Heymann Löwenstein

manubi
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von manubi »

Birte hat geschrieben: Er ist so schüchtern, zurückhaltend und bescheiden. Wenn die Berliner Bussi Gesellschaft seinen Stand stürmt, verkriecht er sich vor lauter Scheu unter den Probentisch. Also ich verstehe ebenfalls gar nicht, was der Bernd meint. ;) :mrgreen:
Hallo Birte,

und ich dachte, die Bussi-Bussi's wären ausschließlich in der weiß-blauen Metropole zu finden, die hätten quasi ein Monopol darauf. So kann man sich irren ;) :lol:

Hat das etwa auf Wowi abgefärbt?

Beste Grüße

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
Kle
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Kle »

Das erste, was ich einst über Heymann-Löwenstein-Weine hörte, war: Sie brauchen Luft, Luft Luft. Dekantierorgien über mindestens 24 Stunden und die Verwendung von Burgunder-Pokalen seien das Mindeste, damit sich die Reize der Winninger Spontanvergorenen entfalten könnten. Zumindest große Gläser habe ich in den letzten Jahren beim Probieren von Röttgen und Co immer verwandt. Obwohl ich zu Beginn meiner Beschäftigung mit deutschem Riesling, völlig unerfahren und unverbildet, diesen aus eher kleineren Gläsern trank. Aus ihnen erschien er mir pointierter und Restsüße viel angenehmer als aus Goldfischgläsern. Diese Woche probierte ich nun „vom blauen Schiefer“ 2009 aus einem eher kleinen Glas. Es hätte an der Pizzeria um die Ecke zum Frascati aufgetragen werden können, war aber größer als das Riedel-Riesling-Glas. Es war überhaupt nichts zu schmecken von der gravitätischen, mitunter stillen Opulenz, die Löwensteins Weine öfter zum Ausdruck bringen. „Vom blauen Schiefer“ hat einen enormen Druck und eine Virilität, die buchstäblich prickelt. Der bekannte HL-Ton aus feiner, ins süßlich gehender Gelbfrucht ist vorhanden, aber zugleich eine Dynamik wie von einem kompromisslosen Vin Naturel-Winzer. Einige krasse Aromen sind immer wieder im Spiel, die eventuell nicht jedem schmecken. Dunkle ausgeprägte Schiefernoten, petrolähnlich, ich muss an Teakholz denken. Offen entwickelt sich „vom blauen Schiefer“ schön, die expressiven „mineralischen“ Noten treten zugunsten der feinfruchtigen und süßlichen zurück. Der Wein blüht Grand-Cru- würdig auf, behalt aber seine Spannung und gleitet nicht ins Feierliche. Leider weiß ich nicht, wie er aus einem größeren Glas geschmeckt hätte, ich kam nicht auf die Idee, es auszuprobieren.

Gruß, Kle
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octopussy
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von octopussy »

Kle hat geschrieben:Das erste, was ich einst über Heymann-Löwenstein-Weine hörte, war: Sie brauchen Luft, Luft Luft. Dekantierorgien über mindestens 24 Stunden und die Verwendung von Burgunder-Pokalen seien das Mindeste, damit sich die Reize der Winninger Spontanvergorenen entfalten könnten.
Hallo Kle,

das mantraartige Wiederholen der moderneren Journalisten, Blogger, usw., dass ALLE anspruchsvollen Rieslinge (und Weißweine insgesamt, ja sogar Schäumer) aus Burgunderpokalen zu trinken seien, halte ich für eine Modeerscheinung. Einige werden in ein paar Jahren wieder zurückrudern und die Renaissance des kleinen Glases ausrufen und all diejenigen für lächerlich erklären, die jeden Weißwein reflexartig in den Burgunderpokal gießen. Aus meiner eigenen Erfahrung kommt es bei der Glaswahl hauptsächlich darauf an, was man aus einem Wein rauskitzeln, was man eher mehr oder weniger betont sehen will. Die letzten beiden Tage habe ich einen 2006 Kühn Riesling "R" zuerst aus dem Burgunderpokal und dann aus einem normalen kleinen und eher engen Weißweinglas getrunken. Hier hat mir die zweite Variante besser gefallen, der Wein war jedenfalls etwas pointierter, was aber auch nicht zwingend am Glas gelegen haben muss :roll:.
Beste Grüße, Stephan
Kle
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Kle »

octopussy hat geschrieben:Aus meiner eigenen Erfahrung kommt es bei der Glaswahl hauptsächlich darauf an, was man aus einem Wein rauskitzeln, was man eher mehr oder weniger betont sehen will.
Hallo Stephan,

wahrscheinlich ist es so und man sollte sich ab und zu dekonstruieren. Vor zehn Jahren konnte ich überhaupt nicht verstehen, dass Leute knackigen Riesling aus Riesengläsern trinken, die ihn in meinen Augen zu einer breiten Brühe werden ließen. Später hatte ich hingegen das Gefühl, kleinere Gläser würden dem Wein buchstäblich die Aromatik abwürgen. Ich musste mich überwinden, weiterzutrinken, bis ich merkte, dass es geht und die Abwehr mehr suggestiven Charakter hat.

Gruß, Kle
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UlliB
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von UlliB »

Gestern abend über gut zwei Stunden verfolgt:

2008er (Winniger) Röttgen 1. Lage QbA (Heymann-Löwenstein) 13,0%Vol. Ziemlich dunkles Goldgelb. In der Nase die für den Röttgen typischen, ungemein intensiven Fruchtnoten, Weinbergpfirsich, auch Passionsfrucht, saftig; unterlegt von dunken, fast teerigen Schiefernoten. Leider ist das Ganze überlagert von einer deutlichen, brandigen Alkoholnote, die den Naseneindruck empfindlich stört. Im Gaumen enorm dicht, wirkt sehr süß, aber eine kräftige Säure hält recht gut dagegen, eher muskulös als fett. Im langen Abgang erscheint dann wieder der Alkohol.

Für H-L nicht untypisch, aber für das Jahr doch etwas unerwartet, ist das ein ziemlich massives Geschoss. Sehr viel von allem: Frucht, Süße, Säure, "Mineralik" - aber leider auch sehr schlecht eingebundener Alkohol (eigentlich ist das kein typisches H-L-Problem). Unsichere Prognose. So nicht mehr als 85 UP.

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

aber leider auch sehr schlecht eingebundener Alkohol (eigentlich ist das kein typisches H-L-Problem).
Ulli, wenn ich mir meinen VKNs anschaue, ist der weniger gut eingebundene Alkohol schon ein typisches H-L-Problem:

"...zudem auch tendenziell alkohollastig-bitterlich....." (Röttgen 02)

"....im langen Abgang etwas alkoholisch-bitter..." (Röttgen 03)

"....etwas bitterer und zudem alkoholischer Abgang, insgesamt zu "soft", unstimmmiges Verhältnis von Süße, Säure und Alkohol..." (Röttgen 04)

"...die Kombination von deutlichem Restzucker, hohem Alkohol und schlaffer Säure führt an die Grenze zum Schwülstigen..." (Röttgen 06

"...im Verhältnis von Restzucker, Säure und Alkohol nicht optimal balanciert..." (Uhlen R 05)

etc. usf......

Neben den inzwischen arg überzogenen Preisen ist das mit ein Grund dafür, dass ich die Weine meines einstigen Helden :mrgreen: nicht mehr kaufe.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von UlliB »

Hallo Bernd,

ich denke, die individuelle Toleranz für "alkoholische" Noten unterliegt einer erheblichen Bandbreite. Wie Du weißt, habe ich jahrelang österreichische Smaragde getrunken, die hinsichtlich des nominellen Alkoholgehaltes im Regelfall noch höher liegen als die Weine von H-L; da stumpft man wohl ein wenig ab ;)

Jedenfalls habe ich in den meisten H-L-Weinen den Alkohol nicht als sehr störend empfunden. Hier aber schon: in der Nase war eine deutlich spritige Note zu spüren - das erinnerte ganz entfernt an Rasierwasser. Nicht schön.

Gruß
Ulli
Goldtröpfchen
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Goldtröpfchen »

Liebes Weinforum,

ich habe diese Frage schonmal in einem anderen HL-Thread gestellt, aber keine Antwort bekommen, darum probiere ich es hier noch einmal: Hat eigentlich irgendjemand schon mal den HL-Literwein "Ikarus" getrunken? Ich würde diesen Schoppen gerne mal probieren, aber leider gibt es ihn ab Hof nur als 12er-Kiste - da möchte man doch wenigstens mal ein Wörtchen vorab hören. Also hab ich gegoogelt und erstaunt festgestellt, dass in den ganzen großen Weiten des Internets keine Erfahrungen mit dem Wein zu finden sind ... Warum ist das wohl so? Bei 9,50 für die Literflasche kann das doch kein Mist sein?

Bin gespannt auf eure Antworten!

Harriet
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Jürgen
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Jürgen »

Am letzten Freitag hatten wir einen Uhlen R aus 2007. Der Wein war sofort da und richtig gut. 92-93 ehrliche und 100 Genusspunkte ;)
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Günter Murr
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Re: Heymann Löwenstein

Beitrag von Günter Murr »

Heute zum ersten Mal Schieferterrassen 2012 probiert. Sensationell! Der trockenste HL ever! Klarer, präziser als in den Vorjahren. Die Mineralität kommt noch besser raus. Was erwartet uns erst bei den Lagenweinen?
Antworten

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