Heute Morgen durfte (Näheres hierzu siehe weiter unten) ich nämlich fast vier Stunden in einer Facharztpraxis verbringen. Der Herr Facharzt sollte eine Krankheit an dem Organsystem feststellen oder ausschließen, für das er zuständig ist.
Natürlich hätte ich den Beitrag gestern schon fertig gemacht haben können. Wenn ich nicht fünf Stunden mit dem Versuch verbracht hätte, mehrere Bahnfahrkarten übers Internet zu buchen. Außerdem gehöre ich zu den Zeitgenossen, die erst auf den letzten Drücker zu Hochform auflaufen. Darüber hinaus bin ich fest davon ausgegangen, dass ich spätestens um 10:00 Uhr wieder zu Hause wäre.
So eine vollständige Untersuchung eines komplexen Organsystems besteht hauptsächlich aus Warten. Im Wartezimmer. Im Vorzimmer zum Röntgen oder der Blutabnahme. Vor der Toilette.
Toilette links: BEHINDERTE DAMEN
Toilette rechts: HERREN
Und beim Warten kann man so wunderbar nachdenken. Zum Beispiel, warum sich alle Menschen ständig über die DB aufregen. Und wenn die gleichen Menschen im Stau auf der Autobahn stehen, dann nehmen sie dieses Schicksal gleichmütig hin. Überhaupt, wer mit der DB fährt und sich nicht beschwert (und wenn mal am Fahrbetrieb nichts auszusetzen ist, dann finden sich bestimmt nervige Mitreisende oder intellektuell herausgeforderte Zugbegleiter), der hat die Zeichen der Zeit verpasst.
Oder warum die Ärzte so nett in Zuständigkeiten aufgeteilt sind, die Krankheiten aber leider nicht immer strikt innerhalb dieser Zuständigkeiten auftreten, weswegen sie ganz oder teilweise in die Zuständigkeit eines Facharztkollegen fallen. Und diese Möglichkeit steigt mit der Attraktivität und Zahlungswilligkeit der gewählten Krankenversicherung sowie dem Facharztfreundeskreis des untersuchenden Arztes. Correct me if I'm wrong und mitlesende Fachärzte natürlich außen vor.
Die mehr oder weniger freundlichen Arzthelferinnen sind übrigens äußerst großzügig, bei denen darf man. Und was man alles darf: Sie dürfen schon mal im Wartezimmer Platz nehmen. Sie dürfen bitte einmal dieses Formular ausfüllen. Sie dürfen jetzt in Besprechungszimmer1 gehen. Sie dürfen jetzt ihren Oberkörper freimachen – vollständig! nur noch übertroffen von: Sie dürfen sich jetzt wieder anziehen! Ja glauben die denn, ich würde barbusig nach Hause fahren? Bei dem Wetter?
Was das dürfen angeht, so treibt unsereinen ja oft genug die Frage um, ob man noch Autofahren darf bzw. sollte angesichts des genossenen Weines. Die beste (und nicht ohne erhöhten Diskussionsbedarf auch im Hause susa praktizierte) Lösung ist: Wenn Wein dann kein Auto. Was zu hochkomplizierten Planungen der Fahrten führt, sonst wäre ich immer mit Chauffieren dran, wenn wir beim Freund mit den tollen Burgunder- und Prioratweinen sind und Herr susa immer bei denen, die für uns extra was aus Jacques Weindepot holen.
Alain-Dominique Perrin, ob er was mit den Perrins von Beaucastel zu tun hat, weiß ich nicht, er leitete die Richmond Group und die macht eigentlich in Luxusuhren: Cartier etc. und jetzt gehört ihm Château de Lagrézette im Cahors. Er jedenfalls hat das Problem erkannt und einen entsprechenden Wein herausgebracht. Ich will dessen önologische Qualitäten jetzt nicht weiter erläutern, ich hab mir den Wein im Urlaub mal spaßeshalber gekauft und die Hälfte der 0.25l-Flasche landete in der Sauce. Doch die Idee hat doch was.
Permis de Conduire (zu Deutsch: Fahrerlaubnis)
gibt es in Rot und in Rosé
ich hatte den Rosé, aus Gründen.
Eine 25cl-Flasche, so die Versprechungen des Herstellers, ist so ausgelegt, dass man sie zum Essen trinken kann und anschließend noch fahrtüchtig ist bzw. der Blutalkoholgehalt unter 0.5 Promille liegt. Und wenn man schon sonst nichts weiter über einen Wein sagen kann, dann ist das doch mal was anderes.
Ich vermute allerdings, das trifft auf 25cl von fast allen Weinen dieser Welt zu. Es wäre also eine Überlegung, dieses Flaschenformat stärker zu promoten. Seltsamerweise findet man es vorwiegend in der DB.
Und so schließt sich der Kreis.
