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Hallo zusammen,
am Freitag lud Ole mal wieder zu seiner traditionellen "Ten Years After" Riesling GG (und vergleichbare Weine) Probe, für die - wohl dem, der einen gut sortierten Keller hat - eine scharfe Auswahl getroffen werden musste. Vorab, diese Probe war einfach grandios mit einem Feuerwerk herausragender Weine, die wir in der Konsistenz und Breite bei den 2003ern letztes Jahr bei weitem nicht hatten. Probiert haben wir dieses Mal offen, die Liste der Weine kannten wir nicht, durften raten, was es wohl geben wird und bekamen dann jeweils Flasche pro Flasche präsentiert, was eingeschenkt wird. Das gefiel mir gut, trug zur Geselligkeit und dem entspannenden Probieren ein und führte nach meinem Eindruck auch nicht dazu, dass man die Weine übermäßig voreingenommen trank.
Als Ouvertüre hatte Ole einen Mosbacher - Forster Ungeheuer Spätlese Trocken "St. Georg", bei dem Mosbacher die Spontanvergärung ausprobierte. Mit Spontanvergärung ja oder nein hatte es m.E. nichts zu tun, dass der Wein sich nicht so gut präsentierte, eher mit einer vielleicht etwas zu reifen Frucht und Botrytis, obwohl diese in 2004 insgesamt ja rar gesät war. Mir hat der Wein nicht so gut geschmeckt.
Klammer 1: Mosel, Saar und Ruwer
Hier hatten wir:
Tyrell - Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Auslese Trocken und
Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Riesling Roth Lay
Der erste "offizielle" Wein (der Karthäuserhofberg) war gleich herausragend: straff, frisch, schlank, fein, säurebetont, aber sehr harmonisch, mit viel Spiel, zarter Finesse. Die Karthäuserhöfer sollte ich viel öfter kaufen.
Der Uhlen R war besser als ich befürchtet hatte, in sich stimmig, gut gereift, sauber und nicht so botrytisgeschwängert wie andere Jahrgänge. Aber die Kombination aus deutlicher Süße, enorm viel Extrakt und milder Säure machte den Wein schon recht anstrengend zu trinken. Bei aller Grandezza dieses Weins (und anderer H-L Weine) verliere ich doch immer mehr das Interesse an Heymann-Löwenstein Rieslingen. Der Stil ist einfach Geschmackssache. Einen Wein wie den Tyrell mag ich einfach lieber trinken (von 10 Malen vielleicht fünf Mal, den Roth Lay von 10 Malen vielleicht ein Mal).
Klammer 2: Rheingau
Peter Jakob Kühn - Oestricher Doosberg Riesling Drei Trauben und
August Kesseler - Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling Erstes Gewächs
Der Kühn präsentierte sich sehr gut, voller Spannung, aber deutlich weniger anstrengend und deutlich harmonischer als sehr viele andere Kühn Rieslinge. Der war total unfruchtig, ziemlich phenolisch (mit Tee-Noten), aber insgesamt in diesem Stil eben so gut vinifiziert, dass er bei aller Extremität doch sehr gut zu trinken war und man ihn im Mund behalten wollte. Hat mir richtig gut gefallen.
Kesseler war der absolute Gegenpol, für mich total klassisch Rheingau (was der Kühn letztlich nicht war, der hätte von überall aus Deutschland stammen können), ebenso klassisch Riesling. Das Zuckerschwänzchen ist sicher nicht jedermanns Sache, aber in seiner Stimmigkeit und in seinem perfekten Reifezustand sowie mit seiner Harmonie war es nahezu unmöglich, den Wein nicht zu mögen.
Klammer 3: Nahe
Emrich-Schönleber - Monzinger Halenberg GG und
Dönnhoff - Niederhäuser Hermannshöhle GG
Diese beiden Weine sind im Zweifel DIE Klassiker an der Nahe und stellten ihre Eigenschaft als Klassiker eindrucksvoll unter Beweis. Der Schönleber war vielleicht ein wenig wilder, spannender und pikant-würziger als der Dönnhoff, aber letzterer überzeugte durch seine wunderbare Harmonie, Dichte und Finesse. Beide Weine präsentierten sich auf Weltklasse-Niveau. Und - das muss man dazu sagen - sind letztlich aus so gut wie jedem Jahrgang richtig gut und mit ausreichend Flaschenreife ganz vorne mit dabei. Dieser war der Flight, der mir wahrscheinlich am längsten in Erinnerung bleiben wird.
Klammer 4: Rheinhessen
Wittmann - Westhofener Kirchspiel GG und
Keller - Westhofener Kirchspiel GG
Wie offenbar auch in der Probe, die weiter oben in diesem Thread beschrieben ist, lag hier Keller deutlich vor Wittmann. Der Wittmann hatte es nach dem Nahe-Flight natürlich schwer, aber sein Kirchspiel war auch einfach etwas derber und gröber als die anderen Weine in der Probe. Der wirkte einen Hauch bäuerlich und ich frage mich auch, ob die Trauben nicht vielleicht etwas früher gelesen zu einem spannungsreicheren Wein geführt hätten.
Der Keller war saugut, dem Keller Stil treu, der Jahrgang kam Keller offenbar zugute (Kirchspiel 2005 fand ich z.B. Anfang dieses Jahres deutlich schwächer), der Weine hatte exakt diese Frische, Purheit, Dynamik und Mineralität, die man bei den Keller GGs erwarten darf und auch sehr, sehr häufig (fast immer) geliefert kriegt. Toll.
Klammer 5: Pfalz
Dr. Bürklin-Wolf - Forster Pechstein G.C.
Reichsrat von Buhl - Forster Kirchenstück GG
Christmann - Königsbacher Idig GG und
Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen Auslese Trocken "R"
Diese Reihe von vier Weinen war grandios. Der Bürklin-Wolf wirkte noch sehr jung, entwickelte sich im Glas deutlich positiv und lässt viel für die Zukunft erhoffen. Aber auch jetzt war er schon fantastisch. Den von Buhl fand ich ebenfalls herausragend, schlank, richtig fein gewoben, da ließ sich richtig viel entdecken. Tja, und dann der Idig. Meine erste Reaktion war uneingeschränkt positiv. Der Wein ist gut gereift, ist kompakt, bricht nicht auseinander, hat enorm viel Stoff und Konzentration. Am Ende ging es mir bei dem Idig aber wie bei Heymann-Löwenstein zuvor. So beeindruckend der Wein ist, so anstrengend ist er zu trinken. Er macht müde. Das Highlight des Abends war dann der Koehler-Ruprecht. Der fasste alles, was die vorherigen Pfälzer hatten, in einem Wein zusammen: wahnsinnig viel Stoff, tolle Harmonie, große Dynamik, pure Spannung. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Legende - und dann in so guter Verfassung - einmal trinken durfte.
Im Fazit waren für mich die einzigen beiden Weine, die milde enttäuschten, der Mosbacher und der Wittmann. Die anderen Weine waren jeweils auf ihre eigenständige Art und Weise grandios. Welchen Wein man dann vorzieht, ist Geschmackssache. Heymann-Löwenstein und Christmann in einer üppigen Stilistik, Kühn in krasser Stilistik, Kesseler in sehr harmonischer Stilistik, Tyrell in einer sehr schlanken, Ruwer-typischen Stilistik, Dönnhoff und Emrich-Schönleber super klassisch, schlank und würzig, von Buhl, Bürklin-Wolf und Koehler-Ruprecht in einer etwas fruchtbetonteren, in diesem Jahrgang aber wunderbar schlanken und präzisen Stilistik mit etwas mehr Kernigkeit als z.B. die beiden von der Nahe und Keller in seinem unnachahmlichen energischen Drive. Alle Weine waren toll gereift, teils noch jung, aber jetzt in einer guten Phase. Vielen Dank an Ole für diese toll zusammengestellte Probe mit einem Highlight nach dem anderen.
am Freitag lud Ole mal wieder zu seiner traditionellen "Ten Years After" Riesling GG (und vergleichbare Weine) Probe, für die - wohl dem, der einen gut sortierten Keller hat - eine scharfe Auswahl getroffen werden musste. Vorab, diese Probe war einfach grandios mit einem Feuerwerk herausragender Weine, die wir in der Konsistenz und Breite bei den 2003ern letztes Jahr bei weitem nicht hatten. Probiert haben wir dieses Mal offen, die Liste der Weine kannten wir nicht, durften raten, was es wohl geben wird und bekamen dann jeweils Flasche pro Flasche präsentiert, was eingeschenkt wird. Das gefiel mir gut, trug zur Geselligkeit und dem entspannenden Probieren ein und führte nach meinem Eindruck auch nicht dazu, dass man die Weine übermäßig voreingenommen trank.
Als Ouvertüre hatte Ole einen Mosbacher - Forster Ungeheuer Spätlese Trocken "St. Georg", bei dem Mosbacher die Spontanvergärung ausprobierte. Mit Spontanvergärung ja oder nein hatte es m.E. nichts zu tun, dass der Wein sich nicht so gut präsentierte, eher mit einer vielleicht etwas zu reifen Frucht und Botrytis, obwohl diese in 2004 insgesamt ja rar gesät war. Mir hat der Wein nicht so gut geschmeckt.
Klammer 1: Mosel, Saar und Ruwer
Hier hatten wir:
Tyrell - Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Auslese Trocken und
Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Riesling Roth Lay
Der erste "offizielle" Wein (der Karthäuserhofberg) war gleich herausragend: straff, frisch, schlank, fein, säurebetont, aber sehr harmonisch, mit viel Spiel, zarter Finesse. Die Karthäuserhöfer sollte ich viel öfter kaufen.
Der Uhlen R war besser als ich befürchtet hatte, in sich stimmig, gut gereift, sauber und nicht so botrytisgeschwängert wie andere Jahrgänge. Aber die Kombination aus deutlicher Süße, enorm viel Extrakt und milder Säure machte den Wein schon recht anstrengend zu trinken. Bei aller Grandezza dieses Weins (und anderer H-L Weine) verliere ich doch immer mehr das Interesse an Heymann-Löwenstein Rieslingen. Der Stil ist einfach Geschmackssache. Einen Wein wie den Tyrell mag ich einfach lieber trinken (von 10 Malen vielleicht fünf Mal, den Roth Lay von 10 Malen vielleicht ein Mal).
Klammer 2: Rheingau
Peter Jakob Kühn - Oestricher Doosberg Riesling Drei Trauben und
August Kesseler - Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling Erstes Gewächs
Der Kühn präsentierte sich sehr gut, voller Spannung, aber deutlich weniger anstrengend und deutlich harmonischer als sehr viele andere Kühn Rieslinge. Der war total unfruchtig, ziemlich phenolisch (mit Tee-Noten), aber insgesamt in diesem Stil eben so gut vinifiziert, dass er bei aller Extremität doch sehr gut zu trinken war und man ihn im Mund behalten wollte. Hat mir richtig gut gefallen.
Kesseler war der absolute Gegenpol, für mich total klassisch Rheingau (was der Kühn letztlich nicht war, der hätte von überall aus Deutschland stammen können), ebenso klassisch Riesling. Das Zuckerschwänzchen ist sicher nicht jedermanns Sache, aber in seiner Stimmigkeit und in seinem perfekten Reifezustand sowie mit seiner Harmonie war es nahezu unmöglich, den Wein nicht zu mögen.
Klammer 3: Nahe
Emrich-Schönleber - Monzinger Halenberg GG und
Dönnhoff - Niederhäuser Hermannshöhle GG
Diese beiden Weine sind im Zweifel DIE Klassiker an der Nahe und stellten ihre Eigenschaft als Klassiker eindrucksvoll unter Beweis. Der Schönleber war vielleicht ein wenig wilder, spannender und pikant-würziger als der Dönnhoff, aber letzterer überzeugte durch seine wunderbare Harmonie, Dichte und Finesse. Beide Weine präsentierten sich auf Weltklasse-Niveau. Und - das muss man dazu sagen - sind letztlich aus so gut wie jedem Jahrgang richtig gut und mit ausreichend Flaschenreife ganz vorne mit dabei. Dieser war der Flight, der mir wahrscheinlich am längsten in Erinnerung bleiben wird.
Klammer 4: Rheinhessen
Wittmann - Westhofener Kirchspiel GG und
Keller - Westhofener Kirchspiel GG
Wie offenbar auch in der Probe, die weiter oben in diesem Thread beschrieben ist, lag hier Keller deutlich vor Wittmann. Der Wittmann hatte es nach dem Nahe-Flight natürlich schwer, aber sein Kirchspiel war auch einfach etwas derber und gröber als die anderen Weine in der Probe. Der wirkte einen Hauch bäuerlich und ich frage mich auch, ob die Trauben nicht vielleicht etwas früher gelesen zu einem spannungsreicheren Wein geführt hätten.
Der Keller war saugut, dem Keller Stil treu, der Jahrgang kam Keller offenbar zugute (Kirchspiel 2005 fand ich z.B. Anfang dieses Jahres deutlich schwächer), der Weine hatte exakt diese Frische, Purheit, Dynamik und Mineralität, die man bei den Keller GGs erwarten darf und auch sehr, sehr häufig (fast immer) geliefert kriegt. Toll.
Klammer 5: Pfalz
Dr. Bürklin-Wolf - Forster Pechstein G.C.
Reichsrat von Buhl - Forster Kirchenstück GG
Christmann - Königsbacher Idig GG und
Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen Auslese Trocken "R"
Diese Reihe von vier Weinen war grandios. Der Bürklin-Wolf wirkte noch sehr jung, entwickelte sich im Glas deutlich positiv und lässt viel für die Zukunft erhoffen. Aber auch jetzt war er schon fantastisch. Den von Buhl fand ich ebenfalls herausragend, schlank, richtig fein gewoben, da ließ sich richtig viel entdecken. Tja, und dann der Idig. Meine erste Reaktion war uneingeschränkt positiv. Der Wein ist gut gereift, ist kompakt, bricht nicht auseinander, hat enorm viel Stoff und Konzentration. Am Ende ging es mir bei dem Idig aber wie bei Heymann-Löwenstein zuvor. So beeindruckend der Wein ist, so anstrengend ist er zu trinken. Er macht müde. Das Highlight des Abends war dann der Koehler-Ruprecht. Der fasste alles, was die vorherigen Pfälzer hatten, in einem Wein zusammen: wahnsinnig viel Stoff, tolle Harmonie, große Dynamik, pure Spannung. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Legende - und dann in so guter Verfassung - einmal trinken durfte.
Im Fazit waren für mich die einzigen beiden Weine, die milde enttäuschten, der Mosbacher und der Wittmann. Die anderen Weine waren jeweils auf ihre eigenständige Art und Weise grandios. Welchen Wein man dann vorzieht, ist Geschmackssache. Heymann-Löwenstein und Christmann in einer üppigen Stilistik, Kühn in krasser Stilistik, Kesseler in sehr harmonischer Stilistik, Tyrell in einer sehr schlanken, Ruwer-typischen Stilistik, Dönnhoff und Emrich-Schönleber super klassisch, schlank und würzig, von Buhl, Bürklin-Wolf und Koehler-Ruprecht in einer etwas fruchtbetonteren, in diesem Jahrgang aber wunderbar schlanken und präzisen Stilistik mit etwas mehr Kernigkeit als z.B. die beiden von der Nahe und Keller in seinem unnachahmlichen energischen Drive. Alle Weine waren toll gereift, teils noch jung, aber jetzt in einer guten Phase. Vielen Dank an Ole für diese toll zusammengestellte Probe mit einem Highlight nach dem anderen.
Beste Grüße, Stephan