Wenn Dich das wirklich umtreibt, warum auch immer, gibt es eine einfache Möglichkeit, die Treffsicherheit dieser Spekulationen zu überprüfen: beim Winzer nachzufragen!Berwick hat geschrieben:Diesen Verdacht habe ich auch immer automatisch.Kle hat geschrieben:immer, wenn ich "Pinot Noir" auf einer deutschen Weinflasche sehe, gehe ich davon aus, dass der Winzer aus Image-, bzw. Marketinggründen diese Bezeichnung wählt (inbegriffen einer diffusen stilistischen Aussage, sich als fortschrittlicher Rotweinproduzent zu verstehen).
Oder: Er will zeigen, dass er französisch kann ...
Oder: Er wendet sich vor allem an amerikanische Kunden, die den deutschen Namen "Spätburgunder" nicht kennen, wohl aber den Allerweltsnamen "Pinot Noir".
Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet wird
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
Besten Gruß, Karsten
Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
Wenn jedes Klon seinen eigenen Namen führt, entsteht bald ein heilloses Wirrwar.amateur des vins hat geschrieben: Es gibt aber tatsächlich unterschiedliche Klone, deren Verbreitung nicht über alle Anbaugebiete homogen ist.
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
...die Klone haben zwar Namen, aber die heißen dann z.B. 828, 777, F52-86, FR13L etc. Sie alle gehören zur Rebsorte mit der VIVC-Nummer 9279, deren Prime name "Pinot noir" ist, dann gibt es weltweit noch 376 aktuell bekannte Synonyme, von denen Spätburgunder, Pinot nero, Klevner, Blauburgunder, Assmanshäuser vielleicht noch am ehesten bekannt sein dürften. In D ist der eigentliche Name der Sorte gemäß Bundessortenliste "Blauer Spätburgunder", zugelassene Synonyme sind hierzulande Spätburgunder, Pinot noir, Pinot nero, und zwar egal welcher Klon verwendet wird.Berwick hat geschrieben:Wenn jedes Klon seinen eigenen Namen führt, entsteht bald ein heilloses Wirrwar.
Viele Grüße
Erich
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Erich
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
OK, ich dachte mir schon, dass es rechtlich zulässig ist.EThC hat geschrieben:Berwick hat geschrieben: In D ist der eigentliche Name der Sorte gemäß Bundessortenliste "Blauer Spätburgunder", zugelassene Synonyme sind hierzulande Spätburgunder, Pinot noir, Pinot nero, und zwar egal welcher Klon verwendet wird.
Dennoch ist es seltsam, wenn ein badischer Spätburgunder als Pinot noir vermarktet wird.
Auch wenn man es in letzter Zeit häufiger sieht.
Und was würdet ihr meinen, wenn ein badischer Winzer seinen Spätburgunder als Pinot nero vermarktet?
Ich würde denken: "Der will mit Teufel's Gewalt was ganz Besonderes sein ....."
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
Maßgebend ist letztendlich die Güte des Weins und nicht die Bezeichnung unter der er vermarktet wird.Berwick hat geschrieben: Und was würdet ihr meinen, wenn ein badischer Winzer seinen Spätburgunder als Pinot nero vermarktet?
Gruß Markus
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
Einige Winzer möchten ihre Spätburgunder ja als "burgundisch" im Stil verstanden wissen. Die werden sie wohl passenderweise dann eher Pinot Noir nennen, während man natürlich umgekehrt bei einem "Spätburgunder" nicht sicher sein kann, dass der Winzer nicht ebenfalls versucht, den burgundischen Stil zu imitieren.
Ich würde meinen, es gibt (mindestens) die seidig-elegante ("burgundische") sowie eine im deutschsprachigen Raum verbreitete, mehr frisch-würzige (vielleicht dem Vernatsch nicht unähnliche) Art, die ebenfalls ansprechend sein kann und dann vielleicht je nach Region eher als Spät- oder Blauburgunder genannt wird.
Spannender finde ich aber, wie unterschiedlich die Klone tatsächlich sind. Dachte man nicht auch lange Zeit beim Sangiovese, es gäbe verschiedene Varianten (grosso und piccolo), bis man dann doch rausgefunden hat, dass ihr DNA-Profil identisch ist? Ist das mit den angeblich so unterschiedlichen Klonen nicht vielleicht genauso ein Mythos und die Unterschiede ergeben sich vielmehr durch die verschiedenen Wachstumsbedingungen und die verschiedene Vinifikation?
Ich würde meinen, es gibt (mindestens) die seidig-elegante ("burgundische") sowie eine im deutschsprachigen Raum verbreitete, mehr frisch-würzige (vielleicht dem Vernatsch nicht unähnliche) Art, die ebenfalls ansprechend sein kann und dann vielleicht je nach Region eher als Spät- oder Blauburgunder genannt wird.
Spannender finde ich aber, wie unterschiedlich die Klone tatsächlich sind. Dachte man nicht auch lange Zeit beim Sangiovese, es gäbe verschiedene Varianten (grosso und piccolo), bis man dann doch rausgefunden hat, dass ihr DNA-Profil identisch ist? Ist das mit den angeblich so unterschiedlichen Klonen nicht vielleicht genauso ein Mythos und die Unterschiede ergeben sich vielmehr durch die verschiedenen Wachstumsbedingungen und die verschiedene Vinifikation?
Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
ich finde hingegen Deine anderen Ausführungen interessanter als die Klon-Frage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwelche Gen-Varianten den großen Unterschied machen. Umso faszinierender ist es, wenn er mit Landschaft, Klima und Kultivierung zusammenhängt. Es ist schade, wenn die regionale/kulturelle Eigenart einem modischen Geschmacksbild geopfert wird, selbst wenn es qualitativ enorm hochwertig ist. Aber warum schade? Eigentlich ist es unwichtig wie irgendeine individuelle Sentimentalität. Neue Entwicklungen gehen darüber hinweg und schließlich entsteht völlig Neues. Ich bin zurzeit in Dänemark und hier grasen Ziegen unter knorrigen Bäumen und sengender Sonne am Wasser. Ich weiß manchmal nicht mehr, wo ich bin, es könnte Griechenland sein. Nur Sentimentalität schützt mich noch vor der Verwechslung.jessesmaria hat geschrieben: Spannender finde ich aber, wie unterschiedlich die Klone tatsächlich sind.
Gruß, Kle
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
...die Klone zeigen wohl schon signifikante Unterschiede (Kleinbeerigkeit, Schalendicke, Traubenlockerheit etc.), wenn sie unter gleichen Bedingungen -also am besten nebeneinander- wachsen. Durch "Terroir" und Eingriffe im Weinberg kann man diese Merkmale jedoch auch in gewissen Grenzen steuern. Wenn's ein Winzer also gerne dickschalig mag, wird er auf einen Klon zurückgreifen, der im Vergleich diese Eigenschaft bereits von Haus aus mehr mitbringt als ein anderer. Was er dann letztlich draus macht, ist seinem Geschick bzw. dem Standort geschuldet. Deswegen gibt's ja auch so unendlich viele Geschmacksvariationen...jessesmaria hat geschrieben:Ist das mit den angeblich so unterschiedlichen Klonen nicht vielleicht genauso ein Mythos und die Unterschiede ergeben sich vielmehr durch die verschiedenen Wachstumsbedingungen und die verschiedene Vinifikation?
Viele Grüße
Erich
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Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet
Das Weingut Konstanzer im badischen Ihringen – das ich übrigens sehr schätze – unterscheidet zwischen „Spätburgunder Ihringen“ (als Ortswein und als Große Lage) und „Pinot Noir“ (erste Lage); letzterer wird extra als „Burgundischer Spätburgunder“ beworben und es werden anderer Trauben verwendet: „Unser Pinot Noir wird aus den Burgundischen, kleinbeerigen Spätburgunder Trauben im Tonneaux ausgebaut.“
Grüße
Wolfgang
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Wolfgang