Lust auf Weißwein, nix großes soll es sein, und keine Zeit, zu temperieren? Nicht ganz einfach, sind doch die Plätze selbst im Weinschrank-"Monstrum" (Mme Amatrice) begrenzt. Ein grüblerischer Blick in die Bestandsliste signalisiert Rettung aus höchster Bedrängnis in Form der letzten Flasche
Ropiteau Meursault «Les Narvaux» 2007
Ich kann mich gut erinnern, wie wir 2011(?) ausgerechnet um die Mittagspause herum (war es Samstag?!) im Auto durch Meursault bummelten, die Nase tief im Guide Hachette vergraben - und niemand war da.

Just als wir resigniert abrücken wollten, kam jedoch jemand, und alles wurde gut, wie meistens.
Meine Erinnerung ist nur noch diffus, aber immerhin weiß ich noch, dass selbst das stark reduzierte Präsenzsortiment sehr umfangreich war. Und, dass die Weine nicht völlig überzeugten - ich meine, zuviel junges Holz bei gleichzeitig spitzer Säure. So war diese hier die letzte von insgesamt nur sechs Flaschen Meursault, teils Village, teils «Les Narvaux».
Die Farbe lässt schon mal hoffen: helles goldgelb; ist da sogar noch ein grüner Schimmer? In der Nase gereift; eben beginnende Oxidation. Kräftiger Holzeinsatz relativ gut eingebunden. Am Gaumen schöne, schon gemilderte, aber frische Säure. Darunter viel Schmelz. Limette und kandierte Orange, ein paar Kräuter, etwas Gras/Heu. Ein Hauch Bittermandel. Im mittellangen Abgang dominieren die oxidativen Noten: wieder kandierte Orange und Bittermandel, hinterlegt mit dem Eindruck nachklingender Säure.
[+1h] Die Luft hilft ihm deutlich: wirkt (noch) harmonischer. Erstaunlich: Macht ihn
jünger! Obwohl man die Reife erkennt, treten die Oxidationsnoten in den Hintergrund.
Eine schöne Überraschung! Für mich der optimale Moment, ihn seiner Bestimmung zuzuführen. Dass er dann die letzte Stunde seines Lebens nach dem Köpfen fast minütlich besser wurde, machte es umso erfreulicher.