Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

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Markus Vahlefeld
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von Markus Vahlefeld »

harti hat geschrieben: Mit Hörigkeit aber auch nichts .....
Und schon gar nicht bei Parker, wenn man Deutschland betrachtet. Hier ist der WA für die Weine gänzlich zu vernachlässigen. Nice to have... aber nicht mehr.
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UlliB
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von UlliB »

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
harti hat geschrieben: Mit Hörigkeit aber auch nichts .....
Und schon gar nicht bei Parker, wenn man Deutschland betrachtet. Hier ist der WA für die Weine gänzlich zu vernachlässigen. Nice to have... aber nicht mehr.
Was das betrifft: Parker selber hat in Europa nur Relevanz für Bordeaux und die Rhone. Der WA darüber hinaus vielleicht noch für Spanien und - schon mit sehr deutlichen Einschränkungen - für Italien, jeweils bewertet von Parkers Mitarbeitern (auf die Punkte wird aber trotzdem immer als "Parker-Punkte" referenziert). Nach dem Weggang von Miller und Galloni werden hier aber die Karten gerade neu gemischt. Für den ganzen Rest Europas ist Parker und der WA praktisch irrelevant; bezogen auf manche Gebiete (Burgund) glänzt Parker selber mit kompletter Ahnungslosigkeit und gelegentlich auch mit völlig absurden Bewertungen (eine Parker-Notiz über einen Clos de Tart hat vor einiger Zeit in seinem eigenen Forum einen ziemlichen shitstorm ausgelöst, und sogar Neil Martin fühlte sich bemüßigt, seinem Chef öffentlich zu widersprechen).

Insofern ist die Behauptung, Parker habe mit seinem Wirken die Weine auf der ganzen Welt standardisiert, schon ziemlich weit hergeholt.

Gruß
Ulli
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Markus Vahlefeld
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von Markus Vahlefeld »

UlliB hat geschrieben: Insofern ist die Behauptung, Parker habe mit seinem Wirken die Weine auf der ganzen Welt standardisiert, schon ziemlich weit hergeholt.
Er dient halt als Popanz für Zukurzgekommene ("der Wein müsste viel mehr Punkte..."), Verschwörungstheoretiker ("die Amis beherrschen die Welt") und irrelevante Weinkritiker ("da hat Parker gar keine Ahnung..."). Viele Reaktionen auf Parker verbuche ich unter dem Phänomen "Aufstand der Zwerge".
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VillaGemma
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von VillaGemma »

Markus Vahlefeld[url] hat geschrieben:Er dient halt als Popanz für Zukurzgekommene ("der Wein müsste viel mehr Punkte..."), Verschwörungstheoretiker ("die Amis beherrschen die Welt") und irrelevante Weinkritiker ("da hat Parker gar keine Ahnung..."). Viele Reaktionen auf Parker verbuche ich unter dem Phänomen "Aufstand der Zwerge".
Nun ja, dass musst Du aber ein wenig mit Fakten untermauern. Warum sind es Verschwörungstheoretiker? In Frankreich hat Parker wohl ganz eindeutig indirekt Einfluss nehmen wollen. Und eben genau hier stellt sich die Frage: Segen oder Fluch? Ist die Qualität gestiegen oder haben eben einfach alle umgestellt (auch dank entsprechender Berater) auf "Parker-Weine". Viele franz. Winzer sehen das ja so, siehe genannten Film. Es kann ja auch sein, dass die genannten Punkte im Film Blödsinn sind und sozusagen nur die Sicht der Winzer wiedergibt, die sich durch Parker auf den Schlips getreten fühlten. Ich kenne die Weine "von früher" nicht und der Burgund, der hier wohl besonders Parker kritisiert, ist auch aufgrund meines persönlichen Geschmacks nicht meins. Nur wenn es dazu führt, dass die Winzer im Burgund anfangen, Ihre Weine "zu verfälchen", wie auch immer, damit sie von der Farbe Parker genügen, dann wird es albern. Aber vielleicht waren das auch wieder nur Einzelfälle.

Und wie schaut es aus im Vino Nobile? Haben die schon immer auf Barriques gesetzt? Und sind die Weine dadurch besser geworden. Auch hier kenne ich leider nur den Ist-Stand von heute...
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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UlliB
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von UlliB »

VillaGemma hat geschrieben: Ich kenne die Weine "von früher" nicht und der Burgund, der hier wohl besonders Parker kritisiert, ist auch aufgrund meines persönlichen Geschmacks nicht meins. Nur wenn es dazu führt, dass die Winzer im Burgund anfangen, Ihre Weine "zu verfälchen", wie auch immer, damit sie von der Farbe Parker genügen, dann wird es albern. Aber vielleicht waren das auch wieder nur Einzelfälle.
Sag mal, liest Du eigentlich auch, was weiter oben geschrieben wurde?

Der Einfluss von Parker auf das Burgund ist absolut NULL, er hat dort keinerlei Kompetenz, und die Winzer kümmern sich dort schlichtweg einen Dreck um ihn und den WA.

Nur weil in einem Film irgendwelcher Müll kolportiert wird, braucht man darüber nicht zu diskutieren.

Gruß
Ulli
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austria_traveller
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von austria_traveller »

UlliB hat geschrieben:und die Winzer kümmern sich dort schlichtweg einen Dreck um ihn und den WA.
Das finde ich eigentlich eine lobenswerte Einstellung 8-)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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nougat
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von nougat »

Markus Vahlefeld hat geschrieben: Er dient halt als Popanz für Zukurzgekommene ("der Wein müsste viel mehr Punkte..."), Verschwörungstheoretiker ("die Amis beherrschen die Welt") und irrelevante Weinkritiker ("da hat Parker gar keine Ahnung..."). Viele Reaktionen auf Parker verbuche ich unter dem Phänomen "Aufstand der Zwerge".
Sehe ich auch so. Aber so lange er als Projektionsfläche dient, bleibt er wenigstens menschlich. Besser, als wenn er als unantastbar 'hochsterilisiert' wird. Nicht auf Deinen Beitrag gemünzt.

Seinen Einfluss sehe ich regional. Die Coca-Cola-Weine aus St. Emilion hat er m.M. nach zu verantworten. Sehe ich aber völlig entspannt. Es gibt immer noch eigenständige trinkbare Weine aus der Gegend. Ich behaupte sogar, aus jeder Weingegend. Jede Bewegung hat ihren Antagonisten.

International sind eher die Mechanismen der Globalisierung am Werke. Warum sollte die Einebnung kulureller Unterschiede ausgerechnet beim Wein halt machen? Die Nachfrage standardisiert sich, entsprechend auch auch das Angebot. Hier würde Parker 'etwas' zu viel Ehre zuteil.

Übrigens hat Parker immer dann keine Ahnung, wenn mir ein Wein besser schmeckt als ihm ;)
Grüße
Martin

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Gerald
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von Gerald »

Besser, als wenn er als unantastbar 'hochsterilisiert' wird.
Absicht oder Freud'scher Verschreiber? :D

Grüße,
Gerald
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nougat
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von nougat »

Ist natürlich das Labbadia-Gedächtnis-Verb, dehalb in Anführungszeichen.
Grüße
Martin

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VillaGemma
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Re: Parkerisierung vs. ein Segen für die Qualität

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Der Einfluss von Parker auf das Burgund ist absolut NULL, er hat dort keinerlei Kompetenz, und die Winzer kümmern sich dort schlichtweg einen Dreck um ihn und den WA.
Nur weil in einem Film irgendwelcher Müll kolportiert wird, braucht man darüber nicht zu diskutieren.
Hallo Ulli,

jetzt hast Du es unmißverständlich dargestellt. Nur war das mMn kein wirklicher Grund, so in die Tasten zu hauen. Ähm, sprich etwas netter wäre vielleicht auch ok gewesen. Und ja, ich hatte Deinen Beitrag durchaus gelesen und sogar verstanden. Nur wird in dem genanntem Beitrag/Doku recht intensiv auf das Thema Burgund eingegangen. Daher hatte ich nochmal nachgefragt. Tut mir leid, wenn das dümmlich rüberkam. Oder anders, ich hätte angenommen, dass wenn man schon einen Dokufilm dreht, besser oder mehr recherchiert. Nun denn, haben sie also Tinnef geredet im Film. Ich konnte es eben rein gar nicht einschätzen.

Viele Grüße,
Robert
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