Auch wenn hier wie es scheint „kein Hahn danach kräht” und sich wenig bis nichts tut, werfe ich wieder eine kurze Brunello-Beurteilung ein, die auch in Zusammenhang mit Tod (von Giuseppe Sesti) und Geburt (meiner 5. Enkeltochter HELENA, deren Ankunft wir die letzten zwei Tage mit eben diesen beiden Brunellos gefeiert haben!) steht:
SESTI Brunello Riserva Phenomena 2007
Wie eigentlich ALLES was der letzes Jahr verstorbene Astrologe, Opern-Veranstalter und Quereinsteiger Giuseppe Sesti und seine Tochter Elisa auf Flaschen gefüllt haben war auch diese besondere Riserva eine Naturgewalt, der ich 96 Punkte gebe!
Sestis Sarg ist letzes Jahr, während die Traktoren von der Traubenernte zurück kamen und die „Cardellini”, traditionelle Sänger vom Monte Amiata, dem Kultwinzer ein letztes Lied sangen, aus seinem Castello Argiano, das er in den 1970-ern als Ruine gekauft hatte, getragen worden. Später am Abend öffnete sich der Himmel vom Dunst des Tages und zeigte die strahlende Milchstraße in all ihrere Pracht! (Elisa hat diese poetischen Zeilen damals gepostet)
Nach dem Öffnen ins große Riedel-Glas eingeschenkt legen sich betörende Düfte über den Tisch. Reife Zwetschken, große dunkle Kirschen, nussige Töne, ein wenig süßer Pfeifentabak. Im Mund staubtrocken und extrasüß zugleich, griffig, nicht enden wollende Herrlichkeit. Giuseppe und Elisa haben diesen Riserva 51 Monate in 30hl Eichenholz-Botti reifen lassen.
Die Etiketten für den Phenomena wurden jährlich völlig neu gestaltet und zeigten Plantenereignisse, auf der 2007-er Flasche ist zu lesen: „during the night of the sixth of January 2007 the planet Saturn, the Moon and the star Regulus (also called Cor Leonis or The Lions Heart) met in the constellation of Leo. This was the first conjunction of this year.
Ich hatte 2016 während der Benvenuto Brunello das Vergnügen ein längeres Gespräch mit Giuseppe Sesti führen zu können, wo wir uns über unsere Schriftstellerei austauschten und er mir auch seine enge Freundschaft und familiäre Bande zu Keith Richards näher brachte, der regelmässig mit Familie am Castello Argiano zu Gast war.
PIAN DELLE QUERCI Brunello 2011
Diesen Brunello haben wir 2017 direkt ab Hof gekauft, um damalige sagenhafte 16.--€! Die Familie Pinti sind nach wie vor grundsolide Bauern vom alten Schlag, mit keinerlei Erfahrung oder Interesse an modernem Marketing und sonstigen Gimmicks. Genau so schmeckt auch ihr Sangiovese, ein grundehrlicher „Bauern-Brunello”, was hier nicht abwertend gemeint ist. Faszinierend für mich ist, dass dieser 2011-er scheinbar immer „gleich” schmeckt, das ist jetzt die sechste Flasche, die wir in den Jahren seit dem Kauf vor 8 Jahren geöffnet haben und der Brunello ist nach wie vor auf Augenhöhe mit der ersten verkosteten Flasche. Man kann hier zwar nicht die Geigen singen hören, wie bei großen Brunellos, aber es kommt dennoch alles aus dem Glas, was für Montalcino steht. 90 Punkte
Bemerkenswert auch die Tatsache, dass die Kritiker durch den 2010-er Hype den 2011-er sträflichst unterschätzt haben. Ich habe jetzt einige 2011-er getrunken, die allesamt sensationell waren!
Ciao
Hasi
P.S. ... Netzfund:
CASTEL DEL PIANO. Damals haben wir mit Keith Richards gesungen. Fünfzehn Jahre später treibt es Moreno Filoni, einem der langjährigen Sänger der „Cardellini”, die Freudentränen immer noch in die Augen, wenn er daran denkt, mit dem Frontmann der Rolling Stones gesungen zu haben: „Wir waren von Giuseppe Sesti zum Abendessen in sein Schloss in Argiano eingeladen“, erinnert er sich, „und er teilte uns mit, dass Keith, seine Familie und eine kleine Gruppe von Freunden dort seien. Es war 19 Uhr, als wir ankamen, und Keith Richards stand vor den Kaminen, die vor dem Schloss angezündet worden waren. Wir stellten uns vor und waren bereits sehr gerührt angesichts eines Mannes, der den Gipfel der Musik repräsentiert. Wir waren alle da, alle acht: Assunto Ulivieri, genannt Opa, Silvio Ginanneschi, genannt Borraccino, Silvano Arezzini, Gianluca Tempesta, Mauro Rosini, Gialberto Arrighi, Sergio Magliacani und ich“, erinnert sich Moreno Filoni. „Fast auf Zehenspitzen, bewegt von der Außergewöhnlichkeit dieses Augenblicks. Doch beim Abendessen trennten sich unsere Wege, als Borraccino „La regina del contado“ (Die Königin des Landes) zu singen begann und die Gesangsbegleitung einsetzte. Ich sehe noch Keith Richards, wie er den Kopf vom Teller hob, uns erstaunt ansah und uns singen ließ. Schweigend. Dann begann Silvano mit „La Montagnola“ (Der Berg), und plötzlich stand Keith vom Tisch auf und begann, zwischen den Sängern zu wechseln, um ihre Intonation besser zu verstehen. Er begleitete mal den einen, mal den anderen Sänger mit seiner Stimme, wobei er immer den Bass bevorzugte.
Und als ich anfing, „Ninna nanna“ zu spielen – erinnert sich Moreno –, trat Keith hinter mich und umgarnte meine Stimme mit seiner außergewöhnlichen Begleitung. Schade, dass ich kein Tonbandgerät hatte. Aber alles ist mir noch immer im Gedächtnis. Sogar der anschließende Tanz, den Opa mit Keiths Frau tanzte, ein Ereignis, mit dem Assunto bis zu seinem Tod prahlte: „Ich habe mit Keith Richards‘ Frau getanzt, erinnerst du dich?“, sagte er augenzwinkernd. Und schließlich, als er ging und ein Freund Klavier spielte, widmete uns Keith Richards zum Abschied zwei seiner Lieder. Der Gitarrist der Rolling Stones vergaß die außergewöhnliche Musikalität und das Können der Gruppe nie, so sehr, dass er einem Freund sagte: „Die Cardellini? Sie sind die beste italienische Folkband. Ich habe mit ihnen gesungen und ich habe für sie gesungen.“
Brunello di Montalcino
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Re: Brunello di Montalcino
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