Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

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Trapattoni
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Trapattoni »

Dear all,
nachdem ich in letzter Zeit mal wieder mein Herz für weiße gereifte Burgunder - z.B. Meursault von Domaine des Comtes Lafon oder Chablis von Rene & Vincent Dauvissat - entdeckt habe, gab es heute einen meiner bisher besten Chardonnays ever und überraschenderweise aus Italien. ?! :?

1991 Langhe Bianco Chardonnay Gaja & Rey von Angelo Gaja

In der Nase die reinste Blumenwiese, dezentes Holz, am Gaumen präzise, nicht breit, angenehme leicht angeräucherte Walnuss, Waldmeister, Quitte, toll eingebundene Säure spielt ausgewogen mit der Süße und dem Holz, schließlich ein ewig langer Abgang trotz ganz kleiner Schlücke.
Das hätte ich Chardonnay aus dieser Region nicht zugetraut. :o
Da habe ich schon wesentlich schlechtere Montrachets getrunken. Von mir gibt's dafür 95 Punkte plus einem Spaßpunkt.

Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
bordeauxlover
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von bordeauxlover »

Hallo Dieter,

das klingt ja extrem trinkanimierend... Aber vermutlich sauteuer??? Ist der Wein im Handel überhaupt noch auftreibbar? Auf die Schnelle jedenfalls konnte ich den zumindest aus dem Jahrgang nirgendwo im Netz finden.

Schöne Grüße
Armin
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Trapattoni
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Trapattoni »

bordeauxlover hat geschrieben:Hallo Dieter,

das klingt ja extrem trinkanimierend... Aber vermutlich sauteuer??? Ist der Wein im Handel überhaupt noch auftreibbar? Auf die Schnelle jedenfalls konnte ich den zumindest aus dem Jahrgang nirgendwo im Netz finden.

Schöne Grüße
Hallo Armin,
das war ein Zufallsfund in den (fast) unergründlichen Tiefen des Weinkellers eines mir befreundeten Weinhändlers zu einem fairen Kurs. Einfach mal Glück gehabt - so ein gereifter Weißer kann auch schon mal sehr müde sein, aber er meinte, der Gaja & Rey sei schon immer ein Langstreckenläufer gewesen. ;)

Grüße
Dieter
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(Joachim Ringelnatz)
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Mr. Nebbiolo
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Piemont Freunde,



gestern eine noch sehr jungen Barbaresco geöffnet:

2009 Barbaresco "Pajore" - Rizzi

Ich habe den Wein zum Grillfleisch getrunken und keine Notizen gemacht. Die Betonung liegt auf "getrunken", nicht probiert, verkostet oder genippt, heißt, ich habe selten so einen jungen Nebbiolo aus teilweise sehr heißem Jahrgang im Glas, der so trinkig ist. Diese Flasche war zu zweit viel zu wenig ;) :D .

Ein klassischer Barbaresco, recht helle Farbe, frisch, präsente Säure, hellbeerig, trinkanimierend, spürbares aber angenehmes Tannin, ein mittlerer Körper, blumige Aromen, Kirsche und ein langer Abgang.

14 % Alkohol, die man 0,0 spürt, Nebbiolo Trinvergnügen pur, ein absolut leckerer Stoff, den ich auch mal ein paar Jahre reifer probieren will.

So ist klassischer Nebbiolo 8-)
Grüße

Klaus
Weinbertl
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Weinbertl »

hallo,

gestern gabs bei mir 1995 Barbaresco, Bruno Giacosa.

In der Farbe bereits sehr weit fortgeschritten mit rostigem Ziegelrot bis zum Kern.
In der Nase viel Nebbiolo-typische Aromen von Herbstlaub und Waldboden. Im Laufe des Abends kam ein wenig Süße dazu, was das Nasenbild angenehm komplettierte. Durchaus als vielschichtig zu bezeichnen.
Am Gaumen wiederholen sich die Aromen wie oben beschrieben. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Geschmack von altem Holz, der wohl von traditionellem Ausbau herrührt. Ebenfalls spannend empfand ich die am hinteren Gaumen sich aufbauende kräftige Struktur geprägt von adstringierenden Tanninen und knackiger Säure. Was mir ein wenig fehlte war reifer, leicht süßlicher Schmelz, der das Ganze feiner abgerundet hätte. Abgang von sehr guter Länge.

Fazit: Der Wein hat mich sehr überzeugt, da er sich als klassischer und traditionell gemachter Barbaresco präsentiert. Nichts für Liebhaber rundgelutschter Weine, da viele Ecken und Kanten. Hat noch Reserven. 17-17,5 P.
Grüße
Robert
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Mr. Nebbiolo
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Robert,

das ist schön, da hattest du wohl Glück :) ;)

Wir haben in Südtirol zwei Flaschen vom 95er geöffnet und beide waren absolut hinüber. Der Betreiber des Ladens sagte uns, er hätte schon ein paar Flaschen für den Ausguss gehabt, immer der 95er :roll:
Grüße

Klaus
Weinbertl
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Weinbertl »

Hallo Klaus,

in den ersten 15-20 Minuten hatte auch ich nicht auf den Wein gesetzt: die Farbe versprach nicht viel Positives und sensorisch zeigte sich der Wein ziemlich morbide. Das änderte sich aber zusehends in der offenen (undekantierten) Flasche.
Freut mich jedenfalls, dass ich so ein Glück hatte :D
Grüße
Robert
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sorgenbrecher
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von sorgenbrecher »

Mr. Nebbiolo hat geschrieben: Wir haben in Südtirol zwei Flaschen vom 95er geöffnet und beide waren absolut hinüber. Der Betreiber des Ladens sagte uns, er hätte schon ein paar Flaschen für den Ausguss gehabt, immer der 95er :roll:
gourmet ladele in lana ? ;)
Gruß, Marko.
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Mr. Nebbiolo
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Yeap :)
Grüße

Klaus
Créot
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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Beitrag von Créot »

Liebe Nebbiolista

nachdem ich vor einiger Zeit zwei sehr schöne einfache Nebbiolos aus 2008 getrunken habe (siehe Roero-Forum) bin ich auch der Suche nach mehr. Lagerfähige Weine, die man aber auch werktags mal zu einem netten Essen aufmachen kann, so dass man auch mal ein paar mehr Flaschen im Keller haben kann. Da beginnt dann auch das Problem - Klaus hat es vor vielen Seiten einmal beschrieben: Wenn die Weine im Trinkstadium sind, sind sie nicht mehr erhältlich (zumindest der entsprechende Jahrgang) und, anders als Klaus und wahrscheinlich noch andere hier, finde ich es noch schwierig bei jungen Nebbiolos das Potential einzuschätzen. Als ich etwa den Burlotto Langhe Nebbiolo 2008 vor zwei Jahren probierte, löste es keinen Nachkaufreflex aus - vor 2 Wochen schon (und jetzt gibt es eben den 2012er) - aber das ist dann auch der bisher einzige Nebbiolo, den ich zwei mal im Glas hatte. Ich werde sicherlich mal 2 oder 3 2010er parallel probieren und dann sehen, ob ich da Präferenzen entwickle, aber ich wäre auch für Empfehlungen der hier versammelten Experten dankbar. Habe mir die bisherigen Empfehlungen mal angesehen, aber vielleicht ist es mal ganz schön, die "Lieblingsnebbiolos" mal hier zusammenzutragen.
Freuen würde ich mich auch, wenn jemand etwas zu den letzten Jahrgängen sagen könnte bzw. links hat. 2010 soll ja sehr gut sein. Erfahrungen mit 2011, 2012?
Grundsätzlich hat mir der Burlotto sehr gut gefallen. Den Porello Roero, den ich danach getrunken habe, fand ich zwar auch recht gut, ober weniger typisch. Es war ein sehr schöner Wein, auch mit einer gewissen Eleganz, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihn blind als Nebbiolo verortet hätte. Ich habe mal auf der Webseite nachgeschaut: Es ist zumindest (auch wenn das ja nicht alles sagen muss) im kleinen Fass ausgebaut.
Grundsätzlich bin ich bei den wahrscheinlich bekannteren Namen (Vietti Perbacco, Produttori Langhe, Sandrone Valmaggiore, Sottimano Langhe und wie erwähnt Burlotto - aber dabei muss es ja nicht bleiben). Luigi Pira 2006 fand ich vor einigen Monaten nicht überzeugend. Bin also gespannt auf Empfehlungen. Wäre schön, wenn der eine oder andere etwas zu diesen oder anderen kleineren Nebbiolos etwas sagen könnte

Und noch eine letzte Frage: Wie schätzt ihr die Trinkreife bei den kleineren Nebbiolos ein? Ich hatte mir jetzt nach den bisherigen Erfahrungen zwischen 5 und 10 Jahren als Faustregel gedacht. Aber da ist auch nur der Anfangspunkt ansatzweise erfahrungsgesättigt.

Beste Grüße
Stefan
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