Hallo Philipp,argentum hat geschrieben: Hinzu kommt aber auch meiner Meinung das französische Erbrecht, welches es immer mehr erschwert einen Hof als Erbe vernünftig übernehmen zu können, sind doch enorme Kosten damit verbunden, die bis zu drei Generationen rückwirkend sein können - wenn ich das richtig verstanden habe.
rückwirkend ist da gar nichts. Das französische Erbrecht ist geradezu berückend einfach: besteuert wird bei Grund und Boden der aktuelle Verkehrswert, und zwar mit einem Steuersatz von 33%. Punkt. So einfach ist das, und so verheerend in der Wirkung.
Der aktuelle Verkehrswert wird bei Weinlagen anhand der letzten abgeschlossenen Kaufverträge in der gleichen Lage ermittelt; wo in den letzten Jahren keine Verkäufe stattgefunden haben, wird auf Basis von Verkäufen in vergleichbaren Lagen durch die Finanzbehörde geschätzt. Nur mal als Beispiel der grand cru Chambertin: die letzten Transaktionspreise lagen hier zwischen 8 und 10 Millionen Euro pro Hektar, was heißt, dass ein Familienbetrieb, der einen Hektar im Chambertin besitzt, für den Erbfall nur für diesen einen Hektar eine Rückstellung von rund 3 Millionen Euro vornehmen muss. Diese Rückstellung muss aus (versteuerten !!) Betriebsgewinnen erfolgen, was die Winzer zwingt, entsprechend hohe Preise für ihre Weine zu nehmen. Hierdurch setzt sich eine ganz fatale Spirale in Gang: die hohen Preise für Boden treiben die Preise für den Wein, die hohen Weinpreise treiben dann wieder den Bodenpreis. Steigt der Preis für den Chambertin - getrieben durch Rendite suchende Liquidität - weiter an, muss die Rückstellung dementsprechend höher werden. Das kann zu einer Art "Hase-und-Igel"-Spiel werden, und das Endergebnis davon ist im Bordelais bereits zu besichtigen: dort sind Familienbetriebe auf dem linken Ufer fast vollständig eliminiert worden, weil niemand mehr die Steuern aufbringen konnte oder wollte und lieber verkauft hat, und fast alles gehört dort Kapitalgesellschaften: die vererben nämlich nichts. Das französische Steuerrecht vernichtet Familienbetriebe in den teuren Weingebieten.
Gruß
Ulli