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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragFr 17. Mai 2013, 18:24

21.04.2013 - Teil 1

Dieses Jahr ist alles ein wenig anders, die Gedanken waren viel zu lange vom vielen Schnee zugedeckt, keine langen und ausführlichen Reisevorbereitungen und -planungen, alles war irgendwie eingefroren...

Die neuen Weinpaletten mussten so lange warten, bis der Schnee auf dem Hof geschmolzen war und das war halt erst nach Ostern der Fall.
Einige der ankommenden Weine wurden grad mal zur Hälfte in den Keller verfrachtet, der Rest sollte noch vor meiner Abfahrt die Kunden erreichen, die vorreserviert hatten...

Aber auch im Priorat schien man besonders lange dem Winterschlaf verfallen - die Nachrichten zu Verkostungsterminen und Programmdetails kamen nur zögerlich rein. Also Pakete packen, noch fix einen kleinen Übersetzungsauftrag realisieren und wenn es das Wetter zuläßt, noch mal am Freitag auf den Biowochenmarkt - zum ersten Mal in diesem Jahr dank des Wettergottes... - statt Termine zu vereinbaren, Programmpunkte abzusprechen, exakt zu planen, was alles passieren sollte - schauen wir mal, ob wir nicht immer noch Meister im Improvisieren sind!

Möglichst am 20.04. sollte der Start erfolgen, schließlich sollen unterwegs auch noch ein paar "Urlaubstage" abfallen und nicht wie manche Jahre runter hetzen, sich zu Tode verkosten und zurück hetzen... - nein, alles sollte etwas entspannter angegangen werden in diesem Jahr, wir sind ja schließlich nicht mehr die ganz jungen Hunde.

Ganz ohne Terminabsprachen geht es dennoch nicht, aber das bleibt moderat und fällt nicht weiter auf, sieht man den Gesamtzeitrahmen, der uns zur Verfügung steht - uns - das ist in dem Falle Steffen, der Holzwurm an meiner Seite und natürlich die hartgesottene Freak-Crew des Weinforums, auf die wir wieder vor Ort stoßen werden. Und meine Wenigkeit natürlich.

Aufmerksame Leser meiner Reiseberichte nicht nur zum Thema Priorat kennen Steffen bereits, er war vor zwei Jahren mit mir in den französischen Alpen auf Klettersteigtour.

Auch der Wetterbericht wird noch schnell meinerseits bemüht, es ist beruhigend, etwas von Temperaturen um die 20° C und wenig Regen zu lesen. Dennoch, wir stoppen auch in den Pyrenäen und da ist es angebracht, doch warme Sachen mit ein zu packen. Auch die Winterräder bleiben drauf, zum Einen sind wir erst seit kurzem schneefrei und es bliebe gar keine Zeit zum Reifenwechsel, außerdem - ich erwähnte es bereits - die Pyrenäen... Wie gut, wenn man Entschuldigungen parat hat...

Am Ende war am Freitag zuvor das Wetter markttauglich und ich hatte auch nach der Woche keine Lust auf mitternächtliches Autopacken...
Auch Steffen hat noch gut zu tun und so korrigieren wir den tatsächlichen Starttermin von Samstag auf Sonntag - vielleicht fahre ich ja Samstag abend noch nach Gernrode rüber und Steffen kann seine Sachen ins Auto räumen und dann wird Sonntag zeitig gestartet - vielleicht...

... aber ist es bei Selbstständigen auch so, dass ihnen noch hundert Kleinigkeiten einfallen, die vor einer solchen Aus-Zeit noch dringend erledigt sein wollen.

So rufe ich Steffen am Samstag abend an, dass ich doch erst Sonntag früh alles ins Auto geladen bekomme und erst gegen Mittag bei ihm sein kann.

Ich zähle voll auf Lucy, die eigentlich immer beizeiten Weckversuche durch Schmuseattacken startet, aber ich hätte es besser wissen müssen. Die Katze will meine Gegenwart so lange wie möglich auskosten und so kommt sie zwar gegen 05.00 Uhr zum "Guten-Morgen-Küsschen" geben schnurrend an, legt sich aber dann auf meine Brust und schläft ein - und ich tue es ihr gleich. Und nachdem ich wieder eingeschlafen bin, verlässt sie mich vorsichtig, um den Balkon vor landen wollenden Vögeln zu beschützen, aber der übliche 06.00 Uhr Weckdienst fällt diesmal aus.

So schaut sie dann erst gegen 08.30 Uhr maunzend nach mir und ich bin wieder mal spät dran. Egal.

Immer noch müssen diverse Kleinigkeiten abgearbeitet werden und erst gegen 11.00 Uhr bin ich startbereit. Auf nach Gernrode!

Steffen hat zwar alles bereits zum Einräumen hin gestellt, aber ich erschrecke ob des Ausmaßes seiner Mitnehmsel - eine riesige Tüte voll Süßkram, eine zweite voll mit Tabak, eine mindestens 3,5 kg wiegende schwere Winterjacke und alles, was man für einen wirklichen Winterurlaub braucht - nur Skiausrüstung fehlt. Aber ich habe ja die Kletterausrüstung eingepackt, mir ist wenig nach Ski fahren zumute. "Kurze Hose dabei?" frage ich - Steffen nickt, aber zweifelt daran, sie brauchen zu müssen und drängt auf Mitnahme eines Regenschirmes. Na gut, ich habe auch eine Krücke im Auto gelassen, man kann ja nie wissen, was meine Füße sich einfallen lassen. Dennoch hoffe ich, das Krücke und Regenschirm gleichermaßen unnützer Ballast sind.

Gegen 13.00 Uhr ist alles im Auto und es kann endlich losgehen. Zunächst habe ich mir eine schöne Route auf kleinen Straßen über den Harz rausgesucht, über die man in aller Theorie ohne große Ortschaften rüber zur Südharzautobahn A38 kommt...

Fortsetzung folgt...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (2)

BeitragSa 18. Mai 2013, 09:54

Teil 2

Über Strasberg und Hayn soll es nach Roßla gehen, wo dann in Kürze darauf die A 38 erreicht wird.

Es fährt sich gut, die Straßen sind leer, die waldreiche Landschaft des Unterharzes verwöhnt die Augen. Doch kurz vor Roßla ist abrupt Schluß mit lustig - UM LEI TUNG - ein gelbes Schild schickt uns in die Wüste - ähm die komplett falsche Richtung.

Der Chinesische Verkehrsminister kooperiert wie immer perfekt mit den lokalen Behörden, die sich von der Massnahme Ankurbelung des Tourismus, zusätzliche Steuer- und Mehreinnahmen und einen Mehraufenthalt in der Region versprechen. Da wie üblich die Umleitung in allerletzter Minute erfolgt, gibt es keine Chance einer weiträumigen Umfahrung und keine Wahl einer logischeren Strecke. Dummerweise hab ich zwar Karten für Frankreich und Katalonien an Bord, aber keine Harzkarte - so sind wir Gott verlassen und auf die Umleitungsbeschilderung angewiesen. Diese endet aber schon bald, so dass nach Gefühl gefahren werden muss. Und das sagt mir, wir sind eher in Richtung Polen als in Richtung Belgien unterwegs.

Fast 20 km müssen wir in die völlig falsche Richtung gen Osten und das Ganze natürlich dann auch gen Westen wieder in unsere Richtung zurück . So werden aus ca. 10 km bis zur Autobahn knapp über 50... - mit bestem Dank an das Straßenverkehrsamt Sangerhausen - die aber gewiss für unsere Mehrkosten nicht aufkommen möchten...

Ankurbelung des Tourismus und längerer Verbleib in der Region hat geklappt: "Die Ecke kannte ich bislang noch nicht, ist ja auch recht schön hier" - ich werde mal zum Wandern oder Radfahren hin fahren - aber derzeit nervt es nur...

Höhere Steuern und die Mehreinnahmen sacken sich aber dann doch der Staat bzw. die Region ein, wo wir wegen des gravierenden Umwegs nachtanken müssen, ich befürchte, durch die 50 km mehr schaffen wir es nicht mit der einen Tankfüllung bis nach Luxemburg...

Wäre die Strassensperrung rechtzeitig bekannt gewesen, hätten wir mit der Fahrt über Stolberg oder Rottleberode nur etwa 5 Mehrkilometer gehabt und kaum eine zeitliche Einbuße, aber so etwas bekommt man halt nicht hin bzw. gibt sich gar nicht erst die Mühe, so etwas hin zu bekommen... Könnte ja der Kaffee in der Amtsstube kalt werden bzw müßte ja auch jemand was tun für sein Geld... Murphys Gesetze jedenfalls funktionieren mal wieder gleich zu Beginn unserer Reise...

Dann landen wir endlich auf der A38 und kommen wieder richtig schnell vorwärts - auch auf der volleren A7 in Richtung Kassel geht alles problemlos und auch die weitere Standardstrecke hält keine weiteren bösen Überraschungen hinsichtlich Strassensperrungen und Staus bereit.

Zwischen Bad Zwesten und Marburg machen wir unser Mittagspicknick - zur Sicherheit tanke ich noch mal 10 Liter nach zu 1,559 € / l für das allerdings teurere Super 95, denn das E10, welches mein neues Auto genügsam nimmt, gibt es hier in der Gegend nirgends mehr. Aber spätere Gegenden sind mir als ohnehin noch teurer in Erinnerung... In Bernburg konnte ich zu 1,499 € volltanken, was für E10 fast das historische Tief des bisherigen Jahres 2013 gewesen sein könnte...

Nach dem Picknick fährt Steffen weiter. Später in der Eifel machen wir noch einen Kaffee - Stopp, aber selbst danach möchte er noch weiter fahren. Durch die ausgiebige Kaffeepause kommen wir erst kurz vor dem Dunkelwerden nach Luxemburg, aber wir liegen wieder im Plan, denn der erste Kultur - Stopp in Belgien soll am Montag vormittag folgen. Heute wäre das ohnehin nichts mehr geworden, bei zeitigerem Start und ohne den Umweg hätten wir uns allerdings auch mal in Deuschland einen Kultur - Stopp leisten können. So ist der erste Tag wie immer ein reiner Fahr-Tag.

Aber ab morgen wird sich das ändern, planen wir doch eine ruhige Entdeckungfahrt durch Frankreich...

Vor dem Verlassen des Kleinstaates Luxemburg tanken wir noch mal richtig voll - zu 1,373 € / l - 100 m vor der Tankstelle meldet sich das Signal "Reserve"

Es ist bereits dunkel, als wir nach Belgien reinfahren und hinter Arlon die Autobahn verlassen, um in den Ardennen einen ersten Schlafplatz zu suchen. Ich freue mich schon auf das erste Mal Trangia Deluxe...
Beste Grüße

Torsten

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hendrik

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSa 18. Mai 2013, 15:58

Keep up the good work Torsten!
Wir sind gespant :!:
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Dick

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSa 18. Mai 2013, 16:27

Hear hear :mrgreen:
Mit freundlichen Grüßen aus Holland,
Dick
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thvins

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013

BeitragSa 18. Mai 2013, 16:52

Gemach, gemach... - gegenwärtig muss ich est mal meinen Weinkatalog überarbeiten, muss doch auch wieder mal was verkaufen können...

Außerdem muss ich noch auf die Fotos von Steffen warten, die Post hatte die CD "radiert" und seine Festplatte ist nicht da, wo sie sein sollte, also verzögern sich die Fotos - denn schon in Belgien haben wir die Fotoapparate glühen lassen...

Und wenn ich jetzt über Trangia Deluxe schreibe, krieg ich gleich Hunger. Durst hab ich schon - denn lösche ich jetzt gleich mal mit dem letzten Glas vom Empit Selecció 2011... :mrgreen: :ugeek:
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (3)

BeitragSo 19. Mai 2013, 08:02

Teil 3

In Bellefontaine hinter Tintigny werden wir fündig - eine schöne Wiese hinter dem Sportplatz, das Auto parkt neben dem Zelt, ein wunderbar ruhiger Platz für unsere erste Nacht. Am Parkplatz gibt es Bänke zum Sitzen, aber leider keinen Tisch.

Dennoch gibt es Trangia Deluxe für zwei Trangias - wenn Steffen schon keine Anstalten macht, kochen zu lernen, aber einen Trangia hat er sich schon mal gekauft in der Konsequenz unserer Alpentour vor zwei Jahren...

Zunächst koche ich in einem Topf Nudeln, dann entsehne ich ein Putenbrustfilet und in jeden Topf kommt eine Hälfte davon auf Olivenöl, dazu je eine halbe Paprika und Zwiebel, eine große Knoblauchzehe und anderthalb Tomaten (zerkleinert), dazu Gewürze und Kräuter.

Dann kommt jeder Topf auf seinen Trangia, ab und an umrühren und wenn alles gut angebraten ist, kommt ein guter Schluck Kochwein drauf. Zum Schluss werden die Nudeln untergerührt und dann hat jeder seinen Topf in seinem gewünschten Würz- und Schärfegrad,

Dazu gib es den
Domaine de l´ Arjolle; Cabernet de l´ Arjolle; Vin de Pays des Côtes de Thongue; 2000 rot
,
den wir allerdings mit der Hand am Glas anwärmen müssen, damit er sich richtig aromatisch entfalten kann. Es ist recht kalt geworden inzwischen...

Wir haben hier einen immer noch sehr soliden Wein, einen der beständig guten Angebote aus dem JWD - Sortiment. Als ich dort noch gekauft hatte, stand er alljährlich mit auf dem Einkaufszettel und diese Weine reifen erstaunlich gut. Selbst unter den hier speziellen Umständen der niedrigen Temperaturen stehen sehr gute 91/100 Th. auf meinem Zettel.

Nach dem Essen werden wir nicht alt, wir wollen eigentlich nur noch ins Zelt, besser gesagt in die Schlafsäcke. Es ist kalt geworden und in der Nacht wird es sogar frieren. Müssen wir am nächsten Morgen die Scheibe frei kratzen?
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (4)

BeitragDi 21. Mai 2013, 13:59

22.04.2013 - Teil 4

Die Nacht in Bellefontaine in Belgien war wirklich saukalt - am Morgen waren sogar die Scheiben des Autos gefroren. Ab 7.00 Uhr machten zudem die Krähen so viel Krach, dass ich das dringende Bedürfnis empfand, aufzustehen.

Wir frühstücken, packen zusammen und fahren los - Steffen macht zuvor bereits die ersten Fotos...

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Hier packe ich die Sachen vom Frühstück ins Auto und Steffen erkundet das Areal nebenan, dass wie eine kleine Festung aussieht...

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Heute gehört der befestigte Hof zur Schule des Dorfes.

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Der erste Zeltplatz wird auch noch verewigt... - nicht wundern, Steffen ist kein Kind aus der Zukunft, er hat wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen, dass hier das Datum 01.01.2023 voreingestellt war...

Am ersten Kulturpunkt unserer Reise hole auch ich dann den Fotoapparat raus - wir4 sind am malerisch gelegenen Kloster Orval.

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Hier in diesem Gebäudekomplex befindet sich die berühmte Brauerei.

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Hier ist der Eingang für Besucher.

Es ist noch ganz früh am Morgen und es wird grade erst geöffnet. Allerdings kann man weder die Brauerei noch die Käserei besichtigen, noch die Kirche, sondern nur die Ruinen des mittelalterlichen Klosters - für das Ansehen der paar Mauern sollen wir 6 € pro Person bezahlen, was uns dann aber doch nicht so gefällt. Vielleicht aber gibt es ja die Produkte des Klosters - ja tatsächlich gibt es einen Laden - das Bier ist aber nur kastenweise oder mit Schmuckglas zu kaufen, vom Käse gibt es nur Stücke, die ein Kilo auf die Waage bringen, zu verkosten geht auch nichts. Wir wollen weder ein ganzes Kilo Käse erwerben noch einen ganzen Kasten Bier - aber das Kloster ist heute eben ein sehr moderner Wirtschaftsbetrieb und in diesem Sinne auch auf maximalen Profit ausgerichtet. Uns ist das Ganze zu "touristisch" und irgendwie hat es auch etwas Abweisendes, obwohl das ganze idyllisch gelegen ist. Wir lassen hier aber am Ende keinen Cent und flüchten, bevor uns der Mönch doch noch das Geld aus der Tasche ziehen möchte...

1338

Und schon sind wir dann auch in Frankreich - der erste Ort, an dem wir halten, hat einen für Prioratfans ganz besonders klangvollen Namen...


Zum genaueren Betrachten der Fotos wie immer auf diese klicken, um sie zu vergrößern...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (5)

BeitragDi 21. Mai 2013, 17:37

Teil 5

Unsere 1. Station in Frankreich ist allerdings weniger berauschend, als ich es mir gewünscht hätte...

Unweit der belgischen Grenze, am Rande der Ardennen gibt es einen Ort mit dem für einen Prioratfreak viel versprechenden Namen:
Carignan... ich will nicht sagen, dass der Ort lausig wäre, es gibt hässlichere Orte in Frankreichs Norden, aber heimelig hübsch ist der Ort, in dem auch im 2. Weltkrieg gekämpft wurde, wirklich nicht. Die Kirche sieht zwar von außen recht nett aus, aber da gerade Gottesdienst ist, verbietet sich eine Besichtigung und sonst gibt der Ort leider nicht viel Sehenswertes her.

Ich gehe dennoch in das Rathaus, um mir einen Rat zu holen - und erfahre, dass der Ortsname leider in keinster Weise etwas mit der gleichnamigen Traubensorte zu tun hat, die im Priorat zur Höchstform aufläuft. Eine geschichtsbewanderte Polizistin erklärt mir, dass es hier auch im Mittelalter nichts gab, was an Weinreben, Weinbau oder Wein überhaupt erinnert - die Ardennen waren und sind Bier-Land... Schade, aber wir können wenigstens sagen, einmal da gewesen zu sein... Und ebenso schnell sind wir dann auch schon wieder weg - und ab Sedan gibt es erst einmal eine längere Strecke auf einer mautfreien Autobahn.

Und diesmal halten wir sogar kurz an, um Woinic zu bestaunen...

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Matze vom Blog Chezmatze hat Woinic sogar einen eigenen Artikel in seinem Blog gewidmet http://chezmatze.wordpress.com/2011/08/23/wer-ist-woinic/, wir schauen uns das riesige Ardennenschwein nur an und finden, es hat einen ziemlich fetten Hintern...

Das größte Wildschwein der Welt finden wir an der Ausfahrt 14, es ist ebenso wenig zu übersehen, wie die riesigen Stiere in Andalusien - aber es ist einmalig und das Werk eines Ardenner Künstlers, der es in 10 Jahren nach und nach "erschaffen" hat. Am 08.08.2008 wurde es dann nach einer Showfahrt durch die Ardennen ( mit 8 km/h Geschwindigkeit übrigens ) hier aufgestellt - die 08 ist die Departmentsziffer für das Department Ardennes... Leider sind wir nicht zur Raststätte vor gegangen, sonst hätten wir sicher das Bier Woinic entdeckt (und mitgemommen).

Bis Reims nutzen wir die kostenfreie Autobahn, dann fahren wir auf der kleinen D9 durch die Champagne und mitten durch die Montagne de Reims - über Louvois kommen wir nach Vertus. Ich empfinde diese Strecke als angenehmer und streßfreier als die Fahrt über Epernay auf der Nationalstraße. Die Champagnerwinzer lassen wir in Ruhe, denn leider ist inzwischen Mittagszeit und irgendwo vor einer Winzertür rumlümmeln will ich auch nicht, um zu warten, bis man eventuell wieder klingeln könnte. Ich wäre ja ganz gern in Vertus ein paar Stunden klettern gegangen - dann hätte ich auch hinterher bei Doquet - Jeanmaire rein schauen können... Wäre allerdings schlecht fürs Reisebudget geworden, wenn er wieder eine Kiste mit Raritäten aus alter Zeit im Angebot gehabt hätte. Diese muste damals bei meinem Besuch dort mit und schließlich bekam ich hier auch den Tipp mit dem Kletterfelsen, als man im Kofferraum mein Klettermaterial sah.

Steffen hat allerdings so rein gar keine Meinung - jetzt sich umziehen sollen und dann die ganze Anstrengung... - ne - ein Platz fürs Mittagspicknick wäre sinnvoller - für ein Picknick und ein paar Zigaretten würde er sich ja auch aus dem Auto quälen... - aber nicht zum Klettern und auch nicht für irgendsolchen Champagner, den er sich sowieso nicht leisten möchte...

Und so fahren wir weiter, Ausschau haltend nach einem Picknickplatz - aber erst kurz vor Sezanne finden wir einen Dorfplatz mit Bänken - zwar wieder ohne Tisch, aber dafür mit Blick auf eine alte Kirche.

Dann soll erst mal ein wenig gefahren werden, weitere kulturelle Stopps sind auf den nächsten Kilometern erst mal nicht vorgesehen und bis wieder was zum Klettern kommt, das dauert eh noch eine kleine Ewigkeit...

Über Sezanne und Nogent sur Seine erreichen wir Sens in Nordburgund. Die Einfahrt in die Stadt ist gesperrt, auf das Ausschildern einer Umleitung wird verzichtet. Also fahre ich instinktiv und wir stehen plötzlich vor einem großen Leclerc - Hypermarkt. Dieser gemahnt uns daran, dass wir noch diverse Dinge kaufen müssen, die wir beide im Vorfeld beim Packen zu Hauese vergessen haben, wie z.B. einen Wecker, Spülmittel und Abwaschschwämme... Lebensmittel dagegen haben wir noch genügend Restvorräte aus der Heimat, die erstmal verwutzt werden wollen.

Weiter geht es über Château Renard in Richtung Gien, wo wir die Loire überqueren werden. Nun liegt auch Burgund bereits hinter uns.
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück - die Fahrt zur Fira 2013 (6)

BeitragMi 22. Mai 2013, 10:59

Teil 6

Wir sind inzwischen ein gutes Stück vorangekommen und ich plädiere noch einmal für einen Kulturstopp. Durch das kleine Städtchen Aubigny-s.-Nère bin ich bislang stets ohne zu halten hindurchgefahren, an dieser Hauptstrecke quer durch Frankreich ist es für mich einer der letzten bislang unbeachteten Orte in dieser Region. Zeit wird es, dies zu ändern.

Und es lohnt sich tatsächlich, wir entdecken einen richtig gemütliches kleines Städtchen, duch dass es sich schnall mal eben ein wenig bummeln läßt - es sind nicht die ganz großen und berühmten Sehenswürdigkeiten, die uns hier erwarten, es ist das Gesamtpaket...

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E gibt ein schönes altes Schloß der Stuarts aus dem 15. und 16. Jahrhundert - hier ist man stolz auf eine Jahrhunderte alte Freundschaft zwischen Schotten und Franzosen.

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Auch die hübsche Kirche wäre sehenswert, ist aber leider bereits geschlossen. Dafür genehmigen wir uns bei einem netten Bäcker noch etwas frisches Backwerk auf die Faust - Steffen ein Pizzastück und ich ein mit Stücken von der Saucisse de Morteau gebackenes Baguette. Damit genießen wir den Rundgang durch die engen Gassen der Altstadt gleich noch viel mehr. Dabei finden wir etliche schöne Fachwerkhäuser im für das Gebiet der Sologne typischen Stil.

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Theoretisch sind wir auch weit genug gekommen für den Tag, wir brauchen und wollen ja noch nicht hetzen und durch den Spaziergang sind wir auch etwas "fahrmüde" geworden - das Wetter hat sich doch sehr schön entwickelt und man genießt das Draußen Sein inzwischen richtig.

Ich erinnere mich an einen lauschigen Platz mit einer Quelle unweit von hier, direkt an der Straße in Richtung Bourges und mitten im Wald, vor mehr als 10 Jahren hatten wir da mal eine sehr nette und ruhige Nacht verbracht - ein Schild mit einem Picknickkorb verwies damals darauf und ich hatte mir in etwa gemerkt, wo der Platz sein müßte - es ist für uns nur ein geringer Abstecher von unserer eigentlichen Route - zum anderen fiele mir auch sonst kein alternativer Platz in der Gegend ein - und nach Vierzon möchte ich eigentlich erst morgen, um dort auch wieder volltanken zu können - heute hätte womöglich der Supermarkt dann schon zu und wir hätten wieder das Problem mit dem Tanken an Supermärkten außerhalb der Öffnungszeiten - oft funktionieren ja da unsere normalen deutschen Karten nicht zum Bezahlen...

Es kommt, wie es kommen muss, wir finden den Platz nicht mehr und als wir umkehren, weil wir dann doch zu weit gefahren wären sonst, sehen wir ein arg verrostetes Schild, welches den nicht mehr existenten und völlig zugewucherten Platz ankündigt. Was bleibt uns also übrig, als unsere Strecke wieder zu korrigieren und wieder auf Vierzon zu zu halten, statt auf Bourges. Und die Augen offen zu halten, um einen geeigneten Platz zum Biwakieren zu finden...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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BeitragMi 22. Mai 2013, 15:32

Teil 7

Ich kenne in Neuvy-s.-Barangeon bislang nur ein vernünftiges, sauberes WC, eine nette Bar und einen Fleischer, der auch Wild aus den weiläufigen Wäldern der Sologne verkauft und fast schon bin ich geneigt, zur Not auf den ausgeschriebenen Campingplatz zu fahren, da entdecken wir einen wunderhübschen Biwakplatz direkt am Bachufer und der Abend ist in jeglicher Hinsicht gerettet. Später wird sich noch ein Wohnmobil zu uns gesellen, aber sonst ist alles ruhig und lauschig, auch die Jugendlichen des Dorfes stören sich nicht im Geringsten an uns, als wir hier am Kochen sind - es wird dann doch schnell dunkel - und Trangia Deluxe im Dunkeln sieht dann so aus:

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Es gibt dann aus den Resten unserer Lebensmittel aus Deutschland eine klassische Kartoffelsuppe mit Bockwurst, die ich dank zweier Trangias so kochen kann, als würde ich sie daheim zubereiten...

Im ersten Topf auf dem einen Kocher koche ich zunächst ganz klein geschnittene Kartoffelstückchen, die ich dann anschließend im Kochwasser zerstampfe, in einem anderen Topf brate ich auf dem zweiten Kocher Zwiebelstückchen und Bockwurstscheiben im Olivenöl an. Dann bekommt jeder in seinem Topf, aus dem er später essen wird, kleingeschnittenes Suppengemüse und eine weitere klein geschnittene Kartoffel. Das darf dann schon mal auf den beiden Kochern fast gar kochen.

Auf die im Kochwasser zerstampften Kartoffel kommt dann etwas Senf, Creme Fraiche, Kräutersalz, Pfeffer und Majoran, alles wird verrührt und dann wie auch die angebratenen Zwiebeln und Wurststücke auf die "Esstöpfe" verteilt, dort untergerührt und fertig gekocht.

Das schmeckt dann hundertfach besser als jede Kartoffelsuppenkonserve der Welt und auch der rote Lady Masburel aus 2005 macht eine gute Figur dazu.

Diesen Wein
Château Masburel; Lady Masburel; Côtes de Bergerac; 2005 rot
biete ich wie auch den 2003er in meiner Prioratführerselektion nach wie vor an, da es dafür aber nicht so viele Kaufinteressenten gibt (ist ja schließlich kein Prioratwein und wird halt von Kunden, die nach Weinen aus dem Priorat suchen, nicht so gern bei mir mitgenommen), muss ich halt das eine oder andere Fläschchen auch mal selbst trinken. Und das macht mir wie auch schon in den Jahren, wo ich noch nicht mit Wein handelte, aber die Masburel - Weine schon mochte, immer wieder recht viel Spaß. Die 2005er rote Lady ist noch immer jung, wild, kantig und tanninlastig, aber schon bestens zum Essen geeignet und steht da mit besten Cru Bourgeois aus dem Medoc durchaus auf Augenhöhe.
Dass der Wein auf uns immer noch etwas verschlossen wirkt, kann auch daran liegen, dass wir den Wein wieder der Temperatur wegen mit unseren Händen im Glas anwärmen müssen.

Es ist zwar nicht ganz so kalt wie am Abend zuvor, aber milde, laue Frühlingsnächte gehen dennoch anders. Der Wein hat jedenfalls Schwierigkeiten, seine Möglichkeiten komplett aus zu schöpfen, trotzdem komme ich unter diesen eher suboptimalen Umständen auf sehr gute 90+/100 Th. Perfekt präsentiert zeigt er jetzt schon aber sicher einiges mehr...

Insgesamt sind wir schon etwas weiter gekommen als gedacht, da wir uns doch nicht in der Champagne aufhielten. Von daher können wir uns entweder morgen etwas Zeit für Entdeckungen lassen oder etwas mehr vom Süden profitieren... schaun wir mal, was wird.
Beste Grüße

Torsten

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