Hallo in die Runde,
Zu Stephans Notizen ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Da kann ich mich sehr gut wiederfinden. Vielleicht noch 2, 3 Gedanken, die mir nach der Probe kamen.
Ich bin grundsätzlich nicht besonders an Deutschen Pinots interessiert. Einfach persönliche Vorliebe (und man kann sich ja nicht für alles interessieren). Die 8-10 deutschen Pinots, die ich bisher bewusst getrunken habe, haben mich dann auch nicht umgestimmt. Nichts dass alle schlecht waren (einige aber schon). Aber auch die guten fand ich nicht besser oder günstiger als die Pendants aus dem Burgund. Vor diesem Hintergrund hat mich die Probe eher bestätigt. Ich finde, dass die Kategorie "selbstverständlich" - so unscharf sie auch ist - für das Burgund, gerade gegen die deutschen Sachen, ziemlich gut passt. Zumindest war es mein Entscheidungskritierium und letztlich kommt man da relativ weit. Die deplatzierten Holzorgien bei Waßmers Schlatter und bei Ziereisens Schulen haben es einem aber auch leicht gemacht. Beim 3. Flight war ich mir zugegeben nicht wirklich sicher, bei anderen hat es so aber gut gepasst. Huber fand ich sehr gut (obwohl ich bei der Sommerhalde das Etikett "Großes Gewächs" auch schwierig finde. Wenn ich einen Grand Cru aus dem Burgund mit dieser Qualität ins Glas bekäme, wäre ich mächtig enttäuscht. Warum nicht 1. Gewächs oder vielleicht sogar nur eine besondere Lage? Dann passt das qualitativ. Es muss doch auch gute Sachen unter den Großen Gewächsen geben. Ich finde diese VDP Politik, dass alles immer gleich GG sein muss absolut kontraproduktiv). Der Rhini von Ziereisen war ein ganz schöner kleiner Wein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Beim Rest war ich leider schon in der Bahn
Spannend fand ich noch eine andere Frage: Wie gut ist 2007 im Burgund? Zusammen mit früheren Erfahrungen ist es ein sehr schöner Jahrgang, der wahrscheinlich von den Jahrgängen nach 2002 jetzt am besten zu trinken ist. Viele Weine hat man lange Zeit sehr günstig bekommen und es war (wäre gewesen) wäre sicher kein Fehler sich z.B. mit den Lignier-Michelots für unter 30 Euro einzudecken. Ich habe bisher aber nur sehr selten wirklich große Weine aus diesem Jahr getrunken (vielleicht brauchen die aber auch länger?). Der Ponsot Chambolle war so einer (den Forey Les St. George habe ich leider nicht mehr mitbekommen). Stephan, du hattest geschrieben, dass die 2007 keine Blockbuster werden. Für mich ist "Blockbuster" eher negativ konnotiert, aber vielleicht meinen wir dasselbe: Es fehlt den Weinen einfach an Dichte, was m.E. dazu führt, dass sie nicht genug Spannung haben und selten richtig ins Spiel kommen. Der Ponsot hatte das, Kle hat es ja schon ganz fein beschrieben: einfach eine Dynamik in den Kontrasten, die nicht starr bleiben, sondern bei aller Dichte und Struktur leicht und spielerisch wirken.
Die Weine von Lignier-Michelot und von Forey (hatte ich vorher noch nicht getrunken) waren toll, Frage ist, was bei dem Pavelot Guettes los war. Ich habe keinen positiven Dreh mehr wahrgenommen und fand die Flasche wahrlich nicht toll. Kann sein, dass es einfach der falsche Zeitpunkt für diesen Wein war. Ich hatte aber letztes Jahr einen Pavelot Guettes von 2010 und war auch da nicht durchgängig begeistert. War jetzt nicht so extrem wie dieser 2007er, aber mir fehlte auch beim 2010er Tiefe. Er war am Gaumen eher eindimensional und spannungslos (in der Nase allerdings sehr sehr schön). Hat jemand mehr Erfahrungen mit Pavelot? Brauchen die Weine vielleicht einfach mehr Zeit?
Zuletzt: Es war wieder einmal eine Probe, die für mich zeigt, dass das ganze Gerede vom Minenfeld Burgund ziemlich Quatsch ist. Sicherlich ist Burgund recht teuer und die Anzahl der Winzer und Lagen ist unübersichtlich - aber ich kann nicht sagen, dass ich bei Burgundern öfter schlechte Erfahrungen machen würde als in anderen Gebieten. Und wenn ein Burgunder schockt, dann gibt's wenig Vergleichbares.
Danke noch mal an Stephan (und die Runde) für einen feinen Abend!
Beste Grüße
Stefan