sorgenbrecher hat geschrieben:für das mittel- bis langfristige preisniveau eines chateau ist eine konstante qualität, die sich auch in entsprechend guten bewertungen in eher schlechteren jahren niederschlägt, von entscheidender bedeutung.
Sicher, die konstante Qualität ist von Bedeutung. Das Mittel der Wahl ist m. E. aber primär einmal eine sorgfältige Selektion des Traubenmaterials in schwierigen Jahren und eine auf die Traubenqualität ausgerichtete Vinifikation. Wenn ich in signifikanter Menge fehlerhafte Trauben im Wein habe oder bei mangelnder Reife von Schalen/Kernen zu stark extrahiert habe (Grüntöne), kann ich das auch durch 15% Beimischung anderer Jahrgänge nicht kaschieren, zumindest nicht dauerhaft.
Bei der Frage, ob die Qualitätskonstanz in schwachen Jahren (egal, wie ich sie nun erreiche) wirklich die
entscheidende Bedeutung für die mittelfristige Preisentwicklung hat, habe ich allerdings eine andere Wahrnehmung. Palmer zB hat in den letzten 15 Jahren durchaus variable Qualitäten produziert, aber nichtsdestotrotz ein ziemlich abgehobenes Preisniveau durchgesetzt. Pichon Comtesse ist notorisch wechselhaft, preislich aber trotzdem fröhlich oben im Markt mitgeschwommen.
Soweit ich das beobachtet habe, sind bei den Gütern, die es geschafft haben, ihr Preisniveau nachhaltig anzuheben, meist zwei Faktoren zusammengekommen:
- das Ziehen aller Qualitätsregister in den Spitzenjahrgängen, um in diesem Jahren per hoher Bewertung dramatische Preissprünge nach oben durchsetzen zu können (und die Spitzenjahrgänge bleiben in der Wahrnehmung viel präsenter, weil sie ständig vom Handel zitiert werden)
- eine einigermaßen überzeugende Story zur nachhaltigen Qualitätsverbesserung, mit der man dann ein Argument hat, nach dem Spitzenjahr nicht wieder auf das vorherige Preisniveau zurückzumüssen (und da kann dann viel angeführt werden, von größerer Stockdichte über Bio-Anbaumethoden über parzellenweise differenzierte Vinifikation bis zu Schwerkraftprinzip im Keller).
Ein mittelprächtiger Wein in einem früheren Jahrgang, in dem auch die anderen nicht die Sterne vom Himmel geholt haben, gerät da schneller in Vergessenheit bzw kann mit Verweis auf die seitdem verbesserten Methoden relativ leicht wegargumentiert werden.
Viele Grüße
Jürgen