Heymann Löwenstein

Goldtröpfchen
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Goldtröpfchen »

Genau so hatte ich Dich auch verstanden, lieber Bernd, nochmals vielen Dank! Dann wird das wohl mein "Kaminwein" (leider ohne Kamin) für die nächsten Adventssonntage (is ja bald, seufz). Ade!
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octopussy
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von octopussy »

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich würde den 11er Uhlen L Reserve in Anbetracht seiner von dir geschilderten Eigenschaften nicht noch 5 oder mehr Jahre lagern. Auf der einigermaßen sicheren Seite befindest du dich, wenn du innerhalb der nächsten 12- 24 Monaten den Zapfen ziehst. Du läufst dann IMHO auch nicht Gefahr, ein gewaltiges Entwicklungspotential zu verpassen.
Denn das ist nicht der Moseltyp, der durch lange Lagerung richtig profitieren kann....
Bernd, beziehst du das konkret auf den 11er Uhlen L Reserve oder generell auf die Heymann-Löwenstein Rieslinge?
Beste Grüße, Stephan
Bernd Schulz
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

Stephan, ich beziehe das auf die mir bekannten H-L-Rieslinge aus fetteren Jahren. Vor allem wenn eine ordentliche Botrytis mit im Spiel ist, ist eine lange Lagerung aus meiner Perspektive kritisch.

Botrytisweine benötigen all meinen Erfahrungen nach eine richtig hohe Restsüße und auch eine eher prägnante Säure, um mit einigem Alter nicht deutlich abzubauen.

Viele Grüße

Bernd
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octopussy
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von octopussy »

Bernd Schulz hat geschrieben:Stephan, ich beziehe das auf die mir bekannten H-L-Rieslinge aus fetteren Jahren. Vor allem wenn eine ordentliche Botrytis mit im Spiel ist, ist eine lange Lagerung aus meiner Perspektive kritisch.

Botrytisweine benötigen all meinen Erfahrungen nach eine richtig hohe Restsüße und auch eine eher prägnante Säure, um mit einigem Alter nicht deutlich abzubauen.
Hallo Bernd,

vielen Dank. Ich habe zu wenig Erfahrung mit dem Entwicklungspotenzial der Heymann-Löwenstein Riesling aus fetten oder schlanken Jahren. Aber bislang war ich öfter enttäuscht als begeistert von den gereiften Heymann-Löwenstein Rieslingen, die ich hatte. Die waren aber größtenteils auch eher aus fetteren Jahren (2003, 2005, 2006).

Dass halbtrockene bis trockene Botrytisweine nicht so gut altern sollen, da bin ich mir aber nicht sicher. Aus dem Elsass kenne ich einige durchaus leicht botrytisgeschwängerte Weine, die sich m.E. großartig entwickelt haben, wobei ich nicht weiß, wie viel Botrytis-Trauben da nun tatsächlich drin stecken. Beispiele: Marcel Deiss, Zind-Humbrecht, Domaine Weinbach "L'Inedit" (der hat üblicherweise ca. 20% Botrytisanteil). Auch der Clos de la Coulée de Serrant von Nicolas Joly, in dem eigentlich immer ein gewisser Botrytis-Anteil enthalten ist, reift m.E. mit etwas Glück und Flaschenvarianz ziemlich gut.
Beste Grüße, Stephan
weinaffe
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von weinaffe »

Hallo Stephan, hallo Bernd,

ich hatte kürzlich das Vergnügen, von "hochkompetenter" wissenschaftlicher Seite (Geisenheim) einen mehrstündigen Vortrag zum Thema " Dry Bortrytis Wines - good or bad" in englischer Sprache zu hören. Gott sei Dank waren auch viele Versuchsweine (mit unterschiedlichen Bortrytisstufen) zu verkosten, die die sehr anstrengende Theorie doch etwas auflockerten. Beim Thema "Alterungsverhalten" konnte aus Geisenheimer Sicht zumindest kein signifikanter Unterschied zwischen bortrytisfreien und Bortrytisweinen mit einem Anteil bis zu 30 % festgestellt werden. Interessanterweise wurden in den Blindproben von der Mehrheit fast nie der bortrytisfreie, sondern meist der Wein mit einem moderaten Bortrytisanteil (10-20%) geschmacklich präferiert. Ich war hier wohl eher die Ausnahme von der Regel, Bortrytis im -trockenen- Wein ist nicht so mein Ding ;) . Aus meinem unwissenschaftlichen Erfahrungsschatz und Bauchgefühl heraus neige ich dennoch dazu, bortrytisfreien, trockenen Weinen eine bessere Reife zu bescheinigen :mrgreen:
Letztlich scheint aber die Bortrytis im trockenen Wein eher eine Frage der geschmacklichen Präferenz und des Weinstils zu sein als der Alterungsfähigkeit.

Gruss
Bodo
Bernd Schulz
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

Letztlich scheint aber die Bortrytis im trockenen Wein eher eine Frage der geschmacklichen Präferenz und des Weinstils zu sein als der Alterungsfähigkeit.
Ja, mag sein. Ich will mich da gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen, da ich trockene/pseudotrockene Botrytisweine eher selten trinke. Die Exemplare, die mir bislang untergekommen sind, waren aber jung für mich deutlich schöner als nach vier oder fünf Jahren. Ich erinnere mich da zum Beispiel - um kurz von Heymann-Löwenstein wegzukommen - an einen 01er oder 02er (?) "Saartyr" von Herrenberg, der in seiner Jugend sehr zu beeindrucken wusste, während später die Botrytis immer stärker ihre bittere Seite herauskehrte und den Wein nach und nach zu einem Schatten seiner selbst werden ließ.
Auch der Clos de la Coulée de Serrant von Nicolas Joly, in dem eigentlich immer ein gewisser Botrytis-Anteil enthalten ist, reift m.E. mit etwas Glück und Flaschenvarianz ziemlich gut.


Den habe ich erst einmal in meinem Leben anlässlich eines Besuchs bei UlliB getrunken. Damals war der Wein 12 Jahre alt, und von Botrytis habe ich nichts geschmeckt. Allerdings handelt es sich hier auch um eine extreme Stilistik, die eh für die eine oder andere Überraschung gut ist, oder? ---

Heute abend habe ich mich wieder dem Abbau meiner mittlerweile schmalen, aber einstmals gar nicht so geringen H-L-Bestände gewidmet:

Bild

Eine Spur Botrytis dürfte wohl auch hier im Spiel gewesen sein, aber im Gegensatz zu den 13 Volt wirkt dieser kleine Botrytisanteil in keinster Weise störend.

Der Röttgen 02 ist auch nach über 10 Jahren noch ein sehr guter Wein, der keine Filzpantoffelassoziationen hervorruft.

Mein Geschmackspräferenzen haben sich inzwischen in eine andere Richtung verschoben, wobei jeder aus einer H-L-Buddel gezogene Korken trotzdem eine gewisse Wehmut hervorruft: Ich werde wohl keine H-L-Rieslinge mehr kaufen, während Reinhard Löwenstein vor 10 Jahren für mich durchaus noch so etwas wie eine Lichtgestalt darstellte.....

.....so naiv :oops: war ich damals....

....oder der Winzer Reinhard Löwenstein war eventuell auch noch dezent anders orientiert als heutzutage? Ich weiß das gerade nicht so genau :?....

Beste Grüße

Bernd
Goldtröpfchen
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Goldtröpfchen »

Lieber Bernd,

darf ich fragen, was Du vor zehn Jahren noch nicht gesehen hast, das Du heute mit schamesrotem Kopf erkennst? Oder was die Richtung ist, die HL genommen hat, und die Dir heute so gar nicht mehr zusagt? Ich Greenhorn sehe ja immer überall nur das Positive (na ja, und in diesem Fall die nicht ganz unbescheidenen Preise) ...

Grüße,
H.
Bernd Schulz
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

Liebe Harriet,

bei Reinhard Löwenstein sehe ich eine stetig anwachsende Kluft zwischen der eigenen Überzeugung und der gelebten Realität. Ich erkläre dir das auch gerne noch näher, aber da es sich um eine nicht ganz einfache Thematik handelt, benötige ich dazu einen richtig ruhigen Abend, und der ist frühestens am Sonntag in Sicht.

Erinnere mich notfalls noch mal!

Herzliche Grüße

Bernd
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Birte
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Birte »

Bernd Schulz hat geschrieben: bei Reinhard Löwenstein sehe ich eine stetig anwachsende Kluft zwischen der eigenen Überzeugung und der gelebten Realität. Ich erkläre dir das auch gerne noch näher, aber da es sich um eine nicht ganz einfache Thematik handelt, benötige ich dazu einen richtig ruhigen Abend, und der ist frühestens am Sonntag in Sicht.

Erinnere mich notfalls noch mal!
Auf diese Ausführungen bin ich aber auch mächtig neugierig. Und falls Harriet es vergisst, werde ich Dich ganz bestimmt erinnern. :mrgreen:
Goldtröpfchen
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Goldtröpfchen »

Dann warte ich bis Sonntag. Neugierig!
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