Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Blase?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von UlliB »

Green hat geschrieben: auch wenn Lidl dies nicht direkt von den Produzenten bekommt (was ich nach wie vor für weder ausgeschlossen noch zwingend halte), [...]
Nein, aber möglich ist eine Beschaffung ohne Kenntnis des Erzeugers eben auch. Was da jetzt genau passiert ist, bleibt Spekulation. Ich würde aber annehmen, dass LVMH über die Sache nicht gerade glücklich ist - ein LVMH-Luxusartikel bei Lidl? - und deshalb die Sache vermutlich eher nicht aktiv betrieben hat.
[...] ist der Vorgang an sich jetzt ein Indikator dafür, dass diese hohe Bestände so ihren Weg in den Markt finden, weil Verkaufsdruck besteht - d.h. die Zeiten der Stagnation (nach 2010) (wenn es Stagnation war) und des Verkäufermarktes (bis 2010?) jetzt umschlagen (könnte,n ich bin so vorsichtig wie möglich) in einen Käufermarkt
Genau das ist die wirklich interesante Frage. Und es ist wohl noch zu früh, sie zu beantworten... eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Aber wenn jetzt im direkten Gegenzug Lafite bei Aldi auftaucht und dann Weinlet kistenweise Margaux weit unter Primeurpreis vertickt, wirds wirklich interessant :mrgreen:

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von octopussy »

Ich finde die Lidl Aktion allenfalls vor dem Hintergrund beachtenswert, dass Lidl einen gar nicht so üblen Bordeaux-Katalog mit ein paar Eyecatchern auflegt und ins höherwertige Weingeschäft mit reingeht. Im Übrigen passt das Lidl-Angebot perfekt zur allgemeinen Marktentwicklung. Die Metro setzte ja zuletzt auch darauf, ihr Weinangebot zu verbreitern und aufzuwerten. Bei Netto gibt es seit kurzem ebenfalls ein paar höherwertigere Angebote (Ch. Figeac 2010 zu 250 Euro, usw.). Bis Aldi nachzieht, ist es nur eine Frage der Zeit. Und auch immer mehr EDEKA- und Rewe-Einzelkaufleute werden im Zweifel in den nächsten Jahren etwas auf das Aufwerten ihres Weinangebots setzen. Als Beispiel: bei dem erst vor kurzem eröffneten EDEKA bei mir bei der Arbeit ums Eck gibt es Bürklin-Wolf, Schloss Johnannisberg, Robert Weil, usw. und auch ein paar ordentliche Bordeaux, dazu ganz offiziell LVMH-Produkte in einer gesonderten Verkaufspräsentation (Numanthia, Cloudy Bay, etc.). Die wissen schon, welche Kundschaft sie da ansprechen.

Für den Status im Bordeaux hat diese Lidl-Aktion m.E. gar keine Aussagekraft. Die Weine werden bei Lidl ja nicht verramscht. Letztlich kein Wein bewegt sich unter dem Preis, für den man ihn auch woanders bekommt, einige sogar deutlich über dem leicht recherchierbaren Bestpreis. Auch der 1998 d'Yquem ist nicht günstiger als bei anderen guten Quellen. Dass Lidl auf die Zweitweine von Ch. Citran, Prieuré-Lichine und andere eine ganz kräftige Marge erzielen wird (und auf die No-Name Bordeaux erst recht), davon gehe ich ganz stark aus. 200 oder 300% Marge würden mich nicht überraschen.
Beste Grüße, Stephan
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innauen
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von innauen »

octopussy hat geschrieben:Hi Green,

das Lidl-Angebot ist mit Ausnahme einiger weniger Lockvögel (der d'Yquem, der Rieuseec, der Zweitwein von Haut Brion, der Montrose) ziemlich willkürlich zusammengestellt. Der Katalog zielt aufs Weihnachtsgeschäft hin. Dieses Jahr bietet Lidl Branaire-Ducru, Batailley, Lascombes und Nenin an, nächstes Jahr vielleicht Cantenac-Brown, Lafon-Rochet, Pedesclaux und Gazin. Konsistenz oder einen besonderen Plan muss es da nicht geben. Hauptsache am linken Ufer klassifizierte Gewächse und am rechten Ufer - jedenfalls in St. Emilion - ebenfalls oder klingende Namen wie Pomerol. Dazu dann die Cash Cows, nämlich die "Namenlosen". Die kauft Lidl dann auch tatsächlich direkt beim Produzenten ein bzw. bei irgendeiner Kellerei, die Trauben aus einer AOP im großen Stil verarbeitet und irgendeinen Fantasie-Château-Namen draufklebt.

Mit deiner "Kooperationsthese" bist du auf dem Holzweg.
+1

In vielen Postings klingt durch, LIDL sei gleich billig. Unser LIDL in einem Berliner Bionadebezirk scheint da ganz anders zu sein. Es gibt hier lose Salzmandeln zu kaufen (sic!) und die Sachen werden in neuen und ansprechenden Stehkühlschränken präsentiert. Das ganze erinnert mich stark in britische Supermärkte. Ein paar Markenprodukte und eine hochwertige Aufmachung sorgen für ein angenehmes wertiges Ambiente. Die Kohle wird aber mit NoName- oder Eigenmarken gemacht. Das funktioniert, weil die Supermärkte ihr Terrain untereinander schon gut abgesteckt haben. Und genau das passiert gegenwärtig in Deutschland. Die harte Konkurrenz, wo ein Billigdiscounter neben den anderen aufmachte und die Wurst nochmal 0,0ct. billiger war, gibt zu wenig Marge ab. Verbraucher geben mehr Geld aus. Um dieses Potential aufzufangen, werden Märkte systematisch aufgehübscht. Das funktioniert aber nur, wenn die Preiskonkurrenz untereinander aufhört. Dazu passt, dass EDEKA gerade Kaisers/Tengelmann übernommen hat. Weniger Player, weniger Anarchie im Markt.

Wie gesagt. Geiz ist nicht mehr geil. LIDL sagt mit seinem Weinangebot, "wir können auch teuer".

Grüße,

Wolf
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C9dP
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von C9dP »

Vielleicht provokant, aber ich glaube, dass das ganze Thema nichts mit Bordeaux und Blasenbildung zu tun hat. Ich glaube eher, dass ein Luxusgüterkonzern wie LVMH im Moment andere Sorgen hat. Es brechen die Märkte in Russland und China zu teilen weg. In Europa schwächt sich Wachstum erneut ab. Die werden nach meiner Ansicht auch ihren anderen Kram nicht mehr so gut los, sitzen aber auf Kosten, die für Expansion angefallen sind oder für Läsen noch laufend anfallen. Da braucht es Liquidität. Und bevor ich eine Marke wie Vuitton zu Ramschpreisen auf den Markt schmeiße, verkauf ich doch lieber ein paar der zigtausend lagernden Flaschen über die Discounter diese Erde. Das beschädigt den Ruf weit weniger, weil die Reichweite von Yquem viel geringer ist als die von Vuitton. Mich würde es nicht wundern, wenn LIDL gar nicht direkt kauft, sondern nur am Umsatz beteiligt wird und somit genau 0 Risiko hat.
Viele Grüße

Aloys
Green
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von Green »

C9dP hat geschrieben:...LVMH im Moment andere Sorgen hat. Es brechen die Märkte in Russland und China zu teilen weg. In Europa schwächt sich Wachstum erneut ab. ... Da braucht es Liquidität. ...verkauf ich doch lieber ein paar der zigtausend lagernden Flaschen über die Discounter diese Erde. Das beschädigt den Ruf weit weniger, weil die Reichweite von Yquem viel geringer ist als die von Vuitton....

Das meinte ich, wobei ich den potetiellen Schaden für die Marke Yquem (galt eigentlich als Perle im Konzern - allein schon um das Weinschloss als Präsentationsfläche nutzen zu können) schon für immens halte. Wir - wie gesagt - in Noble Rot schön beschrieben, Bernard Arnault wollte scheinbar Yquem unbedingt haben.
Gruß, Christoph
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UlliB
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von UlliB »

C9dP hat geschrieben: Ich glaube eher, dass ein Luxusgüterkonzern wie LVMH im Moment andere Sorgen hat. Es brechen die Märkte in Russland und China zu teilen weg. In Europa schwächt sich Wachstum erneut ab. Die werden nach meiner Ansicht auch ihren anderen Kram nicht mehr so gut los, sitzen aber auf Kosten, die für Expansion angefallen sind oder für Läsen noch laufend anfallen. Da braucht es Liquidität.
Na ja. Ob ein Konzern, der noch im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 29 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, dabei ein EBIT von fast 6 Milliarden Euro eingefahren hat, und per Bilanz zum 31.12.13 über ein gegen die Verbindlichkeiten saldiertes Vermögen von über 30 Milliarden Euro verfügt hat (darunter auch 3,7 Milliarden Euro liquide Mittel), bereits 10 Monate später für ein paar hunderttausend Euro Liquidität (mehr lässt sich aus dem Lidl-Deal, wenn es denn einer war, nämlich nicht herausholen) eine derartige Aktion starten muss, wage ich mal gelinde zu bezweifeln. Wenn's mit denen so schlimm stehen würde, hätte es schon lange eine Gewinnwarnung geben müssen. Hat es aber nicht.

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von octopussy »

Eins dürfte klar sein: alle sind froh, wenn ein paar Mengen in den Markt sickern. Die Bordelaiser (Châteaux, Négociants, Händler dahinter) wissen schon, wie man ungeliebte Mengen in den Markt träufeln lässt. Restaurants, die Foires aux Vins, attraktive Sonderverkäufe bei den Supermarktketten, neuerdings auch Online-Aktionen wie z.B. bei Venteprivée, 1jour1vin oder auch in anderen Ländern. Es muss halt unauffällig, nicht komplett auf einmal passieren und edel präsentiert werden, um kein Ramschimage zu bekommen.

Meiner Ansicht nach wird der Verkauf eines Château d'Yquem oder eines Château Montrose bei Lidl dem Image dieser Weine nicht im geringsten abträglich sein. Im Gegenteil. Bei den Discountern gibt es doch heute ein Angebot, das alle Schichten bedient, inklusive höherwertige Käse- und Wurstwaren, zu Weihnachten mal Foie Gras, usw. Lediglich die Präsentation in den Geschäften lässt etwas zu wünschen übrig. Deshalb macht Lidl seine höherwertige Weinaktion auch nur online und nicht im Geschäft. Aber der Katalog sieht doch relativ gesehen einigermaßen hochwertig aus, finde ich. Das hat in etwa Metro-Niveau. M.E. werden die Kunden berühmte Weine wie d'Yquem oder Haut-Brion (auch wenn es hier nur der Zweitwein ist) nach dieser Aktion nur noch ehrfürchtiger wahrnehmen. Schließlich sind diese Weine nun "für alle" ohne größere Probleme erhältlich, aber eben nach wie vor zu hohen Preisen. Wenn Lidl den d'Yquem für 50 Euro die Flasche raushauen würde, dann müsste man sich langsam Gedanken über eine Markenbeschädigung machen. Aber hier denkt der Kunde, der sich normalerweise keinen d'Yquem leistet, doch: "Wahnsinn, eine halbe Flasche Wein für 100 Euro. Der pure Luxus."
Beste Grüße, Stephan
C9dP
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von C9dP »

Na ja. Ob ein Konzern, der noch im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 29 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, dabei ein EBIT von fast 6 Milliarden Euro eingefahren hat, und per Bilanz zum 31.12.13 über ein gegen die Verbindlichkeiten saldiertes Vermögen von über 30 Milliarden Euro verfügt hat (darunter auch 3,7 Milliarden Euro liquide Mittel), bereits 10 Monate später für ein paar hunderttausend Euro Liquidität (mehr lässt sich aus dem Lidl-Deal, wenn es denn einer war, nämlich nicht herausholen) eine derartige Aktion starten muss, wage ich mal gelinde zu bezweifeln. Wenn's mit denen so schlimm stehen würde, hätte es schon lange eine Gewinnwarnung geben müssen. Hat es aber nicht.
Mit der Argumentation hätte es Bear Stearns, Lehman und viele andere nicht geben dürfen. Da es als externer fast unmöglich ist, die Bewertungskriterien der Bilanz und GuV richtig zu interpretieren, ohne die Anlagen und den Lagebericht studiert zu haben, wage ich darüber kein Urteil zu fällen. Eine Gewinnwarnung hat jedoch nicht im entferntesten was mit der Liquiditätsplanung eines Unternehmens zu tun. Und ob die ganze Aktion auf LIDL in Deutschland begrenzt ist kann ich nicht beurteilen. Weißt du sicher, dass die in GB und / oder US nicht ähnliche Aktionen fahren werden? Im EBIT sind übrigens keine Abschreibungen enthalten. Deshalb zählt das nur bedingt ;)

Aber vielleicht liegt das Problem ja auch wirklich in der zweiten Reihe und die Liquidität braucht eher ein Nego oder ein Weinfonds.
Viele Grüße

Aloys
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octopussy
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von octopussy »

C9dP hat geschrieben: Aber vielleicht liegt das Problem ja auch wirklich in der zweiten Reihe und die Liquidität braucht eher ein Nego oder ein Weinfonds.
Wer weiß, ob überhaupt jemand in der Handelskette dringend Kohle braucht? Die Aussage, dass irgendjemand in der Handelskette Liquiditätsschwierigkeiten hat, ist rein spekulativ. Kann sein, kann aber auch nicht sein.

Dass diejenigen, die Bordeaux-Bestände haben, diese auch mal abverkaufen wollen, Liquidität generieren und Lagerkapazitäten schaffen wollen (2012 steht vor der Tür!), ist ja eigentlich nichts Überraschendes. Dass aus dem Bordeaux ziemlich große Mengen kommen, dürfte auch niemanden überraschen. Da muss halt echt viel in den Markt. Jedes Jahr. Ich denke auch, dass die 2011er so bleischwer in den Regalen liegen werden, wie kaum ein Bordeaux-Jahrgang zuvor. Was sollen denn diejenigen in der Handelskette tun? Auf den Weinen sitzen bleiben und Däumchen drehen?
Beste Grüße, Stephan
Einzelflaschenfreund
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Re: Bdx bei Lidl.Platzt die Blase? Gibt's überhaupt eine Bla

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

octopussy hat geschrieben:Lediglich die Präsentation in den Geschäften lässt etwas zu wünschen übrig. Deshalb macht Lidl seine höherwertige Weinaktion auch nur online und nicht im Geschäft.
Immerhin, ein bisschen attraktiver in Szene gesetzt als das normale Weinsortiment sind auch die billigeren der neuen Weine schon. Hier http://www.20min.ch/finance/news/story/11836756 mal das erste Bild anschauen. Ist zwar möglicherweise nur ein Symbolbild, aber genau so setzt sich die Warenpräsentation bei Lidl für die frz. Weine auch in Deutschland ab. Eigentlich eher banal, fällt aber schon auf im Vergleich zu den sonst in jeder Abteilung gleichen Regalreihen.

Der Artikel ist ohnehin halbwegs interessant, auch wenn es vornehmlich um den Schweizer Markt geht.

Viele Grüße
Guido
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