Hallo zusammen,
am Sonntag war ich kurz (2 Stunden) auf der VDP-GG-Verkostung Rheingau, Württemberg, Baden und Franken in Hamburg und habe wenige, aber immerhin ein paar Weine probiert. Ich fand einige Weine dann doch besser als ich erwartet hatte und kaufe vielleicht auch noch ein bisschen was nach (dann aber eher Silvaner als Riesling). Als Negativum einiger Weine habe ich weniger eine spitze, unreife oder kratzige Säure empfunden, sondern eher eine fehlende Struktur und einen fehlenden Körper (kurzum: einige Weine wirkten ziemlich dünn). Positiv habe ich bei den guten Weinen eine sehr schöne Mineralik gefunden, die es in anderen Jahrgängen vielleicht nicht in dem Maße gibt.
Hier ganz kurz zusammengefasst (ist auch eine Menge 2012 dabei):
1. Rheingau
Schloss Johannisberg / G.H. von Mumm: 2013 Schloss Johannisberg Silberlack war einer meiner Favoriten, sehr würzig, sehr mineralisch, schlank, aber druckvoll. Im selben Stil und ebenfalls gut, wenn auch nicht ganz so gut: von Mumm 2012 (!) Johannisberger Hölle. Der von Mumm 2013 Berg Rottland GG hat mir nicht so gut gefallen.
August Kesseler: 2013 Berg Schlossberg fand ich sehr gut, besser als die anderen Jahrgänge dieses Weines, die ich kenne (zugegebenermaßen olle Kamellen aus 2004 und älter). Recht straff, trotz hohen Restzuckers sensorisch eher trocken, mineralisch, tief. 2013 Berg Roseneck hat mir hingegen nicht so gut gefallen, der war sensorisch etwas süßer, auch etwas breiter insgesamt, aber auch gut.
Robert Weil: 2013 Gräfenberg GG hat mir sehr gut gefallen, wieder sehr straff, mineralisch, säuregeprägt, aber nicht sauer. Schön war hier der Vergleich zu den Vorgängerjahren. 2012 Gräfenberg GG im Vergleich etwas schüchterner, wirkte sehr "klassisch", 2011 Gräfenberg GG verdammt reif in der Aromatik, im Mund immerhin relativ frisch. Aber 2011 ist glaube ich gar nicht mein Jahrgang der Wahl.
Peter-Jakob Kühn: Die 2013er liegen noch ein paar Monate im Fass. 2012 St. Nikolaus GG hat mir sehr gut gefallen, 2012 Doosberg GG aber noch besser. Letzterer war auch einer meiner Weine des Tages - im klassischen Kühn Stil, aber deutlich sauberer und harmonischer. 2011 Doosberg GG war wie der 2011er von Weil verdammt üppig und reif in der Aromatik - not my cup of Riesling. 2007 Doosberg GG war mehr im klassischen Kühn Stil wild, leicht unsauber, reduktiv, stinkig. Der könnte aber auch mal ganz gut werden, vielleicht auch schon jetzt mit viel Luft (24 Stunden vorher dekantieren oder sowas).
Balthasar Ress: Diese Weine habe ich jetzt das erste Mal genauer probiert. 2013 Nussbrunnen GG fand ich gut, eher klassisch, schlank, gradlinig. 2013 Berg Rottland GG war da einen Tick wilder, etwas phenolischer. 2012 Berg Rottland GG hat mir nur mittelmäßig gefallen, der war irgendwie etwas undefiniert. Super fand ich aber (und habe mich damit als Harmonietrinker geoutet) 2012 Nussbrunnen GG, der mit etwas höherem Restzucker sehr zugänglich und leicht zu mögen war. Das ist aber auch wirklich ein toller Wein und aus meiner Sicht spricht gar nichts gegen leicht zu mögen.
2. Franken
Zehnthof / Luckert: Puh, mit deren 2013 Maustal Riesling GG und 2013 Maustal Silvaner GG konnte ich gar nichts anfangen, obwohl ich den Zehnthof an sich immer verlässlich und in Franken eher im spannenden Segment finde. Beide Weine wirkten irgendwie zu dünn und karg und für mich auch nicht sonderlich rebsortentypisch. Blind hätte ich vielleicht auch den Silvaner für den Riesling und umgekehrt gehalten.
Bickel-Stumpf: Licht und Schatten hier. 2013 Mönchshof Silvaner GG fand ich deutlich besser als den Silvaner bei Luckert, aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen, schon eher beim 2012 Mönchshof Silvaner GG, der sehr schön cremig mit klassischen Silvaneraromen ausgestattet war und nicht ganz so karg wie der 13er. Ziemlich misslungen fand ich den 2010 Mönchshof Silvaner GG, wobei wir da evtl. auch eine schlechte Flasche erwischt hatten. Der roch sauerkrautig und gemüsig, irgendwie off.
Rudolf Fürst: 2013 Centgrafenberg Riesling GG fand ich gut, aber nicht richtig gut. Der war etwas dünn in der Mitte. 2012 Schlossberg Spätburgunder GG war mir zu holzig und mit zu wenig Materie neben dem Holz ausgestattet. Nicht mein Ding. 2012 Hundsrück GG fand ich deutlich besser - recht fein, mit weniger Holz, mehr Frucht. Aber so richtig begeisternd fand ich ihn auch nicht.
Stadt Klingenberg / Benedikt Baltes: Das war das erste Mal, dass ich von diesem hochgelobten Betrieb einen Spätburgunder getrunken habe (2012 Schlossberg Spätburgunder GG. Ich fand den sehr "deutsch", auf diese Art und Weise aber auch ziemlich schön. Gutes Holz, feine Frucht, perfekt reif, nicht überreif, gut integrierte Säure, nicht elegant, aber mit schönem Ausdruck. Echt gut, leider mit 54 Euro auch nicht billig. Aber aus dem Basissegment kaufe ich mir da vielleicht mal ein paar Flaschen.
Rainer Sauer: Mein Lieblingsbetrieb aus Franken hatte zwei phänomenale Silvaner im Gepäck. 2013 und 2012 Escherndorfer Lump "Am Lumpen 1655". Der 2012er war vielleicht sogar noch einen Tick besser, beide waren wirklich sensationell gut und müssen noch ihren Weg in meinen Keller finden. Diese Dynamik, diese Ausdruckskraft, das ist schon richtig, richtig groß.
Horst Sauer: Anders als Rainer Sauer, aber in Summe mindestens genauso gut, präsentierten sich die Weine von Horst Sauer. 2013 Escherndorfer Lump "Am Lumpen 1655" Silvaner wirkte auf mich trotz Spontangärung etwas glatt und porös, der hatte nicht ganz die Dichte wie derselbe Wein von Rainer (Daniel) Sauer. Derselbe Wein aus 2011 war hingegen spitze, cremig, dicht, extraktreich, aber nicht fett oder schwer. Den Vogel hat das Weingut Horst Sauer für mich mit dem 2013 Escherndorfer Lump "Am Lumpen 1655" Riesling abgeschossen, den ich zuerst gar nicht probieren wollte, zu dem ich mich dann aber überreden ließ. Was für ein wunderbarer, Spaß machender, unkomplizierter, aber gleichzeitig komplexer Riesling. Auch den werde ich noch kaufen.
3. Baden
Bernhard Huber: Aus Baden habe ich nur Huber probiert, und das auch nur kurz. Alle vier Weine fand ich sehr gut und sehr weingutstypisch, aber nicht ganz so gut wie diejenigen, mit denen ich später über die Weine sprach. Bei allen vier Weinen (2012 Spätburgunder GGs) stand - fand ich - die Säure etwas neben dem Rest, allerdings waren die Flaschen auch ein bisschen zu warm. Neben dem Wildenstein R gefiel mir der Hecklinger Schlossberg am besten und der Malterdinger Bienenberg ebenfalls. Bombacher Sommerhalde fand ich ein kleines bisschen kantig. Ich werde diese Weine nicht kaufen, richtig ist aber, dass es an Spätburgunder in Deutschland kaum etwas Besseres gibt.