Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Sterne, Punkte, Trauben - oder Obstkörbe
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thvins
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von thvins »

sorgenbrecher hat geschrieben:
an anderer stelle wurden auch mal die bewertungen von torsten für seine prioratos diskutiert (aktuell finde ich wieder interessante 96,4375+++++ punkte.... :lol: ), da kann man sicher dieselben vorbehalte wie hier bei barrique-haus vorbringen, oder man kann es auch lassen, einfach als das hinnehmen was weinbeschreibungen immer sind, nämlich subjektive meinungen, und milde lächelnd darüber hinweggehen.... ;)
Das und nichts anderes hier hat mich "erregt", mich hier zu äußern - denn ich fand das schon recht unfair, diesen Punktwert, der als Mittelwert - wie schon geschrieben - da steht, mir als meine Punkte in die Schuhe zu schieben, um mal wieder - das ewig gleiche Hauen und Stechen anzugehen... - und das ist es auch, was mir langsam leid wird - sicherlich zu dem immer im Raum schwebenden Vorwurf, dass man als Händler ja "böse"sei und nicht objektiv sein kann....

Aus dem Grunde kommen von mir hier nur noch die "harten Fakten - Begeisterung hebe ich mir für meinen Blog auf, da darf ich sie zum Ausdruck bringen, egal, ob ich diese Weine verkaufe oder nicht... Und das mache ich schon seit einer Weile so ohne Bauchschmerz und werde das sicher mehr und mehr so forcieren, solange man hier eine derart komische Meinung über Leute äußert, die durch Weinverkauf ihr Überleben zu sichern suchen...

Früher (vor meiner Zeit im Weinverkauf) hab ich mich als mehr im Boot mitsitzend gefühlt, jetzt fühlt man sich manchmal schon aus demselben geworfen - egal ob da ein persönlicher Seitenhieb kommt oder nicht und es nur um Xy geht...

Es gibt genug Händler, die zitieren lediglich Parker und Co. und wenn es geht, dann noch aus anderen als dem angebotenen Jahrgang. Da sollte man doch eigentlich auch froh sein, wenn es Händler gibt, die eine eigene Meinung zu den Weinen haben, die sie verkaufen. Aber schon klar, der Unmut und die Vorbehalte an der Stelle sitzen tief und Hauptsache, man tut für sich die günstigste Quelle auf - da geht man zwar in den Laden, um sich kompetent beraten zu lassen, aber dann wird gefeilscht wie auf einem türkischen Basar oder eben beim Schnäppchenanbieter online bestellt. Wenn dann jemand über diese heutigen Entwicklungen lamentiert, dann hat so was nicht mit Sozialismus und Ost-/West - Neid zu tun, aber es ist schlicht für den ärgerlich, der sich aus dem Boot gestoßen fühlen muss.

Ich jedenfalls werde es weiter so tun, dass ich mich selbst auf die Suche nach den jeweils besten Weinen begebe, die ich dann auch meinen zufriedenen Kunden gern als diese anbiete (und das mit meiner Begeisterung) - das hat was mit Stolz zu tun und nichts mit Profitgier. Und ich denke, ich stehe mit diesem Stolz nicht als Einziger auf der Flur unter denen, die mit Wein oder auch anderem handeln.


@Birte - da hast du dann wohl mit weiblicher Sensibilität einen wunden Punkt erkannt, warum es dem einen oder anderen schwer fällt, hier zu schreiben...
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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sorgenbrecher
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von sorgenbrecher »

torsten, das ist doch jetzt keinesfalls bashing und war von meiner seite aus nicht einmal als kritik an dir gedacht. genau deshalb habe ich auch im letzten satz nichts anderes als ein "leben und leben lassen" als abschluss gesetzt. man sollte es eben nicht immer zu ernst nehmen.

was ich bezweckt habe war darzustellen, dass wir bei dem einen (hier barrique-haus) etwas massiv kritisieren, was wir bei dem anderen (z.b. torsten) eher wohlmeinend zur kenntnis nehmen und mit zweierlei maß messen. und torsten, du weißt selbst, dass ich statt des aktuell zitierten durchschnittswertes beliebig andere punktwertungen im 96++++++++ bereich hätte zitieren können. nur zur klarstellung: ich habe damit kein problem und weiß sehr gut subjektiv für mich zu beurteilen, wie und ob ich die vkn von dir, barrique-haus oder auch anderen zu lesen und für mich zu interpretieren habe.

aber findet das denn sonst niemand etwas shizophren, dass wir bei den diversen berliner-cup's von martin zwick bei der diskussion der ergebnisse bis tief in die statistischen feinheiten abgleiten, nur um dann nachzuweisen, dass ranglisten überhaupt keine aussagekraft haben und selbst 2 oder 3 punkte differenz bei den durchschnittswerten nix aussagen, während du, torsten, gleich angefasst reagierst, wenn man extrem hohe punktzahlen mit extrem vielen pluszeichen und ranglisten, die sich nur durch die 3. nachkommastelle oder die anzahl der pluszeichen unterscheiden, hinterfragt ?

ich meine, dass etwas mehr gelassenheit nicht das schlechteste wäre.
Gruß, Marko.
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Oberpfälzer
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von Oberpfälzer »

Hallo zusammen,

jetzt ist ja Leben in der Bude. Ich finde die unterschiedlichen Standpunkte sehr interessant und kann/will mich gar nicht auf eine Seite schlagen. Leider bleibt bei solchen Themen die Gefahr, dass es zu persönlich wird und dann wird es zu einer Herausforderung, bei der Sachlichkeit zu bleiben. In diesem Forum ist das m.E. aber bisher super gelungen und ich will bei einzelnen Ausreissern gerne ein Auge zudrücken (bin ja selbst auch kein "Heiliger" :oops: ).

Mir sind Weinbeschreibungen hilfreich unabhängig davon, wer sie schreibt. Viel wichtiger ist mir, was drin steht. Ich brauche auch kein Feld, was einem nicht gefällt. Die Weinsprache hat genügend Möglichkeiten, den ganzen Eindruck widerzugeben und es muss für mich nicht gleich kategorisiert werden in gefällt mir oder gefällt mir nicht. Beispielsweise ist es für mich schon bezeichnend genug, wenn ein sehr teuerer Wein (nur) eine ordentliche Struktur hat oder (nur) harmonisch ist. Eine ausreichende Beschreibung und evtl. noch die Gesamt-Wertung sind mir von Hilfe.

Bringt mich auf die Idee, mal zu diskutieren, wie sieht denn eine "ideale" Weinbeschreibung aus? Was soll alles drin stehen? Welches Vokabular beschreibt die Abstufungen für alle verständlich genug? Bleibt noch die Frage nach dem Ausdruck der Begeisterung, wie sie Markus erwähnte. Vielleicht zäumen wir das Pferd mal von dieser Seite auf.
Servus
Wolfgang
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Birte
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von Birte »

thvins hat geschrieben:
@Birte - da hast du dann wohl mit weiblicher Sensibilität einen wunden Punkt erkannt, warum es dem einen oder anderen schwer fällt, hier zu schreiben...
Torsten, ich würde es in Anbetracht der emotional aufgewühlten Herren hier dann doch eher als rational bezeichnen.
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sociando
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von sociando »

gute idee wolfgang - geht das aber dann auch in richtung konformismus? (wo dann z.b. begeisterung eine extra schublade bekommt in die sie gepresst werden muss)? weil "ideal" ist doch wohl nur EINE vkn-art oder, also in richtung einheits-vkn? (wo wir schon so probleme haben, einheitliche punktesysteme zu etablieren).

mir fällt zu dem thema das preußisch-straffe ein, was ich mal in einem riesling "bemerkt" habe. preußisch-straffe vkn's...hmmm
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Markus Vahlefeld
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Ich persönlich würde auch weniger ein "Konzept" einer idealen VKN vorschlagen. Da geht es auch immer um sprachliche Möglichkeiten, Kreativität, Ausdrucksstärke etc.

Beispielsweise finde ich die gewöhnlichen VKNs von Marcus Hofschuster in ihrer Aneinanderreihung unzähliger Aromen immer etwas nebulös, erinnere mich aber noch an seine "Tränen, die ihm beim Verkosten über die Tastatur geflossen sind" als es, glaube ich, um die Weine aus 2003 von der Nahe ging ("Gott wohnt an der Nahe"). Oder war es Künsterls Hölle 2002? Egal!

Ganz gleich ob die Bewertungen stimmig waren, die Sprache war so grossartig, dass diese VKNs eigentlich in ein Museum gehören. Aber es hat halt auch viel mit den sprachlichen Möglichkeiten zu tun, die Sam fraglos besitzt. Andere, die vllt. besser verkosten, haben diese Möglichkeiten halt nicht und schreiben andere VKNs.

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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von sociando »

Markus Vahlefeld hat geschrieben:"Tränen, die ihm beim Verkosten über die Tastatur geflossen sind"
das ist ja wohl der klassiker der deutschen vkn-szene! auch wenn das nur eine floske sein mochte, das thema "tränen und wein" taucht doch immer mal wieder auf (z.b. beschrieb das mal parker bei einem alten bdx der ihn an seine mutter erinnerte und neulich im priorat haben wir von einer frau bei einer winzerin gehört, bei der tatsächlich die tränen kamen beim kosten eines bestimmten weines).

ich überlege nur grad, wie man das dann "ehrlicherweise" in eine "ideal-vkn" einbinden würde ;-)
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von sociando »

ps: ich kenne vielschreiber hier die meinen, ein wein sei dann wirklich gross, wenn man "körperlich" darauf reagiere (etwa gänsehaut etc).
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von Gerald »

Na ja, "körperlich" kann man auch auf nicht so große Weine reagieren (z.B. Würgreflex) :D

Grüße,
Gerald
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Re: Weinbeschreibungen vs. Werbetexte

Beitrag von sociando »

ist dir das schon mal passiert gerald?
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