Hallo Ulli,UlliB hat geschrieben: Daneben gibt es noch ein anderes, vermutlich ernsthafteres Problem: der Handel steigt aus. Nicht notwendigerweise (nur) wegen der Preise, sondern vor allem wegen der mangelnden Verfügbarkeit - es macht keinen Sinn, mit einer Ware zu handeln, mit der man auf Grund ihrer Knapppheit kaum Umsätze generieren kann und mit deren Nichtverfügbarkeit man nur Kunden frustriert. Bereits kurze Ausfälle in der Lieferfähigkeit bringen heute den Handel dazu, sich umzuorientienen und später nicht wieder zurückzukehren; mancher fränkische Winzer kann nach dem Frostjahrgang 2011 ein Lied davon singen.
Das wird vermutlich nicht das Problem der Erzeuger der ersten Linie sein, denen nimmt man derzeit offensichtlich alles und das zu jedem beliebigen Preis ab. Aber dahinter wird es tatsächlich massive Probleme geben.
mein Eindruck ist allerdings, dass Händler bei Burgundern gerade eher ein- als aussteigen. Es gibt derzeit keine Weinregion, die weltweit so en vogue ist. Und das mit der Verfügbarkeit ist auch differenziert zu betrachten. Einige Weine (v.a. die Grand Crus, die Weine aus den renommierten Jahrgängen wie 2005, 2009 und 2010 und ausgewählte Basis- und 1er-Cru-Weine) sind immer schnell weg, andere (v.a. Village Weine, Weine aus weniger renommierten oder als problematisch geltenden Jahrgängen wie 2004, 2007, 2008 oder 2011 und weniger renommierte 1er Cru Weine) sind noch Jahre nach der Ernte gut verfügbar und müssen teils stark rabattiert werden, damit sie verkauft werden.
Handel mit Burgundern war lange Zeit etwas für Spezialisten, die nur oder überwiegend Burgunder verkauft haben. Diese Spezialisten werden m.E. auch zukünftig das verkaufen, was sie schon immer verkauft haben. Sich umzuorientieren, ist da ja auch schwerer. Man müsste so gut wie das ganze Sortiment austauschen.
Auf jeden Fall ist der Trend zu beobachten, dass einige mit Kapital (z.B. Faiveley, Marchand-Tawse, LVMH, usw.) hinzukaufen. Dieser Trend dürfte sich auch eine Weile fortsetzen. Aber wie stark er sich auswirken wird, das bleibt m.E. abzuwarten. Wer m.E. früher oder später hinten rüber fallen wird, sind die Micro-Négociants. Während die Großen langfristige Verträge haben, müssen die, die mehr oder weniger anonym über Courtiers kaufen, einen volatilen Marktpreis bezahlen und zwangsläufig die höheren Traubenpreise an die Kunden weitergeben. Das werden m.E. viele Kunden nur bedingt mitmachen, gerade bei Newcomern. Aber diese Micro-Négociants sind mengenmäßig ohnehin nicht wirklich relevant.UlliB hat geschrieben:Es gehört nicht viel dazu, zu prognostizieren, dass ein weiterer mengenmäßig knapper Jahrgang im Burgund den Vorgang beschleunigen wird, der dort schon jetzt deutlich zu erkennen ist und der im Bordelais bereits weitgehend abgschlossen ist: die Konversion von Familienbesitz zum Besitz durch große Kapitalgesellschaften.