Ich finde für diese Rieslingspezialität könnte man ruhig einen eigenen Thread eröffnen, oder?
Fragen die mir dazu allgemein so durch den Kopf gehen sind:
1. Welche Erzeuger bringen empfehlenswerte Kabinette, insbesondere für die Lagerung hervor
2. Was sind gute Kabinettsjahrgänge
3. Wann mögt ihr Eure Kabinette am liebsten? In ihrer frischen, verspielten Jugend? Wenn sie nach einigen Jahren eine neue Harmonie gefunden haben? Oder in der Reife des Alters, wenn die Süße der Jugend schwindet?
Ich finde restsüße Kabinette in letzter zeit sehr faszinierend. Vor seit ich letztes Jahr einen 2004'er Kabi von Grünhaus in die Finger bekommen habe. Allerdings ist der Zugang nicht ganz einfach, weil man gereifte Exemplare kaum kaufen kann. In meiner Not erwäge ich gerade sogar einen Kabi von Dr. Loosen aus 2005 zu kaufen, einfach nicht 10 Jahre warten zu müssen bis der aktuelle Jahrgang soweit ist. Dass 2005 für restsüße Kabinette problematisch sein könnte ist einfach mal eine Arbeitshypothese, die dem Jahrgang an sich geschuldet ist. Ich weiss es aber nicht.
Restsüßer Kabinett
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Re: Restsüßer Kabinett
Naja, einige der User hier - unter anderem auch ich selber
- haben schon (zu?) häufig das Loblied des restsüßen Kabinetts gesungen, aber bevor dieser im Grundsatz lobenswerte Thread so ganz ohne Resonanz bleibt, versuche ich einfach mal ein paar kurze Antworten auf die im Eröffnungsbeitrag gestellten Fragen:
Die üblichen Verdächtigen heißen u.a. J.J. Prüm, Grünhaus, KaJo Christoffel, Fritz Haag, Schloss Lieser, Weiser-Künstler, Karthäuserhof, Willi Schaefer, Martin Müllen, Florian Weingart, Dr. Kauer, Schäfer-Fröhlich, Dönnhoff...etc. usf....
In diesem Jahrtausend 2001 (bedingt), 2002 (bedingt), 2004(!), 2008(!!), 2010 (bedingt), 2011 (bedingt), 2012, 2013 (bedingt). 2005 war ganz eindeutig kein guter Kabinettjahrgang, denn fast alle 2005er, auf deren Etikett die Bezeichnung "Kabinett" zu lesen ist, haben nicht einmal ansatzweise Kabinettcharakter.
Sowohl als auch als auch! Je nach Stimmung und Jahreszeit bin ich für alle Reifestadien offen.
Herzliche Grüße
Bernd

Pointless hat geschrieben:1. Welche Erzeuger bringen empfehlenswerte Kabinette, insbesondere für die Lagerung hervor
Die üblichen Verdächtigen heißen u.a. J.J. Prüm, Grünhaus, KaJo Christoffel, Fritz Haag, Schloss Lieser, Weiser-Künstler, Karthäuserhof, Willi Schaefer, Martin Müllen, Florian Weingart, Dr. Kauer, Schäfer-Fröhlich, Dönnhoff...etc. usf....
Pointless hat geschrieben:Was sind gute Kabinettsjahrgänge
In diesem Jahrtausend 2001 (bedingt), 2002 (bedingt), 2004(!), 2008(!!), 2010 (bedingt), 2011 (bedingt), 2012, 2013 (bedingt). 2005 war ganz eindeutig kein guter Kabinettjahrgang, denn fast alle 2005er, auf deren Etikett die Bezeichnung "Kabinett" zu lesen ist, haben nicht einmal ansatzweise Kabinettcharakter.
Pointless hat geschrieben:Wann mögt ihr Eure Kabinette am liebsten? In ihrer frischen, verspielten Jugend? Wenn sie nach einigen Jahren eine neue Harmonie gefunden haben? Oder in der Reife des Alters, wenn die Süße der Jugend schwindet?
Sowohl als auch als auch! Je nach Stimmung und Jahreszeit bin ich für alle Reifestadien offen.
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Restsüßer Kabinett
Dr. F. Weins-Prüm macht vielleicht nicht immer die besten Kabinette, aber meist die "kabinettigsten" bei guten Preisen und konstant hoher Qualität.
Grundsätzlich ist diesem Prädikat nicht zu trauen, denn es werden viele, auch sehr gute Weine verkauft, die nicht wie Kabinett schmecken.
Grundsätzlich ist diesem Prädikat nicht zu trauen, denn es werden viele, auch sehr gute Weine verkauft, die nicht wie Kabinett schmecken.
Charlie
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Re: Restsüßer Kabinett
Hmm, zu Weins-Prüm kann ich aktuell nichts sagen. Ich habe dort schon länger nichts mehr bestellt, weil mir die Weine tendenziell in eine zu glatte Richtung gingen.
Ausgesprochen kabinettige Kabinette findet man aber auf jeden Fall bei J.J. Prüm und KaJo Christoffel (bei letzterem wirken sogar oft die Spätlesen relativ kabinettig
).
) zu.
Herzliche Grüße
Bernd
Ausgesprochen kabinettige Kabinette findet man aber auf jeden Fall bei J.J. Prüm und KaJo Christoffel (bei letzterem wirken sogar oft die Spätlesen relativ kabinettig

Das stimmt leider und trifft natürlich besonders (aber nicht ausschließlich) auf fette Jahre wie 2005, 2007 oder 2011 (2003 lassen wir jetzt einmal ganz außen vorGrundsätzlich ist diesem Prädikat nicht zu trauen, denn es werden viele, auch sehr gute Weine verkauft, die nicht wie Kabinett schmecken.

Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Restsüßer Kabinett
Nunja, ob der Kabinett ein "echter Kabinett" ist, lässt sich ja leicht feststellen indem man Restzucker und Alkohol erfragt und schaut, ob da nicht doch um einiges abgestuft wurde, wodurch die Leichtigkeit (sofern diese gesucht wird) meist verloren geht.
Man kann durchaus auch in "fetten Jahren" Kabinette erzeugen. Man muss dann eben früher "ausrücken" im Herbst und nicht business as usual hängenlassenhängenlassenhängenlassen und nachher abstufen
Der Rest ist dann natürlich wie immer Geschmackssache...
Gruß, Michael
Man kann durchaus auch in "fetten Jahren" Kabinette erzeugen. Man muss dann eben früher "ausrücken" im Herbst und nicht business as usual hängenlassenhängenlassenhängenlassen und nachher abstufen

Der Rest ist dann natürlich wie immer Geschmackssache...
Gruß, Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Restsüßer Kabinett
"kabinettig" meine ich nur geschmacklich.
Bernd, ja, Dr. F Weins-Prüms Weine kann man als "glatt" bezeichenen (wenn man will), aber die Prädikate setzt er stilsicher ein. Deshalb ist er immer eine Empfehlung, wenn es um das Schärfen der Zunge geht. Übrigens reifen seine Kabinette auch sehr gut. Wir hatten vor paar Monaten einen 2001er in phänomenalem, reifemäßig idealem Zustand.
Ich finde, dass auch Winzer, die die Korridore des Mostgewichts weit überschreiten, trotzdem sehr gute, und in gewisser Weine doch "kabinettige" Kabinette hinkriegen. Ich denke da an Molitor, Müllen, Grünhaus, Zilliken, Egon Müller.
Bernd, ja, Dr. F Weins-Prüms Weine kann man als "glatt" bezeichenen (wenn man will), aber die Prädikate setzt er stilsicher ein. Deshalb ist er immer eine Empfehlung, wenn es um das Schärfen der Zunge geht. Übrigens reifen seine Kabinette auch sehr gut. Wir hatten vor paar Monaten einen 2001er in phänomenalem, reifemäßig idealem Zustand.
Ich finde, dass auch Winzer, die die Korridore des Mostgewichts weit überschreiten, trotzdem sehr gute, und in gewisser Weine doch "kabinettige" Kabinette hinkriegen. Ich denke da an Molitor, Müllen, Grünhaus, Zilliken, Egon Müller.
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Re: Restsüßer Kabinett
Hallo Charlie,
ich würde das Thema Kabinett jetzt einmal Winzer-unabhängig betrachten wollen und will das Ganze auch nicht qualitativ bewerten. Nur vom Mostgewicht her betrachtet gehts bei Kabinett ja per Definition auch bis in den unteren Spätlesebereich. Die Idee Kabinett ist ja leichte, schlanke, filigrane, nicht-übermässig alkoholstarke Weine zu erzeugen.
Ich kenne nur 2 der von Dir genannten Kabinette und die entsprechen eigentlich diesen Kriterien - auch was Alkohol vs. Restzucker angeht. Molitor machts meines bescheidenen Wissens auch nicht mit überbordend reifen Trauben - warum auch?
Ohne statistisch abgesichert zu sein, trinke ich doch hier und da eine sehr große Anzahl Kabinette, die breit und fett wie ein 100+-Gräder daher kommen und meiner bescheidenen Meinung nach in der Kategorie nichts zu suchen haben. Das soll nicht heißen, dass es schlechte Weine sind - nur eben nicht in der Idee eines Kabinetts.
Das ist auch da was ich sagen wollte - und da reicht es oft schon aus sich über das Alkohol-Restzucker-Verhältnis zu informieren, auch wenn Öchsle nicht alles ist.
Aus Kundensicht würde ich mir wenn ich gezielt einen Kabinett bestelle, jedenfalls dann auch einen im Glas wünschen. Es sei denn ich bin mir bewusst, dass ich hier günstig an eine Auslese rangekommen bin
gruß, Michael
ich würde das Thema Kabinett jetzt einmal Winzer-unabhängig betrachten wollen und will das Ganze auch nicht qualitativ bewerten. Nur vom Mostgewicht her betrachtet gehts bei Kabinett ja per Definition auch bis in den unteren Spätlesebereich. Die Idee Kabinett ist ja leichte, schlanke, filigrane, nicht-übermässig alkoholstarke Weine zu erzeugen.
Ich kenne nur 2 der von Dir genannten Kabinette und die entsprechen eigentlich diesen Kriterien - auch was Alkohol vs. Restzucker angeht. Molitor machts meines bescheidenen Wissens auch nicht mit überbordend reifen Trauben - warum auch?
Ohne statistisch abgesichert zu sein, trinke ich doch hier und da eine sehr große Anzahl Kabinette, die breit und fett wie ein 100+-Gräder daher kommen und meiner bescheidenen Meinung nach in der Kategorie nichts zu suchen haben. Das soll nicht heißen, dass es schlechte Weine sind - nur eben nicht in der Idee eines Kabinetts.
Das ist auch da was ich sagen wollte - und da reicht es oft schon aus sich über das Alkohol-Restzucker-Verhältnis zu informieren, auch wenn Öchsle nicht alles ist.
Aus Kundensicht würde ich mir wenn ich gezielt einen Kabinett bestelle, jedenfalls dann auch einen im Glas wünschen. Es sei denn ich bin mir bewusst, dass ich hier günstig an eine Auslese rangekommen bin

gruß, Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Restsüßer Kabinett
Folgende Werte zu 3 konkreten Kabinetten 2012:
92 °Oe, Alk 8,5 %; RZ 56 Säure 8,5
94 °Oe, Alk 8;% RZ 61 Säure 8,8
95 °Oe, Alk 8%; RZ 69 Säure 9,1
Mir kamen die Weine durchaus noch kabinettig vor. Was würdest du bei diesen Werten geschmacklich erwarten?
92 °Oe, Alk 8,5 %; RZ 56 Säure 8,5
94 °Oe, Alk 8;% RZ 61 Säure 8,8
95 °Oe, Alk 8%; RZ 69 Säure 9,1
Mir kamen die Weine durchaus noch kabinettig vor. Was würdest du bei diesen Werten geschmacklich erwarten?
Charlie
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Re: Restsüßer Kabinett
2012er als Beispiel zu nehmen ist absolut unfair
Ernsthaft: das war ein Jahr in dem auch bei den angegebenen Mostgewichten die Trauben in einem absolut kerngesunden, physiologisch einwandfreien Zustand waren. Der ganze Jahrgang hat über alle Qualitätsstufen hinweg nichts schweres, breites, fettes hervorgebracht. Er bildet damit - leider wie ich finde - aber eine absolute Ausnahme über die letzten 10-15 Jahre hinweg - ein echter Ausnahmejahrgang also mal...
In jedem anderen Jahrgang würde ich überreife Noten vermuten, die für meine persönlichen Begriffe nichts mit Kabinett-Stilistik zu tun haben. Nebenbei ist mir das für meinen persönlichen Geschmack dann doch zu viel Restsüße....ich mags gerne restsüß, mal so über den Daumen aber eher zwischen 30-40 g/l. Aber dann wären wir bei den Weinen wieder in Alkoholregionen, die auch nicht Kabinetttypisch sind. Wie gesagt: das ist eine persönliche Geschmackssache.
Unterm Strich hast Du also recht: es ist möglich - aber fast nie

Ernsthaft: das war ein Jahr in dem auch bei den angegebenen Mostgewichten die Trauben in einem absolut kerngesunden, physiologisch einwandfreien Zustand waren. Der ganze Jahrgang hat über alle Qualitätsstufen hinweg nichts schweres, breites, fettes hervorgebracht. Er bildet damit - leider wie ich finde - aber eine absolute Ausnahme über die letzten 10-15 Jahre hinweg - ein echter Ausnahmejahrgang also mal...
In jedem anderen Jahrgang würde ich überreife Noten vermuten, die für meine persönlichen Begriffe nichts mit Kabinett-Stilistik zu tun haben. Nebenbei ist mir das für meinen persönlichen Geschmack dann doch zu viel Restsüße....ich mags gerne restsüß, mal so über den Daumen aber eher zwischen 30-40 g/l. Aber dann wären wir bei den Weinen wieder in Alkoholregionen, die auch nicht Kabinetttypisch sind. Wie gesagt: das ist eine persönliche Geschmackssache.
Unterm Strich hast Du also recht: es ist möglich - aber fast nie

wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Re: Restsüßer Kabinett
Mal zum Vergleich die weinrechtlichen Eckdaten der Mosel für das Jahr 2014, was die Mindestmostgewichte für die diversen Stufen anbelangt:
http://www.dlr-mosel.rlp.de/Internet/gl ... 202014.pdf
Demnach wären die 2012er Werte rein rechtlich sogar als Auslesen durchgegangen. Für mich persönlich gehen Mostgewichte über 90 Oechsle nicht mehr wirklich als Kabinett durch.
http://www.dlr-mosel.rlp.de/Internet/gl ... 202014.pdf
Demnach wären die 2012er Werte rein rechtlich sogar als Auslesen durchgegangen. Für mich persönlich gehen Mostgewichte über 90 Oechsle nicht mehr wirklich als Kabinett durch.