Es handelt sich hier um einen Vertreter aus dem Hause Lehrner vom schönen Mittelburgenland.
Blaufränkisch Dürrau 2008
Gerald hat in seinem Eröffnungs Post bereits etwas zur Rebsorte geschrieben
So, nun aber zu meinen Eindrücken:Blaufränkisch gilt als autochthone österreichische Rebsorte, es gibt aber auch relevante Bestände in Ungarn, Deutschland (hier teilweise als Lemberger bezeichnet) und weiteren Ländern. In meiner Jugend waren die meisten Vertreter der Rebsorte eher „rustikal“ produziert, österreichischer Rotwein hatte ohnehin eher gegenüber den damals schon beeindruckenden Weißweinen, z.B. aus der Wachau, einen vergleichsweise schwierigen Stand. Er wurde eben produziert, weil die Kunden „auch etwas Rotes wollen“, aber Liebhaber guter Rotweine hielten sich damals doch eher an Weine aus Frankreich und vielleicht auch Italien.
Doch dann kam als Meilenstein der Blaufränkisch Mariental 1986 von Ernst Triebaumer – der wohl erste österreichische Rotwein, der in der internationalen Liga mitspielen konnte. Die anderen Winzer wollten E.T. natürlich nicht alleine das Feld überlassen und die einsetzenden Qualitätsverbesserungen entwickelten eine nicht mehr aufzuhaltende Eigendynamik.
Anfangs wurde der Blaufränkisch eher „international“ ausgebaut, mit maximaler Reife und Konzentration, mit kräftigen Holznoten und oft auch als Cuvée mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot.
Doch ungefähr seit Anfang des neuen Jahrtausends hat sich das Blatt gewendet, viele Winzer versuchen, die Eigenständigkeit der Rebsorte zu betonen, bauen den Blaufränkisch sortenrein aus, reduzieren den Holzeinsatz und versuchen, die speziellen Eigenschaften der Rebsorte herauszuarbeiten. Das sind unter anderen die eher kräftige Säure und eine aromatische, vielschichtige Frische, wie man sie bei internationalen Sorten selten findet. Manche Weingüter treiben diesen Stil auf die Spitze und produzieren Weine, die eindeutig polarisieren. Weine, die manche Weinfreunde zu Begeisterungsstürmen hinreißen, während andere sie hingegen als „dünne und saure Weinchen“ in Grund und Boden verdammen.
Das Weingut Lehrner in Horitschon ist seit vielen Jahren einer meiner Favoriten für Blaufränkisch. International ist das Weingut möglicherweise nicht ganz so bekannt wie manche seiner Nachbarn und Kollegen. Vielleicht einfach deshalb, da sein Stil nie besonders exponiert war, weder in Richtung „internationaler Powerwein“, noch in Richtung der säurereichen Vertreter des „neuen Blaufränkisch“.
Mir gefällt an seinen Blaufränkisch – besonders der Lage „Dürrau“ (der vielleicht besten Lage des Mittelburgenlandes) – vor allem die Harmonie und Eleganz im Gesamtbild. Ich habe auch deshalb diesen Wein ausgewählt, da ich hoffe, dass er auch bei Weinfreunden Anklang finden wird, die mit der Rebsorte noch nicht so viel Kontakt gehabt haben.
Fliesst dunkel ins Glas mit leichten lila reflexen. Ich habe Ihm vorher keine Luft gegönnt, was ich aber besser gemacht hätte.
Die Nase ist aber sofort da. Sehr angenem beerig fruchtig und frisch. Etwas Vanille und Buttertoffee. Dunkle Herzkirsche aber auch erdige Noten wie nasser Torf. Gefällt mir auf den ersten Riecher sehr gut.
Der Wein hat ca. 15 Grad Celsius als ich den ersten Schluck nehme.
Sehr kräftiger Antritt. Dunkle Beeren, ein leichtes Bitterl und, puuuh, knackige Säure. Etwas too much für meinen Geschmack. Dabei bin ich eigentlich gar nicht so Säureempfindlich. Das macht das Ganze am Anfang etwas unangenehm. Es fehlt an etwas Süsse um dem etwas entgegen zu setzen. Die Bitterkeit setzt sich lange am Gaumen fest. Die Fruchtigkeit in der Nase kann ich noch nicht ganz am Gaumen wieder finden. Es kommt etwas Blaubeere dazu. Die Gerbstoffe sind recht geschmeidig, aber noch deutlich präsent. Mal schauen ob sich da noch was entwickelt. Ich hab das Gefühl er will die Handbremse noch nicht so recht lösen.
Nach ca. 1 Std.
So, now we're talking. Der Knoten löst sich langsam. Die Geschichte wird deutlich runder. Es kommt etwas Granatapfel dazu, und die dunkle Seite der Frucht kämpft sich langsam in den Vordergrund. Das wirkt nun sehr viel harmonischer. Noch kein Komplexitätsmonster, aber durchaus gefällig. Aber die Säure... Für meinen Geschmack immer noch zu dominant. Es fehlt konkurrierende Süsse. Auch der Abgang ist geprägt davon.
Prinzipiell könnte mir das gefallen, wenn die Säure etwas besser unterstützt werden würde. Sonst finde ich die Stilistik sehr gut.
Vielen Dank an Gerald für diese Erfahrung.
Mein Wichtelpartner, den ich beschenken durfte, war Harti.
Ich habe Ihm keinen schweizer Wein zukommen lassen sondern ein Mitbringsel aus dem vorletzten Italien Urlaub:
Virente IGT aus 1998, von der Azienda Agricola Wandanna in der Nähe von Lucca, Toscana.
Ivaldo ist ein echtes Unikat. Er leitet diesen Familienbetrieb der schon seit mehreren Generationen in Familienbesitz ist. Er selbst hat eine bewegte Vergangenheit, welche er gerne in gutem Deutsch erzählt, wenn man auf ein Glas vorbei kommt.
Besuche auf seinem Weingut sind immer was besonderes. Man weiss nie was einen erwartet und welche Geschichten er dieses Mal auf Lager hat.
Aber nun zum Wein. Es handelt sich um eine Zusammenstellung aus Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot und Alicante Bouchet. Die verschiedenen Trauben werden separat vinifiziert. Danach bleiben sie 12 Monate im Fass, um anschliessend noch mal mindestens 12 Monate in der Flasche zu reifen.
Abgesehen von der Stilisik, die mir sehr zusagt, verbinde ich persönlich auch viele Emotionen mit diesem Wein, da er mich immer an die schönen Wochen gegen Jahresende erinnert, an denen wir zur Olivenernte in die Toscana fahren.
Wohl bekomm's
An dieser Stelle noch mal einen riesen Dank an Werner, für den super hol- und bring Service!
Guten Rutsch
Marko