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Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 12:56
von austria_traveller
Weinschlumpf hat geschrieben:ich kann Christians Antwort ganz gut nachvollziehen, zumal die Art wie Du die Frage formuliert hast für mich eine unterschwellige Kritik beeinhaltet hat, nach dem Motto, das kann doch garnicht sein.
Man muß nicht zwingend nach einer Weinverkostung betrunken sein :roll:

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 13:01
von susa
dyingromeo hat geschrieben: .... die Frage habe ich auch schon oft gestellt bekommen. Mit dem Resultat, je teurer oder besser der dann kredenzte Wein war, desto weniger schmeckte er den Gästen :oops:

...
Hallo dyingromeo

genau das ist das Fazit, das ich nach all diesen Erfahrungen auch ziehe. Für jeden Gast, für jede Gelegenheit einen passenden Wein. Das hat nichts damit zu tun, dass man manche Gäste für nicht wert erachtet, die ganz großen Weine mit einem zu teilen, sondern dass es einem einfach um den Wein leid tut und dass ein ordentlich kräftiger, ein gerne so genannter ehrlicher Landwein, in manchen Situationen die bessere Wahl ist.

Um den weniger zart besaiteten Seelen dann noch mal die reinen Fakten aufzutischen, bei uns geht wenn wir mit 6 Personen sind, eine 0.75er Flasche zwei mal rum. Und es hat niemand den Eindruck, wir würden beim Einschenken geizen.

lieben Gruß
susa

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 13:07
von welari
Ich danke euch allen für die aufklärenden Antworten zu meinen Fragen.

Gruß
Ari

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 13:10
von austria_traveller
susa hat geschrieben:Für jeden Gast, für jede Gelegenheit einen passenden Wein.
Also bei uns ist das schon so, daß wir Weine für besondere Gäste haben. Einfach für Leute, wo ich weis, dass sie den Wein schätzen. Oder auch verstehen (wollen) - Burgunder auszuschenken nützt nichts, wenn die Gäste normalerweise primärfruchtige Bomben trinken. Da sind wir dann beide nicht glücklich.

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 14:12
von thvins
susa hat geschrieben:
dyingromeo hat geschrieben: .... die Frage habe ich auch schon oft gestellt bekommen. Mit dem Resultat, je teurer oder besser der dann kredenzte Wein war, desto weniger schmeckte er den Gästen :oops:

...
Hallo dyingromeo

genau das ist das Fazit, das ich nach all diesen Erfahrungen auch ziehe. Für jeden Gast, für jede Gelegenheit einen passenden Wein. Das hat nichts damit zu tun, dass man manche Gäste für nicht wert erachtet, die ganz großen Weine mit einem zu teilen, sondern dass es einem einfach um den Wein leid tut und dass ein ordentlich kräftiger, ein gerne so genannter ehrlicher Landwein, in manchen Situationen die bessere Wahl ist.

Um den weniger zart besaiteten Seelen dann noch mal die reinen Fakten aufzutischen, bei uns geht wenn wir mit 6 Personen sind, eine 0.75er Flasche zwei mal rum. Und es hat niemand den Eindruck, wir würden beim Einschenken geizen.

lieben Gruß
susa
Hallo Susa,

ich erinnere mich mit Grauen an den Besuch eines guten Sportsfreundes vor etlichen Jahren. Wir waren nur zu zweit und er wollte auch gern mal einen teuren Wein kennenlernen ("ich bin Biertrinker, aber offen für alles..."). Ich stellte natürlich die großen Kelche hin und dachte, er könne damit umgehen... - kümmerte mich um das Essen und schwupps hatte er die Flasche auf die zwei Gläser aufgeteilt, noch ehe ich mich umdrehte. "Ich trink schon mal einen Schluck auf den Durst..." - und als ich mich umdrehte, ging es grade in Biertrinkermanier:"gluck, gluck, gluck..." Meinen Blick hätte ich nicht sehen wollen... - und der war war sicher noch entsetzter, als er dann allen Ernstes noch meinte: "warum der Wein nun teurer ist, das werd ich wohl nie begreifen..."

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 14:43
von harti
Hallo zusammen,

aus einigen Beiträge kann man herauslesen, dass die großen Weine jeweils als Solitair getrunken wurden. Zudem war die Vorbereitungszeit für die Weine jeweils kurz bemessen.

Ich möchte daher einmal die Frage stellen: Lag es eher an der Ignoranz der Weintrinker oder mehr an der didaktisch unklugen Präsentation des großen Weins?

Ich behaupte ganz frech, dass bei einer gut gewählten Weinabfolge auch der unerfahrenste Weintrinker die Qualität eines großen Weins erkennen wird (vorausgesetzt, der Wein ist genussreif). Ob er dann auch den Mehrpreis für angemessen hält, muss natürlich dahin gestellt bleiben.

Noch ein Wort zur Menge: Für die sensorische Erfassung eines Weins sind 5 cl vollkommen ausreichend, wichtig ist nur, dass das optimale Temperaturfenster eingehalten wird (was bei Weißweinen naturgemäß schwerer ist als bei Rotweinen).

Grüße

Hartmut

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 15:19
von austria_traveller
harti hat geschrieben:Ich möchte daher einmal die Frage stellen: Lag es eher an der Ignoranz der Weintrinker oder eher an der didaktisch unklugen Präsentation des großen Weins?
Servus Hartmut,
Wahrscheinlich kommt es auf die Person an.
Das letzte Mal, wo ich so einen "Blödsinn" gemacht habe, war ein 40er einer guten Bekannten von uns. Ich hatte ein schönes Essen vorbereitet und auch den passenden Wein dazu. Eher etwas hochpreisiges, naja zumindest etwas, daß ich die Jahre davor wie meinen Augapfel gehütet habe und hatte mich schon auf die - jetzt gemeinsame - Flasche gefreut.

Natürlich schöne Gläser, bissl erzählt über den Wein und unter dem einschenken in ihr Glas kam von unserer Bekannten: "Du weist eh', ich trink ja alles" :shock: :o ... Am liebsten hjätte ich ihr das Glas wieder weggenommen. Nach dem 1. Schluck wurde das Ganze dann noch mit den Worten: "Ja, paßt !" quittiert. :(
Seitdem passe ich meinen Weinausschank an die Trinkgewohnheiten der Gäste an 8-)

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 15:39
von susa
harti hat geschrieben:... Lag es eher an der Ignoranz der Weintrinker oder mehr an der didaktisch unklugen Präsentation des großen Weins?

....
Nach meiner Erfahrung kommt beides zusammen.

So eine "nu hol doch mal was richtig geiles raus"-Sache funktioniert nie, der Wein ist in aller Regel zu kalt, gehörte gelüftet und die Trinker sind meistens so weit fortgeschritten in der Alkohlaufnahme, dass man Nuancen sowieso nicht mehr wahrnimmt.

Bei einer "didaktisch klugen" Präsentation kann man durchaus erleben, dass der große Wein seine Würdigung findet. Das kommt dann auch auf die Bereitschaft der Trinker ein, sich auf die "geführte Verkostung" einzulassen und ein wenig auch auf ihre "sensorische Vorbildung".

Man erlebt es oft genug, der Gast schmeckt, was er schmecken will. Ist er der Meinung, dass das alles sowieso nur Voodoo ist, dann wird ihm die Sache nicht viel geben. Ist er in echter Erwartung eines besonderen Genusses, dann wird sich der ihm eröffnen.

Ich hab schon erlebt, dass jemand fast hätt ich geschrieben "mit Genuss" jedenfalls ohne merklichen Abscheu einen korkigen Wein getrunken hat, nur weil er aus meinem Keller kam ("dann muss er ja gut sein"). Wir mussten uns das Glas fast mit Gewalt zurück erkämpfen.

lieben Gruß
susa

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 18:47
von Kle
zwar ist der 94er Mouton ein anderes Kaliber, aber mit ihm hatte ich ein ähnliches Erlebnis.
Zuerst große Augen der Mittrinker – dann ist der Misserfolg fast vorprogrammiert. Der Genuss musste sich mit dem großen Namen messen und enttäuschte. Zu recht. Dem Wein hätte man sich müßiger nähern müssen, nicht in einer losen Verkostungsreihe an einem Sommerabend. Und zwar stammte er von einem großen Händler, hatte aber womöglich ein Lagerungsproblem. Als er geleert war, bat mich ein Mittrinker um die leere Flasche als Trophäe. Ich gab sie ihm und konnte sie wenig später auf seinem Bücherregal bewundern. Dann erzählte er mir, dass er eines Tages einen lauten Knall in seiner Wohnung hörte. Ohne erkennbare Wirkung von außen war die Flasche aus dem Regal gefallen und in Scherben aufgegangen.
Mouton besser nur extrem privat.

Gruß, Kle

Re: Auf ein Glas ..... 1985 Mouton Rothschild

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 18:57
von susa
Der Trophäensammler war aber nicht zufällig auch Katzenbesitzer? ;) In dem Fall würde ich das von wegen "Ohne erkennbare Wirkung von außen" stark in Zweifel ziehen wollen.

Die Trophäensammler sind auch so eine Sorte für sich, da fällt mir ein anderes Erlebnis ein, ist zwar OT aber wie ich finde trotzdem ganz unterhaltsam:

In einem meiner bevorzugzen Restaurants an der Côte d'Azur steht a) alles auf der Weinkarte von dem unsereins nur so träumt und es verkehrt b) u.a. eine Klientel, die dort gerne zeigt, was sie sich alles leisten kann. Wir beobachteten eine entsprechende Tischgesellschaft, die sich zum Essen (u.a.) zwei Flaschen Petrus leisteten. Nachdem die Petrustrinker gezahlt hatten und gingen, entbrannte am Nebentisch ein veritabler Streit, wer die leeren Flaschen nun mitnehmen könne.

Der Wirt entschied salomonisch, dass er beide leeren Flaschen behalten wolle und verkaufte sie nachher stückweise (Preis hab ich nicht mitbekommen, aber gegen bar und ohne Rechnung ;)) an je einen der beiden Herren.

lieben Gruß
susa