Wenn ich ihre Notizen seit 2009 richtig interpretiere, dann bevorzugt sie - offenbar noch offener ("outspoken") als Jancis - frische und saftige Weine mit saftiger, knackiger ("croquant", sie benutzt sogar das franzoesische Wort) Frucht. Das heisst, alles, was in Richtung Ueberreife (Feigen, Rosinen, Karamel, Malz) geht, wird sie entsprechend notieren (und vielleicht abwerten, das habe ich noch nicht raus).octopussy hat geschrieben:[Jane Ansons] Notizen lesen sich gut, allerdings ist es recht schwer, ihren Geschmack einzuschätzen.
Bei Holz ist sie sehr skeptisch, und angesichts des fast immer gekonnten Holzhandlings der Franzosen gehen bei mir immer die Lampen an, wenn sie sich negativ ueber das Holz aeussert.
Tannine muss sie nicht im Uebermass haben; einen Batailley bezeichnete sie gar als "souped-up Ford Escort", auf "Deutsch" also "getunter Opel Manta", und als Wein "for the boys". Sie scheint also durchaus ein Gespuer dafuer zu haben, welche Weine bei von jungen Maennern dominierten Verkostungsrunden die Punkte fangen

Besonders hilfreich finde ich ihre Notizen immer dann, wenn sie Alkohol erwaehnt. Das passiert ihr noch viel oefter als Jancis, und ich finde es gut, dass sie recht deutlich macht, wie ein Merlot seine 15% abv wegsteckt (oder eben nicht).
Ganz objektiv ist sie natuerlich auch nicht, denn sie favorisiert eben diesen eben beschriebenen Stil. Gelegentlich gibt sie deshalb Weinen, die besonders gut fuer sie funktionieren, zwei oder drei Punkte "zuviel". (Ich jedenfalls wuerde mich wundern, wenn ich dem 2010 Capbern wirklich 93-94 Punkte gaebe.)
Cheers,
Ollie