Feierabend mit Guigal

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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sorgenbrecher
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von sorgenbrecher »

Bernd Schulz hat geschrieben:Nachdem ich gerade nach Hause gekommen bin, habe ich auch schon mal den Zapfen gezogen, um dem Wein etwas Luft zu geben. Und natürlich ist ein erster Probeschluck fällig.

Assoziationen an Spätburgunder ergeben sich für mich nicht, im würzigen Duft finde ich weißen Pfeffer, Kräuter und rote Beeren. "Kühl" als Attribut kann ich aber nachvollziehen, der Wein springt einen auch nicht im ersten Augenblick an, sondern wirkt etwas zurückhaltend; Überreife und Überextraktion wurden erfolgreich vermieden. Die Gerbstoffe machen einen qualitativ hochwertigen Eindruck; sie bilden ein Gerüst von ordentlicher Tragfähigkeit, ohne grob oder agressiv zu wirken. Der Abgang ist verhälnismäßig lang, allerdings fällt auch mir ein ganz leicht alkoholischer Touch auf.

Beste Grüße

Bernd
dem möchte ich mich weitgehend anschließen.

der korken war in exzellentem zustand, keinerleit alterserscheinungen, höchstens 1 millimeter feucht. der wein hat eine dunkle tiefrote farbe, die nase ist tatsächlich etwas zurückhaltend, etwas alkoholischer, als ich es in erinnerung hatte. am gaumen spätreife sauerkirschen, etwas pfeffer, angenehme, zur kühlen stilistik beitragende säure. im abgang ein leichter bitterton (torsten würde von zartbitterschokolade sprechen).

erinnert mich eher an den gigondas und einige der in der letzten zeit verkosteten prioratos, spätburgunder würde ich hier ebenfalls nicht assoziieren.
Gruß, Marko.
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Birte
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Birte »

Noch ein zerbrochener Korken? Meiner war ein regelrechtes Musterexemplar, ein wahrer Traum von Baumrinde! :mrgreen:
Bei der schlechteren Flasche, war mein Korken einwandfrei. Aber ich bin mir sicher, dass wir es aufgrund hoher Mengen mit starken Schwankungen zu tun haben. Sicher ist das, was ich erlebt habe ein Extremfall. Aber ich habe nicht übertrieben. Die Weine verhielten sich, als wären sie in einem unterschiedlichen Reifezustand.
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Birte
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Birte »

Dezente Kirsche kann ich nachvollziehen. Daneben finden sich angenehme, da ebenfalls nicht zu aufdringliche Gewürznoten.
Wie geht es Deinem Wein Bernd? Allegro hat wohl aufgegeben. Ich habe mir nochmal ein Glas eingegossen und auch in der Nase macht sich jetzt eine saure Kirsche bemerkbar, sehr angenehm. Ein wenig ungewöhnlich finde ich ich, dass der Wein mit mehr Zeit fordernder wird. Das Schmeichelnde, was mir vor ein paar Stunden gafallen hat, ist weg.
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sorgenbrecher
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von sorgenbrecher »

bei mir ist es so, dass ich den wein besser in erinnerung habe, als er sich heute abend präsentiert. sehr enttäuschend finde ich die nase, da kommt heute kaum etwas außer deutlicher alkohol. am gaumen etwas besser, aber auch hier kommt mir mit zunehmender erwärmung zu zuviel alkohol hervor. die 2 flaschen, die ich noch rumliegen habe, werden erst in frühestens 3 jahren geöffnet, vielleicht kommt da nochmal mehr.
Gruß, Marko.
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Birte
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Birte »

die 2 flaschen, die ich noch rumliegen habe, werden erst in frühestens 3 jahren geöffnet, vielleicht kommt da nochmal mehr.
Da bin ich pessimistisch. Wenn er am Gaumen gut ist, macht die Nase langsam dicht. Der hat ein kleines Trinkfenster und das ist für einen Wein in dieser Preisklasse von der Rhone in Ordnung.
Einzelflaschenfreund
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

In den Notizen von Bernd und Marco finde ich meine Eindrücke wieder. Die Nase ist nicht besonders kräftig; im Mund dominiert eine gewisse Würze und, ja, doch, der Alkohol. Auch ganz leichte grüne Noten dringen durch.
Ich habe den Wein nicht zum Essen, sondern danach (und also auch nach einem Weißwein ("Mörbisch Weiß" 2006 vom Grenzhof Fiedler)) getrunken. Als Solist zieht er einen nicht gerade in seinen Bann; das ist ein klassischer, sauber gemachter Wein zum Essen.
In der Flasche ist noch genug, um den Verlauf über ein, zwei weitere Tage zu beobachten.

Viele Grüße
Guido
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austria_traveller
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von austria_traveller »

Guten Morgen Forum,

Also wir (meine Freunde & Ich) haben den Wein Jg. 2007 schon am Faschingdienstag verkostet. So zeitig, um die Aktion beim Kerler noch ausnützen zu können. Wir waren zu dritt und hatten alle dieselbe Meinung über diesen Wein. Ich habe meine Notitzen in kurzer Form aufgeschrieben:
Vom der Nase her: grün, verhalten, kaum Frucht. Am Gaumen dann keine nennenswerte Frucht, kaum Säure, alkoholisch störend, etwas bitter, kurzer Abgang - da kommt keine Freude auf das nächste Glas auf.

Tag 2: keine Besserung
Tag 3: ebenfalls keine Besserung; dann Ausguß

Für mich ist so ein Wein in fast jedem Supermarktregal zu finden, zypisch nichtssagend. Nichtmal zum Essen hat der Spaß gemacht. Ein klassischer Schuß in den Ofen ;)
Zuletzt geändert von austria_traveller am Mo 5. Mär 2012, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Ostbelgier
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Ostbelgier »

Hallo zusammen,

leider konnte ich aus verschiedenen Gründen hier nicht aktiv mitmachen, aber nachdem ich von den Erfahrungen hier las, ist mein Senf vielleicht auch noch interessant. Den CdR von Guigal habe ich seit ca. 1995 verfolgt und oft, gerne und viel getrunken. Flaschenvarianzen sind das Eine, das kann bei dieser Menge an Flaschen durchaus vorkommen. Aber etwas anderes hat sich verändert, und das macht mir Sorgen. Bis einschliesslich 2005 waren das immer saubere, aber auch durchaus anspruchsvolle Alltags- und Menüweine, die eben nicht nur ein kleines Trinkfenster hatten. Z.B. hat der 98er noch 2004/2005 viel Freude bereitet. Der 2005er war auch ein schöner, kleiner Klassiker. Aber auch mir ist beim 07er der Hang zu alkoholischem Aroma aufgefallen. Ich habe dann nur einen Sechserpack gekauft und recht jung zum Essen getrunken. Wenn ich die Berichte hier lese, scheint es so, als wenn dem neuerdings hohen Alkohol zu wenig mineralisches Fundament gegenübersteht, was auch ein mittleres Alterungspotential beeinträchtigt. Erschrocken habe ich mich, als ich vor kurzem eine Flasche des neu freigegebenen 2009ers probierte: etikettiert mit 14,5%, schmeckend nach mindestens 15 %Vol, war dieser Wein von einer solchen Überreife und beinahe Schnapsigkeit, dass ich grosse Mühe hatte, diese Flasche mit meiner Freundin zum Essen auszutrinken. Diesen Wein werde ich erstmals nicht kaufen, sondern mich bei der Konkurrenz umsehen. Schade, da ist für mich ein echter Klassiker aus Frankreich auf einem Holzweg.

Viele Grüße

Markus
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sorgenbrecher
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von sorgenbrecher »

hallo markus,

das würde ich so 1:1 unterschreiben. auch ich fand den 2005er deutlich besser und für einen cdr richtig gut und auch der 2007er hat mir jünger noch deutlich besser gefallen als die gestrige flasche.
es scheint fast so, als ob guigal hier bei seinem einstiegswein gezielt auf hohe parker-punkte hin produziert, da dies in dieser preisklasse natürlich ein gewichtiges kaufargument für das massengeschäft ist...?

umso mehr überzeugt mich im vergleich der tafelwein plan pegau von der domaine pegau. das ist inzwischen meine bevorzugte alternative für einen günstigen alltagswein von der südlichen rhone.
Gruß, Marko.
Ostbelgier
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Re: Feierabend mit Guigal

Beitrag von Ostbelgier »

Hallo Marko,

ich habe es mir verkniffen, das selbst zu schreiben, aber Dein Grund für die Vorgehensweise des Hauses leuchtet auch mir ein.
Neben Plan Pegau kann ich auch den einfachen Cotes Du Rhone von Perrin empfehlen, der selbst in 2010 mit 13,5 Vol. auskommt.

Viele Grüße

Markus
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