Die "Mode" des reduzierten Beschreibens sieht man ja auch immer häufiger auf den Menükarten der gehobenen Restaurants. Ein "Schwarzwurzel - Kohlrabi - Hirsch" mag dabei das Interesse und die Sinne reizen, aber eher im Sinne einer Vorfreude auf das Kommende als einer genauen Beschreibung.
Bei einer VKN will ich ja aber den Wein nachvollziehen, ja am besten sogar nachschmecken können. Da sind dann 4 Wörter zu wenig. Als Addition und Auflockerung zur herkömmlichen VKN gerne, als Ersatz lieber nicht
Grenzen der Weinkritik
- weingeist
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Re: Grenzen der Weinkritik
Volle Zustimmung. Einen Wein - einfach auf gut Glück - würde ich da ebenfalls nicht kaufen (außer ich kenne den Verkoster sehr gut, wobei z. B. meine Frau und ich an manchen Tagen eng beieinander liegen - bei der Wertung der WeineGerald hat geschrieben:(...bei einer Jahrgangspräsentation im Weingut oder einer Publikumsverkostung) mache ich mir normalerweise auch nur ganz kurze Notizen, die dann aber nur den Zweck haben, später auszuwählen, welche der probierten Weine ich in Ruhe zuhause verkosten möchte. Für sich alleine werden sie dem Wein sicher nicht gerecht. Grüße, Gerald

Was ich allerdings an mir beobachten kann, ist, früher, wenn man so will, in den ersten Jahren der Beschäftigung mit Wein, habe ich auch bei größeren Verkostungen versucht, die verkosteten Weine ausführlicher zu beschreiben. In der Weinakademie war das ja z. B. immer auch eine der Prüfungsaufgaben. Diese Beschreibungen wurden mit den Jahren dann irgendwie immer kürzer (wir kommen zu den angesprochenen 4 Worten). Ich wusste ja, wie es gemeint war. Heute gibt's oftmals nur noch Sterne (geht am schnellsten), wobei fünf ganz, ganz selten am Himmel stehen. Und diese Sterne ziehe ich dann, so wie Gerald (seine Kurznotizen) dafür heran, den Wein eventuell nochmals in Ruhe zu Hause, oder beim Winzer nachzuverkostung und Kaufentscheidungen zu treffen.
Liebe Grüße
weingeist
weingeist
Re: Grenzen der Weinkritik
So, ich hab's einmal versucht, bin aber gescheiter.
4 Begriffe gingen nicht, aber 4 Assoziationen kamen raus
:




Viele Grüße
Michl
Michl
- weingeist
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Re: Grenzen der Weinkritik
A geh', des geht schon...Michl hat geschrieben:4 Begriffe gingen nicht, aber 4 Assoziationen kamen raus
:
sportlich, bequehm, aufgebrezelt, nichtssagend ....



Liebe Grüße
weingeist
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Re: Grenzen der Weinkritik
Nein, ganz und gar nicht, Michl.Michl hat geschrieben:Ich Hornochse
Ich denke, du hast damit sehr gut die Grenzen einer solchen Weinbeschreibung aufgezeigt. Ich hab's ja nur noch extremer dargestellt. Viel herauslesen wird daraus (zu dem Wein selbst) niemand etwas können. Sieht man es aber im Kontext zu Deiner ausführlicheren Beschreibung, passt es ja sehr gut.
Liebe Grüße
weingeist
weingeist
- Mr. Nebbiolo
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Re: Grenzen der Weinkritik
Nur ist meiner Meinung nach "will sportlich erscheinen" und "sportlich" ein himmelweiter Unterschied, da klappt das mit einem Wort eben nicht.
Ich will auch sportlich erscheinen, bin aber alles andere als sportlich

Ich will auch sportlich erscheinen, bin aber alles andere als sportlich


Grüße
Klaus
Klaus
Re: Grenzen der Weinkritik
Völlig richtig, deshalb schrieb ich ja auch:Mr. Nebbiolo hat geschrieben:Nur ist meiner Meinung nach "will sportlich erscheinen" und "sportlich" ein himmelweiter Unterschied, da klappt das mit einem Wort eben nich
Für mich stellt sich aber noch immer die Frage, ob damit ein Mehrwert einhergeht (und sei es nur der Unterhaltungsfaktor). Weingeist hat sich ja bereits kritischer geäußert. Wie seht ihr anderen das?Michl hat geschrieben:STIMMT (zumindest annäherungsweise)!
Viele Grüße
Michl
Michl
- Mr. Nebbiolo
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Re: Grenzen der Weinkritik
Hallo Michl,
ich könnte mit den 4 Begriffen ohne VKN 0,0 anfangen, für mich also keinerlei Wert. Das Problem ist meines Erachtens, dass man hier alles reininterpretieren kann, was man will, mal wird es passen, mal nicht. Kennt man die Vorlieben des Verkosters, geht es vielleicht, kennt man sie nicht, hat das keine Aussagekraft.
Wenn ich die vier Assozationen so bei einem Rotwein lesen würde (Rotwein ist für mich leichter zu bewerten), würde ich folgendes herauslesen.
Ein Wein, der versucht elegant zu wirken (eher schlank, vielleicht karg), der aber eher breit und alkoholisch ist. Ziemlich holzig mit vordergründiger Frucht und spürbarem Tannin, aber eintönig, unausgewogen und kurz.
Wenn ich weiß, um welchen Wein es sich handelt, kann das passen (oder aber auch nicht). Ist für mich genau so schwierig wie der Vergleich mit irgendwelchen Gemälden oder anderer Kunst, die ich vielleicht nicht kenne oder nicht verstehe
ich könnte mit den 4 Begriffen ohne VKN 0,0 anfangen, für mich also keinerlei Wert. Das Problem ist meines Erachtens, dass man hier alles reininterpretieren kann, was man will, mal wird es passen, mal nicht. Kennt man die Vorlieben des Verkosters, geht es vielleicht, kennt man sie nicht, hat das keine Aussagekraft.
Wenn ich die vier Assozationen so bei einem Rotwein lesen würde (Rotwein ist für mich leichter zu bewerten), würde ich folgendes herauslesen.
Ein Wein, der versucht elegant zu wirken (eher schlank, vielleicht karg), der aber eher breit und alkoholisch ist. Ziemlich holzig mit vordergründiger Frucht und spürbarem Tannin, aber eintönig, unausgewogen und kurz.
Wenn ich weiß, um welchen Wein es sich handelt, kann das passen (oder aber auch nicht). Ist für mich genau so schwierig wie der Vergleich mit irgendwelchen Gemälden oder anderer Kunst, die ich vielleicht nicht kenne oder nicht verstehe

Grüße
Klaus
Klaus
- sammlerfreak
- Beiträge: 31
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Re: Grenzen der Weinkritik
Obwohl das Thema schon X-Mal (in unterschiedlichen Versionen) besprochen wurde, hat es hier eine beachtliche Diskussion ausgelöst. Ich bin froh, auch wenn ich in einigen Punkten anderer Ansicht bin, zum Beispiel bei der „Vier Worte Charakterisierung“. Diese ist für Weinliebhaber, die selber Verkostungsnotizen schreiben, sicher eine schöne, wohl auch bereichernde Herausforderung, doch für den Konsumenten (sowohl der Notiz, als auch der Weine) kaum interpretierbar, höchstens die Phantasie anregend. Die Reduktion der Weinkritik (getreu den heutigen Kommunikationsgewohnheiten) auf wenige (selbstreferierende) Worte und Begriffe empfinde ich als Adaption einer Fast-Food-Kommunikation (à la Twitter), die – soll sie auch verstanden werden – zu wenigen schon bald kodierten Symbolen führt und kaum in Erinnerung bleibt. Wein – ob gut oder weniger gut – hat mehr verdient, nämlich erinnert zu werden. Deshalb plädiere ich für „erzählte“ Information, anders ausgedrückt, zu Geschichten. Wenn sie gut sind, sind sie informativ und unterhaltend zugleich (wie der Gegenstand, der Wein, selber.
Nicht mfg, sondern wenigstens:
Mit freundlichen Grüssen
sammlerfreak
(ich meine, die 21 Tasten mehr - heute Daumenbewegungen - hat jeder/jede Gegrüsste verdient)
Nicht mfg, sondern wenigstens:
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sammlerfreak
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