Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Gerald
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Gerald »

Hier kann man ein bisschen etwas über die Produktion der typischen Aromastoffe in der Weintraube nachlesen (Achtung chemielastig! ;) )

http://itv.hevs.ch/fs/PublicationChiuz.pdf

Neben der Spaltung der glykosidisch gebundenen Terpene während der Gärung kommt ja auch noch die Bildung von Estern dazu, die erst durch die Anwesenheit von Alkohol(en) durch die Gärung möglich ist und die auch recht deutliche Fruchtaromen aufweisen (allerdings nicht allzu stabil sind).

Grüße,
Gerald
wiesengenuss
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von wiesengenuss »

Guten Morgen,

eine gute fachliche Diskussion, wunderbar. Endlich gehts in der Hinsicht weiter. Ja, es gibt viel Winzerlatein...
Wie sich Aromen IM Wein ausbilden ist eigentlich klar und ansatzweise erforscht. Es finden chemische Umwandlungsprozesse statt.

Doch so ganz hat sich für mich immer noch nicht der Aspekt mit den Aromen auf der AUSSENHaut der Beeren geklärt. So wie auch eben Holzschrank Gerüche Weingläsern anhaften....

Ich geh dann mal weiter suchen....im Netz und hier. Vielleicht hat noch jemand eine Idee oder Erklärungsmöglichkeit.

LG Kaya
Bernd Schulz
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Bernd Schulz »

So wie auch eben Holzschrank Gerüche Weingläsern anhaften....
Kaya, die Bedingungen in einem Holzschrank sind aber schon andere als die unter freiem Himmel! Oder haften deinen Weingläsern auch Gerüche an, wenn du sie neben einen Holzschrank stellst?

Beste Grüße

Bernd
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Gerald
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Gerald »

Ich glaube auch, dass der Vergleich mit dem Holzschrank nicht ganz passt. Wenn ich die Weingläser auf Traubenhöhe im Weinberg aufhänge, riechen sie dann auch nach den Kräutern am Boden?

Abgesehen davon ist die im Foto ganz am Anfang abgebildete wilde Möhre von sich aus fast geruchlos, man muss die Pflanze schon zwischen den Fingern zerreiben, um das Aroma deutlich zu erkennen.

Grüße,
Gerald
wiesengenuss
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von wiesengenuss »

Die facebook Diskussion hat sich auch in eine ganz andere Richtung entwickelt, so wie es derzeit oft so ist.

Mit diesem Bild hatte ich eigentlich beabsichtigt, ob sich Winzer für "Kräuterkunde" interessieren, da ich oft Fotos von Pflanzen bekomme mit der Frage "was ist das für eine Pflanze und was zeigt sie an?". Also sprich, ist das eine Zeigerpflanze für trockenen Boden oder für feuchten, für Überdüngung oder ausgelaugten Boden, etc.

Von daher hatte die Möhre erstmal nichts mit Kräuteraromen im Wein zu tun...

LG Kaya
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Gerald
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Gerald »

Und was zeigt die wilde Möhre an? Ich habe nämlich auch genug davon im Garten im Weinviertel (Lössboden, Südlage, ziemlich trocken).

Grüße,
Gerald
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UlliB
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von UlliB »

wiesengenuss hat geschrieben:Wie sich Aromen IM Wein ausbilden ist eigentlich klar und ansatzweise erforscht. Es finden chemische Umwandlungsprozesse statt.
Das ist schon richtig, war aber nicht die Frage von Markus. Seine Frage war, warum genetisch identische Reben auf unterschiedlichen Böden klar unterscheidbare Aromenprofile im Wein ergeben.

Das kann nur etwas mit der Regulierung der Genexpression durch Umgebungsfaktoren zu tun haben. Was da aber genau geschieht, und wie es geschieht, ist bislang so gut wie völlig unklar.

Gruß
Ulli
wiesengenuss
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von wiesengenuss »

Gerald, genau das zeigt die Wilde Möhre an. Sie ist ein Trockenheitszeiger, mag kalkhaltige, sandige Böden und kommt ursprünglich aus den östlichen Steppengebieten. Wer sich für die einzelnen Pflanzen interessiert. Hier ein Link zu meinem Blog http://wiesengenuss.blogspot.de unter "WIESE" habe ich Pflanzensteckbriefe abgespeichert.

Uli B. unser anfänglicher Ansatz war ja, ob sich Kräuteraromen von außen auf die Beere übertragen.

Was in der Pflanze geschieht, ist ein neues großes Kapitel. Umgebungsfaktoren, die sich auf Genexpression auswirken klingt plausibel (Stichwort Epigenetik). So werden unterschiedliche Enzyme gebildet, die unterschiedliche chemische Prozesse katalysieren.

Bei ersterem bin ich, sind wir, bisher nicht weiter gekommen... hab mal bei Prof. Ulrich Fischer, dem Aromenraderfinder bei der DLR in Neustadt, Pfalz nachgesehen, aber auch noch nichts gefunden.

Der Einfluß des Bodens, der Umgebung auf die Gene (!) ist ein interessanter Ansatz. Vereinfacht gesagt, vielleicht sorgt der trockene Boden in der Garrigue dafür, dass sich bestimmte, in Mutter Natur bewährte Aromen nicht nur in den Kräutern, sondern auch im Wein ausbilden? Das ist jetzt ganz schön spekulativ ...
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Markus Vahlefeld
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Markus Vahlefeld »

UlliB hat geschrieben: Seine Frage war, warum genetisch identische Reben auf unterschiedlichen Böden klar unterscheidbare Aromenprofile im Wein ergeben.

Das kann nur etwas mit der Regulierung der Genexpression durch Umgebungsfaktoren zu tun haben. Was da aber genau geschieht, und wie es geschieht, ist bislang so gut wie völlig unklar.
WOW! Wie man blöde Fragen ganz einfach und wissenschaftlich kurz umformulieren kann :lol:

Genau das war meine Frage, Danke!
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Gerald
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Re: Kräuter im Weinberg im Wein erkennbar?

Beitrag von Gerald »

Wobei es meiner Ansicht nach nicht unbedingt mit der Genexpression zu tun haben muss. Es könnte auch sein, dass je nach Nährstoffzusammensetzung im Boden die pH-Werte innerhalb der Pflanzenzellen schwanken und davon die Aktivität der einzelnen Enzyme abhängt. Oder dass überhaupt bestimmte Spurenelemente, die ja meist als Zentralatome der Enzyme bzw. Coenzyme notwendig sind, fehlen bzw. die Aufnahme behindert wird. So wie z.B. bei zu hohem pH-Wert manche Pflanzen zu wenig Eisen aufnehmen können, was sogar an den Blättern sichtbar wird (Chlorose).

Grüße,
Gerald
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