Hallo zusammen,
im aktuellen Weinwisser findet sich ein Artikel von Forumsmitglied Michael Quentel über Vall Llach und eine Vertikale des Flaggschiffweins "Vall Llach" seit dem ersten Jahrgang bis zum aktuellen Jahrgang (mit kleineren Lücken). Ich habe ihn noch nicht gelesen, werde das aber nachholen. Einen Teil der Probe (1998 - 2006) hatte Michael in kleinerer Runde bei sich veranstaltet (halb blind). Über die Geschichte des Weinguts, die Zusammensetzung des Vall Llach (Carinena, Merlot & Cabernet Sauvignon) und die Vinifizierung wird man Genaueres in Michaels Artikel lesen können.
Mit den Weinen aus dem Priorat kenne ich mich wenig aus. Ich muss auch sagen, dass ich sie nur selten trinke, da sie mir häufig einfach zu "sonnig" sind (viel Materie, viel Druck, viel Alkohol, viel Kraft). Und so hatte ich auch einige Schwierigkeiten mit den sieben Jahrgängen Vall Llach, die wir bei Michael getrunken haben. Dass dies sehr professionell und gewissenhaft vinifizierte Weine sind, daran habe ich nicht die geringsten Zweifel. Einzig bleiben die Weine aus meiner Sicht stark Geschmackssache.
Mit die größten Schwierigkeiten hatte ich mit den jüngeren Weinen aus 2006, 2004 und 2003 (2005 hatten wir nicht dabei). Der 2006er ist monumental für Leute, die extrem dichte Weine mögen, denen es weder an Tannin noch an Stoff und Extrakt mangelt, der 2004er schon etwas gesetzter, aber ebenfalls extrem dicht und kräftig. Mir persönlich hatten beide Weine von allem zu viel, ich sah den Wald vor lauter Bäumen nicht, kein Lichtschein im Dickicht, das ist wie ein Monster-Truck, der mit 100 Sachen auf dich zurast. Kein Entkommen.
Den 2003er fand ich aus anderen Gründen schwierig, er war mir schon zu weit entwickelt (was hier im Zweifel nicht an der individuellen Flasche liegen dürfte, denn gelagert wurde er unter perfekten Bedingungen) und etwas müde und diffus.
Ab dem 2002er Jahrgang fand ich die Weine deutlich besser. Der 2002er selber war für mich der zweitbeste Wein der Probe, etwas "dünner", mit etwas mehr Detail, leichter zu trinken, balancierter, für mich ein feiner Wein. Soweit ich informiert bin, gilt 2002 nicht als einer der besseren Priorat Jahrgänge. Vielleicht mochte ich den 2002er gerade deshalb lieber als andere Jahrgänge, weil der Wein weniger konzentriert ausfiel.
2001 hatten wir nicht in der Probe, wohl aber das Erstlings-Trio aus 1998, 1999 und 2000. Der 1999er und der 2000er waren für mich die beiden Weine, in denen ich am ehesten das fand, was ich für Priorat Rotweine mit größeren Carinena-Anteilen als typisch erachte: ledrige Aromen, eine gewisse schiefrige Öligkeit, die Frucht eher auf der dunklen Seite. Das kann an den Jahrgängen liegen, das kann daran liegen, dass auf Vall Llach früher anders als heute gearbeitet wurde (worüber ich nichts sagen kann), das kann aber auch schlicht an der Flaschenreife liegen. Jedenfalls war der 1999er für mich das Highlight der Probe und der einzige Wein, von dem ich auch zu zweit eine Flasche zum Essen trinken würde. Zum Schluss kam dann noch der erste Jahrgang: 1998. Der erinnerte mich wieder mehr an die ganz jungen Weine aus 2004 und 2006: dicht, konzentriert, sehr viskos, süßlich, mit Hardcore-Tanninen und nicht zu übersehendem Alkohol.
Im Fazit hat mich außer dem 1999er Jahrgang eigentlich keiner der Vall Llachs wirklich begeistern können. Allerdings hängt das stark mit meinen geschmacklichen Präferenzen zusammen, in der Runde war durchweg der Enthusiasmus deutlich größer. Mir scheint, dass man diese Weine mindestens 15 Jahre hinlegen sollte mit Ausnahme früher reifender Jahrgänge wie 2002 oder 2003. Mit einer gewissen Reife konnte ich einigen Weinen schon einiges abgewinnen.
Wie sind denn die Meinungen zum Vall Llach und zu den verschiedenen Jahrgängen bei denen, die öfter Prioratos trinken? Und kann es sein, dass es irgendwann um die Jahrtausendwende tatsächlich eine gewisse stilistische Änderung auf der Bodega gegeben hat?
