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Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Fr 25. Apr 2025, 22:53
von vanvelsen
pessac-léognan hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 20:16
albarello hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 19:52
pessac-léognan hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 19:23
Danke euch/Ihnen beiden, Adrian und Herr Hilse, für die ausführlichen Antworten.
Offenbar habe ich da eine ziemlich komplizierte Materie geöffnet, bin aber auch froh, hiermit nach einer etwas polemischen Sequenz wieder sachlicheren "Boden" betreten zu haben: quasi Terrassen 3 + 4.
Ich freue mich jedenfalls, aus den letzten Jahren nach langer Zeit auch wieder Montrose geordert zu haben, nachdem ich die Flaschen 2001er viel zu früh geöffnet und damit Lehrgeld gezahlt habe...
Gruß
Jean
Kurze OT Frage: Wann ist denn Montrose 2001 ready?
Das kann ich dir leider nicht sagen, da ich meine 2 Flaschen zur Unzeit geöffnet habe, will wohl heißen: zu früh.
Montrose 01 ist top aktuell...
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Fr 25. Apr 2025, 22:59
von vanvelsen
Matthias Hilse hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 18:18
pessac-léognan hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 17:07
Anschlussfrage an Adrian:
"Montrose Terrasse 3" - ist das jetzt der Nachfolgename für "Tronquoy" - der ja auch von Terrasse 3 kommt - laut Etikett des 2022ers? Danke und Gruß
Jean
Auch wenn ich nicht der Adressat der Frage bin, erlaube ich mir, kurz zu antworten. Bisher (bis einschließlich des Jahrgangs 2022) wurde Montrose aus den Reben der "Terrasse 3" und der "Terrasse 4" bereitet.
Mit dem Jahrgang 2023 (dem ersten, der von Pierre Graffeuille verantwortet wurde) hat man sich hier auf das historische Terroir aus der Klassifizierung von 1855 "zurückgezogen". Es wird in Zukunft einen eigenen Wein aus der "Terrasse 3" geben, der nicht in Subskription verkauft werden wird.
Wenn man bedenkt, dass nur Latour und Leoville Las Cases über Rebblöcke auf der Terrasse 4 verfügen, dürfte klar sein, worum es bei dieser Aufteilung langsfristig gehen wird.
Es ist anzunehmen, dass Montrose seinen Avantgardeanspruch im nördlichen Médoc auch im Preis manifestieren wird und der neue Wein dann die Lücke zwischen La Dame und dem "Grand Vin" schließen wird.
Wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf: ich habe direkt nacheinander Montrose, Cos d'Estournel und Calon Segur verkostet. Diese 3 Weine vom WA jeweils auf Augenhöhe bewertet zu sehen, verwundert mich durchaus.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Die These von Matthias Hilse ist korrekt, siehe Info, die ich von Montrose erhalten habe... "We haven’t set a price for this new cuvée yet, as we may not release it on the market for several more years.
However, we intend to position it between Montrose and La Dame de Montrose (so priced below the Grand Vin)."
Gruss
Adrian
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 09:10
von Matthias Hilse
Während z.B. bei Tertre Roteboeuf und Pontet-Canet integrale Ansätze verfolgt werden (einen einzigen Wein aus der ganzen Anlage, keine Deklassierung, kein Zweitwein), geht man auf Montrose einen diametral anderen und - nach meiner Beobachtung - in Bordeaux bisher einzigartigen Weg. Da gibt es die bisherige Linie 1) Montrose 2) La Dame de Montrose 3) Tertio de Montrose (zuvor Saint Estephe de Montrose) und 4) "bulk" (nicht benannte Fassware). Das gibt es in ähnlicher Durchführung z.B. auch bei Ch. Margaux, Calon Segur, Batailley et.al.
Neu ist, dass es mit der Herauslösung der "Terrasse 3" aus dem Grand Vin (und damit auch aus der Klassifizierung) eine fünfte Selektion aus den Rebanlagen von Ch. Montrose gibt.
Anders, als man dies in Saint-Emilion beobachten kann, wo die "Hommage à Elisabeth Bouchet" von Ch. Angélus die dortige Klassifikation quasi rechts überholt (und damit die 1er Grand Cru Classé-A-Weine als "Schnäppchen" erscheinen läßt) und in gewisser Weise damit auch ad absurdum führt, stärkt Montrose die Klassifikation von 1855 - weil der eigene Wein wieder in den historischen Kontext "coutouriert" wird und die Exklusion von Traubenmaterial das Angebot reduziert.
Während man andernorts viel gebaut hat, um Mengen aus dem Markt nehmen zu können (ein reiner Zeitfaktor, kein Mengenverlust), gibt es nun von Ch. Montrose dauerhaft weniger Grand Vin, der überdies exklusiv aus den 1855 bereits vorhandenen Parzellen stammt.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 10:06
von albarello
vanvelsen hat geschrieben: ↑Fr 25. Apr 2025, 22:53
Montrose 01 ist top aktuell...
Danke, Adrian - meine letzte Flasche ist in dem Fall fällig

Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 11:17
von Alba
Dank an Adrian und Hr. Hilse für Ihre Berichte aus erster Hand, basierend auf eigenen Verkostungseindrücken - letztlich das Einzige was für mich zählt und daraus kann ich mir schon etwas mitnehmen, im Gegensatz zu durchgetragenen und auf hörensagen (Gelesenem) basierenden Einschätzungen und Verrissen.
Auch die Klarstellung zu T3 / T4 bei Montrose ist interessant, nicht ganz überraschend da sich so eine Vorgangsweise ja bereits vor einem Jahr abgezeichnet hatte - jetzt wohl endgültig bestätigt. Wenn ich wetten würde, tippte ich bei dem irgendwann kommenden T3 Wein eine prozentuell näher Anlehnung Richtung Grandvin als zum La Dame (was ja auch irgendwie nachvollziehbar wäre). Die weitere Preisgestaltung des Grandvin wird jedenfalls spannend (anspielend auf Hr. Hilses "tiefe Taschen" Kommentar) - in 2022 hat man sich noch (mit der bisherigen T3 & T4 Cuvee) deutlich (fair) unter den peers (Cos, Comtesse, Ducru) positioniert - mit einem wohl zumindest gleich guten (oder auch besseren ?) Wein.
Mit 2023 (erstmalig nur mehr T4, wurde ja medial- marketingmäßig auch gut gespielt letztes Jahr) dann preislich eher über den peers und zumindest prozentuell somit auch nicht so stark reduziert 22->23.
Was macht man mit dem 2024 jetzt ? Glaube persönlich nicht dass der unter EVP 130,-- gehen wird, aber man kann sich ja positiv überraschen lassen.
LG
Manfred
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 12:02
von vanvelsen
Für alle, die nicht wissen, wann welcher Wein mit seinen Preisen rauskommt, hier der Erscheinungs-Kalender...
Gruss,
Adrian
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 12:05
von Matthias Hilse
Montrose ist ein Einzelfall, mit einer Qualität im letzten Jahrzehnt, die regelmäßig der eines 1er Cru entsprach. Gleichzeitig gibt es die peer-Gruppe der 2ème Cru und die der anderen beiden top-Saint-Estèphe. Die Erträge in 2024 sind hier am niedrigsten, die Qualität in ihrer eigenen Klasse (nach meiner persönlichen Einschätzung).
Aufgrund der immer soliden Nachfrage nach Montrose erwarte ich einen Ausgabepreis ex negoce zwischen € 96,- (2019) und € 120,- (2023). Innert dieser Spanne mit Neigung zum niederen Wert schätze ich den Wein als klaren Kauf ein - er ist aber auch für mich der Wein des Jahrgangs (MH 97-98 Punkte, Text ist noch in Arbeit).
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 12:35
von vanvelsen
Und hier der Sneak Preview zu...
2024, Château Montrose: Dunkle Farbe, tiefgründige Nase, Schwarzkirschen, Cassis, Rauch, Tabak, Eukalyptus, Mandelblüten; der Gaumen ist zupackend, dicht, Massen an Gerbstoff, hervorragende Struktur, das ist im Kontext des Jahrgangs ein wahres Monument, der Wein hat Biss, Druck und Länge. Einer der besten Weine des Jahrgangs. 2032 bis 2065, 96-98 Punkte
2024, Terrasse 3 de Château Montrose: Dunkelfruchtig, tiefgründig, mit laktischen Noten, Süssholz, Johannisbeeren, Brombeeren, angekohltes Holz; am Gaumen leichtfüssig, gradlinig, kompakt, baut ungemein viel Druck auf, bleibt elegant, die Tannine sind fein mit der Frucht verwoben, die Säure belebt, ein Crescendo eines Weins, kraftvoll und gleichzeitig federleicht über den Gaumen schwebend; kreidiges Finale, sehr schöne Länge. Eine tänzerische Interpretation des Jahrgangs. 96-98 Punkte.
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 18:31
von UlliB
Matthias Hilse hat geschrieben: ↑Sa 26. Apr 2025, 09:10
Anders, als man dies in Saint-Emilion beobachten kann, wo die "Hommage à Elisabeth Bouchet" von Ch. Angélus die dortige Klassifikation quasi rechts überholt (und damit die 1er Grand Cru Classé-A-Weine als "Schnäppchen" erscheinen läßt) und in gewisser Weise damit auch ad absurdum führt, [...]
Von dieser "Hommage" habe ich noch nie etwas gehört... was soll denn da die Flasche kosten? Angelus ist ja ohnehin nicht ganz billig.
Ich habe schon lange damit gerechnet, dass in Bordeaux die Erzeuger auf die Idee kommen, ihrem
grand vin noch eine Luxuscuvée abzumelken. Die wissen ja, wo ihre allerbesten Parzellen sind, und Wein für einige Hundert Flaschen kann man ohne großen Schaden für den Hauptwein separieren. Ähnliches wird ja inzwischen fast überall gemacht, und was das "Beschädigen" der Klassifikation betrifft: wen interessiert das denn wirklich, und außerdem ist gerade in St.Emilion die Klassifikation doch ohnhin schon arg beschädigt
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2024
Verfasst: Sa 26. Apr 2025, 19:30
von Winedom
Für mich bringt eine Luxuscuvee einen Vertrauensverlust in das Weingut mit sich.
Den Rahm abschöpfen auf Kosten des Hauptproduktes. Das gefällt mir nicht.
Aber was tut man nicht fürs Geld oder den Glauben an eine Erhöhung des Renommees.
Vielleicht brauchen auch manche einfach das Geld.
1855er Weine. Exakt wie damals. Könnte ein neuer Weg werden in einer Welt die Retroprodukte, Geschichten und sog. Authentizität liebt.
Hätte nichts dagegen. Bordeaux muss wieder Trends un Themen setzen, sonst übergeht einen die Zeit.