Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von UlliB »

pessac-léognan hat geschrieben: Da kann einem ein Jahrgang mit "schmalen" Weinen (2021), eingequetscht zwischen Jahrgängen wie 2009, 2010, 2018, 19, 20 und dem Überflieger-Jahrgang 2022 ja fast leid tun... Und v.a. dessen Verkäufer! Was müssen die sich diesen Herbst bei der Arrivage wohl alles einfallen lassen?
Bei den wirklich renommierten Betrieben gehe ich davon aus, dass nur sehr wenig frei verfügbares Volumen vom 21er den Markt errreichen wird. Die Abfüllung steht ja gerade erst an, und man kann sich jetzt dazu entscheiden, nur das abzufüllen, was gesubst wurde, und den Rest einfach verschwinden lassen, um das Preisgefüge und den Ruf des Gutes nicht mit irgendwelchen Dumpinangeboten zu beschädigen.

Vermutlich landet am Ende sogar ein Teil des 21ers im 22er (bis zu 15% wären ja erlaubt). Der kann von seiner Struktur möglicherweise sogar von etwas "Verdünnung" profitieren, und hier braucht man bestimmt mehr Volumen als verfügbar... :lol:

Gruß
Ulli
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Winedom
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Winedom »

Netzfund:
Seit dem 1. März 2022 ist Christophe Congé zum Geschäftsführer des vierten Gewächses von Saint-Estèphe, Château Lafon-Rochet, ernannt worden.
Nachdem er Önologie in Bordeaux studiert hatte, begann Christophe seine Karriere auf Château Doisy Daëne in Barsac, bevor er 1999 zu Domaines Baron de Rotschild kam. Seitdem hatte er die Rolle des Önologen und Weinbetriebsleiters für Château Lafite-Rothschild und Château Duhart Milon inne für 22 Jahre.

Als neuer Geschäftsführer von Château Lafon-Rochet wird Christophe eng mit Emmanuel Cruse zusammenarbeiten, Direktor von Vignobles Cruse-Lorenzetti, zu dessen Besitz gehören: Margaux, das dritte Gewächs Château Château d'Issan, Pauillac, das fünfte Gewächs Château Pédesclaux und Saint-Estèphe „Cru Bourgeois Exceptionnel“
Lilian Ladouys.
Viele Grüße
Rainer


"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
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harti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von harti »

Hallo zusammen,

die ultimative Seite zum Primeur-Geschehen ist jetzt auch mit ersten Infos zum Jg. 22 gefüttert:

https://www.bordoverview.com/

Immer wieder informativ ist die Darstellung für einzelne Chateaux, hier am Beispiel von Les Carmes Haut Brion:

https://www.bordoverview.com/?wine=Carm ... ion%2C+les

Da bleiben eigentlich keine Fragen offen ;)

Grüße

Hartmut
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ledexter
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von ledexter »

Gerade den ersten Preis via Unger Weine Werbemail reinbekommen:

2022 CHATEAU LARRIVET HAUT BRION, Graves 34,90 Euro incl Mwst
diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

harti hat geschrieben:Hallo zusammen,

die ultimative Seite zum Primeur-Geschehen ist jetzt auch mit ersten Infos zum Jg. 22 gefüttert:

https://www.bordoverview.com/

Immer wieder informativ ist die Darstellung für einzelne Chateaux, hier am Beispiel von Les Carmes Haut Brion:

https://www.bordoverview.com/?wine=Carm ... ion%2C+les

Da bleiben eigentlich keine Fragen offen ;)

Grüße

Hartmut
Nur noch Eine.
Der Release-Preis für 2022.
Beim Blick in die Glaskugel sehe ich 145 Euro/EVP fur eine übersichtliche 1. Tranche ;)
Plus 30%.
carpe vinum!
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von vanvelsen »

Für alle, denen die Suche nach 2022er Tasting Notes auf meiner Webseite zu kompliziert war: Seit heute sind meine aktuellsten Primeur-Bewertungen auch auf Wine-Searcher online... https://www.wine-searcher.com/find/bord ... g_site=VWN

Gruss,

Adrian
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Winedom
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Winedom »

Bordeaux 2022: 10 Weintipps des Jahrgangs. Von Jane Anson.

https://cluboenologique.com/review/2022 ... ane-anson/

Soweit ich sehen kann ist der erste Wein schon freigegeben. Château Larrivet Haut-Brion. Mit kleiner Preissenkung!?
Aber wohl nur weil er 2021 15% erhöht hatte!
Bei Unger und Millesima.
Viele Grüße
Rainer


"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
Ollie
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Ollie »

vanvelsen hat geschrieben:Für alle, denen die Suche nach 2022er Tasting Notes auf meiner Webseite zu kompliziert war: Seit heute sind meine aktuellsten Primeur-Bewertungen auch auf Wine-Searcher online... https://www.wine-searcher.com/find/bord ... g_site=VWN
Übrigens recht vielen Dank dafür und fürs Excel, Adrian!

Winedom hat geschrieben:Bordeaux 2022: 10 Weintipps des Jahrgangs. Von Jane Anson.

https://cluboenologique.com/review/2022 ... ane-anson/
Worin Jane Anson schreibt: "One thing for sure is that 2022 is a vintage that will be referenced for many years to come (...)"

Wow, man hat dann doch recht schnell aufgehört, vom 2016er zu reden! Was natürlich weniger am Jahrgang selbst liegt als an der Aufmerksamkeitsspanne des Marktes, denn sicherlich war 2016 der letzte "nach klassischer Lesart hervorragende" Jahrgang. Jetzt kommen Jahrgänge, die ihre Klassifizierung "nur noch" in der neuzeitlichen Auslegung des Bordelais haben werden, und momentan sind wir in (oder schon am Ende) einer Art Übergangsphase, und das hat nicht mehr nur mit dem Ende der Parker-Ära zu tun. Deshalb mal ein paar Gedanken zu 2022 und folgende.

Wenn man die Kritikerstimmen übereinanderlegt, dann wird 2022 bei den gelungenen Weinen als eine Mischung aus 2018 (Frucht) und 2019 (Saft) mit gelegentlich einem Schuss 2020 (Struktur) dargestellt. Linksufrig liegen die meisten Weine bei über 14 Vol%, der von Jane Anson angeführte La Gaffelière, laut William Kelley und Jean-Marc Quarin besser als sogar 2019 (uff!) und 2020, dreht 15.1 Vol%, trotz der 40% Cabernet-Franc-Anteil.

Nehmen wir an, in der gelungenen Spitze seien die Wein wirklich best ever. Stellt sich folgende Frage: Wie viele solcher Jahrgänge glauben wir (glauben die Erzeuger) werden in den zwölf Jahren zwischen 2023 und 2035 noch möglich sein. Jeder zweite? Zwei Drittel (also acht)? Sind die übrigen Jahrgänge dann "Katastrophenjahre" wie 2017 oder 2021, oder eher sowas wie "2022 auf Steroiden" (will man wirklich Calon Ségur mit 16 Vol% trinken)?

Ich habe das Jahr 2035 deshalb gewählt, weil ich persönlich glaube, daß Bordeaux (der Wein), so wie wir ihn heute kennen, ab so etwa 2035 aufhört zu existieren, plus/minus. Klar, es wird auch danach noch Spitzenweine geben, aber sehr viel weniger als heute und zu entsprechend veränderten Preisen. Denn wieviel Wein kann man noch machen, wenn selbst Toperzeuger heute schon Parzellen massiv ausselektieren müssen und die Saftausbeute wegen immer kleiner werdenden Beeren in den Keller geht? Wir haben alle den super Artikel von William Kelley über die modernen Methoden im Bordelais gelesen (soviel zum Thema "jede Flasche Wein hat höchstens 30 Euro Gestehungskosten"), aber sehr bald wird den Winzern die Natur schneller weglaufen, als sie vitikulturtechnisch hinterheragieren können.

Wird 2022 also wirklich als Jahrgang lange in Erinnerung bleiben, oder ist es lediglich der erste einer Reihe vieler (oder zumindest noch einiger) solchen Jahre? Wird 2022 in stark einem Jahrzehnt als "noch am kühlen Ende befindlich" bezeichnet werden? Oder als "Jahr, in dem die Menge noch stimmte"? (Das Argument der unterdurchschnittlichen Ernte wird sich auch verbrauchen, erst recht, wenn die Selektion - nur ein Drittel schafft es in den Grand Vin - eingerechnet wird.)

Wieviel Wein auf dem Niveau des 2022ers wird bis dahin noch noch produziert werden? Ausgehend von meiner in den letzten (Post-Parker-)Jahren aufgestellten These, nicht mehr der (Pool der) Kritiker bestimme via Marktakzeptanz/Nachfrage über den Preis, sondern der Erzeuger reihe den Wein ein in die Gesamtheit der Jahrgänge und lege anhand dieser eigenen Einschätzung (und der verfügbaren Menge) den Preis fest (Ausnahmen: Hype-Weine à la LCHB mit quasi-burgundischen Quantitäten), werden diese Überlegungen in die Preisgestaltung für den 2022er einfließen.

Und natürlich in unsere Entscheidungsfindung, ob wir 2022 unbedingt haben müssen. Immerhin ist die typischen Zeitskala, auf der ein großer BDX reift (15-20 Jahre), vergleichbar mit der Zeitskala, auf der ein nach meiner Annahme ein solcher Wein nicht wiederbeschaffbar wird. (Eventuell vielleicht noch: Der 2026er kann den 2016er ersetzen und vielleicht noch der besonders feuchte 2032er den 2022er, aber dann ist wohl Schicht.)

Für die berühmten Enkel: Vielleicht sollten wir lieber alle 2021er kaufen, es gibt ja genug gelungene Weine. (Beispiel: Léoville Barton, kein Frost, so gut wie kein Mehltau, gut ausgereift, 13.5 Vol%; oder Montrose, mit 13.1 Vol%. In 40 Jahren werden solche Weine nicht mehr gemacht werden, dieser Weinstil wird schlicht aufhören zu existieren.)

Cheers,
Ollie

PS: Hat jemand nachgeschaut, ob die Niederschläge seit der Lese 2022 (ein Jahr, daß durch 2021 gerettet wurde) die Wasserreserven aufgefüllt haben oder ob 2023 erneut ein trockenes Jahr dräut?
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
la-vita
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von la-vita »

Ich denke, dass in Zukunft der Alkoholgrad der springende Punkt in Bordeaux sein wird. Auch wenn die Weine rein sensorisch trotz hohen Alkoholgehalten frisch daher kommen, am Ende wirkt der Alkohol doch. Dann kommt man schnell zur Frage der Alltagstauglichkeit der Weine. Ein Probierschluck den man bei den Primeurproben wieder ausspuckt ist halt was anderes, als wenn man die Flasche dann doch leeren will. Ich stelle bei mir persönlich immer wieder fest, dass die Hemmschwelle einen Wein mit > 14,5 % Alc. unter der Woche zu öffnen doch eher hoch ist. Meistens greift man zu einem Wein mit geringerem Alkoholgehalt. Will man seinen Gästen beim Abendessen einen Wein mit 15% Alc. vorsetzen? Der Abend könnte früher beendet sein, als einem lieb ist. Vielleicht haben wir mit dem Zeitraum von 2000 bis heute eventuell der Zenit der Weinbauregion Bordeaux miterleben dürfen. Die weitere Zukunft sehe ich auch eher skeptisch bzw. mit vielen Fragezeichen versehen.

Gruß
Detlef
Zuletzt geändert von la-vita am Fr 5. Mai 2023, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Olaf Nikolai »

Vielen Dank für die in diesem sehr schönen Beitrag geäußerten Gedanken denen ich in weiten Zügen in Bezug auf die 22er Subskribtion inhaltlich folgen kann.
Der Anreiz möglicherweise alternativ Montrose und/ oder Leoville Barton 21 zu rund 150 respektive 75€ kaufen zu können, hält bei mir zum aufgerufenen Tarif doch sehr in Grenzen, zumal ohne Blick auf optionale Wertsteigerung dieser Weine (die ich weder sehe, noch wenn doch aufgrund dessen nicht kaufen würde), zu dem Preis wirklich mehr als ausreichend kompetetive Weine am Markt verfügbar sind (und das nicht nur im Bordeaux).
Somit bleiben gewissermassen retrospektiv 2014 und 2019 als die aus meiner Sicht letzten Konsumenten freundlichen Jahre; und ich prophezeie, das wird auch so bleiben.
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