vanvelsen hat geschrieben:
Wer kennt weitere gute Grignolino-Weine? Gaudio und...???
Hallo Adrian,
von Accornero gibt es eine Riserva Bricco del Bosco Vigne Vecchie (30 Monate Tonnaux, ca. 40 €/Fl.), für Grignolino zwar ein eher untypischer Stil, aber sehr besonders, desgleichen einen typischen klassisch ausgebauten Bricco del Bosco (ca. 10/€/Fl.).
Mein persönlicher Favorit ist jedoch Grignolino del Monferrato Casalase 'Poggeto' (bio) von La Casaccia.
vielen Dank für eure Beobachtungen bzw. Empfehlungen zu Grignolino. Meine bisherigen Erfahrungen mit dieser Rebsorte - die meisten davon vor Ort im Piemont - waren eher dazu angetan, um alles, was hieraus hergestellt wird, einen sehr großen Bogen zu machen. Eine Farbe wie ein württembergischer Genossenschafts-Trollinger, aber mit einem Mördertannin versehen, das einen auch Jungwein-toleranten Bordeauxtrinker an bzw. über die Grenzen bringt, und dazu noch eine heftige Säure - du liebe Güte. Ohne etwas dazu zu essen geht das gar nicht, und auch damit ist das schwer zu ertragen
Aber vielleicht hatte ich immer nur die falschen Weine im Glas.
UlliB hat geschrieben:... Eine Farbe wie ein württembergischer Genossenschafts-Trollinger, aber mit einem Mördertannin versehen, das einen auch Jungwein-toleranten Bordeauxtrinker an bzw. über die Grenzen bringt, und dazu noch eine heftige Säure - du liebe Güte. Ohne etwas dazu zu essen geht das gar nicht... Aber vielleicht hatte ich immer nur die falschen Weine im Glas.
Hallo Ulli,
alles richtig !
Die genannten Erzeuger gehören wohl schon zum Besten, nicht jeder Grignolino ist wohl unumwunden trinkfähig, (ausser evtl. dem Accornero Riserva ).
Aber zu Essen können Grignolino durchaus eine Offenbarung sein - mein Erweckungserlebnis war ein Grignolino del Monferrato Casalese Poggetto von La Casaccia zu einer Ligurischen Fischsuppe (Festfleischiger weisser Fisch, Meeresfrüchte (Gambas, Muscheln), Safran!, Tomaten, Kartoffeln, Karotten, Stangensellerie, Loorbeer, Thymian, etw. Knoblauch, mit Olivenöl und gerösteten Weissbrotscheiben) - falls die Frage kommt, Mördertannin und Fisch: Ja, ging in dieser sehr delikaten Zubereitung ausgezeichnet.
Letzte Woche hatte ich einige Weine von Matteo Correggia im Glas und fand ziemlich Gefallen daran. Die Nebbiolo aus Roero sind ja generell etwas "femininer" als aus Barolo und Barbaresco, was u.a. an den Sandböden liegt.
Jedenfalls kann ich die beiden Lagenweine "Val dei Preti" und "Ròche d’Ampsèj" wärmstens empfehlen!
Mit dem Valmaggiore von Sandrone hatte ich bisher noch nie schlechte Erfahrungen, sehr gut auch der 2011er:
Am zweiten Abend klarer als am ersten. Florale Nase mit Waldhimbeeren und Gesteinsmehl. Am Gaumen dichte Frucht, Kirsche, Waldhimbeere, ein Hauch rote Johannisbeere, tolle Frische, sehr klar und transparent, Tannine stüzen leicht. Bleibt lange haften. Im Nachhall Orangenschale. Sehr gut. Nachkauf.
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Ghemme 2004 DOCG, Torraccia del Piantavigna - Ghemme, NK, 90% Nebbiolo, 10% Vespolina, 36 Mo. Barrique, 9 Mo. Flaschenreife (...die nach 15 Jahren natürlich völlig unerheblich ist); pnp
dunkles transparentes Rubin- / Kirschrot; Walderd- und Himbeeren, etwas Laub und Pilze, Irisblüten, feines Leder; am Gaumen mittelgewichtig, etwas kurioses Aromenrad korrespondierend zur Nase mit feinen Waldbeeren udn heckenkirsche, Irisblüte, minimal aufflackernde süsse Vanille, ein feine sehr angenehme Gumminote, etwas trockenes Laub / pilziger Waldboden, Leder, seidige trockene aber nicht trocknendeTannine, "ordentlich" bestens integrierte Säuredosis, sehr elegante Struktur, gewisse Komplexität und Tiefe, angenehmer Trinkfluss; mittellanger bis langer trockener Abgang auf Frucht und Säure - 17(-17,5)/20
Eines dieser schrägen aber unnachahmliche Nebbiolo-Derivate vom südlichen Alpenrand mit nur schwer zu beschreibenden Aromen, weitab von üblichen Geschmacksbildern.
Am besten direkt nach dem Öffnen, danach baut der Wein gemächlich ab, wäre wohl vor 4-5 Jahren on Top gewesen - so fehlt am Ende etwas Länge und Intensität. Dennoch keinesfalls zu bereuen.
Letzlich Terroir pur - auch wenn dieser Wein natürlich auch stark ausbaugeprägt ist - nur aus dieser Region so vorstellbar.
Nebbiolo 2006, i vinautori - CH-Campascio, NK, pnp
trübes Granat mit ziegelroten Rändern; morbid-welke rote Blütennoten, erdige und ledrig-würzige Anklänge; bis zum Zenit gereiftes morbid-herbstliches Mittelgewicht, floral-welke Blütennoten, Reste von steiniger Kirsch- und Himbeerfrucht, dezent Teer, Unterholz und nasses Leder, Tannine morbide abgeschmolzen, angenehme stützende Säure, insgesamt sehr harmonisch und balanziert gereift, "morbider" Vergnügen am Gaumen, sehr schöne Tiefe; langer-sehr langer Abgang i.W. korrespondierend zum Gaumen - 17,5/20 op
Ein Grenzgänger-Wein, Anbau im Veltlin und Ausbau über der Grenze im Schweizer Tessin.
Etwas Geschichte zum Weingut: http://stefan.keller.name/useruploads/f ... _weine.pdf
Der absolut auf "Kante" gereifte Wein hat mir in jedem Fall eine Menge Spass bereitet. Ein komplett abgeschmolzener Nebbiolo, wie er wohl so nur aus dem Veltlin, ggfls. noch aus Ghemme, kommen kann. Ein grosses Vergnügen.
Eine Probeflasche Noah Coste della Sesia Dellamesola 2018 hat mir letztens richtig gut gefallen. Preislich das Niveau eines fair bereisten Lange Nebbiolo (14,-) und richtig nett (ohne dass ich mir beim Trinken Notizen gemacht habe): Tolle expressive Frucht, gute Frische, weist schon ein wenig Komplexität auf und hat so eine tolle würzige Kante. Kann was. Und kann sicher auch noch 4,5 Jahre reifen. Erste Berührung mit Noah und bin ganz froh noch 6 Pullen 2016er Bramaterra im Keller liegen zu haben. Dieselben Rebsorten wie der Bramaterra, ich weiß nur nicht, ob im selben Verhältnis.
Die Farbe verhältnismäßig kräftig, die Gerbstoffe geschliffen - Zeugnis für den gezielten Sauerstoffeinsatz im Ausbau. Sehr fruchtbetont und mit merklichem Toasting. Der Wein hat was einnehmendes. Die Röstaromen sind nicht vordergründig, der Alkohol gut eingebunden; der Wein hat Qualität. Ich konnte nicht so viel mit dem Wein anfangen, zum einen ist mir die Frucht zu reif, zum anderen ist der Wein zu stark vom Ausbau geprägt. Herkunft und Rebsorte hier m.M. nach nur nachgeordnet zu finden.