Liebes Forum,
als neues Mitglied möchte ich erstmal alle User ganz freundlich begrüßen. Bis vor zwei Jahren hatte ich eigentlich gar keinen Bezug zum Wein. Mit dem Ende des Studiums und der dann durch den ersten richtigen Job entstandenen finanziellen Unabhängigkeit entstand bei mir, der schon immer ein begeisterter Hobbykoch war, eine große Leidenschaft zur gehobenen Küche. In diesem Zusammenhang entwickelte sich dann auch ein großes Interesse am Wein, was jetzt auch der Grund für meine Anmeldung in diesem Forum ist.
Privat konnte ich zur Lagerung meiner Weine (glücklicherweise) einen alten Erdkeller umgestalten. Leider habe ich mit dem Beschaffen und dem Umgang mit den Weinen aber noch einige Anfängerprobleme.
Mir fehlen einfach gewisse fachliche Grundlagen, einerseits in Bezug auf die Herstellung als auch die Verkostung des Weins. So sind für mich Themen wie Trinkreife, Dekantieren (welchen Wein, wie lange) oder die perfekte Trinktemperatur, genauso wie eine strukturierte Verkostung immer noch mit vielen Fragen behaftet.
Gibt es hier anfängertaugliche Literaturempfehlungen?
Zusätzlich fällt es mir eher schwer, strukturiert meinen Keller zu bestücken. Meist besuche ich (oft nach Konsultation eines Weinführers) ein oder zwei Winzer einer Region und nehme oft von den Weinen, die mir in der Probe gut gefallen ein paar Flaschen mit, sodass der Weinkeller oft schnell gefüllt wird. Manchmal bestelle ich mir bei einem Weinhändler auch ein paar Flaschen eines Weines, der mir im Restaurant sehr gut gefallen hat, den es aber beim Winzer direkt nicht mehr gibt. Insgesamt fällt es mir so jedoch relativ schwer, einen geschmacklichen Überblick über eine ganze Region zu gewinnen und gleichwohl auch die Bestückung des Weinkellers beispielsweise in Bezug auf Lagerfähigkeit oder eine bestimmte Geschmacksvielfalt zu organisieren. Wie geht Ihr beim Weinkauf vor? (Anm.: Weinregionen, die ich aufgrund einer gewissen geographischen Nähe im Blick habe sind Mosel/Saar, Mittelrhein, Ahr und Pfalz)
Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn ihr mir ein paar Tipps und Hinweise geben würdet.
Erwähnen möchte ich noch, dass ich das ganze natürlich nur als Hobby (und schöner Ergänzung zu meiner Kochleidenschaft) und nicht (semi-) profssionell betreiben möchte.
Noch einen wunderbaren Tag.
Mozartkugel
Fachwissen und Kauforganisation
-
- Beiträge: 6
- Registriert: So 28. Jul 2013, 01:04
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Die Frage beim Wein ist wie bei anderen Hobbys auch, gehörst Du zu den Menschen, die lieber möglichst großflächig unterwegs sein wollen, sprich, willst Du möglichst viele unterschiedliche Weine kennen lernen, oder willst Du Dich lieber mit einem Thema tiefgründiger auseinandersetzen?
Wenn es Dir wichtiger ist einen Weintypus, eine Weinregion in der Tiefe kennen zu lernen, dann führt fast kein Weg daran vorbei, die Region immer wieder zu besuchen, Winzer zu besuchen, deren Weine zu probieren und diese dann auch zuhause zu trinken, dazu gibt es dann zu allen wichtigen Weinbauregionen einiges an Büchern um auch theoretisch mehr zu den Weinen zu erfahren.
Wenn Du eher Spaß am Genuss im allgemeinen hast, dann kann es sinnvoll sein sich einen größeren Weinhändler in der Nähe auszuwählen, der Seminare, Verkostungsveranstaltungen durchführt, bei denen Du zumindest mal einen kleinen Einblick zu bestimmten Rebsorten oder Regionen bekommst um festzustellen, welche Dir eher zusagen, welche eher nicht. Das gleiche kann man auch privat in einem Kreise Weininteressierter organisieren, teilweise bieten das auch Volkshochschulen an.
Bei Urlaubsreisen kann man sich dann auch immer im Vorfeld informieren ob es dort guten Wein gibt und einen oder zwei Winzer besuchen und entsprechend einkaufen.
Zum Thema Weinkeller, erst einmal muss Du da schlicht mehr kaufen als Du trinken willst um einen Keller aufzubauen, also wirklich bestimmte Weine reifen zu lassen und nicht nur Wein dort zu haben, der für den aktuellen Bedarf notwendig ist. Bezüglich der Lagerfähigkeit am Besten den Erzeuger beim Kauf ab Weingut oder den Händler fragen.
Und dann hier ein wenig mitlesen und sich von einigen Weinen begeistern lassen, dann wird das schon mit dem eigenen Keller. Tendenziell wächst der sowieso fast immer schneller als man es zuerst vorhatte.
Wenn es Dir wichtiger ist einen Weintypus, eine Weinregion in der Tiefe kennen zu lernen, dann führt fast kein Weg daran vorbei, die Region immer wieder zu besuchen, Winzer zu besuchen, deren Weine zu probieren und diese dann auch zuhause zu trinken, dazu gibt es dann zu allen wichtigen Weinbauregionen einiges an Büchern um auch theoretisch mehr zu den Weinen zu erfahren.
Wenn Du eher Spaß am Genuss im allgemeinen hast, dann kann es sinnvoll sein sich einen größeren Weinhändler in der Nähe auszuwählen, der Seminare, Verkostungsveranstaltungen durchführt, bei denen Du zumindest mal einen kleinen Einblick zu bestimmten Rebsorten oder Regionen bekommst um festzustellen, welche Dir eher zusagen, welche eher nicht. Das gleiche kann man auch privat in einem Kreise Weininteressierter organisieren, teilweise bieten das auch Volkshochschulen an.
Bei Urlaubsreisen kann man sich dann auch immer im Vorfeld informieren ob es dort guten Wein gibt und einen oder zwei Winzer besuchen und entsprechend einkaufen.
Zum Thema Weinkeller, erst einmal muss Du da schlicht mehr kaufen als Du trinken willst um einen Keller aufzubauen, also wirklich bestimmte Weine reifen zu lassen und nicht nur Wein dort zu haben, der für den aktuellen Bedarf notwendig ist. Bezüglich der Lagerfähigkeit am Besten den Erzeuger beim Kauf ab Weingut oder den Händler fragen.
Und dann hier ein wenig mitlesen und sich von einigen Weinen begeistern lassen, dann wird das schon mit dem eigenen Keller. Tendenziell wächst der sowieso fast immer schneller als man es zuerst vorhatte.
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Hallo Malte,
herzlich willkommen im Weinforum!
Ich würde das Pferd nicht beim Schwanz aufzäumen und jetzt schon über die Bestückung eines Weinkellers nachdenken. Erst wenn Du einen weitgehenden Überblick über das Weingeschehen hast, macht es Sinn, den Aufbau eines Weinlagers in Angriff zu nehmen.
Vielleicht solltest du zunächst einmal versuchen, Weinfreunde in Deiner Region zu finden; denn in der Gruppe lernt es sich schneller und man hat mehr Spaß dabei. Eine gute Möglichkeit hierzu bieten Weinseminare, wie sie z.B. an Volkshochschulen angeboten werden. Auch würde ich versuchen, meinen Freundeskreis für dieses Thema zu begeistern, z.B. durch selbst organisierte Weinproben und/oder durch gemeinsame Reisen in Weinbaugebiete.
Grüße
Hartmut
herzlich willkommen im Weinforum!
Ich würde das Pferd nicht beim Schwanz aufzäumen und jetzt schon über die Bestückung eines Weinkellers nachdenken. Erst wenn Du einen weitgehenden Überblick über das Weingeschehen hast, macht es Sinn, den Aufbau eines Weinlagers in Angriff zu nehmen.
Vielleicht solltest du zunächst einmal versuchen, Weinfreunde in Deiner Region zu finden; denn in der Gruppe lernt es sich schneller und man hat mehr Spaß dabei. Eine gute Möglichkeit hierzu bieten Weinseminare, wie sie z.B. an Volkshochschulen angeboten werden. Auch würde ich versuchen, meinen Freundeskreis für dieses Thema zu begeistern, z.B. durch selbst organisierte Weinproben und/oder durch gemeinsame Reisen in Weinbaugebiete.
Grüße
Hartmut
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Hallo,
mein wichtigster Tipp vorneweg: Wenn Deine finanzielle Unabhängigkeit zwar größer aber noch nicht unendlich geworden ist und auch der Kellerraum begrenzt ist, solltest Du von einem Wein in der Regel nicht mehr als 3 Flaschen kaufen. Ich habe zu Beginn meiner Sammelleidenschaft von Weinen bei Winzern, die mir besonders gefallen hatten, immer mindestens eine 6er Kiste gekauft. Von den meisten dieser Weine liegen immer noch Weine im Keller. Bei der Einrichtung eines Weinkellers muss man immer im Hinterkopf haben, für welchen Zweck man Weine kauft. Weine, die direkt getrunken werden können, Weine, die lagern sollen und die Raritäten. Von all diesen Weinen braucht man meines Erachtens nur dann mehr als 3 Flaschen, wenn man kein Budget einzuhalten hat und der Raum unbegrenzt ist. Gerade Weine, die man lagern muss, werden mittelfristig am meisten Platz wegnehmen. Ich bin gerade dabei, meine Bestände entsprechend abzuverkaufen.
Schlussendlich darf auch nicht vergessen werden, daß sich gerade zu Beginn der Weinleidenschaft, die Geschmäcker durchaus verändern können, so daß man in zwei Jahren ganz andere Weine mag.
Zur Vertiefung der Kenntnisse empfehle ich Wein von André Dominé, das mit 29,90 EUR auch recht preiswert ist. In diesem Buch schlage ich immer wieder nach. Die Theorie ist sehr gut geschildert. Ein Standardwerk zum Verkosten ist Michael Broadbents "Weine prüfen, kennen und geniessen".
Soweit von mir.
Viel Spaß
Peter
mein wichtigster Tipp vorneweg: Wenn Deine finanzielle Unabhängigkeit zwar größer aber noch nicht unendlich geworden ist und auch der Kellerraum begrenzt ist, solltest Du von einem Wein in der Regel nicht mehr als 3 Flaschen kaufen. Ich habe zu Beginn meiner Sammelleidenschaft von Weinen bei Winzern, die mir besonders gefallen hatten, immer mindestens eine 6er Kiste gekauft. Von den meisten dieser Weine liegen immer noch Weine im Keller. Bei der Einrichtung eines Weinkellers muss man immer im Hinterkopf haben, für welchen Zweck man Weine kauft. Weine, die direkt getrunken werden können, Weine, die lagern sollen und die Raritäten. Von all diesen Weinen braucht man meines Erachtens nur dann mehr als 3 Flaschen, wenn man kein Budget einzuhalten hat und der Raum unbegrenzt ist. Gerade Weine, die man lagern muss, werden mittelfristig am meisten Platz wegnehmen. Ich bin gerade dabei, meine Bestände entsprechend abzuverkaufen.
Schlussendlich darf auch nicht vergessen werden, daß sich gerade zu Beginn der Weinleidenschaft, die Geschmäcker durchaus verändern können, so daß man in zwei Jahren ganz andere Weine mag.
Zur Vertiefung der Kenntnisse empfehle ich Wein von André Dominé, das mit 29,90 EUR auch recht preiswert ist. In diesem Buch schlage ich immer wieder nach. Die Theorie ist sehr gut geschildert. Ein Standardwerk zum Verkosten ist Michael Broadbents "Weine prüfen, kennen und geniessen".
Soweit von mir.
Viel Spaß
Peter
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Hallo Mozartkugel
Herzlich willkommen im Forum.
Wie Buschwein schon geschrieben hat: Um einen Weinkeller aufzubauen, musst Du - zunächst - mehr kaufen als Du trinkst.
Das dürfte allerdings kein grosses Problem darstellen, vielmehr könnte es bald sogar so sein, dass Du Du gar nicht so viel trinken kannst, wie Du kaufst, obwohl Du wirklich genug trinkst und gerne noch mehr kaufen würdest.
Grundsätzlich würde ich Dir - ähnlich wie Neuppy - daher empfehlen, trotzt anfänglicher und anhaltender Begeisterung für das Thema mit dem Einkauf und beim Kelleraufbau mit Bedacht wenn nicht sogar mit entsagender Zurüchhaltung vorzugehen. Zum einen machen die meisten Personen in den ersten Jahren intensiver Beschäftigung mit Wein eine schnelle Entwicklung durch (siehe auch: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... =70#p54429). Die Weine, die man am Anfang mit Begeisterung und Stolz eingelagert hat, werden häufig nach ein paar Jahren nicht mehr den neuen und nun beständigeren Vorlieben entsprechen. Dabei lohnt es sich, gezielt auch gereifte Flaschen zu kaufen - das reduziert den Lagerbestand und man wird später nicht überrascht sein, wie die damals jungen Weine nun endlich gereift schmecken.
Zum anderen wird es jedes Jahr einen neuen (Jahrhundert-) Jahrgang, neue Entdeckungen, Lagerräumungsverkäufe etc geben. Und die enthusiastische aber unerfahrene Masslosigkeit in frühen Jahren zwingt dann zu einer geradezu unvernünftigen Zurückhaltung in den folgenden Jahren, in denen man es ja besser wüsste - oder eben zum Verkauf.
Viel Spass
Klaus
Herzlich willkommen im Forum.
Wie Buschwein schon geschrieben hat: Um einen Weinkeller aufzubauen, musst Du - zunächst - mehr kaufen als Du trinkst.
Das dürfte allerdings kein grosses Problem darstellen, vielmehr könnte es bald sogar so sein, dass Du Du gar nicht so viel trinken kannst, wie Du kaufst, obwohl Du wirklich genug trinkst und gerne noch mehr kaufen würdest.
Grundsätzlich würde ich Dir - ähnlich wie Neuppy - daher empfehlen, trotzt anfänglicher und anhaltender Begeisterung für das Thema mit dem Einkauf und beim Kelleraufbau mit Bedacht wenn nicht sogar mit entsagender Zurüchhaltung vorzugehen. Zum einen machen die meisten Personen in den ersten Jahren intensiver Beschäftigung mit Wein eine schnelle Entwicklung durch (siehe auch: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... =70#p54429). Die Weine, die man am Anfang mit Begeisterung und Stolz eingelagert hat, werden häufig nach ein paar Jahren nicht mehr den neuen und nun beständigeren Vorlieben entsprechen. Dabei lohnt es sich, gezielt auch gereifte Flaschen zu kaufen - das reduziert den Lagerbestand und man wird später nicht überrascht sein, wie die damals jungen Weine nun endlich gereift schmecken.
Zum anderen wird es jedes Jahr einen neuen (Jahrhundert-) Jahrgang, neue Entdeckungen, Lagerräumungsverkäufe etc geben. Und die enthusiastische aber unerfahrene Masslosigkeit in frühen Jahren zwingt dann zu einer geradezu unvernünftigen Zurückhaltung in den folgenden Jahren, in denen man es ja besser wüsste - oder eben zum Verkauf.
Viel Spass
Klaus
- Schönibert
- Beiträge: 260
- Registriert: Di 7. Dez 2010, 11:28
- Wohnort: Frankfurt am Main
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Viele tolle Weinbücher sind leider auch relativ teuer, gern über 50 Euro. Um sich einzulesen genügt aber eigentlich auch die Vorauflage eines dieser großen und teuren "Klassiker", wenn man etwas über die Regionen und dortigen Stile, die Herstellung, Degustation, Anlage eines Weinkellers etc. erfahren will. Nur die Erzeugerempfehlungen sind ggf. überholt. Diese älteren Auflagen sind leicht verfügbar bei den bekannten Internetbuchhändlern, oft für einen Bruchteil des damaligen Neupreises, z. B. der großen Johnson in der 5. Auflage für unter 4 (!) Euro. Das von Peter empfohlene Buch gibt es dort in der aktuellen Auflage als "gebraucht - sehr gut" für unter 15 Euro. Auch die Anschaffung eines Weinatlas, von Hallwag oder für Frankreich Hachette z. B. lohnt sich meiner Meinung nach.
Viele Grüße,
Euer Schöni
Euer Schöni
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
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- Wohnort: Hamburg
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Die Tipps sind alle richtig. Trotzdem kommt glaube ich niemand um die Erfahrung herum, von einem Wein zu viel oder zu wenig gekauft zu haben. Und diese Erfahrung finde ich sogar wertvoll. Ich persönlich verkaufe nie Weine, kaufe aber auch fast nur Einzelflaschen und hier und da mal 2 bis 6 Flaschen (allerdings nie mehr als 6). Es ist natürlich vorgekommen, dass ich von bestimmten Weinen vermeintlich zu viel gekauft habe und diese jetzt etwas schwerfällig darauf warten, irgendwann mal getrunken zu werden. Gleichzeitig ist es aber auch schon vorgekommen, dass ich einen bestimmten Weinstil eine Zeit lang nicht mehr mochte, irgendwann dann aber doch wieder mag. Oder dass der vermeintlich nicht so tolle Wein doch irgendwann aufblüht. Ich persönlich denke, dass Fehler beim Weineinkauf absolut dazu gehören und sich sogar bei Befolgung wertvoller Tipps nicht vermeiden lassen. Nichtsdestotrotz ist es natürlich sinnvoll, anfangs nicht gleich 12er Kisten eines bestimmten Weins zu kaufen, den man 25 Jahre zu lagern plant.
Um sich einen breiten Überblick zu verschaffen, ist neben den schon genannten privaten und öffentlichen Weinproben m.E. noch folgendes geeignet:
- glasweise im Restaurant Wein bestellen (in Restaurants, die eine gute Auswahl haben)
- Händlerproben
- Weinbars
- halbe Flaschen kaufen, wenn es sie gibt
Ansonsten spricht m.E. auch gar nichts dagegen, sich einen kleinen (aber bloß keinen zu großen) Bestand zuzulegen, bevor man sich einen wirklich breiten Überblick verschafft hat. Der Überblick ist ja sowieso meistens zu klein, soviel Wein wie es gibt. Systematisch könnte man sich vielleicht anhand der folgenden Fragen vorgehen:
1. In welcher Situation trinkt man am meisten Wein? Zum Essen? Einfach so? Auf organisierten Proben?
2. Was trinkt man am liebsten? Prickelnd? Weiß? Rot? Süß?
3. Wenn der Wein regelmäßig Essen begleiten soll, was begleitet am besten die Lieblingsgerichte?
4. Zu welchen Ländern/Weinbauregionen besteht die größte kulturelle Affinität?
Mein Non-Plus-Ultra Weinbuch: der kleine Johnson!
Um sich einen breiten Überblick zu verschaffen, ist neben den schon genannten privaten und öffentlichen Weinproben m.E. noch folgendes geeignet:
- glasweise im Restaurant Wein bestellen (in Restaurants, die eine gute Auswahl haben)
- Händlerproben
- Weinbars
- halbe Flaschen kaufen, wenn es sie gibt
Ansonsten spricht m.E. auch gar nichts dagegen, sich einen kleinen (aber bloß keinen zu großen) Bestand zuzulegen, bevor man sich einen wirklich breiten Überblick verschafft hat. Der Überblick ist ja sowieso meistens zu klein, soviel Wein wie es gibt. Systematisch könnte man sich vielleicht anhand der folgenden Fragen vorgehen:
1. In welcher Situation trinkt man am meisten Wein? Zum Essen? Einfach so? Auf organisierten Proben?
2. Was trinkt man am liebsten? Prickelnd? Weiß? Rot? Süß?
3. Wenn der Wein regelmäßig Essen begleiten soll, was begleitet am besten die Lieblingsgerichte?
4. Zu welchen Ländern/Weinbauregionen besteht die größte kulturelle Affinität?
Mein Non-Plus-Ultra Weinbuch: der kleine Johnson!
Beste Grüße, Stephan
-
- Beiträge: 6
- Registriert: So 28. Jul 2013, 01:04
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Vielen Dank für Eure freundlichen Antworten. Es ist korrekt, dass sich der Weingeschmack bei mir seit Beginn meines Weininteresses deutlich erweitert hat. Während am Anfang, vermutlich aufgrund einer gewissen geschmackliche Nähe zu Säften, einzig Süßweine meinen Geschmack trafen, trinke ich inzwischen genauso gerne (oder fast noch lieber) trockene (gereifte) Weine, gerne auch kräftig und aus dem Holzfass.
Bis jetzt sind meine Hauptquellen für neue Weine Winzerbesuche und eben Empfehlungen im Restaurant. Es wurde auch der Tipp geäußert, eventuell direkt gereifte Weine zu kaufen. Wo kann man solche am besten (korrekte Lagerung) beziehen? Während ich beispielsweise in einem Restaurant mit gewisser Reputation hier doch ein gewisses Vertrauen habe, bin ich gerade bei Internethändlern, aber auch Weinhändlern immer ein wenig skeptisch.
Bis jetzt sind meine Hauptquellen für neue Weine Winzerbesuche und eben Empfehlungen im Restaurant. Es wurde auch der Tipp geäußert, eventuell direkt gereifte Weine zu kaufen. Wo kann man solche am besten (korrekte Lagerung) beziehen? Während ich beispielsweise in einem Restaurant mit gewisser Reputation hier doch ein gewisses Vertrauen habe, bin ich gerade bei Internethändlern, aber auch Weinhändlern immer ein wenig skeptisch.
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Hallo,
der Einkauf reiferer Weine ist leider nicht immer ganz so einfach und auch hin und wieder mit Fehlkäufen verbunden. Aber auch das gehört zur Weinbildung hinzu. Auf dem Markt ist es nicht immer ganz so einfach, gereifte Weine zu bekommen, da Winzer und Weinhändler gerne die aktuellen Jahrgänge abverkaufen. Nichts desto trotz würde ich einfach mal bei den Winzern, die du besuchst, nachfragen, ob sie denn nicht einzelne gereifte Flaschen zum Verkauf anbieten. Es gibt immer wieder Winzer, die ein Archiv für Verkostungen zurücklegen und daraus einzelne Flaschen verkaufen. Darüber hinaus gibt es Winzer, die besonderen Wert darauf legen, daß ihre Weine mit ausreichender Reife in der Verkauf kommen. In Deutschland fallen mir da spontan Koehler-Ruprecht in der Pfalz mit seinen R-Spät- und Auslesen (aber auch von allen anderen Weinen stehen immer noch ältere Jahrgänge auf seiner Verkaufsliste) ein, Martin Müllen an der Mosel oder J.B. Becker. Da gibt es sicherlich noch viele andere.
Im Fachhandel ist es schon etwas schwieriger, wobei es auch hier Händler gibt, die reifere Jahrgänge haben. So kannst Du mal, wenn Du zum Beispiel ein Mövenpick Weinland in der Nähe hast dort nachfragen. Die haben (zumindest hier in München) von einzelnen Weinen auch mehrere Jahrgänge verfügbar. Aber richtig alt wird Wein dort auch nicht.
Wenn Du bei Winzern oder im Fachhandel nicht fündig wirst, mußt Du auf Auktionen setzen. Da wäre zunächst mal Ebay zu nennen, die unzählige Weine versteigern. Das ist mit einem - meiner Meinung nach einschätzbaren - Risiko verbunden. Ich habe dort bisher nur zwei negative Erfahrungen gemacht und für eine konnte der Verkäufer nichts. Aufpassen würde ich dort (aber auch auf anderen Auktionen) wenn Du an die ganz großen Namen und Jahrgänge (Cheval Blanc 1947 etc.) ran willst, da man dort Fälschungen aufsitzen kann. Im Bereich deutscher Spitzenweine glaube ich allerdings noch nicht, daß man allzu große Angst vor Fälschungen haben muss. Bei Ebay kann man - in letzter Zeit aber zusehends weniger - Glück haben und das ein oder andere Schnäppchen machen.
Ansonsten ist Koppe & PArtner ein sehr seriöses Auktionshaus (http://www.weinauktion.de) die regelmäßige Präsenz- und Internetauktionen veranstalten. Deutsche Weine sind da aber klar in der Minderheit. Auch die Munich Wine Company (http://www.munichwinecompany.com) veranstaltet regelmäßig Auktionen. Aber auch hier ist der deutsche Anteil eher gering und dann vor allem rest- und edelsüß.
Überhaupt muss man feststellen, daß der Sekundärmarkt für deutsche Weine bis auf wenige Ausnahmen der Spitzenwinzer eher ein Markt im Bereich rest- und edelsüßer Weine ist. Nach meiner Erfahrung muss man im trockenen Bereich schon in den sauren Apfel beißen und selbst einlagern.
Einen weiteren Tipp habe ich gerade im Buch Mein Wein von Terry Theise gelesen.
Um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen rät er, dass man sich von einem Weintyp (Rebsorte oder Region) über ein Zeitfenster von 1 bis 3 Monaten mehrere verschiedene Weinflaschen kauft und diese trinkt. Dies schärft das Urteilsvermögen nach seiner Ansicht ungemein. Also einfach mal 3 Monate lang nur Chardonnay aus allen Herren Ländern, ein paar Monate lang nur Bordeaux usw.
Dies halte ich persönlich gerade am Anfang für einen guten Tipp.
Herzliche Grüße
Peter
der Einkauf reiferer Weine ist leider nicht immer ganz so einfach und auch hin und wieder mit Fehlkäufen verbunden. Aber auch das gehört zur Weinbildung hinzu. Auf dem Markt ist es nicht immer ganz so einfach, gereifte Weine zu bekommen, da Winzer und Weinhändler gerne die aktuellen Jahrgänge abverkaufen. Nichts desto trotz würde ich einfach mal bei den Winzern, die du besuchst, nachfragen, ob sie denn nicht einzelne gereifte Flaschen zum Verkauf anbieten. Es gibt immer wieder Winzer, die ein Archiv für Verkostungen zurücklegen und daraus einzelne Flaschen verkaufen. Darüber hinaus gibt es Winzer, die besonderen Wert darauf legen, daß ihre Weine mit ausreichender Reife in der Verkauf kommen. In Deutschland fallen mir da spontan Koehler-Ruprecht in der Pfalz mit seinen R-Spät- und Auslesen (aber auch von allen anderen Weinen stehen immer noch ältere Jahrgänge auf seiner Verkaufsliste) ein, Martin Müllen an der Mosel oder J.B. Becker. Da gibt es sicherlich noch viele andere.
Im Fachhandel ist es schon etwas schwieriger, wobei es auch hier Händler gibt, die reifere Jahrgänge haben. So kannst Du mal, wenn Du zum Beispiel ein Mövenpick Weinland in der Nähe hast dort nachfragen. Die haben (zumindest hier in München) von einzelnen Weinen auch mehrere Jahrgänge verfügbar. Aber richtig alt wird Wein dort auch nicht.
Wenn Du bei Winzern oder im Fachhandel nicht fündig wirst, mußt Du auf Auktionen setzen. Da wäre zunächst mal Ebay zu nennen, die unzählige Weine versteigern. Das ist mit einem - meiner Meinung nach einschätzbaren - Risiko verbunden. Ich habe dort bisher nur zwei negative Erfahrungen gemacht und für eine konnte der Verkäufer nichts. Aufpassen würde ich dort (aber auch auf anderen Auktionen) wenn Du an die ganz großen Namen und Jahrgänge (Cheval Blanc 1947 etc.) ran willst, da man dort Fälschungen aufsitzen kann. Im Bereich deutscher Spitzenweine glaube ich allerdings noch nicht, daß man allzu große Angst vor Fälschungen haben muss. Bei Ebay kann man - in letzter Zeit aber zusehends weniger - Glück haben und das ein oder andere Schnäppchen machen.
Ansonsten ist Koppe & PArtner ein sehr seriöses Auktionshaus (http://www.weinauktion.de) die regelmäßige Präsenz- und Internetauktionen veranstalten. Deutsche Weine sind da aber klar in der Minderheit. Auch die Munich Wine Company (http://www.munichwinecompany.com) veranstaltet regelmäßig Auktionen. Aber auch hier ist der deutsche Anteil eher gering und dann vor allem rest- und edelsüß.
Überhaupt muss man feststellen, daß der Sekundärmarkt für deutsche Weine bis auf wenige Ausnahmen der Spitzenwinzer eher ein Markt im Bereich rest- und edelsüßer Weine ist. Nach meiner Erfahrung muss man im trockenen Bereich schon in den sauren Apfel beißen und selbst einlagern.
Einen weiteren Tipp habe ich gerade im Buch Mein Wein von Terry Theise gelesen.
Um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen rät er, dass man sich von einem Weintyp (Rebsorte oder Region) über ein Zeitfenster von 1 bis 3 Monaten mehrere verschiedene Weinflaschen kauft und diese trinkt. Dies schärft das Urteilsvermögen nach seiner Ansicht ungemein. Also einfach mal 3 Monate lang nur Chardonnay aus allen Herren Ländern, ein paar Monate lang nur Bordeaux usw.
Dies halte ich persönlich gerade am Anfang für einen guten Tipp.
Herzliche Grüße
Peter
Re: Fachwissen und Kauforganisation
Hallo Mozartkugel,
ich möchte das Thema gereifte Weine nochmal kurz aufgreifen:
bei mir war das so, dass ich direkt zu Winzern und auf Weinproben gegangen bin und so die komplette Palette der Weine verkostet habe. Allerdings waren das immer junge Weine, die auf den Markt kamen und häufig (zumindest im mittleren bis hohen Preisbereich) nicht in ihrer vollen Trinkreife dastanden.
Ich beschloss aus verschiedensten Quellen trinkreife Weine der verschiedenen Weinregionen zu bekommen. Die Quellen dafür sind ja bekannt und schon genannt worden:
- diverse große Händler, die auch ältere Jahrgänge führen
- spezialisierte Raritätenhändler
hier ist es allerdings so, dass häufig nur die edleren Weine angeboten werden für das entsprechende Klientel. Außerdem gibt es mit Sicherheit auch bei diesen deutliche Unterschiede was die Weinlagerung anbelangt. Da kann und (mögl.) will sich auch nicht jeder einen perfekt klimatisierten Weinkeller mit konstanten 12 Grad leisten.
Aus diesem Grund habe ich auch Auktionen verfolgt und sehr viel von privat gekauft. Ich vertrete hier schon die Meinung dass bei entsprechender Vorsicht und Rückfragen was die Lagerung betrifft gute erste Trinkerfahrungen mit reiferen Weinen gemacht werden können.
Entgegen landläufiger Meinungen ist für mich das Thema gereifter Wein nicht unbedingt auch immer mit Flaschenpreisen ab 15 € oder 20 € verbunden.
Ich hatte eines der ersten Aha-Erlebnisse mit dem kleinen Cabernet-Sauvignon von Rings (war ca. 6 Jahre alt), den ich günstig im Abverkauf für 10 € bekommen hatte. Von den gereiften Baroli ganz zu schweigen ... die hatten aber leider keine 10 € mehr gekostet
Inzwischen bin ich ausgesprochener Fan voll trinkreifer Weine und finde es schwierig, die viel zu jungen Tanninbomben mit Ihrem lilafarbenen Antlitz zu trinken
Ich habe da auch ein gespaltenes Verhätnis zur Parkerisierten Weinwelt entwickelt
@Mozartkugel ich kann gerne Quellen für bezahlbare trinkreife Weine übermitteln
Ich wünsche ein weinseeliges Wochenende !
absolut
ich möchte das Thema gereifte Weine nochmal kurz aufgreifen:
bei mir war das so, dass ich direkt zu Winzern und auf Weinproben gegangen bin und so die komplette Palette der Weine verkostet habe. Allerdings waren das immer junge Weine, die auf den Markt kamen und häufig (zumindest im mittleren bis hohen Preisbereich) nicht in ihrer vollen Trinkreife dastanden.
Ich beschloss aus verschiedensten Quellen trinkreife Weine der verschiedenen Weinregionen zu bekommen. Die Quellen dafür sind ja bekannt und schon genannt worden:
- diverse große Händler, die auch ältere Jahrgänge führen
- spezialisierte Raritätenhändler
hier ist es allerdings so, dass häufig nur die edleren Weine angeboten werden für das entsprechende Klientel. Außerdem gibt es mit Sicherheit auch bei diesen deutliche Unterschiede was die Weinlagerung anbelangt. Da kann und (mögl.) will sich auch nicht jeder einen perfekt klimatisierten Weinkeller mit konstanten 12 Grad leisten.
Aus diesem Grund habe ich auch Auktionen verfolgt und sehr viel von privat gekauft. Ich vertrete hier schon die Meinung dass bei entsprechender Vorsicht und Rückfragen was die Lagerung betrifft gute erste Trinkerfahrungen mit reiferen Weinen gemacht werden können.
Entgegen landläufiger Meinungen ist für mich das Thema gereifter Wein nicht unbedingt auch immer mit Flaschenpreisen ab 15 € oder 20 € verbunden.
Ich hatte eines der ersten Aha-Erlebnisse mit dem kleinen Cabernet-Sauvignon von Rings (war ca. 6 Jahre alt), den ich günstig im Abverkauf für 10 € bekommen hatte. Von den gereiften Baroli ganz zu schweigen ... die hatten aber leider keine 10 € mehr gekostet

Inzwischen bin ich ausgesprochener Fan voll trinkreifer Weine und finde es schwierig, die viel zu jungen Tanninbomben mit Ihrem lilafarbenen Antlitz zu trinken

Ich habe da auch ein gespaltenes Verhätnis zur Parkerisierten Weinwelt entwickelt

@Mozartkugel ich kann gerne Quellen für bezahlbare trinkreife Weine übermitteln
Ich wünsche ein weinseeliges Wochenende !
absolut