Jedes System hat ja so seine Tücken oder Spezialitäten. Das ist im Subskriptionsgeschäft nicht anders. Der entscheidende Begriff ist "Allokation". Er besagt, dass mit dem Erwerb eines Weins in der Subskription (sowohl durch den Negociant als auch durch den Händler) im Kauf eine Option enthalten ist, die gleiche Menge (Preis ist unbekannt) im nächsten Jahr ebenfalls kaufen zu dürfen (altmodisch ausgedrückt: Verkauf einer Kaufoption durch Negoce/Chateau). Nun sind aber die Ernten selten gleich gross, so dass Allokationen bei kleineren Ernten automatisch verkleinert werden. Wenn die Ernte 2013 nur zwei Drittel der Menge von 2012 hergibt, werden die Allokationen entsprechend angepasst.octopussy hat geschrieben:...Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es da auch Koppelungsgeschäfte gibt wie "ihr nehmt jetzt nochmal einen Schwung 2006er, 2007er und 2011er und dafür kriegt ihr jetzt folgende Vergünstigung auf die 2014er" oder so ähnlich. Wie viele 2006er, 2007er und 2011er Bordeaux zuletzt in den französischen Supermärkten angeboten wurde, war wirklich auffällig.
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob ein Negociant eigentlich genauso wie ein Endkundenhändler agieren kann, also z.B. entscheiden kann, dass er in einem Jahr einfach mal Château xyz nicht oder kaum nimmt, weil er Sorge hat, dass er die Weine nicht wird verkaufen können, auch auf das Risiko hin, dass er Château xyz dann auf absehbare Zeit gar nicht mehr bekommt?
Es sind zwar weitestgehend die gleichen Akteure am Markt, aber manchmal steigt jemand aus (wie in Deutschland zuletzt Pinard oder auch die Weinbastion), es kommen aber auch neue Firmen hinzu. Wenn man neu im Geschäft ist, hat man naturgemäss keine Allokation. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man sich diese dann durch den Erwerb älterer, lieferbarer Jahrgänge "verdienen" muss.
Aussteigen wiederum gilt garnicht seitens der Negociants. Vielleicht verstehen Sie mit diesem Informationen etwas besser, was ich meine, wenn ich behaupte, dass es momentan zwei Klassen von Chateaux am Place de Bordeaux gibt: jene, die sich sicher sein können, ihre Weine an die Negciants zu verkaufen, weil es für diese Güter Allokationen gibt (also die gesamte Haute-Volee). Diesen Chateaux ist es schlicht egal, ob es Endkunden für ihre Weine zu den von Ihnen geforderten Preisen gibt. Sie können sich auf die "fidelité" der Negociants verlassen. Nur so sind ja solche Preise wie z.B. für Chateau Angelus zu erklären...-:))
Dann gibt es noch die anderen, die ihre Weine wirklich verkaufen müssen, weil ihr Renommee nicht ausreicht, Allokationen darauf zu begründen (das ganze Heer der Weine um Senejac, Mille Roses, Paloumey, Belle-Vue, Moulin Haut Laroque..etc etc); diese Weine sind daher (besonders auch im historischen Vergleich, wie ich heute in einem sehr interessanten Gespräch mit einem Forumsmitglied erfahren habe) günstig - oder sagen wir: diese Chateaux bieten ihre Weine zu Preisen an, von denen sie erwarten, dass diese mit einem entsprechenden Kaufinteresse seitens der Endkunden goutiert werden.
Betrachtet man die Kampagne 2014 unter diesem Aspekt, wird schnell deutlich, wer in welches Lager gehört.
Allokationen gehen also unmittelbar bei einmaligem Aussetzen verloren, weswegen die Marktteilnehmer so sehr genau überlegen müssen, ob sie ihre mühsam erarbeiteten Allokationen beim erstbesten mittelmässigen Jahrgang "sausen" lassen.
Jetzt habe ich beim Schreiben etwas den Überblick verloren über die Stringenz meiner Aussage - ich hoffe, es passt einigermassen.
Herzliche Grüsse,
Matthias Hilse