank, spürbar sehr fein, aber unentwickelt.
Als bester Wein des Abends erwies sich Rauzan Ségla 2019 (Margaux 2e GCC, 14,5%Vol.). Mehr Substanz als die anderen, Massen von superfeinem Tannin, Blüten und blaue Frucht, mit dunkler, fast geheimnisvoller Tiefe. Zieht einen immer wieder ans Glas, ohne sich ganz zeigen zu wollen. Nach 24 Stunden praktisch unverändert. Wird eine ganze Weile brauchen, um dann eine ziemlich große Nummer zu werden.
Wenn man von den vier Weinen einen jetzt mit Genuss trinken möchte, würde ich den Brane Cantenac nehmen und ein paar Stunden vorher karaffieren. Durfort Vivens und Rauzan Ségla brauchen noch Lagerzeit.
Und den La Lagune braucht man gar nicht, wenn diese Flasche repräsentativ war
Gruß
Ulli
La Lagune 2019 (Haut Médoc 3e GCC) 14,5%Vol. Interessante Nase: Milchkaffee, cremig, dann recht helle Beerenfrucht. Der Gaumen kommt da nicht mit: ruppiges, fast schon grobes Tannin, spitze Säure, ziemlich simple Aromatik ohne Tiefgang.
Nach 24 Stunden ist das Tannin etwas abgeschmolzen, aber die Aromatik hat sich keinen Deut verbessert. Sehr einfach gestrickt, auch recht kurz. Die qualitative Differenz zu den drei nachfolgenden Weinen ist schon beinahe krass, eigentlich ist der überhaupt nicht grand cru - würdig. Da frage ich mich schon, was man den Profis en primeur ins Glas getan hat, damit die so hohe Noten gezogen haben. Das, was hier in die Flasche gekommen ist, kann es nicht gewesen sein.
Die beiden nächsten Weine waren glücklicherweise dramatisch besser und erfüllten die Erwartungen. Brane Cantenac 2019 (Margaux 2e GCC, 14%Vol.) und Durfort Vivens 2019 (Margaux 2e GCC, 13,5%Vol.) waren zunächst verblüffend ähnlich und wirkten fast wie Zwillinge, jedenfalls sehr nahe verwandt: die Nase sehr floral, Veilchen und etwas Rose, die Frucht zunächst zurückhaltend, eher schlank wirkend, das Tannin viel feiner als beim La Lagune, die Aromatik tiefer und vielschichtiger.
Am nächsten Tag war der Eindruck dann doch unterschiedlich: der Brane Cantenac hatte beträchlich an Dichte und Volumen gewonnen, jetzt viel dunkle Frucht, sehr schön und lang, macht so sehr viel Spaß. Durfort Vivens hatte sich eher ein wenig verschlossen, blieb ganz auf der floralen Seite und recht schlank, spürbar sehr fein, aber unentwickelt.
Als bester Wein des Abends erwies sich Rauzan Ségla 2019 (Margaux 2e GCC, 14,5%Vol.). Mehr Substanz als die anderen, Massen von superfeinem Tannin, Blüten und blaue Frucht, mit dunkler, fast geheimnisvoller Tiefe. Zieht einen immer wieder ans Glas, ohne sich ganz zeigen zu wollen. Nach 24 Stunden praktisch unverändert. Wird eine ganze Weile brauchen, um dann eine ziemlich große Nummer zu werden.
Wenn man von den vier Weinen einen jetzt mit Genuss trinken möchte, würde ich den Brane Cantenac nehmen und ein paar Stunden vorher karaffieren. Durfort Vivens und Rauzan Ségla brauchen noch Lagerzeit.
Und den La Lagune braucht man gar nicht, wenn diese Flasche repräsentativ war
Gruß
Ulli
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. Wird aber erst im November klappen, vorher bekomme ich den Wein nicht in die Hände.