Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Benutzeravatar
maha
Beiträge: 1287
Registriert: Di 18. Jun 2013, 15:56
Wohnort: FFM

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von maha »

Danke für Eure Inputs. Das hilft schon sehr weiter

Wie unterscheiden sich denn die eher "traditionell" vinifizierten Barolos von den "modernen"? Nur im Holzeinsatz? Sind die traditionellen noch etwas fruchtiger? Das ging mir bei diesem etwas ab.

Wenn Scavino eher ein moderner Hersteller ist, welche Erzeuger kommen denn aus der traditionellen Schiene? Damit ich etwas vergleichen kann.

Wenn man die Teile kurz nach dem Erscheinen kauft, erst mal für 10-15 Jahre vergessen, nehm ich an? Oder hat Barolo auch so was wie ne Primärfruchtphase die dann dicht macht?

Ich mach Euch schon keine grosse Konkurrenz, keine Angst. Ich sauf mich erst mal durch den schweizer Markt :lol:
Der schönste Sport ist der Weintransport!
Benutzeravatar
Mr. Nebbiolo
Beiträge: 882
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 16:44
Wohnort: Mühldorf

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Marko,

auch hier könnte man wieder Bücher füllen (gibt ja auch ein paar ;) ).

Vor ca. 10 - 15 Jahren war für mich die Trennung modern - traditionell noch klarer, da konnte man eher sagen, wer wie vinifiziert. Heute haben viele Winzer vieles ausprobiert und reduzieren wieder kleines Holz, Maischestandzeiten werden angepasst und was in welche Ecke gehört ist nicht immer klar.

Modern liegt an den Barriques, aber auch an der Maischestandzeit. Von (etwas übertrieben) ein paar Stunden, bis mehrere Wochen ist hier alles dabei. Wenn du wirklich fruchtige Weine willst, bist du meiner Meinung nach bei Barolo eher falsch, wenn dann eher zarte Frucht ;) . Weniger zart dann oft Tannin und Säure ;)

Ich habe schon eher traditionell erzeugte Barolo getrunken, die im Erscheinungsjahr sehr trinkig waren und moderne, die nicht schluckbar waren und umgekehrt das ganze auch schon.

Ich glaube schon, dass auch Barolo eine Primärfruchtphase haben, aber hier ist der Winzer, ganz stark aber auch der Jahrgang entscheidend (Test mit 2007 und 2008 vom gleichen Wein ist interessant).

Eher traditionell z.B.

Barolo Mascarello
Brezza
Burlotto
Massolino
Giacomo Conterno
Cavalotto
Bruno Giacosa
Giovanni Sordo




Eher modern z.B.

Elio Altare
Domenico Clerico
Paolo Scavino
Azelia
Ceretto
Conterno Fantino
Rocche de Manzoni

Dann gibt es einige, die ich nicht mehr zu einer Richtung zuordnen kann, wie z.B.

Elio Grasso
Brovia
Aldo Conterno
Ettore Germano

Das du bei den traditionelleren eher Frucht findest, würde ich nicht sagen, sogar eher bei den moderneren, da steht dir aber oft massig Tannin und Holz entgegen.

Ich trinke wirklich viel Nebbiolo, aber ich weiß trotzdem oft nicht, was mich erwartet. Mal einen 201=er geöffnet, der wunderbar trinkig ist und schon gut schmeckt, dann wieder einen anderen 2010er, der untrinkbar ist. Auch die gleichen Weine vom gleichen Winzer in den Jahrgängen teilweise extrem unterschiedlich.

Will sagen, da musst du trinken, dass vorher zu wissen ist oft schwer.

Trinkt aber z.B. einen Barolo (egal welchen) von Brezza, den wirst du ganz jung auf alle Fälle trinken können und er wird auch Spaß machen, ziemlich alt aber das gleiche (mein älterster war ein 82er vor zwei Jahren)
Grüße

Klaus
Benutzeravatar
maha
Beiträge: 1287
Registriert: Di 18. Jun 2013, 15:56
Wohnort: FFM

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von maha »

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine wertvollen Tipps!
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich über so viel geballtes Fachwissen :)

Ich hab mal ein wenig bei Sportskamerad Burlotto gestöbert, und da gibt es einige Dinge die sich äusserst interessant anhören.

Hilft nichts, da wird man sich halt durchtrinken müssen :roll: :mrgreen:

Gruss
Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!
olifant
Beiträge: 3879
Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
Wohnort: Bayern

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von olifant »

Na, wenn man sich Mr. Nebbiolo heisst ...

für ausprobierenswert hielte ich noch Schiavenza (eher traditionell) und Aschieri (mal so, mal so ;) ). Aber grundsätzlich erweitert jede Flasche, und derer (guten) Produzenten gibt es so einige, den Erfahrungshorizont.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Benutzeravatar
Jürgen
Beiträge: 1743
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 11:49
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Pforzheim
Kontaktdaten:

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Jürgen »

Also wenn ich Barolos oder Barbarescos in einer "Primärfruchtphase erwischen konnte, dann waren es die modern ausgebauten Weine von La Spinetta. Auf Weinmessen war der aktuelle Campé-Jahrgang immer der "Abräumer". Die meisten aktuellen Jahrgänge Barolos finde ich sehr spaßbefreit, was nicht heißen soll, daß ich sie als untrinkbar empfinde.

Scavino und Parusso fand ich auch jünger (unter zehn Jahre alt) schon trinkbar.
Zuletzt geändert von Jürgen am Do 31. Jul 2014, 12:28, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Benutzeravatar
harti
Beiträge: 2569
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 15:49
Wohnort: Deutschland

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

Hallo Marko,

eine Alternative zu Barolo sind Nebbiolo d'Alba, die in der Regel nicht so tanninbetont ausfallen und bereits jung gut zu trinken sind. Zudem sind sie deutlich preiswerter.

Lecker im wahrsten Sinne des Wortes ist z.B. der 2010er Terre del Barolo Nebbiolo d'Alba "Le Terre", der in D so um die 8-9 € kostet. Auch Barbarescos sind früher zugänglich, hier sind z.B. die Abfüllungen der Produttori del Barbaresco sehr empfehlenswert. Der "einfache" Barbaresco liegt bei ca. 20 €, die aktuellen Riservas (derzeit als 2009er) werden ab ca. 28 € angeboten.

Grüße

Hartmut
Benutzeravatar
Mr. Nebbiolo
Beiträge: 882
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 16:44
Wohnort: Mühldorf

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Marko, hallo Jürgen, hallo Forum,

wenn ich von Primärfruchtphasen bei Barolo spreche, dann natürlich immer auf Basis dessen, was bei Nebbiolo Frucht sein kann. Ich gehe davon aus, dass man schon weiß, auf was man sich einlässt und den Grundcharakter dieser Art von wein kennt und mag. Wenn jemand ausschließlich Prioratos, Ch9dP, Amarone oder andere füllige, teilweise üppige, körperreiche und fruchtbetonte Weine mag, macht es wenig Sinn, wenn er Barolo trinkt und die Fruchtphase sucht ;) :oops:.

Die Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden und wenn ich eher keine Säure vertrage, spürbares Tannin nicht mag und ich in erster Linie Schokolade und dunkle Frucht suche (gibt es teilweise auch bei Nebbiolo), dann sollte ich eben nicht Barolo trinken wollen und das hier suchen.

Das es eine Primärfruchtphase bei Nebbiolo gibt, kann ja leicht ausprobiert werden. Einfach drei Flaschen des selben Weines kaufen, eine gleich öfnen, eine nach ein und eine nach zwei Jahren und sehen, welche Unterschiede es gibt. Kann durchaus sein, dass er gleich geöffnet wunderbar trinkig ist und nach ein doer zwei Jahren nicht schluckbar ;) .

Die Frage, nach wie vielen Jahren ein Barolo am besten schmeckt ist eine Frage des Jahrganges, des Winzers, der Lage, des Kellers und in allererster Linie des persönlichen Geschmacks.

Andreas März von Merum, dessen Arbeit und Meinung ich sehr schätze, ist der Auffassung, dass auch Barolo in den ersten zwei Jahren nach Erscheinen am besten schmeckt. Ein guter Freund von mir, der einiges an Nebbiolo trinkt und viel Erfahrung hat, trinkt keinen Barolo unter 10 Jahren und die meisten erst so ab 15 Jahren. Es ist also alles Geschmackssache und die Wahrheit gibt es hier nicht.

Irgendwann weiß man aber doch, welcher Weinstil einem schmeckt und welcher nicht. Ich trinke doch auch nicht das ganze Jahr Pinot Noir weil ich nur diese Art mag und probiere wieder mal einen Amarone und bin überrascht, dass mir der Wein nicht schmeckt und schreibe ganz entsetzt, wie fett, marmeladig, plump und Spaßbefreit diese Weine sind ;) :o :?
Grüße

Klaus
Benutzeravatar
Mr. Nebbiolo
Beiträge: 882
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 16:44
Wohnort: Mühldorf

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Jürgen hat geschrieben:Also wenn ich Barolos oder Barbarescos in einer "Primärfruchtphase erwischen konnte, dann waren es die modern ausgebauten Weine von La Spinetta. Auf Weinmessen war der aktuelle Campé-Jahrgang immer der "Abräumer".

Hallo Jürgen,


ja, das Thema Campe hatten wir die letzten 10 Jahre auch schon ein paar mal ;) . Für mich hat speziell dieser Wein recht wenig mit Barolo und noch weniger mit Nebbiolo zu tun :)
Grüße

Klaus
Benutzeravatar
Mr. Nebbiolo
Beiträge: 882
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 16:44
Wohnort: Mühldorf

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Ein Beispiel noch, wie schwer es (zumindest für mich) ist, zu sagen modern ist früh trinkbar, traditionell nicht.
Bei meinem Besuch bei Conterno Fantino im Oktober 2012 haben wir die Barolo aus dem Jahrgang 2008 probiert. Es ist glaube ich unbestritten, dass Conterno Fantino einen modernen Stil beim Barolo pflegt, zumindest sind alle im Barrique.

Da die Modernista ja als Hauptgrund für die kleine "Revolution" angaben, dass sie wollen, dass die Barolo klarer, fruchtiger und früher trinkbar sein sollen, als die traditionellen "Hardcoretropfen" ;) müssten diese dann ja schon Spaß machen :) .

Ich bin wirklich einiges gewohnt, aber da fällt das Schlucken schon schwer. Das ist aber modern, viel Frucht, kompakt, füllig, aber auch mit Massen an Tannin. Das wir uns nicht falsch verstehen, die Weine sind richtig gut, die Frage ist nur wann ? Ich hatte schon CF, die 15 Jahre alt waren und so viel Spaß machten. Aber Moment, genau das sollte doch eben vermieden werden, das ich 10 und mehr Jahre auf den Genuss warten muss :o.

Wenn ich jetzt aber traditionell arbeitende Winzer besuche und die jungen Weine probiere, macht mir ein junger Barolo von Mascarello, Burlotto, Brezza und auch Giacomo Conterno schon viel Spaß.

Jetzt kommt es natürlich wieder darauf an, ob ich einen traditionellen aus Serralunga, oder aus la Morra probiere, aus einem heißen Jahrgang wie 07 und 09 oder aus "normaleren" wie 08 und 10. Oder doch die Primärfruchtphase ;)

Was will ich mit dem ganzen bla bla sagen ?

a) man weiß es alles nicht so genau ;)
b) ist alles Geschmackssache :D
c) den richtigen Tipp zu geben ist fast unmöglich
d) ist das Thema Wein nicht schön 8-)
Grüße

Klaus
Benutzeravatar
maha
Beiträge: 1287
Registriert: Di 18. Jun 2013, 15:56
Wohnort: FFM

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von maha »

Mr. Nebbiolo hat geschrieben:d) ist das Thema Wein nicht schön 8-)
Herrlich! :mrgreen:
Und faszinierend!

Vielen Dank Klaus!
Der schönste Sport ist der Weintransport!
Antworten

Zurück zu „Piemont“