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Terroir vs. Keller

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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BerlinKitchen

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Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 07:39

Der Wunsch: LERNEN, die Idee: EXPERIMENTIEREN, die Basis: FRUCHTBARER BODEN,
der Schatten: TRADITION, das Gemeinsame: RIESLING, das Gebot: AUTHENTIZITÄT,
das Ziel: ANTWORTEN!


Am Samstag fand eines der spannendesten Probe der letzten Monate, Jahre im RUTZ statt. Organisator Julia Klüber&Paul Truszkowski, Moderator Billy Wager und die Winzer Stefanie und Alwin Jurtschitsch (Langenlois, Kamptal, Österreich), Johannes Hasselbach / Weingut Gunderloch (Nackenheim, Rheinhessen) und Max von Kunow / Weingut von Hövel (Oberemmel, Saar).

http://www.wurzelwerk.org

Nach dem Motto „Gib mir deinen Saft - ich geb’ dir meinen“ tauschten Stefanie und Alwin
Jurtschitsch, Johannes Hasselbach / Weingut Gunderloch und Maximilian von Kunow / Weingut
von Hövel während der Ernte 2012 ihr Lesegut. Trauben aus großen Lagen wurden in ihren
unterschiedlichen Kellern nach Art des Hauses vinifiziert und persönlich interpretiert. So entstand
dieses außergewöhnliche Projekt. Die Weine kommen nicht nur aus drei der aufregendsten Terroirs,
sondern aus drei der besten Riesling-Lagen der Welt.
Da es – im Sinne des Qualitätsweines – nicht erlaubt ist, landesfremde Trauben im eigenen Keller
auszubauen – auch, wenn sie aus den besten Lagen der Welt kommen - mussten die Winzer sich
etwas einfallen lassen. Daher stehen die historischen Lagenbezeichnungen nicht auf dem Etikett.
Um gesetzeskonform die Weine zu bezeichnen, müssen die Weine der großen Lagen als einfache
“Europäische Tafelweine” abgewertet werden.
Um aber den Großen Lagen-Namen und die Herkunft zu würdigen, wurden Namen gewählt, die so
gut wie möglich an die Lagenweinnamen anknüpfen: “Der Schatz-Berg” (Scharzhofberg), der “Rote
Berg” (Rothenberg) und der “Heilige Stein” (Heiligenstein).

Bild

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Dies ist der Beginn des Projekts WURZELWERK & WINZERS BEITRAG. Nach dem Motto
„Gib mir deinen Saft - ich geb’ dir meinen“ tauschten Stefanie und Alwin
Jurtschitsch (Langenlois, Kamptal, Österreich), Johannes Hasselbach / Weingut
Gunderloch (Nackenheim, Rheinhessen) und Max von Kunow / Weingut von Hövel
(Oberemmel, Saar) während der Ernte 2012 einen kleinen Teil ihres Lesegutes.
Trauben aus großen Lagen wurden in ihren unterschiedlichen Kellern nach Art des
Hauses vinifiziert und persönlich interpretiert. So entstand dieses außergewöhnliche
Projekt.
Die Frage, wie man “Terroir” ergründen/erklären/hinterfragen und gleichzeitig ausdrücken kann,
gibt es schon länger.
Eine Antwort auf die Frage wieviel Terroir stammt aus dem Weingarten, welchen Einfluss hat der
Keller oder der Winzer, der sich darum kümmert, ist noch ungeklärt.
Schon als Studenten waren die ”Jungwinzer” immer mehr von dem “Mysterium Terroirs” als von
neuen önologischen Möglichkeiten im Keller fasziniert.
Das Thema “Terroir und Herkunft” wurde oft in Marketing-Vorlesungen aufgegriffen. In der
Studenten-WG wurde dann versucht den Rotschiefer vom Blauschiefer in Blindverkostungen
herauszuprobieren.
Immer tiefer tauchten sie in das Thema ein. Nach dem Studium wurde um die Welt gereist, um
Weine aus verschiedenen Böden und Klimaten zu entdecken, alte und neue Traditionen zu
vergleichen oder auch selber bei der Wein-Entstehung in fremden Kellern mitzuwirken.
Bei der Entstehung von großen, authentischen und handwerklichen Weinen mit
Herkunftsgeschmack entfernten sich die Vier immer weiter vom analytischen Denken und Handeln
und dem typischen “Weinmachen” – ohne sich von Analysen, Säure, Zucker, ph-Werten u.s.w.
beeinflussen zu lassen. Es war viel mehr als das: Den Weingarten zu lessen, Trauben zu verkosten
und Rückschlüsse zu ziehen. Die Symbiose von Rebstock und Winzer immer besser zu verstehen,
um ihre eigene Terroir-Sensibilität zu schulen.
Irgendwann kamen sie alle wieder nach Hause. Zurück zu ihrem elterlichen Weingut, zu ihren
Heimat-Wurzeln, zu ihren Weinbergen: zum Scharzhofberg, zum Rothenberg und zum Heiligenstein.
Fast parallel begann auf den drei Familienbetrieben die Phase des Generationswechsels. Alte
Traditionen wurden hinterfragt, um die Zukunft zu gestalten – immer auf der Suche nach
Antworten. “Wer (bin ich)? Woher (komme ich)? Und wie kann ich dies im Wein ausdrücken?”
Kurz vor der Lese 2012 – bei einem gemeinsamen Spaziergang durch die Kamptaler Weingärten –
wurde die Idee geboren; 4 Wochen später wechselten die Trauben ihre
Besitzer.
Ihre Zielsetzung: nicht den „lautesten Wein der Welt“ zu kreieren, sondern zu lernen, zu
experimentieren, sich auszutauschen und gemeinsam etwas zu erschaffen – neues Terrain zu
betreten und dabei “Terroir” zu ergründen. Und durch den Traubentausch und die anschliessenden
Verkostungen und Diskussionen mehr über seinen eigenen Weingarten zu erfahren.
Im Frühjahr 2013 erzählten die Vier schließlich ihren Freunden Julia Klüber (WeinBureau /
WineVibes) und Paul Truszkowski (WineVibes & Drunkenmonday) von ihrer Idee. Die Beiden waren
begeistert, kontaktierten ihr befreundetes Netzwerk und gaben dieser beeindruckenden
Innovation einen Namen und ein Gesicht. Das Projekt „WURZELWERK & WINZERS BEITRAG“ war geboren.



DIE FAKTEN
_DAS TERROIR

„Terroir umfasst alle physischen Elemente des Weinberges wie die Rebe selbst, die
tieferen Bodenschichten, die Lage, den Wasserabzug und das Mikroklima. Doch darüber
hinaus sei der geistige Aspekt sehr wichtig, wie die Freude, der Schmerz, der Stolz, der
Schweiß und die Rückschl.ge einer langen Geschichte.“
James E. Wilson
Wie wird Terroir (wissenschaftlich) definiert?
Folgende Faktoren bestimmen das Terroir:
- Umweltfaktoren
- Boden (Art / Bodentiefe, Bodenfarbe)
- Klima (Temperatur, Niederschlag, Insolation)
- Topografie (Höhe, Steigung, Exposition)
- Biologische Faktoren
- Rebsorte (oder Sortengemisch) und Unterlage
- Alter der Rebstöcke
- Menschliche Faktoren
- Technik: Weinbau, Kellerwirtschaft
- Geschichte
- Wirtschaft
Und natürlich: die Liebe / das Involvement des Winzers.
All diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes
das, was man “Terroir” nennt. Mensch und Terroir sind untrennbar miteinander verbunden.
Welchen Einfluss hat Terroir auf den Wein?
Das „Terroir“ wirkt auf die Qualität und die Typizität des Weines
- Qualität
- Zahlreiche Faktoren haben einen Einfluss. Die Faktoren wirken untereinander
- Das Klima, der Boden und die Rebsorte sind die Hauptparameter
- Typizität
- Terroir: Verbindung zwischen dem Produkt und dem geographischen Ort
- Eine vollkommende Nachvollziehbarkeit existiert vor allem für hochwertige Weine
- Der Geschmack des Weins spiegelt die Stelle wider, wo er geboren ist
- Terroir ist der Ursprung der AOC, Premier und Grand Crus und dem Ersten Lagen–Konzept
- Terroir wird in „Single Vinyard Wines“ verkörpert
Für was steht Terroir?
- Terroir steht für Tradition, Authentizität und Echtheit
- Terroir ist der Gegenentwurf auf Globalisierung und Industrialisierung der Weinwirtschaft
- Terroir führt Tradition weiter (Stichwort: Klöster, Mönche)
- Terroir bedeutet Lagentypizität trotz oenologischer Spannbreite

DIE FAKTEN
_DIE IDEE

Vier Menschen, die „ihr Terroir“ haargenau beobachten, kennenlernen und ergründen. Die dem
Boden die Chance geben, zu ihnen zu sprechen und die „leise Stimme des Terroirs“ hören können.
Vier Menschen, die die Begriffe „Boden”, Heimat“ und „Riesling“ neu definieren.
Gemeinsam haben die Vier so einiges: Ihre Weingüter gründen auf eine lange Weinbautradition und
befinden sich im „Generationenwechsel“. Sie alle sind der gleichen „Idee und Philosophie von
Wein“ verfallen, sind weit gereist und haben Vieles ausprobiert. Diese vier Menschen sind aber vor
allem eines: Sie sind Freunde, die unkonventionell und mutig nach neuen Wegen suchen und dabei
den Begriff „Heimat“ für sich neu definieren.
Und die vier WinzerInnen wissen, was Heimat bedeutet: nach unzähligen Reisen und Erfahrungen
kehrten sie alle in die elterlichen Traditionsweingüter zurück, um sich dort unter der Flagge des
Generationenwechsels innovativ und mutig den neuen Herausforderungen zu stellen. Dabei
besinnen sie sich auf „alte Werte“: Traditionen und Handwerk, die Kultur und Bräuche der
Umgebung. Langeweile ist dabei für sie ein Fremdwort – schließlich geht es um nicht weniger, als
um die Neuentdeckung einer (Winzer-)Philosophie des Innehaltens, des Beobachtens und Experimentierens.
Im Austausch der drei Weingüter untereinander, aber auch im Kontakt mit Gütern weltweit
schauen die Winzer über den „Tellerrand der eigenen Weinberge“ und lassen sich dabei inspirieren
– eine „Weinkulturfreundschaft“, die auf Vertrauen in das eigene Bauchgefühl, auf das leise
Beobachten und das Erschließen neuer Wege gründet. Und genau dieser Mut ist es, der die Idee
von „Social Entrepreneurs“ definiert: „Social Entrepreneurs play the role of change agents by
adopting a mission, recognizing opportunities, engaging in innovation, acting without being limited
by resources currently in hand, exhibiting accountability.” (Dees, J. Gregory)
Gemeinsam erschaffen sie so Weine, die der Individualität jedes Einzelnen Raum geben und ihm die
Möglichkeit, sich auszudrücken, etwas „Großes, Neuartiges“ zu erschaffen: ein Ansatz, der „best
practice“ zu „pioneering new approaches“ umdefiniert, ein Ansatz, der eine wertvolle Ergänzung
darstellt zu dem Vielem, das bereits existiert – ganz im Geiste eine ihrer wichtigsten Maximen:
„Wir sind Selbstverwirklicher! Wir setzen unsere Ideen einfach um! Und beantworten unsere Fragen
einfach selber!“ Terroir ist eine Frage auf die man sich nur selber eine Antwort geben kann. Das
muss man selbst herausfinden
Für diese Vier bedeutet Wein Kunst und Terroir heißt nicht: Weingarten, der einem Winzer gehört,
sondern: der Winzer, der zu einem Weingarten gehört.

DIE FAKTEN
_DIE VIER WINZER

Maximilian von Kunow / Weingut von Hövel, Saar
Das Weingut von Hövel (seit über 200 Jahren in Familienbesitz) ist bekannt für stahlig fruchtige
Rieslinge, wie sie nur die Saar zu bieten hat. Im weltberühmten Scharzhofberg besitzt das Weingut
2,8 Hektar, deren blauer Schiefer charaktervoll lebendige Rieslinge hervorbringt. Ihre noble Frucht
und lebendige Rasse sind einmalig in der Welt des Weines; diese Lage adelt die Rebsorte Riesling
auf unnachahmliche Weise. Und die dort seit 200 Jahren traditionelle Vergärung in großen, alten
Holzfässern selbstverständlich dazu. „Die Saar bietet die Chance, nicht angereicherte Naturweine
zu erzeugen, die absolut unverwechselbar sind. Angenehm niedriger Alkohol mit viel Geschmack,
dafür steht guter Saar-Riesling, ein zeitgemäßer Wein, den wir hier wie nirgendwo sonst
produzieren können« sagt Maximilian von Kunow.
Sorgfältigere Selektion und konsequente Ertragsreduzierung sorgen für dichter schmeckende
Weine, die sich präziser und reintöniger, zugleich aber auch komplexer in Struktur und Mundgefühl
als bisher präsentieren. Tradition und Moderne finden in diesem historischen Betrieb perfekt
zusammen. Für Maximilian von Kunow bedeutet die Moderne die Rückbesinnung auf positiv gelebte
und erfahrene Traditionen.

Johannes Hasselbach / Weingut Gunderloch, Rheinhessen
Das Weingut wurde von Carl Gunderloch im Jahr 1890 gegründet. Seitdem befasst sich die Familie
intensiv mit dem Riesling, der auf den 250 Mio. Jahre alten roten Tonschieferböden ideale
Voraussetzungen findet, um die klimatischen und geologischen Bedingungen in ausdrucksstarke
Weine münden zu lassen. Das Kernstück ist der markante Nackenheimer Rothenberg. Gegenwärtig
bewirtschaftet das Familienweingut 24 Hektar fast ausschliesslich Riesling.
Auf Johannes Hasselbachs Weinweltreise, die ihn zu ganz unterschiedlichen Winzern nach
Australien, Kanada, Chile und Neuseeland führte, hat er nach seinem Studium der
Wirtschaftswissenschaften den Bezug zum Winzerhandwerk gesucht. Nach diesen „wertvollen
Umwegen“ hat der neugierige Quereinsteiger Johannes seit 2011 die Verantwortung für den
Familienbetrieb übernommen und entwickelt ihn dynamisch weiter. Dabei ist ihm der Austausch
mit Freunden, Kollegen und Praktikanten aus der ganzen Weinwelt nach wie vor eine Inspiration für
sein Wirken als Winzer.

Alwin & Stefanie Jurtschitsch / Weingut Jurtschitsch, Kamptal
Das Weingut Jurtschitsch steht seit langem paradigmatisch für höchste österreichische Weinkultur.
Seit 2009 leiten Stefanie (geb. Hasselbach, Tochter aus dem Weinguts Gunderloch) und Alwin
Jurtschitsch nun die Geschicke des Weingutes und interpretieren den Anspruch auf Spitzenwein
auf ihre Weise neu.
Für die Beiden bedeutet dies, möglichst authentische, komplexe und terroirspezifische Weine mit
kühler, eleganter Stilistik zu vinifizieren - also den Langenloiser Lagen individuell Ausdruck zu
verleihen. Neue Parameter, die in Wirklichkeit auf alte Traditionen zurückgehen, bilden die
Grundlage hierfür: biologische Wirtschaftsweise, gesunde Böden, minimale Eingriffe im Keller und
immer wieder das Experimentieren, um dem unerschöpflichen Reichtum der Weinwelt auf der Spur
zu bleiben.

Im Keller lautet das Gebot, nur minimal zu intervenieren.
Das „Ineinanderspielen“ von lokalen Gegebenheiten im Weingarten, dem durchdachten und
respektvollen Umgang mit der Natur, dem sensiblen und behutsamen Vinifizieren und dem "open
mind" für neue "alte" Wege ist die Philosophie von Stefanie und Alwin Jurtschitsch für Weine mit
höchstem Anspruch.

DIE FAKTEN
_DIE LAGEN

Die Weine kommen nicht nur aus drei der aufregendsten Terroirs, sondern aus drei der besten
Riesling-Lagen der Welt.
Da es – im Sinne des Qualitätsweines – nicht erlaubt ist, landesfremde Trauben im eigenen Keller
auszubauen – auch, wenn sie aus den besten Lagen der Welt kommen - mussten die Winzer sich
etwas einfallen lassen. Daher stehen die historischen Lagenbezeichnungen nicht auf dem Etikett.
Um gesetzeskonform die Weine zu bezeichnen, müssen die Weine der großen Lagen als einfache
“Europäische Tafelweine” abgewertet werden.
Um aber die großen Lagennamen und Herkünfte zu würdigen, wurden Namen gewählt, die so gut
wie möglich an die Lagenweinnamen anknüpfen: “Der Schatz-Berg” (Scharzhofberg), der “Rote
Berg” (Rothenberg) und der “Heilige Stein” (Heiligenstein). Kenner werden das verstehen!
Der Scharzhofberg alias DER SCHATZ-BERG
Die 28 Hektar große Steillage liegt zwischen Wiltingen und Oberemmel (bis 180 m NN).
Die Exposition reicht von Süd bis Südost, am westlichen Rand der Lage befinden sich einige
Parzellen mit südwestlicher Ausrichtung. Die Hangneigung reicht von 30 bis 60 Prozent Steigung.
Der Boden besteht aus verwittertem Schiefer mit einem sehr hohen Gesteinsanteil sowie
eisenhaltigen, tonigen Anteilen. Die Feinerde ist tonig-schluffig, verbreitet mit rötlichen Anteilen.
Die Lage ist ausschließlich mit Riesling bepflanzt.
2,8 Hektar sind im Besitz des Weinguts von Hövel. Die Besonderheit ist das windoffene Quertal
östlich des Ortes Wiltingen. Die Bewaldung auf dem Rücken des Berges reguliert den
Wasserhaushalt und garantiert eine gute Belüftung in den oberen Lagen. Der zentrale
Scharzhofberg weist eine wärmespeichernde Muldenform auf.
In der Jugend sind die “Scharzhofberger” stets verschlossen; mit Flaschenreife gewinnen sie eine
markant würzige, eindringliche Aromatik, am Gaumen sind sie extraktreich bei hoher Eleganz. Für
seine Langlebigkeit sind sie berühmt. Eine Lage mit Weltruf!

Der Rothenberg alias DER ROTE BERG
Die Lage Rothenberg umfasst rund 20 Hektar und liegt am Nordende des Roten Hanges zwischen
Nackenheim und Nierstein – direkt am Rhein. Ca. 5 Hektar davon bilden das Herzstück des
Rothenberges. Hier kommen auch die Trauben für das Projekt “Wurzelwerk” her.
Die Gesteine aus der Zeit des Oberrotliegenden (ca. 280 Mio. Jahre) kamen im Tertiär (vor ca. 30
Mio. Jahren) durch die Absenkung des Rheingrabens als süd.stlich, zum Rhein hin abfallende
Steilhänge wieder an die Oberfläche.
Der Rothenberg hat rote Tonschieferplatten, in die dünne Kalkadern eingelagert sind. Die rote
Farbe ist auf Eisenverbindungen (Hämatit) zurückzuführen, die sich unter den subtropischen
Klimaverhältnissen gebildet haben. Der Rothenberg besitzt eine Hangneigung zwischen 30 und 80
Prozent. Seine Weine mit der feinen Mineraltität des Rotliegenden verfügen über eine sehr hohe
Lagerfähigkeit. Hier gedeihen Rieslingreben, die rassige, feinfruchtige und elegante Weine
hervorbringen.

Der Heiligenstein alias DER HEILIGE STEIN
Der Heiligenstein ist ein Bergrücken und Ausläufer des Manhartsbergs in Zöbing (Gemeinde
Langenlois) im Kamptal / Niederösterreich. Seine Höhe beträgt bis zu 360 m NN. An seinem Fuße
im Südwesten fließt der Fluß Kamp. Diese geologische Besonderheit „Perm“ ist ca. 270 Mio. Jahre
alt. Die Bodenart ist ein komprimierter Wüstensandstein mit viel Quarz und einem hohen
Silikatanteil. In Richtung Osten färbt sich der Boden zunehmend rötlich.
Der Wald auf dem Plateau bringt dem Heiligenstein Kühle und Feuchtigkeit; dies ist wichtig, denn
es ist die exponierteste und wärmste Lage im Kamptal. Zwischen den Rebflächen findet sich eine
Flora und Fauna, wie sie sonst nur in weit südlicheren, mediterranen Gegenden anzutreffen ist.
Über den Namen Heiligenstein existieren einige Mythen. In der Vergangenheit hieß er Hellenstein
bzw. Höllenstein. Da die meisten Weingärten in Kirchenbesitz waren, benannte man den Berg
irgendwann in „Heiligenstein“ um. Höllenstein kommt übrigens auch nicht von der höllischen Hitze
am Heiligenstein, sondern (analog der Johannisberger Hölle bzw. Assmannshausener Hölle) von
Halde und bedeutet einen abrupten Abbruch, sprich Gefälle.
Der Riesling gedeiht am Heiligenstein in seiner besonders feinwürzigen Ausprägung.

WEINE
Die Weine: 9 Weine aus jeweils 3 Lagen, in 3 Kellern ausgebaut
1/9 Von Hövel 2012er “Der Schatz-Berg” (Scharzhofberg)
2/9 Gunderloch 2012er “Der Schatz-Berg” (Scharzhofberg)
3/9 Jurtschitsch 2012er “Der Schatz-Berg” (Scharzhofberg)
4/9 Von Hövel 2012er “Der Rote Berg” (Rothenberg)
5/9 Gunderloch 2012er “Der Rote Berg” (Rothenberg)
6/9 Jurtschitsch 2012er “Der Rote Berg” (Rothenberg)
7/9 Von Hövel 2012er “Der Heilige Stein” (Heiligenstein)
8/9 Gunderloch 2012er “Der Heilige Stein” (Heiligenstein)
9/9 Von Hövel 2012er “Der Heilige Stein” (Heiligenstein)

Zur Info: die Weine können käuflich erworben werden.


ANSPRECHPARTNER
WeinBureau
Julia Klüber
Pappelallee 78/79
10437 Berlin
julia@weinbureau.com
austausch@wurzelwerk.org


Erste Impressionen: http://schnutentunker.wordpress.com/201 ... urzelwerk/

"Sodann wurde das Projekt vorgestellt: Die Winzer hatten Trauben getauscht und spontan vergorene Rieslinge produziert. Das klingt harmloser als es ist, denn die vier Winzer hatten im ständigen Kontakt Parzellen ausgesucht, von denen eine zeitgleiche Reife zu erwarten war, dann telefonisch den Lesetermin koordiniert – der mehrfach verschoben werden musste, weil es immer irgendwo regnete – und schließlich an einem Tag parallel gelesen, die Trauben nach Rheinhessen gefahren, je 500 Kilo getauscht und in die jeweiligen Keller verfrachtet – das alles während die Hauptlese in den Betrieben im vollen Gange war.
Um vergleichbare Bedingungen zu erhalten wurde allen Trauben 13 Stunden Maischestandzeit verordnet, zwei Drittel der Ware verbrachte diese bei Tempo 150 auf der Autobahn. Ein Gäransatz für den Notfall war ebenfalls im Gepäck, kam aber nicht zum Einsatz (das ist ein Gebinde mit angegorenem Traubenmost aus Spontangärung, der als Starthilfe zum Most geschüttet worden wäre, hätte dieser die Spontangärung verweigert). In der Folge versuchten die Winzer den Wein möglichst allein zu lassen. Kühlung war nicht nötig, da 300 Liter sich im Stahltank nicht so erwärmen, dass die Kellerkühle sie nicht von allein im erträglichen Temperaturbereich hält (Most erwärmt sich bei der Gärung und wird er zu warm, verliert der Wein an Aroma). Im Keller der Jurtschitschs wurden die Tanks später in die wärmste Ecke gerollt um die Gärung am Laufen zu halten, denn trocken sollten sie werden, die neun Weine (und wird der Most zu kalt, stellen die Hefen die Arbeit ein).
Individuelle Entscheidungen trafen die Winzer hinsichtlich des Zeitpunktes der Schwefelzugabe, bezüglich der Menge hatten sie eine Obergrenze vereinbart. So präsentierten uns die Winzer ihre neun Weine mit der Anmerkung, sie hätten alles in ihrer Macht stehende getan, um persönliche Vorlieben und Stilistik auszuschließen. Der Weinberg, die Trauben und der Keller seien die Faktoren, die die Weine kennzeichneten, die wir nun zu verkosten bekämen. Dann schenkten sie endlich ein."
Felix B. "Schnutentunker"


Fazit: Für mich war die Handschschrift des Winzers dominierender als das Terroir.
Meine Impressionen der Weine folgen in den kommenden Tagen.


to be continued.........


Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
Zuletzt geändert von BerlinKitchen am Mo 2. Sep 2013, 09:23, insgesamt 4-mal geändert.
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Gerald

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:13

Spannendes Projekt, danke für die Beschreibung. Habe schon bei Felix nachgelesen, der meint, dass der Keller offenbar die entscheidende Rolle spielt und nicht etwa die "weinbergseigenen Hefen" ;) Bin schon neugierig, ob du das auch so siehst ...

Grüße,
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BerlinKitchen

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:22

Für mich war die Handschschrift des Winzers dominierender als das Terroir.
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Gerald

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:26

Wäre toll, wenn auch andere Winzer so etwas Ähnliches probieren. Denn wenn eure Beobachtungen reproduzierbar sind, dann würde der VDP (und andere) mit ihren Lagenklassifikationen in erheblichen Erklärungsnotstand kommen. :D

Also doch besser Betriebsklassifikationen (wie im Bordeaux) statt Lagenklassifikationen?

Grüße,
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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:29

Ich hab gestern Abend mit einem Freund telefoniert und ihm von der Probe erzählt. Er meinte, daß es in Franken ebenfalls vor 4-5 Jahren ein ähnliches Projekt gab. 2 Winzer haben ihre Trauben getauscht. Fazit, auch da war die Handschrift des Winzers dominierender.
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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:39

Ja, in Franken haben das Horst Sauer und Johannes Ruck gemacht und zwar mit Trauben aus dem Escherndorfer Lump und dem Julius Echterberg. Ich habe mal darüber geschrieben: http://www.originalverkorkt.de/2010/01/ ... r-vs-ruck/
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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:44

Paul Truzskowski hat mir gerade erzählt,

"jedoch hat der eine den Wein im Holz und der andere im Stahl ausgebaut"

damit ist die Vergleichbarkeit eigentlich hin bei der Franken-Geschichte.
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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 08:49

Wenn so etwas in größerem Umfang ausprobiert würde (wäre das nicht ein Fall für die Weinbauforschungsanstalten wie Geisenheim & Co?) und das Ergebnis wie bei euch wäre, dann würde das mit einigen Mythen aufräumen, z.B.

- Bedeutung der Lage (unabhängig vom Weingut)
- Winzerlatein wie "die Qualität entsteht im Weinberg"
- "weinbergseigene Hefen"

Und dass sich die Weine aus den Einzellagen innerhalb ein und demselben Betriebs deutlich unterscheiden: da wird meines Wissen oft sehr deutlich im Keller nachgeholfen, um den "Lagencharakter optimal auszudrücken". Das ist ja auch wirtschaftlich sinnvoll, denn wozu sollte man als Kunde Weine aus verschiedenen Lagen eines Weinguts kaufen, wenn ohnehin alle gleich schmecken. ;)

Stellt sich nur die Frage, ob in der Weinwirtschaft überhaupt jemand ein solches Ergebnis wie bei euch hören möchte :?

Grüße,
Gerald
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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 09:04

Ja, das kann sein. Überhaupt waren die Weine so unterschiedlich ausgebaut, dass sie eigentlich überhaupt nichts miteinander zu tun hatten. Wenn ich mich recht erinnere, dürfte Ruck spontan vergoren haben und Sauer nicht. Auch in Bezug darauf hat sich ein direkter Vergleich dann eigentlich erledigt.
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pivu

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Re: Terroir vs. Keller

BeitragMo 2. Sep 2013, 09:06

Es wäre doch traurig, wenn jetzt alle drei Weine einer Lage gleich schmecken würden. Dennoch erwarte ich von "Großen Lagen", dass deren Eigenschaften die Handschrift des jeweiligen Winzers dominiert, ohne sie zu unterdrücken.

Ciao
Peter
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