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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (28)

BeitragDi 11. Jun 2013, 10:03

Teil 28

Es gibt auch einige Kleinigkeiten zu Essen - der Campingplatz und das Restaurant Els Cups haben kleine Tapas-Häppchen vorbereitet. Während fast alle Winzer von mir keinen Abreißschnipsel haben wollen, muß ich an den Verpflegungsständen einen abgeben, um ein Häppchen zu bekommen. An einem der Stände stehen zwei Tapas zur Auswahl. Später - schon gegen Ende der Probe sehe ich den Stand verwaist, aber noch voll mit dem Tapa stehen, welches auch ich noch nicht probiert habe. Kaum übe ich mich in der Selbstbedienung, kommt auch schon die zum Stand zugehörige Frau an - sie war nur rauchen... - und will ein Schnipsel von mir. Ich habe das Schnipsel von dem Stand natürlich nicht mehr, denn ich musste es ja schon zuvor abliefern, als ich das erste Tapa naschte... Was nun. Großes Dilemma. Ich entschuldige mich und will es zurückstellen, doch da lächelt sie und gibt mir zu verstehen, sie spendiere es mir...

Es fehlen noch die letzten vier Winzer der Probe - weiter geht es mit dem Mas de les Pereres, auch kurz nach den Weinen als Nunci benannt. Der Belgier Dirk Hoet ist natürlich nicht persönlich anwesend, aber jemand Verantwortliches der Kellerei schon - ich bekomme etwas Informationsmaterial mit, eine Besichtigung wäre auch gut, aber dafür wird diesmal kaum noch Zeit sein, also später einmal. Bislang kannte ich hier nur von früheren Weißweinverkostungen die Weißen Nunci Abocat und Nunci Blanc, diesmal kann ich auch erstmals die drei Roten Nuncito, Nunci Negre und Nunci Costero entdecken. Obwohl die Roten sehr seriös sind, fesseln mich die Weißen hier irgendwie mehr. Leider ist es auch hier schwer, die Weine breiter aufgestellt zu finden. Nur jetzt ist ein erster Schritt zur Kontaktherstellung erst einmal getan.

Das selbe gilt für den nächsten Erzeuger, Mas la Mola. Dies ist ebenso ein noch recht junger Erzeuger, der im früheren Keller von Els Cups sein Domizil aufgeschlagen hat. Ich hatte damals per Zufall bereits einmal Kontakt mit einem Angestellten, jetzt aber lerne ich die Macher dieser durchaus ansprechenden und beeindruckenden Weine kennen, die allerdings von Anbeginn an wissen, was sie im internationalen Vergleich gesehen kosten dürfen. Ich koste hier sowohl den sehr überzeugenden Weißwein als auch zwei Rotweine, den einfacheren L´ Atzar 2011 und den großen Mas La Mola Negre 2007 und wir vereinbaren, in Kontakt zu bleiben.

Der Celler Pahí dagegen, ebenfalls ein kleiner familiärer Betrieb, ist uns allen kein Unbekannter - den Winzer trafen wir erst gestern in den Pyrenäen. Heute stehen seine Mutter und sein Bruder am Stand und schenken die roten Gaubanca Negre aus 2011 und 2012 aus. Der 2011er, der in Kürze in die Flaschen gefüllt wird, ist ein würdiger Nachfolger des 2009ers, den in ich meiner Prioratführerselektion verkaufe, der 2012er ist noch viel zu jung, um ein endgültiges Urteil abgeben zu können - auffallend ist eine schöne Frische - wird die Kette der geraden und ungeraden Jahrgänge auch weiterhin aufrecht erhalten? Beim Celler Pahí macht man bislang bewußt noch keinen großen Wein, sondern konzentriert sich auf bezahlbare Trinkweine mit einem sehr guten PGV.

Etwas schwerer tue ich mich dagegen noch mit dem letzten recht neuen Erzeuger, Tané Vins oder auch Santes Gates... Hier waren mir bislang nur die Namen geläufig. Schön zu hören, das beides ein und dasselbe Projekt sind.

Sei es die inzwischen fortgeschrittene Zeit und das nahende Ende der Probe, damit verbunden eine gewisse Aufbruchstimmung ringsum, sei es eine gewisse Sättigung, die einfach erreicht ist, die heiligen Katzen schnurren nicht so stark, wie ich es mir als Katzenmensch gern gewünscht hätte. Vielleicht muss ich mich mit diesem neuen Erzeuger einfach auch noch einmal intensiver auseinander setzen. Die Weine sind nicht schlecht, aber sie berührten weniger als etliches andere zuvor. Aber auch hier gilt, ein erster Kontakt ist gemacht.
Den zum Schluß bei Tané Vins angebotenen Cava trinke ich mit Vergnügen und Durst. Und dann bin ich glücklich, zu erfahren, dass es mit regnen aufgehört hat.

Irgendwann mitten in der Probe taucht dann auch Pedro mit seiner Frau auf - es gibt natürlich ein riesiges Hallo und eine Freude, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Er hat aufgrund seines späteren Eintreffens natürlich kaum noch die Chance, alles zu verkosten und so fragt er als Erstes nach meinen bisherigen Entdeckungen und Empfehlungen. Später beim Verkosten des Samsó Vell von Mas d´en Just sind wir allesamt zugleich beeindruckt von dem dort Gebotenen.

Eine kleine Anekdote noch am Rande - wer einmal bei einer derartigen Verkostungsveranstaltung war, der weiß um die sich entwickelnde Lautstärke ringsum... Wenn dann abrupt der Geräuschpegel auf Null fällt, muss etwas Außergewöhnliches passieren. Es passiert - zwei Beamte der Mossos - der kasernierten Polizei betreten den Raum und überzeugen sich von der Seriösität der Veranstaltung. Als sie sehen, dass keine Alkohol-Leichen herumliegen, nicht gepöbelt wird und die Leute fleißig spucken, da halten sie sich nicht länger als nötig auf und erwarten auch nicht am Ortsrand das Ende der Veranstaltung.

Am Ende werd ich von Jordi Domenech herangewunken, der mir Muster seiner beiden Weine in die Hand drückt. Salvador Burgos packt diese in eine Burgos Porta Flachkiste und packt Muster seiner Weine hinzu. Mit der Sechser Kiste verlasse ich den Raum. Draußen wartet bereits Josep Ramon Nebot und bedeutet mir, ich solle die Kiste in beide Hände vor die Brust nehmen und dann stellt er einen Karton mit seinen Weinen drauf - ob das so gehen wird bis zum Auto? Klar doch, ich bedanke mich brav und mache mich auf den Weg zum im Zelt oder beim Zelt ausharrenden Steffen...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragDi 11. Jun 2013, 10:35

Meine Notizen zu den 42 verkosteten Weinen des Tast Poboleda Vins sind inzwischen auch online:

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=5528
Beste Grüße

Torsten

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vinos

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragDi 11. Jun 2013, 15:11

Hallo Torsten,

vielen Dank für Deinen ganzen Reisebericht bis hierher und vor allem für den genauen Bericht der Verkostung in Poboleda. Da waren doch einige Erzeuger dabei, von denen auf der Fira nichts zu sehen und demnach auch nix ins Glas zu bekommen war. Insofern für mich sehr sehr interessant!
Bin schon gespannt auf die Fortsetzungen, wo ich dann vielleicht die eine oder andere Ergänzung anbringen kann....
Beste Grüße
Klaus-Peter
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragDi 11. Jun 2013, 15:55

Hallo Klaus-Peter,

ich hoffe doch sehr, dass du uns dann auch beizeiten an deinen Erlebnisen teilhaben läßt... Derzeit (vielleicht auch tagebuchmäßig) sitzt du ja wohl schon oder noch in der Schweiz...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (29)

BeitragDi 11. Jun 2013, 22:35

Teil 29

Der Tast Poboleda Vins in Poboleda ist zu Ende, man hat sogar großzügig um etwa 45 Minuten überzogen. Erst kurz vor 15.30 Uhr mache ich mich auf den Weg, um Steffen aus seiner Einsamkeit zu befreien. Ca. gegen 11.00 Uhr hat es aufgehört zu regnen, es will nun noch ein relativ schöner Tag werden, auch wenn es nach wie vor kühl ist.

Steffen sitzt vor dem noch immer nicht trockenen Zelt und erfreut sich des Lebens. Es ist kaum etwas passiert, nur ganz wenige Autos sind entlang gefahren, zwei oder drei haben freundlich gehupt, als sie Steffen da so sitzen sahen.

Wir beschließen, dass noch immer nasse Zelt einfach mal stehen zu lassen, obwohl man das eigentlich nicht macht, wenn man weg geht. Aber bei so wenig Verkehr wollen wir es für die wenigen Stunden riskieren. Zunächst aber essen wir erst mal ein recht spätes Mittagspicknick und machen uns noch einen Kaffee.

Dann aber müssen wir auch schon wieder nach Poboleda runter, um unseren Besuch bei Hidalgo Albert zu realisieren. Dieser relativ neue Erzeuger ökologischer Weine will mir gleich heute seine Weinberge und den Keller zeigen, weil man einmal ganz in Familie da ist...

Wenige Minuten nach unserem Eintreffen auf dem Parkplatz an der Kooperative kommt auch schon der älteste Sohn, um uns mit dem Allradfahrzeug abzuholen. Wir fahren in Richtung Scala Dei und zwischen den Weinbergen von Ramon Pahí und dem Mas d´ en Just geht es rechts hoch in die wilde Landschaft hinein in den oberen Teil der Lage Salanques.

Hier befindet sich neben einem der drei Weinberge des Erzeugers auch der Keller. Das Haus, welches die Familie restauriert und erweitert hat, steht mitten in einem Kessel, umgeben von den zum Weingut gehörigen Weinbergen. Wir schauen uns panoramamäßig um:

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Es geht in fast jede Richtung steil nach oben, man wähnt sich auf der Bühne eines großen Amphitheaters.

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Hier draußen erfahren wir die Gechichte des familiären Weingutes. Die Familie ist dereinst aus Andalusien hergezogen, um den Traum vom eigenen Ökoweingut verwirklichen zu können - wenn, dann ins Priorat, hieß es, wann immer der Traum zur Sprache kam.

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Dann besichtigen wir das Kellergebäude, welches die Weinbereitungsanlagen genau so beinhaltet wie eine Art ökologisches "Wochenendhaus". Zunächst sind wir im Gärkeller, dann steigen wir hinab in den Fasskeller und natürlich bleiben einige Fassproben nicht aus.

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Später sitzen wir dann in der "guten Stube" zusammen, die jüngeren Kinder, die sich in den Betten ein wenig ausruhten, stehen sofort auf und schon sitzen wir alle am großen Tisch und eine Flasche des ersten Jahrganges 2007 wird entkorkt.

Es ist eine sehr freundliche und bescheidene Familie, die ihre Ideale in diesem Traum auslebt. Bevor wir auseinander gehen, gibt es noch das obligatorische Familienfoto, einmal ohne und einmal mit dem Prioratführer.

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Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (30)

BeitragMi 12. Jun 2013, 21:57

Teil 30

Wir verabschieden uns von der freundlichen Familie und ihrem kleinen Paradies in der Lage Salanques bei Poboleda. Es war ein sehr netter Spätnachmittag im Keller und der guten Stube von Hidalgo Albert.

Der etwas skurile Name der Weine 1270 a vuit klärt sich ebenfalls auf - 1270 wurde Poboleda gegründet - von damals 8 Familien.

Den Blanc, den Fina (benannt nach der Frau des Winzers und den Negre hatte ich auf der Verkostung im Glas, beim Besuch vor Ort trinken wir den 2007er Erstlingsjahrgang in rot - ja, wir verkosten ihn nicht nur, wir trinken ihn. Und das mit Genuß.

Doch es geht nicht etwa auf direktem Wege zurück ins Dorf, wir fahren noch zur höchstgelegenen Parzelle der insgesamt drei Parzellen des Erzeugers. Um die Augen noch ein wenig zu verwöhnen, gibt es jetzt noch eine kleine Fotoserie von der Parzelle El Partida del Matxerris, die 2,4 ha. erstrecken sich bis auf eine Höhe von 555 m. Die 3 ha. der Finca Salanques sind 350 m hoch gelegen, die 3. Parzelle umfasst 4 ha. und heißt Al Barranc del Beix - 300 m hoch gelegen.

Hier die Fotos von der Matxerris Parzelle - inklusive Sonnenuntergang und Blicken auf die Montsantfelsen...

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Später dann am Parkplatz bekomme ich noch ein paar Musterflaschen mit und dann müssen wir uns sputen - mit dem letzten Tageslicht kehren wir zu unserem Biwakplatz zurück.
Beste Grüße

Torsten

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sociando

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragMi 12. Jun 2013, 22:03

schöne bilder torsten! bist du am samstag in l.e. bei uwe dabei? vg, martin
es lebe die freiheit! es lebe der wein!
(johann wolfgang von goethe, faust, auerbachs keller)
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragMi 12. Jun 2013, 22:12

Leider nein, Martin, bin am Freitag auf dem Wochenmarkt in Leipzig (endlich ist mal wieder vernünftiges Marktwetter angesagt) und habe dann eine eigene Probe am Wochenende, wo ich bissel was präsentieren darf - jetzt muss erst mal Geld reinkommen statt welches auszugeben - das Los des Selbständigen - und grad jetzt nach der Flut... - alles nicht so schön, will gar nicht tiefer drüber nachdenken...

Sag schöne Grüße an alle und falls du schon Freitag in Leipzig bist, dann komm bei der Friedenskirche in Gohlis vorbei.

Ansonsten kannst du dir ja hier mit den Fotos und den Berichten schon mal Priorat-Appetit holen...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (31)

BeitragMi 12. Jun 2013, 23:21

Teil 31

Als wir wieder am Zelt sind, sieht das Wetter einmal mehr wenig vertrauenserweckend aus, erneut droht Regen.
Irgendwie bin ich zu demotiviert, um jetzt alles für die Campingküche hier aufzubauen und dann tropfen uns wieder Teile des vom Himmel Fallenden in Weingläser und Töpfe - Nööh! Willichnich!

Ich erinnere mich an die nette Bar am Eingang von La Morera de Montsant, wo wir nach mancher Wanderung ein deftiges Brot serviert bekamen - das ist keine 10 Minuten Fußweg weg und wir würden im Trockenen sitzen... Wir machen uns auf den Weg, aber die Bar ist zu - und das auf den Samstagabend... Krise in Spanien? Auch das andere Restaurant im Dorf, an welches ich mich erinnere, finde ich nicht gleich wieder und jemand zum Fragen ist nicht auf der Straße.

Dann können wir doch jemand fragen und wir werden an das Balcon del Priorat verwiesen - richtig, das soll es ja auch noch geben. Lerne ich gleich mal was kennen, was ich bislang noch nicht auf dem Fokus hatte.

Auch hier ist erschreckende Flaute für einen Samstagabend. Normalerweise sollte das der Abend sein, an dem der Bär steppt... Aber wir werden freundlich empfangen, was zu essen zu bekommen ist kein Problem - und wir merken schnell, dass wir hier eine gute Wahl getroffen haben.

Zunächst bekommen wir einen Salat mit heißem Ziegenkäse - sehr lecker - und im Anschluß eine Variante der Fidegua - statt mit Fisch und Meeresfrüchten hier mit Mittelmeergemüse. Wir sind äußerst zufrieden. Auch die Weinkarte lässt keine Wünsche offen, wie üblich sind die Weine nur unwesentlich teurer als in den örtlichen Läden. Wir wählen den Ceps Nous 2010 von Pasanau Germans aus dem Dorf - auch das eine gute Wahl, recht kräftig, gut ausbalanciert und ein Top- Basiswein. Super gut zu trinken, sehr solide und mit Power. Ich vergebe 92+/100 Th. Sehr guter Wein.

Später sind wir allein, die Bedienung unterhält sich locker mit uns, der Chef und wohl zugleich Koch kommt hinzu und interessiert sich für uns Fremde, die sein Essen gelobt haben. Wir sprechen über die Winzer und Weinprojekte hier im Dorf, tauschen uns aus und irgendwann ist der Moment gekommen, da müssen wir langsam zurück zu unserem Zelt.

Es ist noch immer trocken, wir kommen unversehrt ins Zelt, aber wir liegen noch nicht lange, da murmelt Steffen:"Regnet" - und ich muss ihm leider recht geben... Eine Woche sind wir inzwischen unterwegs.
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (32)

BeitragDo 13. Jun 2013, 08:19

28.04.2013 - Teil 32

Erneut hat es die ganze Nacht geregnet, ob Regen oder Schneeregen, wer weiß das schon genau, wir sind absichtlich nicht raus aus dem Zelt, doch das Geräusch kommt Steffen "spanisch" vor.

Eigentlich haben wir für den heutigen Vormittag eine kleine Wanderung vor, die können wir uns wohl abschminken. Wir bleiben liegen. Aber vom Liegenbleiben wird es alles nicht besser, also wagen wir uns am Ende gegen 9.30 Uhr raus und kochen Kaffee, den wir dann allerdings im Auto trinken, was natürlich sofort von innen beschlagende Scheiben zur Folge hat.

Steffen meint, außergewöhnliche Momente soll man im Bild festhalten, drückt mir einen Schirm in die Hand und meint, ich soll ein dummes Gesicht fürs Foto machen... Jaja, immer diese Sprüche, aber hier ein dummes Gesicht zu machen, fällt wahrlich nicht schwer.

Jetzt, wo alles überstanden ist, kann ich sogar drüber lachen, daher muß das Foto auch hier mit rein. Man muss einfach über sich selbst lachen können - aber glaubt mir, in dem Moment war mir überhaupt nicht zum Lachen zumute...

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Wir sind ratlos, aber wir können uns nicht gehen lassen, denn immerhin haben wir heute nachmittag einen Winzertermin - ein Stück weit außerhalb des Priorats und auch noch in die gänzlich entgegen gesetzte Richtung. Eigentlich hätten wir ja bereits ganz wo anders zelten wollen...

Wir beschließen zunächst, das Bäckercafé in Cornudella aufzusuchen, noch nicht ahnend, dass dies wohl der Lieblingsaufenthaltsort unsererseits für diese Tour werden soll...

Der Himmel ist tiefgrau ohne Ende und es ist überhaupt nicht das Wetter, welches ich auf Wetter.com in der Prognose gefunden habe... Was kann man man eigentlich mit einem Wetterfrosch machen, der sich beständig irrt...
Wirft man ihn mit Schmackes an die Wand, wurde früher ein Prinz draus. Heut verklagt dich höchstens der Tierschutz dafür.
Es ist nicht fair, alles nicht fair... Wenigstens haben wir lange und warme Sachen bei, denn in den Pyrenäen hatte ich mit noch nicht so hohen Temperaturen gerechnet. Aber hier???

Ich hatte in all den Jahren noch nie einen Regenschirm im Auto, wenn es ins Priorat ging. Steffen wollte unbedingt einen eingepackt wissen - und ich weiß jetzt, Steffen ist schuld... Der Schirm provoziert den katalanischen Wettergott und er wird uns jetzt seine Macht demonstrieren...

Wir sehen uns die Tristesse aus dem Bäckercafé heraus an. Ich nutze auch gleich die Gelegenheit noch ein paar Lebensmittel im Supermarkt nebenan zu kaufen. Und irgendwie habe ich ein blödes Gefühl dabei, das Zelt heute wieder stehen zu lassen und am Abend wieder in La Morera landen zu müssen...

Wir beschließen, das Zelt doch abzubauen und stopfen die nasse Unterlegplane und das nasse Zelt in große Säcke. Wohin in der nächsten Nacht? Wir wissen es nicht - wir wissen nur, dass wir nicht schon wieder 60 oder mehr Euro nur für einen trockenen Platz ausgeben wollen - und auch nicht können. Steffen hatte eigentlich ein Budget von Null für die Übernachtung fest eingeplant und auch ich muss das bissel Geld, was bleibt, nicht vorschnell verpulvern. Planlos steigen wir ins Auto und halten zunächst in Scala Dei, um unseren Müll zu entsorgen.

Sofort laufen wir meinem Olivenbauer Fernando und seiner Frau in die Arme, die sich freuen, mich wiederzusehen. Wir werden sofort in den Laden gebeten, bekommen Brot, Wurst, Tapenade und Olivenöl hingestellt und erzählen uns gegenseitig, wie wir über die Winter gekommen sind. Ich mache ihm klar, dass ich unbedingt Tapenade mit nach Deutschland nehmen muss, die von der Öllieferung ist fast alle. Wir hätten auch nicht gedacht, das das so gut anläuft, aber wo immer ich sie anbiete, wird sie gern genommen. Und auch immer öfter läßt sich ein Weinkunde ein oder zwei Gläschen mit ins Weinpaket packen...

Sie werden mir welche für die Firatage fertigmachen - ich bestelle jeweils einen Karton von der schwarzen und von der Arbequina-Paste. Wann ich Steffen die Mühle zeigen will, werde ich gefragt und wir machen einen Termin für den 30.04.

Denn am 01.05. wollen wir eh im Naturpark wandern gehen und das mit Start- und Ziel von der Einsiedelei bei Cabaces aus.
Dort gäbe es auch eine Refuge, die wir zum schlafen nutzen könnten, erzählt uns Fernando und uns wird klar, dass wir dann auch für heute abend ein Ziel haben, sollte es nicht aufhören zu regnen.

Dann halten wir in Gratallops und sagen im Celler Cecilio und im BonViUre guten Tag - eine weise Entscheidung, denn sowohl August Vicent als auch Jaume Balaguer werden wir dieser Tage nicht erneut antreffen. Mit Jaume müssen wir sofort zum Keller von Balaguer I Cabre rüber und so haben wir bald weitere Musterflaschen an Bord. Nunja, wenn es so stark regnet, dass wir nicht mehr aus dem Auto aussteigen können - genug zu trinken hätten wir an Bord. Sähe nur äußerst komisch aus - auf irgendeinem Parkplatz zu stehen und mit großem Glas hinterm Steuer zu sitzen...

Aber wenigstens geht mir der Humor noch nicht ab, auch wenn das Wetter alles andere wie zum Lachen ist.
Beste Grüße

Torsten

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