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Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: So 9. Feb 2025, 17:11
von EThC
...hat sich zwar prinzipiell ganz gut gehalten, läuft aber jetzt möglicherweise in eine anstrengende Phase hinein (oder war schon immer dort?), dennoch irgendwie interessant:

Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Di 11. Mär 2025, 21:33
von Dominik Mueller
2022 Pio Cesare Chardonnay Piodilei
Was für ein Auftakt zu dieser Verkostung! Blass strohgelbe Farbe. Das Bouquet zeigt zunächst weiße und gelbe Früchte wie Zitrone und Pfirsich, gefolgt von blumigen Noten weißer Blüten. Kräftige, gut eingebundene Sekundäraromen wie Butternoten, Nüsse und leicht geröstetes Brioche. Mit der Zeit entwickelt der Wein reduktive Feuersteinnoten. Am Gaumen ist er mittelkräftig mit mittlerem Säuregehalt, frisch und ausgewogen, weder schwer noch dünn. Aromen von Zitrone, reifem Pfirsich und Ananas ergänzen ein cremiges Mundgefühl und bieten Komplexität und Tiefe. Hat mir sehr gut gefallen!
2020 Pio Cesare Barolo Pio
Helle rubinrote Farbe. Das Bouquet ist zunächst zurückhaltend, mit reifen roten Früchten - rote Kirsche und Pflaume - sowie erdigen Noten und Teer. Am Gaumen ist er ziemlich tanninhaltig, aber nicht schroff, noch jung. Die Aromen von reifen Kirschen und Pflaumen sind präsent, mit einem Hauch von Hagebutte. Der Wein brauchte Zeit, um sich zu öffnen, aber er hat sich nie voll entfaltet. Mit der Zeit wird er weicher, aber die Frucht wird von seiner kompakten Struktur überschattet. Um sein volles Potenzial auszuschöpfen, ist eine weitere Reifung erforderlich.
2020 Pio Cesare Barbaresco Pio
Helle rubinrote Farbe. Das Bouquet zeigt rote Früchte und Rosen, mit einem hellen, duftenden und eleganten Profil. Mittlere Intensität und zugänglicher als der Barolo Pio. Am Gaumen wirkt er jugendlich und adstringierend, aber die Aromen von Kirschen, Erdbeeren und Himbeeren kommen durch. Gute Länge. Er wird von einer weiteren Reifung profitieren, kann aber schon früher als der Barolo genossen werden.
2016 Pio Cesare Barolo Ornato
Mittlere rubinrote Farbe. Typische Nebbiolo-Aromen: rote Kirsche, rote Johannisbeere, Erdbeere. Tief und blumig mit Rosenblättern und Veilchen. Noch nicht viel von Erde und Leder, ich fand ihn auch noch relativ jugendlich. Am Gaumen vollmundig mit kräftigen Tanninen und guter Säure. Intensiv, mit leuchtenden roten Früchten, salzigen und kalkigen Noten. Ziemlich mineralisch. Langer Abgang. Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem klassischen Barolo „Pio“. Dieser Wein hat ein großes Alterungspotenzial und ist noch zu jung, um seine ganze Komplexität zu zeigen.
2017 Pio Cesare Barolo Mosconi
Helle rubinrote Farbe. Das Bouquet ist weniger kraftvoll als das des Barolo Ornato, dafür aber raffinierter und eleganter, mit leuchtend roten Kirschen, roten Beeren und saftigen Pflaumen, dazu etwas nasser Stein. Hoher Tanningehalt, der jedoch gut integriert ist und den Wein zugänglich macht. Erste Anklänge von Leder. Solide Länge. Sehr gut.
2015 Pio Cesare Barolo Pio
Rubinrot mit ziegelroten Reflexen am Rand. In der Nase attraktive Kirschfrucht, erdige und ledrige Noten und etwas Teer. Mittlerer Körper mit noch recht tanninhaltigem Gaumen. Schöne Frucht, aber es fehlt an Tiefe und Komplexität. Sehr gut, aber ich glaube nicht, dass der Wein von einer weiteren Lagerung profitieren wird.
NV Pio Cesare Vermouth di Torino
Mein erster Vermouth seit vielen Jahren. Tief goldgelb bis bernsteinfarben. Aromen von Orangenschalen, Blutorangen, Kräutern und medizinischen Noten machen ihn attraktiv und einladend. Der Geschmack bestätigt diese Aromen und fügt Honig und kandierte Orangen hinzu. Leicht bitterer Abgang. Ein verspielter und gleichzeitig komplexer Vermouth, der sich hervorragend (aber nicht nur) als Aperitif eignet!
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Mi 12. Mär 2025, 10:39
von olifant
Hallo Dominik,
was war der Anlass?
Liest sich wie eine große Verkostung (Wein-Agentur, Weinhandel, Gastro ?) ... oder warst du vor Ort und hast dich in der Oenothek durchprobiert?
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Mi 12. Mär 2025, 12:12
von weingollum33
Hallo Dominik,
danke für die Verkostungsnotizen von Pio Cesare. Ich bin im Moment auch auf den "Piemontzug" aufgesprungen und kaufe derzeit aus jüngeren Jahrgängen vereinzelt nach. Beim Barolo Ornato 2016 von Pio Cesare war ich zwischendurch in Versuchung. Der Wein ist für knapp 100 € im Handel erhältlich. Das ist natürlich eine Hausnummer - habe dann doch mein Geld letztendlich anderweitig gelassen.
Gruß Tobias
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Mi 12. Mär 2025, 12:38
von Dominik Mueller
Hallo,
im Piemont kenne ich mich noch nicht gut aus. Daher habe ich mich gefreut, an dem Tasting teilnehmen zu können. Es handelte sich um eine Verkostung im Rahmen des Rheingau Gourmet & Wein Festivals. Recht formlos ohne Essen, einfach ein Tasting halt.
Die "einfachen" Barolo Pios (sowohl 2020 als auch 2015) hatten mich nicht sehr beeindruckt angesichts der aufgerufenen Preise, da war überraschend wenig Tiefe, aber der Chardonnay war für mich ziemlich gut und die beiden Lagen-Barolos Ornato und Mosconi ebenfalls. Die Einschätzung mag aber auch daran liegen und schwächeln, dass meine eigene Nebbiolo-Erfahrung noch begrenzt ist. Aus dem Grund hatte ich mich mit dem Ticket für das Tasting auch beschenken lassen
Viele Grüße
Dominik
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Sa 5. Apr 2025, 17:43
von UlliB
Den hatte ich vor knapp vier Jahren schon einmal im Glas:
UlliB hat geschrieben: ↑Sa 8. Mai 2021, 17:46
Bramaterra 2015 (Noah) 13,5%Vol. Eine Cuvée aus Nebbiolo, Croatina und Vespolina. [...] Über die Mengenverhältnisse gibt es im Netz unterschiedliche Angaben, 80% Nebbiolo sind wohl klar, der Rest entweder 1:1 oder 3:1 - wie auch immer.
Recht helles, transparentes Granatrot. Die Nase ist völlig offen, und hat es wirklich in sich: einerseits rote Früchte, Sauerkirsche und rote Johannisbeere, andererseits Sandelholz, getrocknete Rosenblüte, Darjeeling-Tee - das Spiel zwischen der eher kühlen Frucht und den wärmeren holzig-getrockneten Tönen ist schon faszinierend. Im Gaumen trotz 13,5% Alkohol eher schlank, feine Säure, das Tannin deutlich spürbar, aber geschliffen. Schöner langer Nachklang, insgesamt sehr harmonisch und fast schon betörend elegant.
Ich kann die Notiz 1:1 übernehmen, der Eindruck ist der selbe. Jetzt vielleicht noch etwas reifer, die ganz typische Nebbiolo-Nase ist schon ziemlich perfekt, der Wein ist jetzt vermutlich am Punkt, wird aber noch lange halten.
Toll, was für wunderschöne Weine abseits der ausgetretenen Pfade erzeugt werden. Damals schrieb ich:
Dummerweise haben auch andere die Qualität erkannt, Galloni hat 95 Punkte gezogen. Vielleicht ist das etwas arg viel, zwei oder drei Punkte weniger würde ich sagen, wobei 92 oder 93 ja auch schon eine echte Ansage sind.
Jetzt denke ich, dass Galloni mit seinen 95 Punkten ziemlich richtig lag...
Gruß
Ulli
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: So 6. Apr 2025, 18:55
von Créot
Danke für den Wasserstand Ulli. Hört sich sehr gut an. 2015er habe ich leider nicht, aber 6 Flaschen 2016er. Im Alto Piemont gibt es nun ja auch einige Güter, deren Preise in den letzten Jahren ziemlich abgehoben haben, aber man findet immer noch viele Güter, die am Boden geblieben sind. Noah gehört anscheinend dazu.
Grüße
Stefan
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: So 6. Apr 2025, 20:09
von UlliB
Créot hat geschrieben: ↑So 6. Apr 2025, 18:55
Hört sich sehr gut an.
Ja, das ist es; für mich. Wer allerdings nach Konzentration und "Wumms" im Wein sucht, wird hier nicht so gut bedient. Mit einem Barolo oder auch Barbaresco kommt der in diesem Punkt nicht mit, das Thema ist hier Vielschichtigkeit und Eleganz. Ich werde jetzt aber nicht das völlig abgelutschte "B"-Wort benutzen, obwohl es hier bezüglich Transparenz und Feinheit durchaus passen würde, in der Aromatik aber gar nicht.
Im Alto Piemont gibt es nun ja auch einige Güter, deren Preise in den letzten Jahren ziemlich abgehoben haben, aber man findet immer noch viele Güter, die am Boden geblieben sind. Noah gehört anscheinend dazu.
Stimmt. Bei Noah scheint man den Bramaterra inzwischen in zwei Einzellagen (?) aufgeteilt zu haben. Ich bin versucht...
Gruß
Ulli
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: So 6. Apr 2025, 21:01
von Créot
Ja, es gibt einen Bramaterra Solero und einen Rocce di Luce. Habe ich letztes Jahr jeweils 2 Flaschen gekauft.
Ich habe gerade gesehen, dass ich vor knapp 2 Jahren den 2016er Bramaterra im Glas hatte. Damals habe ich mir notiert:
Schöne, differenzierte Nase mit Kirsche, Tabak, Laktritz. Am Gaumen gerade reife Kirschfrucht, gute Säure. Rosenblätter, gute Länge, Lakritz im Nachhall. Alles noch etwas im Schneckenhaus, aber die Substanz scheint zu stimmen. Nächste Flasche frühestens in 3-5 Jahren.
Richtig gut (insbesondere für den Preis) finde ich auch den Coste della Sesia Dellamesola, das ist der Basis-Nebbiolo von Noah. Da hatte ich mal den 2018er im Glas und fand ihn sehr stark. Kostet um die 13 Euro.
Re: Piemont - Diverse Weine
Verfasst: Sa 14. Jun 2025, 20:32
von weingollum33
neulich im Glas ...
San Fereolo "1593" Rosso Langhe 2012
Dieser Wein entwickelt sich immer mehr zu meinem (aktuellen) Lieblingswein.
Der Jahrgang ist letztes Jahr in den Handel gekommen. Nicoletta Bocca bringt einige ihrer Weine erst dann auf den Markt, wenn sie richtig trinkreif sind. Der "1593" ist ein Cuvee, der zu 95 % aus Dolcetto und zu 5 % aus Barbera vinifiziert wird. Die Reben stehen in Dogliani.
Im Glas duftet der Wein nach reifen Brombeeren und dunklen Kirschen, am Gaumen ist er feingliedrig, Brombeeren, Blaubeeren, etwas nasser Stein und Mineralik, keine Tertiärnoten durchaus schöne Länge, ganz leichter Biss und noch feinste Tannine im Abgang wahrnehmbar. Einer der Weine, bei dem ich mich immer auf den nächsten Schluck freue, um vielleicht noch eine neue Nuance zu entdecken. Ich empfinde ihn insbesondere für einen Dolcetto ziemlich komplex. Wird sich bestimmt noch 3 bis 5 Jahre gut weiter entwickeln und vor allem Tertiärnoten werden ihn noch komplexer machen. Der Wein wird (sofern meine Erinnerung mich nicht täuscht) ca. drei Jahre im slowenischen Holzfass ausgebaut und liegt anschließend Jahre auf der Flasche! Sie arbeitet biodynamisch im Weinberg und der Wein ist spontan vergoren. Wenn das Internet nicht "lügt", hat sie unter anderem bei Bartolo Mascarello gelernt. (
https://rosenthalwinemerchant.com/growers/san-fereolo/.)
Gruß Tobias