Große Gewächse 2015

Bradetti
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Bradetti »

Hallo Björn, das wäre wirklich spitzenmäßig!
Danke dir schon vorab!
Viele Grüße
Dirk
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octopussy
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von octopussy »

@ all: sorry für's Rumpoltern.

Hallo Ulli,

mein Post war gar nicht auf dich bezogen. Ich denke halt, kaum jemand steht vor dem Regal und sagt sich: "jetzt nehme ich mal einen großen Weißwein, ob Chardonnay oder Riesling ist mir egal." Preislich lassen sich die Top-Weine aus den einzelnen Regionen - wie du sagst - natürlich vergleichen.
Ollie hat geschrieben: Und, natuerlich ist der Vergleich mit Chardonnay nicht statthaft. Hier geht's aber explizit ums "Erlebnis-Preis-Verhaeltnis" jenseits der Rebsortencharakteristiken. Oder macht genau letzteres die Diskussion unsinnig?
Hallo Ollie,

m.E. ja. Per se sind weiße Burgunder aus dem Burgund zu teuer. Bei den Top-Erzeugern kostet ein Village Meursault, Puligny oder Chassagne mittlerweile 40 Euro aufwärts, die Premier Crus gehen bei ca. 60 Euro los und die Grand Crus aus Puligny und Chassagne sind von guten Erzeugern kaum noch unter 200 Euro zu haben. Wohlgemerkt alles deutsche Handelspreise. Manchmal will ich sowas aber einfach trinken: Chardonnay mit Holz in der bestmöglichen Qualität, die ich mir leisten kann und will. Und dann nehme ich lieber einen grandiosen Meursault Genevrières von z.B. Antoine Jobard oder einen Puligny Folatières von Bachelet-Monnot für 65 Euro als drei Flaschen korrekten Chardonnays aus Baden. Zu anderen Gelegenheiten soll es ein großer trockener Riesling sein. Und - wie schon gesagt - sind die die deutschen GGs im Vergleich zu Wachauern oder Elsässern weder sonderlich teuer noch sonderlich günstig.
Beste Grüße, Stephan
Sigbert
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Sigbert »

Mir gefallen Markus Vahlefelds Notizen, weil sie vom persönlichen Geschmack getragen werden und zugleich bestimmte Prinzipien reflektieren, die für ihn wichtig sind. Man muss das nicht teilen, aber man merkt, da hat sich jemand Gedanken gemacht.

Allerdings wird es bei der Mittelmosel etwas grob: Ich habe Verständnis, wenn jemand den von führenden Erzeugern geprägten Weinstil trockener Spitzengewächse nicht mag, ihn vielleicht sogar langweilig findet. Etwas anderes ist es, wenn man wie Markus Vahlefeld vom eigenen Geschmack Rückschlüsse zieht auf die vermeintliche Ambitionslosigkeit der Winzer und sogar Kolportagen über die jüngsten Unruhen im VDP Mosel einbezieht. So entsteht ein - pardon - stiernackiger Verblendungszusammenhang.

Zum Stil: Ich war in Wiesbaden nicht dabei und habe lediglich die GG-Verkostung der Berliner Weinhandlung Schmidt mitgemacht. Dort war Haarts 2015 Goldtröpfchen GG ein unauffälliger, fast blasser Wein im Kontext der meisten anderen GG’s. Aber keineswegs ennttäuschend. Ich bin sicher, dass dieser Wein in 15 bis 20 Jahren, wenn 80 Prozent der dort gezeigten GG’s über ihren Höhepunkt sind, brillieren wird. In puncto Langlebigkeit sind die trockenen Weine der Spitzenerzeuger von der Mosel nach meiner Erfahrung kaum zu toppen. Aber klar, auch das ist Geschmacksfrage.

Völlig verfehlt ist die Unterstellung, „Neid“, „Missgunst“ oder „tumbe Blödheit“ hätten die Aufnahme eines Moselwinzers in den VDP verhindert. Diese Sichtweise ist von einem ehemaligen VDP-Vorstand aus naheliegenden Gründen gegenüber dem „Falstaff“ zum besten gegeben worden. Aber sie entspricht definitiv nicht den Tatsachen.

Wie gesagt, man muss die trockene GG’s einiger Spitzenwinzer von der Mittelmosel nicht mögen. Aber eine dumpfe Rückständigkeit zu unterstellen, führt zu weit.

Herzliche Grüße,
Sigbert
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UlliB
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von UlliB »

Sigbert hat geschrieben:Wie gesagt, man muss die trockene GG’s einiger Spitzenwinzer von der Mittelmosel nicht mögen. Aber eine dumpfe Rückständigkeit zu unterstellen, führt zu weit.
Hallo Sigbert,

sehr schöner erster Beitrag, vielen Dank. Ich hatte kurz überlegt, den Mosel-Passus zu kommentieren, hatte es dann aber doch bleiben gelassen.

Tatsache ist: wer Wachauer Smaragde oder auch rheinhessische GGs als Benchmark für trockene Rieslinge ansieht, wird in den meisten Jahren mit den trockenen Weinen der Mosel nicht viel anfangen können, da diese stilistisch völlig anders ausfallen. Wenn das in 2015 zumindest teilweise anders aussieht, wirft das für mich einige Fragen auf: liegt das an den spezifischen klimatischen Bedingungen des Jahrgangs, oder haben einige Winzer ihre Ausbauverfahren geändert - bis hin zu dem oben völlig unkommentiert gebliebenen Einwurf eines Mosel-Winzers, dass diese Weine jetzt halt entsprechend "zurechtgezimmert" worden sind?

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von octopussy »

Erstmal auch von mir danke an Sigbert. Ein großartiger Post.
UlliB hat geschrieben: Tatsache ist: wer Wachauer Smaragde oder auch rheinhessische GGs als Benchmark für trockene Rieslinge ansieht, wird in den meisten Jahren mit den trockenen Weinen der Mosel nicht viel anfangen können, da diese stilistisch völlig anders ausfallen. Wenn das in 2015 zumindest teilweise anders aussieht, wirft das für mich einige Fragen auf: liegt das an den spezifischen klimatischen Bedingungen des Jahrgangs, oder haben einige Winzer ihre Ausbauverfahren geändert - bis hin zu dem oben völlig unkommentiert gebliebenen Einwurf eines Mosel-Winzers, dass diese Weine jetzt halt entsprechend "zurechtgezimmert" worden sind?
Den Einwurf hatte ich gar nicht gelesen. Wenn man dem erst jüngst veröffentlichten Artikel von David Schildknecht auf Lars Carlbergs Seite folgt, scheinen einige Moselwinzer aber auf jeden Fall unter den 9 g/l Restzucker bleiben zu wollen, damit sie ihre Weine als GGs anstellen dürfen. Wenn es richtig ist, was diese Winzer in der Vergangenheit sagten (die Weine gären, so lange sie gären und wenn sie nicht unter 9 g/l Restzucker vergären, dann werden sie eben mit mehr Restzucker abgefüllt), dann würde ein GG ja nur durch Nachhilfe mit Hefezugabe oder z.B. Erwärmen des Mostes erzeugbar sein. Geschmacklich mag das kein großes Ding sein, was aber die Betriebsphilosophie angeht, werden damit auf jeden Fall Prinzipien aufgegeben.

M.E. liegt der Fokus vieler Verkoster (Markus Vahlefeld, Dirk Würtz, Felix Bodmann, allen voran Marcus Hofschuster) ganz klar auf dem Idealbild eines GGs als eher druckvollem und gewichtigem und vor allem möglichst trockenem Riesling (Ausnahme Felix Bodmann, der mit etwas Restzucker ein kleineres Problem zu haben scheint). Ein ideales Mosel-GG hat aber u.U. nur 11-12% Vol. Alkohol und ein paar Gramm Restzucker. So wie die trockenen Grünhäuser Auslesen aus den späten 80ern / frühen 90ern oder die trockenen Karthäuserhof Auslesen aus den späten 90ern / frühen 00er Jahren. GG muss nicht Wucht und Druck bedeuten, sondern kann sich auch in mehr Finesse ausdrücken.
Beste Grüße, Stephan
m_arcon
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von m_arcon »

octopussy hat geschrieben:Erstmal auch von mir danke an Sigbert. Ein großartiger Post.


M.E. liegt der Fokus vieler Verkoster (Markus Vahlefeld, Dirk Würtz, Felix Bodmann, allen voran Marcus Hofschuster) ganz klar auf dem Idealbild eines GGs als eher druckvollem und gewichtigem und vor allem möglichst trockenem Riesling (Ausnahme Felix Bodmann, der mit etwas Restzucker ein kleineres Problem zu haben scheint).
Naja, Hofschuster hat aber mit Zucker auch so seine Probleme. Wer seine Facebook-Posts verfolgt der wird feststellen, dass er oft von süß-sauer spricht.

Wer ganz viel Zeit hat, kann sich seine Verkostungs-Videos auch anschauen:

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=qahzq-o ... e=youtu.be

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=0QlmYhOVZmE

Grüße
Marc
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innauen
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von innauen »

Hallo,

wenn man den Marktwert von Rotweinen und die Preise für hochwertige Weißweine aus AT als Bezugsgröße heranzieht, hat UlliB natürlich Recht. In diesem Vergleichsumfeld sind die GGs schon lange keine Schnäppchen mehr. Doch wer sagt, dass der Referenzrahmen so gesteckt bleiben muss? Ist es nicht der Anspruch des VDP, dass sich langfristig andere Erzeuger wieder an deutschen Weinen messen müssen und nicht umgekehrt? Auf den Punkt gebracht: Wenn die Weinwelt heute bereit ist, 500 Euro für einen Premier Cru aus BDX zu zahlen, wer sagt, dass man übermorgen nicht bereit ist, viel Geld für ein herausragendes GG zu blechen?

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Bradetti
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Bradetti »

innauen hat geschrieben:Hallo,

wenn man den Marktwert von Rotweinen und die Preise für hochwertige Weißweine aus AT als Bezugsgröße heranzieht, hat UlliB natürlich Recht. In diesem Vergleichsumfeld sind die GGs schon lange keine Schnäppchen mehr. Doch wer sagt, dass der Referenzrahmen so gesteckt bleiben muss? Ist es nicht der Anspruch des VDP, dass sich langfristig andere Erzeuger wieder an deutschen Weinen messen müssen und nicht umgekehrt? Auf den Punkt gebracht: Wenn die Weinwelt heute bereit ist, 500 Euro für einen Premier Cru aus BDX zu zahlen, wer sagt, dass man übermorgen nicht bereit ist, viel Geld für ein herausragendes GG zu blechen?
Grüße,
wolf
Richtig. Und so abwegig ist das ja gar nicht wenn man mal 100 Jahre zurückschaut......
Viele Grüße
Dirk
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UlliB
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von UlliB »

innauen hat geschrieben: Doch wer sagt, dass der Referenzrahmen so gesteckt bleiben muss? Ist es nicht der Anspruch des VDP, dass sich langfristig andere Erzeuger wieder an deutschen Weinen messen müssen und nicht umgekehrt? Auf den Punkt gebracht: Wenn die Weinwelt heute bereit ist, 500 Euro für einen Premier Cru aus BDX zu zahlen, wer sagt, dass man übermorgen nicht bereit ist, viel Geld für ein herausragendes GG zu blechen?
Naja, einige VDP-Winzer haben die 500-Euro-Grenze ja schon seit langem erreicht bzw. überschritten - allerdings mit restsüßen Weinen (als Beispiel mögen hier z.B. die Hochprädikate vom Scharzhof und von Joh.Jos.Prüm herhalten).

Und was die GGs betrifft, torpedieren die VDP-Winzer erfolgreich deren unbegrenzten weiteren preislichen Aufstieg, indem sie eine Reihe trockener Weine preislich deutlich oberhalb ihrer eigenen GGs positioniert haben: GMax, AdeL, MarMar, La Borne... wenn ich das richtig sehe, sind das allesamt keine GGs. Wenn der VDP nicht aufpasst, sind die GGs in der Wahrnehmung irgendwann second choice.

Gruß
Ulli
m_arcon
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von m_arcon »

UlliB hat geschrieben:
Und was die GGs betrifft, torpedieren die VDP-Winzer erfolgreich deren unbegrenzten weiteren preislichen Aufstieg, indem sie eine Reihe trockener Weine preislich deutlich oberhalb ihrer eigenen GGs positioniert haben: GMax, AdeL, MarMar, La Borne... wenn ich das richtig sehe, sind das allesamt keine GGs. Wenn der VDP nicht aufpasst, sind die GGs in der Wahrnehmung irgendwann second choice.

Gruß
Ulli

Da kann ich nur beipflichten. Mein Freund Markus hat dazu mal was geschrieben. Ich finde, dass passt ganz gut rein:
http://www.vinum.info/carteblanche/1505.php

Grüße
Marc
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