Griechenland

urbi@orbi
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Re: Griechenland

Beitrag von urbi@orbi »

So ist es - es gibt genug Auswahl an hervorragenden griechischen Weißweinen außerhalb von Santorini. Einige sehr gute Alternativen habe ich genannt. Auch wir werden weiter forschen ... wahrscheinlich schießen sich Sigalas, Gavalas, Argyros, Gaia & Co. damit ein Eigentor. Nachfrage bestimmt zwar den Preis, aber Wucher gehört bestraft - trotz oder auch gerade wegen der Krise. Bei uns ist Hatzidakis 2012 alle und wird erst einmal nicht ersetzt. Argyros Assyrtiko haben wir noch einiges an 2013er zum alten Preis ... was danach kommt, weiß ich aber noch nicht. Schade Santorini. Alternativ haben wir vielleicht schon im nächsten Jahr wohl auch, neben Vriniotis und Karanika, den Assyrtiko von Douloufakis im Sortiment. Der Wein (trotz junger Weinstöcke) ist jetzt schon sehr gut - wer weiß was dann in 1 bis 3 Jahren ist. Vielleicht erwachen ja die Winzer von der Trauminsel aus Ihren geldgierigen Träumen und merken mal was.
Burzuko
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Re: Griechenland

Beitrag von Burzuko »

Moin zusammen,

in kurzer Zeit bereits 2 "Horrormeldungen" aus Santorini... das gefällt mir gar nicht!
Zuerst einmal möchte ich ein wenig Entwarnung geben was den momentanen Zustand des Hatzidakis Assyrtiko 2012 betrifft. Meine kürzlich geöffnete Flasche sah ich überhaupt nicht schwächer als noch im Frühjahr, der Wein befindet sich scheinbar in einer "Umbruchphase", verlässt die Fruchtphase (wenn wundert es nach ca. zweieinhalb Jahren auf der Flasche) und taucht etwas ab d.h. es bleibt ein etwas zurückgezogenes, karges Gerüst übrig. Ein Hauch von Oxydation konnte ich auch feststellen aber das gehört eher in die Rubrik pers. Machart bzw. Liebe des Winzers. In dieser Phase mag der Wein nicht so einladend und verführerisch sein wie in seiner ungestümen infantilen Verfassung, gewinnt aber auf der anderen Seite deutlich an Charakter durch etwas "Verborgenes" das erstmal entdeckt werden möchte... Jedenfalls gebe ich so schnell nicht auf und lasse die Finger von meinen restlichen Flaschen.

Was Gerald da im Glas hatte wirft Rätsel auf. Ich bin mir ziemlich sicher das die Flasche ein Problem hatte. Der Thalassitis ist eine Bank und fast schon so eine Art Aushängeschild für unkompliziert einsetzbaren "Krater-Wein" zu einem sehr fairen Kurs. Übrigens ist mir die ganzen Jahre noch nie eine miese Flasche dieses Weins untergekommen, egal ob mit Korken oder Plastikstopfen verschlossen.
---->Gerald, ich hoffe du gibst dem Thalassitis 2014 irgendwann nochmal eine Chance...

Echte Alternativen zu den Tropfen aus Santorini zu finden ist gar nicht so einfach.
Ralph hat ja bereits einige genannt. Mittlerweile tummeln sich auch einige bekannte Namen aus anderen griechischen Weinregionen unter die "Hasen" aus Santorini, siehe Avantis mit dem "Dolphins" oder Tselepos. Eventuell könnte man sich auch auf Kefalonia umschauen, der Robolla von Gentilini konnte mich in der Vergangenheit jedoch nur ansatzweise begeistern. Cool-Climate Assyrtikos wie z.B. der von Karanika ist eher zum jung konsumieren gedacht (der 2011er war schon sehr oxydiert kürzlich!). Die vielen Cuvées aus Assyrtiko mit Malagaouzia oder anderen Sorten sind für mich keine gelungene Alternative zu den reinsortigen Vertretern, da sie oft zu simpel und süffig "konstruiert" sind. Die Suche beginnt sozusagen...
Ob sich die Jungs auf Santorini mit dem krassen Preisanstieg ein Eigentor schießen wird man sehen, vielleicht möchte die Insel sich auch nur von der Masse abheben. Wenn es funktioniert würde es mich für die Winzer vor Ort jedenfalls freuen. Es ist schließlich schon länger bekannt dass z.B. der Ertrag pro ha extrem niedrig ist (ok, nicht bei jedem natürlich) und dass der sorgfältige Umgang mit den uralten Rebstöcken eine große Herausforderung darstellt. Der Mehrpreis gegenüber der vielen Weißweine aus anderen Regionen ist zumindest bis zu einem gewissen Grad für mich persönlich absolut gerechtfertigt! Was sich dann tatsächlich im jeweiligen Glas abspielt muss natürlich jeder für sich entscheiden.

Gruß
George
urbi@orbi
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Re: Griechenland

Beitrag von urbi@orbi »

jepp ... passt George. Der Santorini Wein war gegenüber den Alternativen von anderen Inseln / Festland schon immer teurer. Jetzt übertreiben die Jungs aber. Als Händler weiß ich auch nicht, ob ich den Winzern dort den Erfolg gönnen sollte. Was die Weinreputation griechischer Weine in Deutschland betrifft, ist eine derartige "Abhebung" allerdings ganz und gar nicht zuträglich. Wenn man Leute erreichen will, die ein Weinland wie Hellas dermaßen zu unrecht unterschätzen, wird man mit Weinpreisen dieser Art nicht wirklich überzeugen.
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Neuauflage der Rostocker GR-Probe von vor 10 Wochen mit leicht geändertem "line up".
Bei den Weißen fehlten Hatzidakis (Santorini) und der trockene Muskatwein von Samos. Dafür waren neu im Programm "Dolphins" 2013 von Avantis und "Wild Ferment" 2014 von Gaia, beide aus Assyrtikotrauben von Santorini, sowie "Vilana Single Vineyard" 2013 von Lyrarakis, Kreta. Bei den Roten kamen dazu: "Tsapournakos" 2009 von Voyatzi und "Axia" 2012 von Alpha. Insgesamt waren es 8 Weiße und 8 Rote.

Neue Erkenntnisse:
Vilana 2013 von Lyrarakis war DER schwierige Wein des Abends: 14% Alkohol, die man deutlich herausschmeckte, oxidativer Ausbau, in der Nase und partiell auch am Gaumen in Richtung burgundischer Chardonnays gehend, aber ohne die dort übliche frische Säure. Zum Essen, Bärlauch-Hühnchen mit griechischen Nudeln, ging der Wein nicht besonders gut. Was hätte gepasst? Keine Ahnung, vielleicht wäre Kalbssteak mit Morchelrahm ein Gericht gewesen, das dieser Wein nicht an die Wand gedrückt hätte.
Bei den Roten gab es einige ziemlich kratzige Weine, insbesondere Paros 2011 von Moraitis und Axia 2012 von Alpha (trotz 50% Syrah als Beigabe zum Xinomavro).

Weine des Abends aus Sicht der 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
weiß:
1. Assyrtiko Wild Ferment 2014 von Gaia (karge Frucht, allenfalls etwas Zitrus, salzige Minaralität, fokussiert)
2. Dolphins Santorini 2013 von Avantis (deutlich anders, oxidativ ausgebaut, etwas breiter wirkend)
3. Moschofilero Mantinia 2014 von Tselepos (Die deutliche in Richtung Gewürztraminer gehenden Noten haben einigen wohl sehr gefallen, mir persönlich nicht so sehr.)
rot:
1. Goumenissa 2011 von Chatzivaritis (durch Negoska gezähmter Xinomavro, deutlich vor den anderen Rotweinen und das nicht zum ersten Mal)
2. Estate Agiorgitiko 2010 von Papaioannou (Kirsche mit Vanille, sehr gut balanciert, ziemlich gefällig, aber das auf hohem Niveau)
3. Xinomavro 2012 von Arvanitidis (ein Xinomavro, der nicht weichgespült und harmlos daherkommt, sondern zeigt, was in der Rebsorte steckt, einschließlich ihrer kratzigen Komponenten, dennoch harmonisch und mit Genuss zu trinken).

Danach und außer Konkurrrenz gab's noch Syrah 2008 von Kokkalis und Mikroklima 2005 von Papaioannou, zwei sehr gute Weine im internationalen Stil. Enttäuscht, wenn auch auf hohem Niveau, hat mich Mikroklima mit seiner doch recht vordergründigen Vanillenote. Der 2001er, den ich 2008 ein-/zweimal im Glas hatte, war da deutlich besser, eher im Stil eines eher schlanken klassischen Bordeaux und nicht so aufgepumpt wie der 2005er.
Zuletzt geändert von mixalhs am So 1. Nov 2015, 22:39, insgesamt 1-mal geändert.
urbi@orbi
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Re: Griechenland

Beitrag von urbi@orbi »

Schön, dass der Goumenissa von Chatzivaritis und der Xinomavro von Arvanitidis mal wieder so viel Anklang fanden.

Für die nächste Probe haben wir dann auch Economou für Euch. Unbedingt solltet ihr mal die beiden Kitrvs Weine (Hellanico und Syrah) von uns probieren ... die haben es beide voll in sich!

Ja, die Erfahrung hatten wir mit den Mikroklima auch bereits sammeln können.
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Hier noch die Verkostungsnotiz zum Mikroklima 2005. Gestern, nachdem er 15 oder 16 Stunden offen gestanden hatte, präsentierte er sich deutlich besser als am Vorabend direkt nach dem Öffnen. Insbesondere die vordergründig-kitschige Kirsch-Vanillenote war weitgehend verflogen.

Bild
Burzuko
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Re: Griechenland

Beitrag von Burzuko »

Die gleiche Erfahrung hatte ich vor 4-5 Monaten mit dem Papaioannou Microclima 2005 auch... Es kommt mir jedoch vor, als hätte er sich ein wenig "gefangen" in den letzten drei Jahren. Trotzdem werde ich ihn für ca. 30€ garantiert nicht nachkaufen um seine weitere Entwicklung zu beobachten, das können andere tun die noch an den Agiorgitiko an sich glauben. Ich fand ihn auch sehr jungund irgendwie auch trinkanimierend, die völlig unpassende plakative Fruchtkomponente war in meiner letzten Flasche zum Glück nicht mehr zu finden. Die Vanillenote wie du sie auch hattest Michael, hatte mich am 1. Tag auch direkt angesprungen. Für einen Wein dieser Preisklasse (er gilt in GR nach wie vor als einer der besten Nemea seiner Gattung!) fehlt mir da einfach die Komplexität+Feinheit wie ich sie (und auch du) im 2001er und sogar 2003er mit großem Enthusiasmus erleben durfte...
Nach einem völlig übersäuerten und dünnen Palivou Ammos Reserve 2012 (mal wieder eine defekte Flasche??) und einem ganz passablen Gaia estate 2007 werde ich mir demnächst meine vorerst letzte Flasche aus dieser Rebsorte zuführen, nämlich die von Papargyriou. Dann werde ich mehr Ausschau halten nach unbekannteren roten autochthonen Rebsorten.

So, ich widme mich wieder meinem etwas anstrengenden Volnay 1er Cru von Gagnard Delagrange 2008, der so gar nicht mit mir sprechen möchte.

Gruß
George
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Bei meiner Berliner GR-Probe am Samstag waren die beiden "Profis" unter den genießenden Amateuren ziemlich beeindruckt von den beiden Voyatzi-Weinen, Tsapournakos 2009 und Nearos Tsapournakos 2014. Vielleicht sollte man da noch mal nachhaken. Mir selbst gefiel Nearos Tsapurnakos zwar besser als noch vor zwei Monaten in Rostock, aber ich hätte ihn nicht so weit vorn gesehen. Leider sind beide Weine meines Wissens zur Zeit in Deutschland nicht erhältlich. Der 2009er war die letzte Flasche, die ich einem Weinhändler in Berlin abgeluchst habe, der Voyatzi jetzt nicht mehr im Programm hat, und den 2014er hat Alexander aus Griechenland direkt importiert.

Welche griechischen Rotweine stellen denn für Dich derzeit die Spitze dar? Mein Highlight war damals Mikroklima 2001 mit schlanken 12,5 Volumenprozent und einer filigranen Stilistik, wie man sie aus dem Bordeaux der Prä-Parker-Ära kennt. Nun sind die letzten Flaschen dieses Weins ausgetrunken und Geschichte. Was kommt danach?

Herzliche Grüße, Michael
urbi@orbi
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Re: Griechenland

Beitrag von urbi@orbi »

Am 28.11. bei uns Weinprobe mit den Economou Liatiko Weinen 1998, 1999 und 2006 und einige Weine von Strateridakis und von George kommen auch welche dazu. Wer hat neben George Lust und Zeit dabei zu sein?
Meldet Euch bei mir: order@wineandnature.com

LG
Ralph
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

In den letzen Tagen hatte ich ein paar sehr gute griechische Weine im Glas:

Ikonomou, Liatiko 1999, ein genialer Wein aus dem Osten Kretas, perfekt gereift und genau auf dem Punkt, recht helles Rot, leicht ins Ziegelfarbene gehend, eine ganz leichte Gumminote, ein paar rote Früchte, Erdiges, Unterholz, feine Säure und feine Tannine, tolle Balance und Struktur, kann mit einem sehr guten Pinot Noir von der Cote d'Or oder mit einem feinen gereiften Barolo gut mithalten. Für mich bisher der beste griechische Wein, den ich bisher getrunken habe. Vorläufig gebe ich mal 95.

Ikonomou, Liatiko 2006, auch recht helles Rot, deutlich rauher, kräuterige Noten, Anklang von schwarzen Oliven, gewinnt mit Luftkontakt, etwas adstringierend. Wird sich noch verbessern, deutlich. 89++

Gentilini, Eclipse 2013, ein Wein von Kefalonia aus Mavrodaphne-Trauben, am Anfang fast ein wenig gefällig, Heidelbeeren und Vanille, in der Nase auch Bittermandel, gute Säure, die noch nicht ganz perfekt eingebunden ist, nicht allzu starkes Tanningerüst, eigenständig, wie man es von einem Wein aus autochthonen Reben erwartet. 89/90

Kir-Yanni, Dyo Elies 2011, eine Cuvée aus 60% Syrah, 30% Merlot und 10% Xinomavro, endlich mal was Gutes von Kir-Yanni, von dessen Weinen ich in den letzten Jahren regelmäßig enttäuscht war, trotz Syrah und Merlot und 15% Alkohol kein Marmeladenwein, sondern, fokussiert,präzise, fordernd, etwas kratzig, und all das auf hohem Niveau. 90/91
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