Letzte Woche gab es auf Captaincork einen mittelgroßen Aufschrei nachdem Maat Küblbeck dort das Rotweinwunder Deutschland als Fehlanzeige deklariert hat (hier gehts zum Artikel -> Klick).
Eine gute Gelegenheit also, mal eine weite Range an Spätburgundern aus dem Keller zu holen und den aktuellen Stand der Dinge zu überprüfen.
In der Auswahl befand sich eine bunte Mischung an Spätburgundern von unterschiedlicher Stilistik. Die meisten Rotweine stammen aus 2005. Weitere Jahrgänge waren 2006 und 2007. Die Spätburgunder kamen aus den Anbaugebieten Ahr, Baden, Pfalz. Darunter hat sich als Kontrast noch ein Burgunder von der Côte de Beaune geschlichen.
Baden, Bernhard Huber, Spätburgunder, Alte Reben, 2007
Hubers “Alte Reben” Spätburgunder stammt aus Anlagen mit einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Er wird 18 Monate lang im Barrique ausgebaut und kommt unfiltriert in die Flasche.
Der 2007er Spätburgunder strahlt ein dunkleres Rot aus, welches sogar leicht ins violette geht. Zum Rand hin wird der Wein dann ziegelrot.
Die Nase zeigt sich elegant, wobei ich die roten Früchte nicht ganz genau ausmachen kann. Alles wirkt sehr dicht und verwoben. Am Gaumen präsentiert sich der Wein kräftig. Er zeigt Komplexität und eine überraschende Frische der Frucht, die ich so von Hubers Weinen nicht immer gewohnt bin. Außerdem wirkt der Wein sehr elegant, da er seidig über die Zunge gleitet. Er besitzt eine tolle Länge. Der Spätburgunder ist momentan ein wahrer Genuss, hat aber sicher auch noch Fleisch für zwei weitere Jahre.
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Baden, Holger Koch, Pinot Noir, ***, 2005
Die Reben für diesen Wein stammen aus dem Burgund (Pinor Noir-Klone), deshalb auch der Verzicht auf die Deklaration als Spätburgunder.
Farblich zeigt sich der Pinot Noir in dunklerem Kirschrot das zum Rand hin an Farbe verliert.
Die Nase zeigt sich sehr delikat und intensiv. Ich finde Sauerkirschen und ein Potpourri an roten Beeren. Bereits vor dem Trinken macht der Wein schon große Freude durch seinen anziehenden Duft.
Am Gaumen zeigt sich dann die Klasse dieses Weines. Für einen Spätburgunder aus Baden wirkt dieser stilistisch kühlere Wein unglaublich frisch. Man findet hier keine Fruchtsüße und auch keine überreife Frucht und damit warme Note. Er besitzt eine tragende Säure, die fabelhaft integriert ist und wirkt sehr lang hinten raus weiter. Hier sind Frucht, Säure und Holz fabelhaft balanciert. Die Tannine wirken ultraseidig. Dadurch wirkt der Wein wie aus einem Guss. Der Wein ist momentan auf seinem Höhepunkt und gleichzeitig auch solcher der Verkostung. Hinzu kommt ein angenehmer Preis um knapp 20€. Stark!
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Baden, Duijn, Pinot Noir, SD, 2005
Aus der Toplage Duijns, dem Bühlertaler Engelsfelsen, stammt dieser Spitzenwein der durch Kordonschnitt und strenge Selektion mit einem Ertrag von 25hl/ha gelesen wird. Außerdem werden circa 20% Trauben mit Stielen verarbeitet. Duijns SD verbringt 24 Monate im Barrique und wird biodynamisch erzeugt.
Der Wein besitzt von allen Spätburgundern das kräftig-hellste ziegelrot im Glas.
In der sehr kräftigen Nase zeigt sich noch deutlich das Barrique und eine gewisse Rauchigkeit. Außerdem findet man helle rote Früchte, die jedoch noch etwas vom Holz überlagert werden und die Nase so würzig-toastig erscheinen lässt.
Am Gaumen wirkt der Holzeinsatz dann gekonnter. Insgesamt handelt es sich hierbei um einen sehr kräftigen Pinot mit viel roten Beeren, leichter süßer Frucht aber auch etwas gebratenem Speck. Die Tannine wirken schmelzig, sodass der Wein am Gaumen trotz aller Intensivität doch leicht daherkommt. Am Gaumen gefällt mir der Wein besser als in der Nase. Der Wein wurde im Laufe des Abends vielfach verkostet und hat sich immer wieder verändert. Für den Preis von knapp 50€ enttäuscht mich der Wein ein wenig. Er bräuchte noch etwas Zeit, doch hierfür fehlt mir die Substanz an Tanninen, die momentan wunderbar elegant daherkommen und etwas mehr an Konzentration.
Pfalz, Koehler-Ruprecht, Spätburgunder, Kallstadter Kronenberg, Spätlese trocken, 2005
Ein Spätburgunder aus dem Rieslinghaus Koehler-Ruprecht. Jedoch nicht aus der Philippi-Serie, sondern unter dem normalen Label veröffentlicht.
Farblich zeigt der Wein ein frisches kirschrot.
Die Nase wirkt nicht ganz sauber. Neben süßlicher Kirschfrucht, die jedoch eher an Kirschbrand erinnert, bleibt die Nase etwas hitzig. Außerdem kommen leichte Anklänge von Pilzen durch.
Am Gaumen ist der Wein etwas wässrig. Tannine sind quasi nicht existent. Dafür hat man relativ viel Säure. Viel mehr findet sich hier jedoch neben einer dropsigen Fruchtigkeit nicht. Der Wein wirkt extrem eindimensional und bereitet wenig Freude.
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Pfalz, Philipp Kuhn, Spätburgunder, Kirschgarten, 2005
Aus der Großes-Gewächs-Lage dem Laumersheimer Kirschgarten.
Farblich zeigt sich der Wein sehr kräftig dunkel und dichter als die meisten Spätburgunder.
In der Nase findet man reifere Früchte, viel Kraft und leichte Röstnoten.
Am Gaumen präsentiert sich der Kirschgarten mit starkem Holzeinsatz. Kaffeenoten und eine mächtige Reife der Frucht lässt den Spätburgunder sehr mächtig daherkommen. Man findet hier vor allem Kirsche und Pflaumen.
Der Wein präsentiert sich momentan in guter Reife, gehört für mich jedoch zu einer Stilistik des Spätburgunders, die ich nicht schätze. Für mich driftet der Wein zu sehr ins würzige ab. Außerdem sagt mir der präsente Holzeinsatz nicht zu. Es ist und bleibt aber Geschmacksfrage.
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Ahr, Meyer-Näkel, Spätburgunder, S, 2006
Werner Näkels Spätburgunder stammt aus dem für die Ahr großartigen Jahrgang 2006. Die Reben stehen auf Schiefer-Grauwacke-Verwitterungsgestein. Die Trauben werden mehrfach selektioniert und von Hand gelesen. Es werden zur Hälfte neue Barriques eingesetzt. Dort verweilt der Wein für etwa zehn Monate.
Die Nase zeichnet sich vor allem durch extreme Kräuternoten aus. Jedoch findet sich daneben nur wenig Frucht, sodass der Wein sehr aufdringlich würzig riecht.
Auch am Gaumen zieht sich diese Note weiter, hier geht das ganz in Richtung Brennessel. Die Tannine wirken reif und der Wein zeigt sich geschmeidig. Jedoch vermisst man hier die elegante Frucht und eine angenehme Balance. Zu kräuterlastig wirkt der Wein. Die Verbindung mit dem Barrique raubt dem Wein jegliche Finesse. Auch der Abgang gestaltet sich eher kurz.
Der Wein hat niemandem am Tisch Spaß gemacht. Für den Jahrgang eine große Enttäuschung, die so nicht erwartet wurde.
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Beaune, G. Prieur, Clos du Roy 1er Cru, 2005
Gegen Ende gab es dann noch eine Vergleichsflasche aus 2005, jedoch aus Frankreich und von der Côte de Beaune.
Der 1er Cru zeigt ganz deutlich eine andere Stilistik. Er wirkt viel kräftiger als alle Spätburgunder aus Deutschland. Das liegt vor allem auch an den noch präsenteren Tanninen. Gegen die Weine aus Deutschland, zeigt sich der Pinor Noir von G. Prieur noch unentwickelter, da er etwas dichter und kräftiger daherkommt.
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Fazit:
Die Spätburgunder aus Deutschland zeigen sich gerade im Jahr 2005 momentan zugänglich. Alle Weine strahlen eine angenehme Leichtigkeit und Eleganz aus. Die seidige Tanninstruktur der Spätburgunderr verleiht den Weinen einen angenehmen Trinkfluss. Überraschend war auch, dass einfachere Qualitäten unter dem Großen-Gewächs-Bereich sehr würdig gealtert sind. Im Vergleich zu den meisten Nachbarn aus Frankreich erscheint es aber so, dass die Weine einen schnelleren Reifeverlauf haben und früher zugänglich sind, was aber auch der anderen Stilistik zuzuschreiben ist. Hier muss man aber auch beachten, dass die gezeigten Weine nicht die absolute Spitze Deutschlands darstellen und eher im gehobenen mittleren Segment anzusiedeln sind. Die meisten Winzer bieten noch komplexere und auch preisintensivere Spätburgunder an.
Bei allen Abstrichen bleiben in der Menge delikate und fein nuancierte Weine, die über die Jahre eine wunderbare Aromatik entfaltet haben und größtenteils gut balanciert sind.
Rangliste:
1. Baden, Holger Koch, Pinot Noir, ***, 2005
2. Baden, Bernhard Huber, Spätburgunder, Alte Reben, 2007
3. Beaune, G. Prieur, Clos du Roy 1er Cru, 2005
4. Baden, Duijn, Pinot Noir, SD, 2005
5. Pfalz, Philipp Kuhn, Spätburgunder, Kirschgarten, 2005
6. Ahr, Meyer-Näkel, Spätburgunder, S, 2006
7. Pfalz, Koehler-Ruprecht, Spätburgunder, Kallstadter Kronenberg, Spätlese trocken, 2005