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Ich habe Mario Scheuermann nicht persönlich gekannt und auch nicht virtuell. Gelesen habe ich seinen Blog und das, was er auf Facebook schrieb, aber regelmäßig. Sein Tod macht mich traurig. Auch wenn ich inhaltlich sicher nicht allem zustimme, was er geschrieben hat, so waren seine Blogbeiträge und Zeitschriftenartikel doch immer sehr sauber recherchiert, was heutzutage im Weinjournalismus und -bloggismus eher die Ausnahme als die Regel ist. Außerdem hat er immer deutlich eine Meinung vertreten und so Anlass zu Diskussionen gegeben. Und retrospektiv war vieles, was er geschrieben bzw. unterstützt hat, fast schon visionär. Ohne die Spätburgundercups und die Sauvignon-Blanc-Cups hätten sich Weine aus beiden Rebsorten in Deutschland vielleicht langsamer oder anders entwickelt.

Mario Scheuermann hat uns mit talk-about-wine viele Jahre eine Plattform zum Gedankenaustausch zur Verfügung gestellt. Er hat sich dabei nicht nur als Administrator, sondern auch als aktiver Teilnehmer in das Forum-Geschehen eingebracht. Dass auch von seiner Seite manchmal ein rauher Ton angeschlagen wurde, wenn die Meinungen aufeinanderprallten, schmälert seine Verdienste nicht. Wir hier im Weinforum haben allen Grund, ihm dankbar zu sein; denn ohne sein persönliches Engagement hätte es auch dieses Forum nie gegeben.

Persönlich habe ich ihn auch nie getroffen, wir haben aber zu taw-Zeiten oft telefoniert. Aus meiner Sicht gab es nie den geringsten Zweifel an seinem enormen Fachwissen, gepaart mit einer großen Neugierde und der Bereitschaft, auch Neuland (wie z.B. eben die Online-Weinszene) zu betreten und aktiv mitzugestalten. Außerdem muss man ihm auch ganz hoch anrechnen, dass er immer bereit war, mit Laien wie uns quasi auf Augenhöhe zu diskutieren. Wenn man manche abschätzige Wortmeldungen mancher anderer Weinautoren über Blogs oder Verkostungsnotizen privater Weinfreunde liest, ist das leider ganz und gar nicht selbstverständlich.

Leider hat sein Diskussionsstil ihn aber oft ins Abseits gebracht. Viele können sich erinnern, dass er bei abweichenden Meinungen verbal kräftig ausgeteilt hat, bei Gegenwind aber schnell beleidigt war. Leider keine guten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Dialog. Das wird wohl auch dazu beigetragen haben, dass er in den letzten Jahren weitgehend in Vergessenheit geraten ist, obwohl er fachlich sicher viel mehr zu sagen gehabt hätte als so mancher seiner Kollegen.

So gesehen stimmt mich nicht nur sein früher Tod, sondern auch die ganzen Entwicklungen der Jahre davor traurig.

Grüße,
Gerald

Ob es uns gefällt oder nicht: man kann den größten Teil von uns die "Generation Scheuermann" nennen.

gelöscht

Bernd Schulz hat geschrieben:Aber ansonsten weigere ich mich einfach, der in unserer Gesellschaft leider stark verbreiteten Kultur der posthumen Unehrlichkeit zu huldigen.

Wenn man wirklich solche Probleme mit einer verstorbenen Person hat, dann finde ich ist es besser einfach mal den Mund zu halten, als posthum jemanden seine schlechten Eigenschaften noch ins Grab nachzuwerfen.

Schon gut. Ich habe meine Zeilen wieder gelöscht. Und ich werde mich an diesem Forum nicht mehr weiter beteiligen. Derjenige, den meine VKNs interessieren, wird sie allerdings weiter auf der entsprechenden Seite, über die man auch Kontakt mit mir aufnehmen kann, finden.

Gruß

Bernd

Bernd Schulz hat geschrieben:Und ich werde mich an diesem Forum nicht mehr weiter beteiligen.

Sei mir ned' bös, aber du bist schon eine Mimose.
Du wirst doch wohl eine Antwort von einem Forumsmitglied aushalten, ohne gleich beleidigt davonzuziehen.
Austeilen kannst ja auch, oder war das mit der "Unehrlichkeit" vielleicht höflich ?

Hallo Bernd,

im Leben haben wir uns mit und über Mario Scheuermann gestritten. Warum nur tun wir das auch noch über seinen Tod hinaus, mit der Konsequenz, dass Du Deinen Austritt aus dem Forum erklärst? Waren die "Verfehlungen" von M.S. wirklich so schlimm, dass wir nicht seine Verdienste würdigen oder schlicht an ihn als Menschen erinnern könnten?

Grüße

Hartmut

Mahlzeit!

Das soll jetzt weder belehrend noch sonst irgendwie abgehoben von mir wirken

- aber -

ein Mensch ist verstorben, ein Mensch mit Ecken und Kanten, ein Mensch wie wir alle, der aber auf keinen Kommentar mehr - zumindest auf dieser Ebene - eingehen oder antworten kann. Kommt doch alle wieder ein bißchen auf den Boden herunter.

Ich hätte mir eigentlich gewunschen, dass das Statement von Gerald, am Anfang dieser Seite, einfach so, stehen geblieben wäre.