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Re: Weingut Keller

Verfasst: Mo 25. Jun 2012, 10:42
von oli_oli_oliver
Vorletzte Woche im Glas:

Keller - Hubacker GG 2005

Volles aber durchaus nicht übermäßig dunkles Gelb - das 2007er Kirchspiel kürzlich war dunkler. Direkt nach dem Öffnen phänomenale Nase: exotisch mit Ananas, Grapefruit und Passionsfrucht aber auch tollen, frischen Aromen wie Limette und - na ja, was auch sonst - perfekt eingebundenen mineralischen, ins muschelkalkige gehenden Tönen. Über allem liegt eine sehr feine, ätherische, ganz leicht schieferige Note, die die Nase bei aller Konzentration federleicht erscheinen lässt. Am Gaumen geht dann die Post ab. Massive Konzentration bei perfekter Balance. Kristallklare Säure, ewiger Abgang. Auch hier sind die Fruchtaromen wieder exotisch. Ein genialer Wein, der stilistisch - was ja kein Wunder ist - nicht auf der leichten Seite zuhause ist. Damit wäre ich beim einzigen, allerdings für mich schwerwiegenden Kritikpunkt: der Wein ist in meinen Augen mehr ein Probenblockbuster als ein Spaß- bzw. Trinkwein. Durch die massive Struktur macht er nicht unbedingt Lust auf mehr, die Trinkigkeit bleibt ein Stück weit auf der Strecke. Aus reiner Qualitäts-Sicht halte ich 95 Punkte für locker gerechtfertigt. Subjektiv würde ich, wenn ich vorhaben mehr als ein Glas zu trinken, zu anderen Produzenten greifen....

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mo 25. Jun 2012, 11:21
von BerlinKitchen
:?:

Gerade der "Hubacker" gehört zu den Weinen wo man sich wünscht man hätte eine MG zur Hand. Für mich ist der "Hubacker" immer ein Maul voll Wein.

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mo 25. Jun 2012, 15:26
von oli_oli_oliver
Hi Martin,

bei der nächsten Flasche werden wir uns ganz viel Mühe geben. Vielleicht klappts dann ja mit dem Wunsch nach der MG...

Viele Grüße,

Oliver

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mo 25. Jun 2012, 18:31
von BerlinKitchen
P.S. Allerdings wurde der "Hubacker" in den letzen Jahren "eleganter, mineralischer, verspielter" bzw. weniger fett. Der 2005er ist hingegen noch barock.

Re: Weingut Keller

Verfasst: So 5. Aug 2012, 18:49
von Weinschlumpf
Hallo zusammen,

im Urlaub gab es diese beiden 2010er von Keller über vier Tage hinweg:

Hubacker GG:


Intensiver Duft von gelben Früchten. Mit zunehmender Belüftung (insbesondere ab Tag 2) kommt eine würzige Kräuternote (Nanaminze) hinzu. Am Gaumen knallen die Aromen gerade zu an die Geschmacksknospen. Aprikosen, Mirabellen etwas Quitte. Aber ab dem zweiten Tag ist auch ein Hauch Exotik und Kräuterwürze zu schmecken. Herrlich lebendiges Säurespiel, das dem Hubacker bei aller Dichte auch eine gewisse Eleganz und Finesse verleiht. Grandiose Länge. Am ersten Tag 93 Punkte. Ab dem zweiten Tag 96 Punkte. Steht auch am vierten Tag wie eine Eins im Glas. Jetzt schon wunderbar zu trinken. Lies den ebenfalls parallel getrunkenen Halenberg 2010 von Emrich-Schönleber deutlich hinter sich.

Abtserde GG:

Mist!! Zu früh entkorkt. Das war mein erster Gedanke. Kaum riechbares kam da nach dem entkorken ins Glas. Auch am Gaumen eher schlank. Ohne Wertung. Aber dann kam der zweite Tag:

Irre komplexe Nase. Viel Passionsfrucht, weisse Johannisbeere, Mirabellen und Grapefruit. Aber auch kräuterig-würzige Aromen. Spiegelbildlich der Gaumen. Wie ein Rasiermesser schneidet die kalkige Mineralität den Gaumen und klingt minutenlang nach. Weltklasse 96++ Punkte.

Ab dem dritten Tag hat er sich dann leider wieder ins Schneckenhaus zurückgezogen. Aber der Trinkspaß am zweiten Tag hat uns für dieses Auf und Ab entschädigt.

Beide Weine sind phantasisch und bieten einiges an Potential. Mir hat der Hubacker insgesamt besser gefallen. Die Abtserde ist eben noch etwas wild und zickig..eine rheinhessische Diva eben.

Viele Grüße

Nikolai

Re: Weingut Keller

Verfasst: So 5. Aug 2012, 21:28
von C9dP
Hallo Nikolai,

das deckt sich ziemlich mit meinen Erfahrungen Ende letzten Jahres. Der Hubacker ist definitiv ganz großes Kino und scheinbar immer noch in einer phantastischen ersten Phase. Bei der Abtserde brauchte ich auch etwas, um mich rein zu finden. Aber ich denke, der könnte in einigen Jahren den Hubacker noch in den Schatten stellen. Meine weiteren Flaschen bleiben auf jeden Fall noch mindestens 5 Jahre liegen.

Beim Halenberg glaube ich allerdings auch, dass der noch richtig aufdreht, wenn ein paar Jahre ins Land gegangen sind. Der war bei mir einfach noch wie zugenagelt.

Re: Weingut Keller

Verfasst: Fr 7. Sep 2012, 20:06
von Tackleberry
Budi hat geschrieben:http://budisfoodblog.wordpress.com/2012 ... fels-2010/

Riesling “Von der Fels”, 2010

Den Wein habe ich erst jetzt für mich entdeckt. Für mich einer der fantastischsten Weine in dieser Preiskategorie. Der Riesling läuft und läuft und läuft...die Kehle hinab ;)
Ich bin gespannt, ob der 11er genau so interessant wird!
Das Weingut Keller aus Flörsheim-Dalsheim gehört zu denjenigen, die man nicht vorzustellen braucht.

Momentan werden die 2011er Jahrgänge in den höchsten Tönen gelobt. Doch auch 2010 hatte bei Keller einiges zu bieten, wie man bereits am “einfachen” “Von der Fels” sieht.

Der Riesling hat mich begeistert, wie schon lange kein Wein mehr es in dieser Preisklasse getan hat. Für 12-16€ bekommt man hier nämlich einen absolut individuellen Riesling, der in dieser Region heraussticht.

Der von der Fels hat ein intensiveres gelb mit leicht grünen Reflexen und duftet üppig nach Früchten wie Apfelschnitze und Pfirsich. Dann am Gaumen geht es vorerst weiter mit purer Frische der Früchte, die dann abrupt ihr Ende findet und von der höchst feinen Säure abgelöst wird, die faszinierend lange den Gaumen umschmeichelt.

Das ist einer der harmonischsten Rieslinge. Ein Riesling von wundervoller Qualität, die nicht im Verhältnis zum Preis passt. So macht Wein Spaß!
Bild
Hatte heute den "aktuellen" von der Fels 2011 im Glas. Budis Analyse ist nichts hinzuzufügen. 2011 gleicht dem 2010er in allen erwähnten Punkten des 10ers. Los werden wollte ich noch , dass der Wein sofort zugänglich ist. Entkorkt und ab ins Glas. 8-)

Toller Wein,
Gruß Alex

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 18:09
von Tonyno
Hallo an alle Forumianer!

Ich möchte mich kurz (oder auch etwas länger) vorstellen bevor ich zu meiner Frage komme.
Ich heiße Tony, bin noch knapp unter dreißig und beschäftige mich seit zweieinhalb Jahren
Intensiv mit Wein. Ich lese schon seit einiger zeit hier im Forum mit, hab mich aber nicht so richtig getraut mich mit einzubringen aufgrund meiner geringeren Erfahrung. Nun hab ich mal mein ganzen Mut zusammen genommen, nachdem ich mich vor Wochen schon angemeldet habe :D
Meine Vorliebe liegt ganz klar bei den deutschen Gewächsen, insbesondere Riesling!'
Da dieses Forum in meinem Weinleben eine große Rolle spielt (wenige Freunde die dieses Hobby mit mir teilen) würde ich gerne Teil dieser Gemeinde sein, und versuchen mich aktiv zu beteiligen (wenns euch recht ist) :roll:

Ich freue mich sehr darüber, endlich mal mit einer Frage an euch heran zu treten.

Und zwar geht es um Kellers "Feuervogel" den ich mir zulegen will. Fürs erste soll es bei einer Flasche bleiben, und jetzt weiß ich nicht ob ich zur 10ner oder 11er greifen soll. Beide sollen sehr gut sein, also wo ist der feine Unterschied?? Ist ein Jahr längere flaschenreife und die kühlere 10ner Stilistik von Vorteil bei diesem Wein???

Sonnige Grüße aus Berlin

Tony

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 18:22
von innauen
Hallo,

ganz schön mutig hier zu schreiben. Wenn das jeder täte, der sich nur für Wein interessiert ohne mindestens ein abgebrochenes Studium in Geisenheim vorweisen zu können, wo kämen wir dann hin :?: :!:

Ganz im Ernst. Ich bin fast erschrocken, wie ungastlich wir wirken müssen :oops: Also: Jeder Schreiber mit Interesse für Wein ist willkommen, auf das dies ein noch gastfreundlicheres Forum werde.

Jetzt zum Feuervogel : 2010! Das ist einfach ein geniales Sylvanerjahr gewesen. Die starke Säure des Jahrgangs kommt dem Stil von Keller sehr entgegen. Ausserdem trinke ich Weine aus dem Jahr allein wegen des Reifevorsprungs jetzt sehr gerne.

Beste Grüsse aus dem Prenzlauer Berg,

Wolf

PS Wenn Du spannende Sylvaner magst: Erdrauch Landart probieren. Gibt es einen Thread dazu.

Re: Weingut Keller

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 19:37
von Tonyno
Hallo Wolf,
erstmal vielen dank für deine Einschätzung. Du hast meine Tendenz bestätigt und mir somit auch meine Entscheidung erleichtert.

Es tut mir leid wenn ich den Eindruck erweckt habe, hier wäre es ungastlich. Ist natürlich nicht der fall. Liegt wohl mehr an der eigenen Unsicherheit bei so einem Thema wie Wein, das einem manchmal etwas elitär erscheint.

Und da ich hier doch schon länger mitlese, kann ich auch sagen das mir einige Leute hier sympathisch erscheinen und auch ein Grund dafür sind, sich zu "trauen" und über den eigenen Schatten zu springen! :)

In diesem Sinne freue ich mich auf viele Diskussionen, Anregungen und tolle Tipps von und mit euch.

Grüße aus dem Schillerkiez

Ps: den Erdrauch thread hab ich schonmal gelesen und war auch wirklich neugierig.
Den gab es anscheinend in der Hammers Weinkostbar. Muss da mal unbedingt hin!