Hallo zusammen,
was das Rebalter angeht kann man kaum eine Regel aufstellen die Allgemeingültigkeit hat. Markus Faustregel triffts vielleicht noch am Besten. Es gibt 50 Jährige die „durch“ sind und es gibt 100-Jährige die immer noch relativ gute Erträge und Topqualitäten bringen. Da spielen so viele Faktoren rein, da wird es schwierig eine allgemeingültige Regel aufzustellen. Fakt ist jedenfalls, dass gesunde alte Reben einfach hochwertigere Weine hervorbringen können sofern alles stimmt - es aber nicht müssen. Tja und dann ist natürlich auch die Frage ob überall wo alte Reben draufsteht auch alte Reben drin sind, denn eine weingesetzliche Regelung und eine daraus resultierende Kontrolle gibt es nicht.
Was die Neubestockung /Brachflächen an der Mosel angeht,hat das nicht ausschließlich mit den Kosten der Neubepflanzung zu tun, denn die liegen heutzutage dank maschineller Erleichterungen in der Steillage unwesentlich höher als in Flachlagen. Die Gründe für die Brachflächen sind ziemlich breit gestreut:
1. Betriebe, die in den 79/80/90er Jahren mehr oder weniger Fassweinproduzenten waren und an Genossenschaften/Kellereien geliefert haben können bei den Literpreisen der letzten Jahrzehnte kaum kostendeckend wirtschaften. Das ist aber ein „Problem“, dass nicht nur auf die Mosel beschränkt ist, sondern in allen Weinbaugebieten stattfindet. Denn niedrigere Bewirtschaftungskosten sind eingepreist. Die Ursachen des Preisverfalls liegen in erster Linie an der fortschreitenden Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel. Es gibt in D noch 5 relevante LEH-Kunden für die Großkellereien und die diktieren beinhart die Preise. Friss oder stirb.
2. In der Geschwindigkeit in der aus der in 1. genannten Entwicklungen Brachflächen entstehen, können diese von den flaschenweinvermarktenden Weingütern, die Ihre Kundschaft abseits des LEHs sehen, nicht aufgefangen werden.
3. Es wurden im „Massenwahn“ der 70er/80er Jahren Flächen bestockt, von denen aus man die Mosel gar nicht sehen kann und die klimatisch bedingt eben auch nicht die entsprechenden Weinqualitäten liefern die man als flaschenweinvermarktendes Weingut braucht.Ergo: sie fallen brach, weil niemand sie will. Die guten Flächen werden bleiben, die schlechten nicht. Macht aber auch nichts. Diese Entwicklung ist durchaus positiv, auch wenns in der Phase des Brachfallens nicht gerade landschaftsverschönernd wirkt.
4. Dort wo man die Flurbereinigung „verschlafen“ hat und vor allem kein Wegenetz eingezogen wurde, sind maschinelle Arbeitserleichterungen (wie bspw. bei der Neuanpflanzung) nicht einsetzbar. Siehe Wehlener Sonnenuhr. Diese Flächen können eigentlich nur noch als nicht kostendeckendes Hobby bewirtschaftet werden und das kann man eben nicht für immer machen…
Als Fazit würde ich die aktuelle Marktbereinigung, trotz all der sicherlich schlimmen Einzelfälle als alternativlos und förderlich für die Mosel ansehen.
PS: bei der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage und der daraus resultierenden Kapitalverzinsung, halte ich persönlich eine Investition in gute Mosellagen für ziemlich vielversprechend, denn man bekommt wenigstens etwas anständiges zum trinken für sein Geld
Da wir hier ja eigentlich im Pfalz-Thema sind, entschuldige ich mich und lasse meinen Post gerne in eine adäquate Ecke verschieben
gruß, Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...