Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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susa
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von susa »

mein schöner Text ist weg :cry: :cry:

gibt mir aber die Gelegenheit, welaris Statement gleich mit einzubeziehen.

Erstens fehlt mir leider die Erfahrung, ob Weine sowohl in der Jugend als auch im Alter groß sind, bzw. ob man in der Jugend zuverlässig beurteilen kann, ob der Wein weiterhin groß sein wird bzw. sich dorthin entwickelt. Ich glaube aber, es gibt Weine, deren ganze Kraft und Ausstrahlung sich erst mit zunehmender Reife wirklich zeigt (meine geliebten Figeacs gehören dazu, die sind in ihrer Jugend wirklich nicht unbedingt charmant). Allerdings wird andersherum kein Schuh daraus, die Existenz von Altersschönheiten will ich durchaus annehmen, aber Weine, die sich in der Jugend als charaktervoll und viel versprechend erweisen, müssen dieses Versprechen nicht zwangsläufig im Alter einlösen.

Ich glaube allerdings, @welari, dass es schon eine gewisse gemeinsame Linie dessen gibt, was man (Weinliebhaber) als einen großen Wein wahrnimm. Das muss nicht zwingend ein Wein sein, der einem zusagt. Aber Phänomene wie Kraft, Komplexität, Charakter teilen sich dem etwas geübteren Weintrinker mit. (Ich hatte das Problem sehr lange mit Zinfandels, ich konnte manche Vertreter durchaus als groß, als beeindruckend empfinden, obwohl sie mir nicht gefielen).

lieben Gruß
susa
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welari
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von welari »

Jetzt bin ich auch teilweise bei Dir :D

Aber selbst hier wird es Menschen geben, die nicht WOW sagen, sondern
vielleicht Angst haben.

Und so sehe ich es auch beim Wein. ( Nicht das mit der Angst )

Es wird nicht so sein, das alle Weinliebhaber vor dem, was immer als großen Wein definiert wird, niederknien oder in Ohnmacht fallen, ausgelöst durch Augen- Geruchs-oder Geschmacksexplosionen. Wahrscheinlich nur ein größerer Teil von denen, aber nicht alle.
Und selbst die, die umfallen werden aus ganz verschiedenen Gründen umfallen.
Also sehe ich nicht das oder die Segmente die alle gleichermaßen treffen würde.

Gruß
Ari
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Ich sehe in Gedanken auf jeder Flasche Wein, den folgenden Spruch:
,,Tröste Dich Du Eingesperrter, Dein Erlöser steht vor Dir."
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welari
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von welari »

Hallo Susa,

ich sehe es etwas anders.
Weine die mir nicht gefallen, können mich nicht tief beeindrucken.
Dem gegenüber steht natürlich, das mir Weine die mich tief beeindrucken, auch gefallen.

Aber selbst hier sind die dafür stehenden Gründe sehr vielseitig. Natürlich hat das auch wie Du und Guido schon bemerkte, immer etwas mit Qualität in jeder Beziehung zu tun.

Doch Sphären großer Gemeinsamkeit zu dem ,, großen Wein" kann es meiner Meinung
nicht geben.
Gruß
Ari
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weinfidél
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von weinfidél »

Ich glaube schon auch, dass ein "wirklich" großer Wein von den allermeisten Weinliebhabern erkannt wird. Zumindest war das bei unzähligen Verkostungen so. Und dabei war es absolut egal, woher die Weine stammten.
Meistens ist dabei das Phänomen "Liebe auf den ersten Blick" ausschlaggebend... ;)
Alle diese Weine hatten/haben eines gemeinsam: Charakterdarsteller, Unikate (you name it!)
Aber um auch noch auf die Frage zurückzukommen, ob solche Weine bereits in ihrer Jugend diese Größe besitzen, würde ich jetzt mal behaupten, die allerwenigsten... (die Ausnahme bestätigt die Regel). Potenzial, resp. das Talent dazu, können viele haben und zeigen. Nur, das ist halt wie im wahren Leben, nicht alle schaffen es :? :shock:

@welari: Du magst Recht haben, was die "Einzigartigkeit" i.A. betrifft, aber, je weniger Charakter desto austauschbarer. Das meine ich auch rebsortenübergreifend, inklusive Blends.

Frauen, Wein & Essen "können" bei mir Schmetterlinge im Bauch auslösen :D 8-)

fidélst
Rico
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susa
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von susa »

weinfidél hat geschrieben:...
Frauen, Wein & Essen "können" bei mir Schmetterlinge im Bauch auslösen :D 8-)
....
und keines von den dreien zeigt das bereits zwangsläufig in frühester Jugend...
;)

lg
s
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Gerald
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von Gerald »

Hmmm,
und keines von den dreien zeigt das bereits zwangsläufig in frühester Jugend...
dass man Essen allgemein nach der Zubereitung noch einige Zeit lagern muss, wusste ich bisher noch nicht. Man lernt nie aus :D

Grüße,
Gerald
weinfidél
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von weinfidél »

@ ADMINS (...)

:!: Bleibt gefälligst beim Thema :!:

:oops: :lol:
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sorgenbrecher
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von sorgenbrecher »

für meinen geschmack kann ich sagen, dass alle von mir als "groß" empfundenen weine schon ein gewisses alter hatten und ich gereifte weine den jünglingen vorziehe. ob ich allerdings die größe dieser weine in ihrer jugend bereits erkannt hätte, das wage ich doch sehr zu bezweifeln. das setzt aus meiner sicht doch eine erhebliche empirische erfahrung über viele jahrzehnte voraus und ich habe beispielsweise keinen 1982er bordeaux bereits bei der arrivage genießen können (obwohl das damals im alter von 10 jahren sicher der richtige zeitpunkt gewesen wäre um anzufangen....).
ich denke, dass dies auch ganz wesentlich ein alleinstellungsmerkmal von leuten wie parker, broadbent, etc. ist und dieser erfahrungsvorsprung (jenseits aller punkte) einfach faktisch gegeben ist und diesen im allgemeinen eine bessere einschätzung über die entwicklung der weine ermöglicht. ich bin da vorsichtig und kann das nicht (vielleicht ja in 30 jahren mal...).

auch glaube ich nicht, dass sich ein wein mit künstlerischen oder technologischen werken unmittelbar vergleichen läßt. die mona lisa gibt es einmal, von den meisten weinen mehrere 10.000 bzw. 100.000 flaschen und wein bleibt ein naturprodukt, welches sich durchaus mit varianzen zwischen den jeweiligen flaschen und erst recht im zeitablauf präsentiert. und da ist der sehr unterschiedliche geschmackssinn noch nicht einmal betrachtet, der ein und denselben wein mal so und mal so wahrnimmt, abhängig von der stimmung und jeweiligen tagesform...
was ich allerdings glaube ist, dass diejenigen, die sich intensiv mit wein beschäftigen, auf der suche nach relativ ähnlichen eigenschaften wie struktur, komplexität, aromenvielfalt, harmonie, länge,... sind und dies unabhängig von den persönlichen geschmackspräferenzen und daraus zumindest ein relativ hoher grundkonsens bzgl. qualitativ hochwertiger weine entsteht. allerdings sollte man auch dort nie den subjektiven faktor der beeinflussung durch kritiker bzw. auch gemeinschaften wie diese hier außer acht lassen, denn oft genug schneiden die vermeintlichen riesen in blindverkostungen nicht so wahnsinnig toll ab und niemand ist davor gefeit all das, was er bereits von anderen zu einem wein gehört hat auch dort hinein zu interpretieren und das zu schmecken, was er schmecken will bzw. soll.....
Gruß, Marko.
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austria_traveller
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von austria_traveller »

susa hat geschrieben:und keines von den dreien zeigt das bereits zwangsläufig in frühester Jugend...
Also Frauen auch lagern :mrgreen:
Desmirail hat geschrieben:Nehmen wir z.B. ein großes Kunstwerk. Die Mona Lisa. Wer dieses Bild mal im RL gesehen hat der kann möglicherweise sagen das ihn das Bild berührt, oder man sieht gigantische Bauwerke, z.B. den Eiffelturm oder den Burj Khalifa und ist überwältigt von dem was man als Sinneseindruck geboten bekommt.
Ähnliches gilt ja auch für Musik ect.

Verständlich was ich meine :?:
Verständlich - ja. Aber für mich gilt das nicht. Berühren tun mich keine Dinge, nur Menschen. Ich bin begeistert vom Taj Mahal, die Mona Lisa ist ein nettes Bild, der Wein von heute war sehr gut. Punkt. Ganz einfach. Überwältigt; nein. Berührt war ich das letzte Mal, wie meine Tochter geheiratet hat. ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Bernd Schulz
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Re: Was macht einen großen Wein wirklich groß???

Beitrag von Bernd Schulz »

die Mona Lisa ist ein nettes Bild
Ein NETTES Bild? In meinen Augen ist das ein vielleicht durch seine Popularität totgerittenes, aber an und für sich sehr tiefes Bild.
Berührt war ich das letzte Mal, wie meine Tochter geheiratet hat.
Da geht dir aber für meine Begríffe doch etwas besonders Erlebenswertes ab. Als ich in Colmar vor Grünewalds Isenheimer Altar stand, war ich nicht nur berührt, sondern regelrecht ergriffen. Und der Besuch einer Aufführung von Wagners Tristan hat mein Leben noch zu Schulzeiten deutlich verändert.... -

Was einen großen Wein außer seiner Größe :mrgreen: wirklich groß macht, weiß ich aber trotzdem nicht so genau. :oops:

Beste Grüße

Bernd
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