wenn ich den Diskussionsverlauf (zumindest den anfänglichen) richtig verstanden habe, sind zwei Themen angesprochen: 1) Wie und warum verhält sich ein Aussteller zu seinen Messebsuchern und 2) welchen Einfluss haben Blogger und Online Magazine auf den Abverkauf von Weinen.
Dazu einmal von mir ein paar Sätze. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet und habe auch keine Studien dazu parat, aber einige persönliche und berufliche (Händler) Erfahrung mit beiden Themen.
Eine Messe ist für das gesamte Team extrem anstrengend und vor allem sehr teuer. Da kommen selbst bei einem kleinen Stand auf einer dreitägigen Messe mehrere tausend Euro an Kosten zusammen (Personal, Ware, Standmiete, Gläsermiete und Reinigung, Anfahrt, Übernachtung und Verpflegung, Planung, Koordination, Werbekosten). Das muss ja auch irgendwie wieder erwirtschaftet werden. Sicher, es gibt einige die einen Messebesuch als Marketingaktion sehen und bei zwei Verkäufern mit einem Umsatz von 6.000€ über drei Tage zufrieden sind. So sehen wir solche Messen allerdings nicht. Für uns ist das ganz klar eine Vertriebs-Geschichte, bei der sicherlich auch Marketing stattfindet. Als Händler hat man ja auch das Problem, dass wann immer man Marketing für einen Wein macht, man es für alle anderen Händler mitmacht. Mit anderen Worten, wenn der Besucher auf der Messe nicht kauft, dann ist er weg.
Ein Messeauftritt muss sich daher für uns als Händler vor allem eines: lohnen.
Und dafür geben wir auch einiges. Jeder, egal wer kommt, kann unsere Weine (zwischen 6 und 25€ + einige Sonderweine unter der Theke) kostenlos verkosten. Im Gegenteil, wir sprechen die Besucher aktiv an. Jeder soll unseren Stand mit einem guten Gefühl verlassen, ob nun Anfänger oder Weinexperte. Aus ökonomischen Gründen ist es aber nicht sinnvoll, sich mit einer Person über eine Stunde zu beschäftigen. In dieser Zeit hätte man bereits zahlreiche andere Besucher ansprechen können. Hier ist aber das Geschick des Weinberaters gefragt, den Abschluss zu finden. Oberste Prämisse bleibt aber, den Besucher mit einem guten Gefühl zu verabschieden. Brüskes Beenden eines Gesprächs ist ein absolutes No-Go.
Man sollte sich aber auch davon befreien, erkennen zu können, welche Personen tatsächlich kaufen und wie lange ein solcher Abschluss dauert. Ich selbst habe auf einer Messe bereits beide Enden des Spektrums erlebt, ein Experte der nach intensivem und begeisterndem Gespräch eine Flasche für 10€ mitnimmt, aber auch ein Anfänger der bereits nach dem ersten Schluck so begeistert war, dass wir ihm 24 Flaschen liefern durften. Und andersherum.
Man muss auch zwischen Neukunden und Bestandskunden unterscheiden. Ein Bestandskunde bleibt länger am Stand, kauft aber auch mehr.
Zur zweiten Frage, welchen Einfluss Blogger auf den Abverkauf haben. Ganz ehrlich, aus unserer Sicht einen eher geringen. Dies liegt an unserem spitzen (im Sinne von eng) Portfolio, aber auch daran, dass sich unsere Kunden nur wenig online befinden und wenn sie es tun, nicht auf Blogs, Social Media etc. verweilen. Wir machen dazu in naher Zukunft wieder eine Kundenumfrage, ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Ergebnisse.
Blogger sind aber aus anderer Sicht interessant, denn sie werden oftmals von den Fachleuten gelesen. Und mit Sicherheit aus SEO-Sicht.
Wenn Blogger und Online Magazine einen großen Einfluss auf den Abverkauf hätten, dann spräche zum Beispiel nichts dagegen, wenn sie Affiliate Marketing machen (Provision auf jede verkaufte Flasche). Tun aber die wenigsten und möchten lieber "klassische" Anzeigen schalten, die unabhängig vom Erfolg vergütet werden. Nicht falsch verstehen, es kann auch nicht angehen, dass ein Händler/Marke kostenlos Aufmerksamkeit auf einem Blog betreiben kann. Was ich sagen will: Wenn es sich für Blogger und Magazine lohnen würde, provisionsbasiert zu arbeiten, dann würden sie es tun. Da dies aber wie gesagt nur selten der Fall ist, scheint es sich nicht zu lohnen, was eher dagegen spricht, Blogger einen großen Vertriebseinfluss zu unterstellen.
Beste Grüße und vlt. sieht man sich ja auf einer Messe, um das Thema zu vertiefen
