Rieslingfan hat geschrieben: ↑Do 24. Apr 2025, 17:00
Ist es eigentlich Pflicht, dass die Inhaltsstoffe für jeden Wein auch in den Online-Shops der Winzer und Händler angegeben werden müssen?
Ja - und ich sage leider... - und bringe hier mal meine eigene Sichtweise auf das Thema ein, welches aus Verbrauchersicht zwar durchaus sinnvoll ist (auch ich gucke bei mir unbekannten Produkten gern auf die "Rezeptur"...). Aber wie bei allen anderen bürokratischen Zusatzaufwendungen der letzten Jahre schädigt man hier die kleinen und kleinsten der Händler - die Einzelkämpfer wie mich erneut. Während die Großen da einfach einen weiteren unbezahlten Praktikanten ran setzen, der das so abarbeiten soll, dass die Abmahnanwälte und Vereine sich nicht bereichern können, hat der Einzelkämpfer den Aufwand zusätzlich.
Das umso mehr, wenn wie in meinem Falle keine deutschen Weine gehandelt werden, sondern Importware. Denn alles muss fachgerecht und wohl sogar beglaubigt von der Erzeugersprache (in meinem Falle Katalan / Spanisch) ins Deutsche übersetzt werden, Google- oder Bing-Übersetzer und ähnliche Helferlein werden nicht anerkannt, was auch nachvollziehbar ist, schaut man sich das Kauderwelsch an, was da oft noch immer bei raus kommt. Allein das Übersetzen kostet dann jede Menge zusätzliche Zeit, die in aller Regel von der wenigen kostbaren Freizeit abgeht oder wegen derer man anderes liegen lassen muss. Das Beglaubigen lassen verursacht neue Kosten, wie auch die benötigte zusätzliche Webseite, denn man darf das ja nicht auf seine ursprüngliche Seite bringen. Das Aufbauen und Pflegen dieser zusätzlichen Seite kostet natürlich auch wieder Freizeit.
Da niemand solcherlei neue bürokratische Erfordernisse finanziell unterstützt, steigt der Grad der Selbstausbeutung weiter, denn die Frage ist, ob der Verbraucher es versteht, wenn man die Kosten dafür in seine Kalkulation einrechnet - wir haben immerhin seit Jahren Dauerabsatzkrise und die Leute behalten aus Angst vor der Zukunft oder wegen zu vollem Keller bei ungewisser globaler Zukunft ihr Geld bei sich. Das veränderte Einkaufsverhalten generell seit Corona kommt noch obendrauf...
Selbst wen ich nun nicht wegen meiner Krebserkrankung, die auf das letzte Stadium zusteuert (falls sie da nicht schon ist), hätte beschließen müssen, nur noch die noch immer umfangreichen Lagerbestände zu verkaufen, aber nichts Neues mehr zu importieren, würde ich auf dieses für mich neue Ärgernis reagieren und wohl keine Weine mehr importieren, die per Jahrgang unter diese Pflichten fallen...
Genau so, wie viele der kleinen Winzer - nicht nur meine im Priorat / Montsant, sondern auch andere von mir Besuchte - egal wo - stöhnen und überlegen, wie sie am Besten damit umgehen sollen, werden es viele kleine, aber spezialisierte Händlerkollegen wohl tun.