deutlich weniger offen als der letzte Wein war gestern Haut Brion 1998. Jetzt ist es nicht so, dass ich solche Pullen mal eben zum Imbiss am Sonntag Abend öffne. Ich war eingeladen und der Wein sollte das Zentrum dieses Abends werden. Die Gespräche waren locker und lustig, der Wein indessen war es nicht.

Interessant ist der Vergleich mit dem Zweitwein, der sich erwartungsgemäß deutlich offener und zugänglicher zeigte. Der Bahans Haut Brion 1998 hat dabei sein Potential aber auch schon ziemlich ausgereizt.

Wenn ich es mir mit Albrechtsstraßenbewohner nicht verderbe, dann wiederholen wir das Ganze mal in zehn Jahren und so lange sollte man mit dem Haut Brion vielleicht wirklich noch warten. Seine Eindrücke gibt es auch bei VKN.
Generell will ich noch drei Dinge anmerken. Ein parallel getrunkener Rollan de By 2003 war immer noch gut, wenn auch mit metallischen Tönen, die das Ende dieses Überraschungsweins andeuten könnten. Es mag aber auch die Flasche gewesen sein. Wein des Abends war für mich übrigens Battenfeld-Spanier Kirchberg 2010. Der brauchte auch seine zwei Stunden um richtig aufzudrehen. Dafür fand man dann im Glas einen wirklich steinharten, mineralischen Wein mit genau der irren Note von Eisfrüchten, die nur der Jahrgang 2010 in seinen besseren Exemplaren zeigt. Was die Vielfalt, die Harmonie und die Wandelungsfähigkeit dieses deutschen Großen Gewächses anbelangt, so steht er - kleiner Äpfel und Birnen-Vergleich - einen klassifzierten Bordelaiser Gewächs in nichts nach, außer im Preis.
Grüße,
wolf