welcher Wein zu welchem Essen

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octopussy
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von octopussy »

Spannend mit dem Doisy-Daene. Den 1997er kenne ich nicht, aber aus 1997 sind schon einige Sauternes und Barsac recht intensiv, süß und ölig. Da ist Climens, den wir hatten, eher die Ausnahme als die Regel. Die sehr gelungene Kombination mit dem Climens 1997 halte ich auch eher für einen Zufallsglücksgriff. So ein Erlebnis lässt sich im Zweifel nicht so leicht wiederholen. Hinsichtlich der generellen Passgenauigkeit von Sauternes/Barsac und Austern bin ich weiterhin skeptisch, auch wenn in der Weinszene diese Kombination häufig empfohlen wird.
Beste Grüße, Stephan
Moselfan
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von Moselfan »

Guten Abend zusammen.
Ich hätte mal wieder eine Frage bzgl. einer Paarung. Gesucht wird der optimale/perfekte Partner zu einer Clear-Oxtail-Suppe. Also klassische klare Oxtailsuppe, mit Wurzelgemüse, Petersile, Cherrytomaten und einen Schuss leichteren Rotwein.

Die klassische Wahl wäre wohl ein Sherry. Da ich aber von Sherry, Port, etc so gut wie keine Ahnung habe wäre da ein eingrenzender Tipp (Also welche Art von Sherry oder Port oder direkt einen spezifischen Wein) von Euch echt super ! Oder vielleicht gibt es ja noch andere Vorschläge ?

Danke schon einmal an Euch !
Ollie
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von Ollie »

Bei der Kombination von dunkler Fleischbruehe mit Sherry geht es darum, dass dem Wein die Fruchtigkeit ziemlich abgeht. Wie sehr sie ihm abgehen sollte, haengt von der "Kraeftigkeit" der Suppe ab. Zu einer richtig starken Kraftbruehe (Consomme) ist ein alter Amontillado die klassische Begeleitung; sobald die Bruehe leichter und u.U. auch fruchtiger wird (Tomaten; Port zum Abschmecken), bietet sich auch ein (weniger intensiver) Oloroso an, da sonst die stark nussigen/ledrigen Aromen des Amontillado zu dominant werden. Finos hingegen sind zu jodig und ueberhaupt zu delikat fuer solch eine Suppe (Fischsuppe ist eine andere Baustelle).

Allerdings fliegt das nur, wenn alle am Tisch wirklich Sherry verkraften. Erfahrungsgemaess ist diese Weintypus ja nicht jedermanns Sache. Experimentierfreudige Naturen koennen sich ja an einem sehr alten (30-yo) Tawny (Colheita) versuchen, denn auch hier ist die Frucht vom Alter ja wieder fast runtergeknueppelt; mir persoenlich wirken Tawnies jenseit der 25 allerdings oft zu gezehrt, und bei juengeren Exemplaren ist die Suesse mir noch etwas arg hoch fuer eine Suppe. Dazu kommt, dass alter Port auch mit einer halben Flasche einen ziemlichen finanziellen Aufwand darstellt. Sherry gibt's hingegen fast geschenkt, und ein kleines Glas tut's fast immer.

Alternativ dazu gilt natuerlich die Faustregel, dass zu Suppen kein Wein der beste Wein ist. Der Teller Bruehe mit Flaedle (aka Fritatten) vor dem Tafelspitz geht naemlich genauso solo wie die Ochsenschwanzsuppe.

Ist natuerlich alles nur mein Geschmack, also YMMV.

Cheers,
Ollie
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Dick
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von Dick »

Wasser :mrgreen:
Mit freundlichen Grüßen aus Holland,
Dick
olifant
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von olifant »

Wenn schon Wein zur Suppe, dann geht Sherry durchaus - also in Spanien auf jeden Fall :lol:
Ich würde wohl zu einem Manzanilla tendieren - La Guita und La Gitana sind fast überall zu bekommen, da im Prinzip allerwelts Sherry, aber trotzdem sehr gut. Mit einem Oloroso könnte ich mich auch anfreunden - bei Oloroso ist jedoch in meiner Erinnerung die geschmackliche Bandbreite als auch die Süsse von Sherry zu Sherry deutlich grösser. Wenn's kräftiger sein soll, dann noch eher einen Palo Cortado (sehr oxidative Noten) als einen Amontillado - Amontillado wäre mir zu einer Suppe wohl zu üppig - als Schuss in der Suppe oder Sauce dagegen ...
Da bei Palo Cortado die Sherry-Wissenschaft so richtig losgeht, wäre ich dann wieder bei einem ordentlichen Manzanilla ;)

Aber der eigene Geschmack entscheidet.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
olifant
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von olifant »

... da habe ich auch mal eine Frage:

Eigentlich habe ich kein Problem für meinen Geschmack was für mich passendes zu entkorken, entscheidend ist jedoch die auch anderweitig diskutierte Gretchenfrage zu Festivitäten mit Gelegenheitsweintrinkern im Familienkreis.

Wein zur Weihnachtsgans, mit Knödel, Blaukraut und Sellerie
- der sich nicht in den Mittelpunkt stellt
- der die Familie nicht überfordert

Im Keller habe ich natürlich Italiener (Toskana, Piemont, Südtirol, Veneto und Friaul) und ein bisschen Bordeaux (St. Emilion, Medoc) ...
Gerne auch konkrete Weine und natürlich das "Warum" ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Philst
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von Philst »

Hallo Ralf,

ich selber mag Gans nicht so gerne, kann daher keine Empfehlung aussprechen, habe aber zufällig auf der Homepage der Weinhalle entsprechende Vorschläge gelesen.

http://www.weinhalle.de/thema/weihnachtswein-2015.html

Vielleicht hilft dir das ein bißchen weiter.

Viele Grüße

Philipp
Einzelflaschenfreund
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

olifant hat geschrieben:Wein zur Weihnachtsgans, mit Knödel, Blaukraut und Sellerie
- der sich nicht in den Mittelpunkt stellt
- der die Familie nicht überfordert
Moin Ralf,

mit Blaufränkisch habe ich gute Erfahrungen gemacht. Gehört ja auch zu Kösslers Empfehlungen.
Hat eine schöne, nicht zu kitschige Frucht, nicht zu viel Schmelz (wovon die Gans ja schon genug mitbringt) und wirkt auch etwas erfrischend.
Meine letzte Gans ist schon etwas her, seinerzeit war es ein BF von Wellanschitz, mW nach wie vor im Mövenpick-Sortiment.

Viele Grüße
Guido
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volldau
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von volldau »

Hallo Ralf,
nachdem ich schon bei so zahlreichen Tips von Dir Nutznießer war, möchte ich Dich natürlich nicht hängen lassen ;)

Deine genannte Festmahl-Konstellation ist mir absolut bekannt und ich habe es in den letzten beiden Jahren mit folgenden Weinen versucht:

- Weiler Schlipf 2012, Spätburgunder "CS" von Claus Schneider;
ich mag die Spätburgunder von Claus Schneider sehr gern und wundere mich immer, daß dieses Weingut nicht öfter genannt wird. Der Wein ist vielleicht nicht so kräftig wie es allgemein zu Gans immer empfohlen wird sondern eher zart, elegant und filigran, vermag sich aber trotzdem sehr gut durchzusetzen auch Dank einer sehr schönen Säurestruktur und ohne diese Spätburgundernoten, die hier des öfteren als "deutsch" benannt werden.
Die Gäste mochten ihn sehr.
Am selben Abend gab es zum Vergleich den Dir wohlbekannten
- Clemens Waldthaler, Blauburgunder Reserva 2009, aus der Magnum;
zu diesem Wein muss ich Dir ja nicht viel sagen denn diesen Erzeuger kenne ich erst durch Deine Beiträge in diesem Forum. Er, der Wein nämlich, war deutlich fester, kräftiger und rauchiger als der Schneider Wein und nicht so zart-duftig.
Den Gästen schmeckte der "Schneider" erstaunlicherweise besser, allerdings hatte ich im Vorfeld wohlweislich nicht verraten, daß es sich um einen deutschen Rotwein handelt...

Beim Fest davor bin ich einer Empfehlung des Sommelier Lars Vogel gefolgt,
- Robert et Bernard Plageols, Gaillac "Le Prunelart" 2009 (?);
die rote Rebsorte "Prunelart" passt meines Erachtens auf Grund ihrer "Pflaumenwürzigkeit" und der dezenten Gewürznoten(ganz wenig Sternanis und Zimt) sehr gut zu Gans, Knödel und Rotkraut.
Mit auf dem Tisch stand ein
- Jean Wach, Pinot Gris Moenchberg Grand Cru 2012 aus dem Elsaß;
das war ein eher barocker Wein mit durchaus deutlich spürbarer Restsüße, passte aber sehr gut zum besagten Essen, schmeckte eigentlich auch jedem. Leider wurde er in der abschließenden Bewertung der Mittrinker Opfer der landläufigen Meinung, zu Gans mit Rotkraut müsse ein Rotwein her...

Das sind alles keine absoluten Spitzenweine, auch nicht in der jeweiligen Weinguts-Hierarchie, aber sie alle waren wunderbare und beinahe diskrete Essensbegleiter und ich kann Dir alle vier bedenkenlos empfehlen.
Dazu sind sie alle problemlos (vielleicht nicht die genannten Jahrgänge) im Online-Weinhandel zu ergattern und durchaus sehr preiswert, im Besten Sinne des Wortes. Zumindest kann man die obligate Frage, was denn da so eine Flasche koste, ganz ehrlich beantworten.

Beste Grüße,
Volker
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austria_traveller
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Re: welcher Wein zu welchem Essen

Beitrag von austria_traveller »

olifant hat geschrieben:Wein zur Weihnachtsgans, mit Knödel, Blaukraut und Sellerie
Gerne auch konkrete Weine und natürlich das "Warum" ;)
Gans ist fett also etwas mit Säure. Rot. Burgunder, oder so.
Allerdings überfordert die Kombination Rot & Säure die meisten meiner Freunde, die Familie sowieso.
Ich könnte die Weine vom Dorner Willi empfehlen, also Merlot oder Blaufränkisch - aber das ist dir jetzt keine Hilfe.
Ich hatte letztens einen Teofilo Reyes Crianza, der auch eine schöne Säure hatte.

Ich mach das mittlerweile so, dass die Familie den gefälligen Roten kriegt und ich mich opfere den alten Burgunder zu trinken,
der ja ohnehin weg muss. Nach eine Probeschlückchen nehmen dann alle bereitwillig den einfachen Wein.
Der dann gerne Übersee oder Cosecha, also ganz junger Wein mit üppigen Aromen.
Fazit => alle sind glücklich .... 8-)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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