Hallo Ulli,
nunja, ich denke nicht dass da ausschließlich Masochisten mit Selbstausbeutungstrieb unterwegs sind. Für viele ist einfach der Rückweg versperrt. Siehe Milchindustrie...überschuldete Betriebe die nicht mehr einfach sagen können " Ich hör auf und verkauf die Bude", weil sie Ihnen gar nicht mehr gehört. Der Staat gewährt gleichzeitig zinsgünstige Kredite (Im Wissen das diese nie und nimmer zurückgezahlt werden können) für Modernisierungen und Vergrößerungen. Irgendwann ist dann Schicht und der Laden gehört der Bank/Staat etcpp...ich will gar nicht von geplanter Enteignung anfangen...im Weinbau lief/läuft das für "Fassweinbetrieb" nicht anders...
Die Signale sind längst klar. In D plant man nicht mehr mit der Landwirtschaft und will sie weghaben. Wein (Qualität sowieso egal) soll der Süden Europas in Menge X machen, wir machen Dienstleistung und ein bisserl Industrie...Planwirtschaft...hat ja schon immer erfolgreich funktioniert. Aber: das will man natürlich nicht laut sagen...
Teil 2, wie billig kann man in D produzieren? Gute Frage...kommt drauf an was man haben will und von wo?
Ich denke unter Deinen beschriebenen Bewirtschaftungsvoraussetzungen bei Ausreizung der Höchstertragsmenge und im Keller gemachter Qualität, die im ersten Moment nicht weh tut, sollte man inkl. Mwst schon einen Euro pro Liter für Fassware erwirtschaften, um seine Kosten zu decken. Wie gesagt kosten decken. man hat noch nicht gegessen, getrunken, Heizung angestellt, Zeitung gelesen....

Der schleichende Tod...
In der Flaschenweinvermarktung bei Deinen beschriebenen Durchschnittspreisen dürfte eine schwarze Null stehen, gesetzt der Fall, dass man auch die Höchsterträge konstant erreicht und 100% über die Flasche absetzt. An überdurchschnittlichen Wein ist aber langfristig nicht zu denken, wobei in guten Jahren schon mal was passieren kann.
Vernünftiges Wirtschaften dürfte so ab 5,- Euro (brutto) pro Flasche 750ML aufwärts losgehen (je nach Menge/Qualität etc) losgehen. Wenn man Erträge begrenzt und die 85 Punkte (mal als Anhaltspunkt, bitte keine Punktediskussion jetzt:)) überschreiten will wirds natürlich mehr und nach oben offen.
Ich weiss, das ist jetzt alles mal grob dahingesagt, ohne Quellen & Beweisführung, aber so weit von der Wahrheit ist es nicht weg.
PS: hat man ein kostenintensives Chateau zu unterhalten - tja, dann wirds nochmal teurer:)
Bei aller Negativdarstellung zum Abschluss noch etwas Positives: es gibt zahlreiche Betriebe, die sich mit entsprechender Qualität adäquate Preise durchsetzen können.
Nur das Massensegment ist meiner Meinung nach in D zu Tode verurteilt. Ist aber auch nicht verwunderlich, weil Massenware bei uns einfach zu kostenintensiv ist im Vergleich (Löhne, Arbeitsschutz, regulierungen etcpp)
Amen
Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...