Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
MichaelWagner
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von MichaelWagner »

na wenn Captain Cork ernsthaft der Meinung ist, dass das der "beste Wein ever" ist, wieso nimmt er nicht seine Euros aus dem Schrank, kauft die Reste von Schäfer-Fröhlich und vergnügt sich damit bis an sein Lebensende? Würde ich in diesem Falle tun.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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octopussy
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von octopussy »

Charlie hat geschrieben:
olifant hat geschrieben:... etwas verspätet meldet sich nun noch Jens Priese in dieser Sache zu Wort,
Off topisch:
Das ist eine gutes Beispiel für die Art wie man im Netz über Wein falsch kommuniziert wird: es gibt ein interessantes Thema und jeder schreibt seine Position in seinen Blog. Im besten Fall wird verlinkt. Das ist fast so schlimm wie bei den Printmedien, Radio, TV. Wofür hat man dann das Netz?
Richtiger und wichtiger Punkt, Charlie. Aber kaum einer der Blogger wird freiwillig seinen Thron räumen und sich in die Schar des Fußvolks begeben, wenn er nicht unbedingt muss (will heißen, wenn keiner mehr Blogbeiträge liest und kommentiert).

Wenn man gaaanz viel Zeit hätte, könnte man sich natürlich auch durch den Wust an Blogbeiträgen, Facebook-, Twitter- und Google + Diskussionen zu einem bestimmten Thema wühlen und hätte so eine Art "Web 2.0 Experience"...
Beste Grüße, Stephan
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VillaGemma
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von VillaGemma »

MichaelWagner hat geschrieben:na wenn Captain Cork ernsthaft der Meinung ist, dass das der "beste Wein ever" ist, wieso nimmt er nicht seine Euros aus dem Schrank, kauft die Reste von Schäfer-Fröhlich und vergnügt sich damit bis an sein Lebensende? Würde ich in diesem Falle tun.
:) ...ja, ein guter Vorschlag. Wenn ich den "besten Wein" meines Lebens für bezahlbare ca. 30,,- Euro finden würde, klar, dann Restbestand aufkaufen und hoffen, dass der Geschmack sich nie mehr ändert.

Ich finde es nach wie vor absurd, wie wenig über den Tellerrand geschaut wird. Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse :lol: ...und da nicht zwingend ein GG. Bei Rotweinen ist die Luft in Deutschland einfach dünn, wenn man C9dP mag und "Weinmacher" wie Michel Tardieu als geschmacklichen Orientierungspunkt hat. Sorry...auch einfach mal zur Kenntnis nehmen. Aber nein, wir Deutschen sind einfach nur doof, gutes zu schmecken :roll: ...alle natürlich. Wir wollen mit den Weinen nur angeben. Schmecken tun wir das gar nicht :lol: ...bzw. bilden uns das nur ein.
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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dylan
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von dylan »

VillaGemma hat geschrieben: Wir wollen mit den Weinen nur angeben.
und sei es mit der ständigen und etwas penetranten Nennung von Tardieu.
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octopussy
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von octopussy »

VillaGemma hat geschrieben:Ich finde es nach wie vor absurd, wie wenig über den Tellerrand geschaut wird. Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse :lol:
Diese Aussage ist schon für sich ein Widerspruch. Das mit dem Tellerrand meinst du als ausschließlicher Châteauneuf du Pape Trinker, der ständig irgendwas von Michel Tardieu faselt, ja wohl nicht ernst oder?
Beste Grüße, Stephan
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VillaGemma
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von VillaGemma »

octopussy hat geschrieben:
VillaGemma hat geschrieben:Ich finde es nach wie vor absurd, wie wenig über den Tellerrand geschaut wird. Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse :lol:
Diese Aussage ist schon für sich ein Widerspruch. Das mit dem Tellerrand meinst du als ausschließlicher Châteauneuf du Pape Trinker, der ständig irgendwas von Michel Tardieu faselt, ja wohl nicht ernst oder?
Oh Jezuz...zieht Euch doch bitte an XY hoch :roll: ...es soll als Referenz dienen und Weißgott würde ich nicht Tardieu nennen, um anzugeben. Der ist preislich noch sehr moderat, so wie es den Anschein hat. Ist eben "Entschuldigung" der Wein, der mir gut schmeckt und den man ggf. kennt. Neben ca. 15 anderen C9dP. ich nenn ihn einfach nicht mehr, ok!?

Außerdem liebe Leute habe ich den Artikel nicht geschrieben, sondern versuche hier im Forum darüber zu diskutieren und Ja, ich rege mich zurecht auf, wenn es ständig nur heisst Riesling Riesling Riesling. Abgesehen davon, dass ich das Zeug nicht mag, gibt es eben auch noch viele Tausend andere Weinsorten. Und bei den Roten sieht es in Deutschland einfach Mau aus...hatten wir auch schon festgestellt. Nur eben die Schreiberlinge nicht. So eine undifferenzierte Sch... geht mir auf den Sack.

Ich könnte auch noch aufführen, dass die wenigen Bordeauxe, die ich bislang genossen habe (und die grad mal Lust hatten, zu schmecken) auch weit über das hinausgingen, was ich jemals in Deutschland bis dato finden konnte. Und ich werde nun keine Nahmen nennen :roll: ...Jezuz...
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VillaGemma
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von VillaGemma »

dylan hat geschrieben:
VillaGemma hat geschrieben: Wir wollen mit den Weinen nur angeben.
und sei es mit der ständigen und etwas penetranten Nennung von Tardieu.
Meinst Du nicht, dass ich dann solche Namen wir Domaine du Pegau oder H. Bonneau in den Mund nehmen würde, wenn wir schon bei C9dP sind :roll: bzw. würde ich dann nicht ständig von Hermitage Ex Voto labern, wie lecker der ist...hmmm? Und dass wir gleich 3 Flaschen davon am WE aufhatten. Eine für die Sosse und 2 zum Trinken :lol: ...

Aber es bringt vielleicht auch den Zeitgeist wieder, der in diesem Forum (und in Deutschland) herrscht: Mit Tarideu gibt man also schon an. Ist ein Angeber, weil man solch einen Wein im Keller hat. Interessant. Ich würde eher sagen, dass ist für einen Menschen, der C9dP mag, vollkommen normal. Aber gut...
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Charlie
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von Charlie »

VillaGemma hat geschrieben:Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse :lol: ...und da nicht zwingend ein GG.
das ist eine "lateinische" Weinsozialisierung. Kein Wunder, dass Riesling da nicht reinpasst. Paradigmenwechsel sind anstrengend, zugegeben.
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VillaGemma
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von VillaGemma »

Charlie hat geschrieben:
VillaGemma hat geschrieben:Ja, Riesling mag für Liebhaber solcher Weine ein Genuss sein, aber ich brauche sowas nur für Steinbutt auf Rieslinggemüse :lol: ...und da nicht zwingend ein GG.
das ist eine "lateinische" Weinsozialisierung. Kein Wunder, dass Riesling da nicht reinpasst. Paradigmenwechsel sind anstrengend, zugegeben.
Es geht gar nicht mal um Paradigmenwechsel. Es ist an dieser Stelle für mich recht einfach: Riesling schmeckt mir nicht...habe ein paar probiert, zugegeben nicht die Preisklasse >30,- Euro. Ich trinke aber i.a. sehr sehr wenig Weißweine, da ich den Geschmack von Roten als viel intensiver erlebe. Die gesamte Palette von Brombeere und süsser Kirsche, die ich (!) mag, finde ich nicht in weißen...

Das es dann eine "lateinische Weinsozialisierung" wurde liegt ob meiner Geschmacksvorlieben dann auf der Hand. Aber ich möchte da gern anfügen, dass ich mehrfach Vorlieben gewechselt habe:

Start: Rioja
Dann: Chianti
Durch zufall dann: C9dP, hängen geblieben
Und jetzt, dank Torsten: Priorat, welches ich gerade entdecke.

So, und jetzt würde ich den Autoren dieser beiden Artikel/Blogs, whatever nochmal raten, einen 2008er Solertia zu probieren, den ich gestern zum ersten Mal in meinem Leben probiert habe (ich alter Angeber ich). Und dann möchten mir die gleichen Herren sagen: Ja, Mensch, das kriegst Du in Deutschland von Winzer XY. Oder einen Gigondas von La Bouissiere, um noch ein weiteres Beispiel zu nennen. Ich habe in Deutschland auch schon einiges probiert, bin aber nie wirklich fündig geworden, weil ich dann doch einfach solch geschmacklich große/lange Weine mag. Und die Samtrots, Trollinger, Lemberger, Dominas, Spätburgunder für bis ca. 14,- Euro haben mir dann einfach gar nicht zugesagt.

Daher muss ich mich im Ausland bedienen.

Mann kann natürlich 1-2 Punkte noch anfügen:
1)
Wer Weißweinfan ist, könnte sich selbst hinterfragen, warum er lieber im Ausland kauft als bei den deutschen Produkten/Winzern (ich kann hier eben keine Meinung haben), sofern das zutrifft. Durchaus.

2)
Was natürlich schon ein wenig zutrifft und auch in den Artikel zu kurz kommt. Die gesamte "Weinsozialisierung" (nettes Wort) findet in weiten Teilen Deutschlands nicht im Ansatz so statt wie in Italien/Süd-Frankreich (hier empfehle ich das aus meiner Sicht sehr gute Buch "Täglich Wein"). Auch das spielt eine Riesenrolle und wird überhaupt nicht genannt.

Nun noch abschließend, da ich mich gestern durchaus angegriffen fühlte: Ich wollte hier einigermaßen ernsthaft über das Thema diskutieren; zum Angeben bin ich sicherlich nicht in einem Forum mit - sodachte ich - Weinenthusiasten. Und im Vergleich zu vielen hier sehe ich mich durchaus noch ganz am Anfang einer Weinhingabe. Ich habe keine >2000 Flaschen XY im Keller (leider).

3)
Ganz abschließend noch zum Thema Wein und Restaurants:

In Deutschland ist - warum auch immer - zu viel Nepp bei den Weinpreisen. Ich mache gern in Italien bzw der Toskana Urlaub und trinke dort immer ein tolles Glas Wein zum Essen, gern einen Barolo /Brunello oder einen Top Vino Nobile und liege preislich bei 6-9 Euro pro Glas; Flaschenpreis wahrscheinlich ca. 20-35,- Euro. Das wäre in guten deutschen Restaurants undenkbar. Abgesehen davon, dass es solche Weine NIE offen gibt. In Italien ist das eine Selbstverständlichkeit, dass man nicht nur einfache Einstiegsweine offen anbietet.

Am krassesten ein Beispiel vom Potsdamer Platz, Restaurant Vox (hat 13 oder 14 Punkte GM): Meine Frau und ich trinken zum Fisch jeweils ein Glas Weißwein ;) , und zwar Kühling Gillot Qvinterra Grauburgunder. Das Glas stolze 12,- Euro...oder waren es 13,- ...egal. 0,1L wohlgemerkt. Das macht einen Flaschenpreis fürs Vox von ca. 80,- Euro. So, da mir diese Weise ausnahmsweise (im Sommer) mal schmeckte, bestellten wir uns eine Kiste...und als ich den Flaschenpreis sah, dachte ich: Haben die im Vox noch alle aufm Zaun?! (schreibt übrigens auch der GM Führer, der hat das selbstverständlich auch bemerkt und unverblümt kritisiert, auf seine ganz eigene Art). Da kostet die Flasche grad mal 8,70 Euro. Ich hatte (aufgrund des Glaspreises) fest mit 20-25 Euro gerechnet. Die mögen das ganze dann doch übertreiben, aber es zeigt schon ein Problem in Deutschland. Die Flasche Evian kostete 11,- Euro btw. ...aber wenigstens ausm Glas.

Dazu kommt dann eben auch, dass der Deutsche nunmal ungern viel Geld für Essen und Trinken ausgibt. Das Auto vorm Haus ist wichtig. Sehr wichtig sogar. So gesehen haben die Autoren an dieser Stelle schon Recht; aber dann bitte nicht alle über einen Kamm scheren und das ganze ein wenig differenziert betrachten. Macht aber wahrscheinlich zu viel Arbeit und der tolle Artikel hat dann keinen Biss mehr.
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sorgenbrecher
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von sorgenbrecher »

das klingt doch schon ein wenig differenzierter als die vorangegangenen beiträge. ;)

ich glaube, dass dir hier niemand deine vorliebe für c9dp nehmen möchte, aber aufgrund der persönlichen vorlieben auf die grundsätzlichen qualitätsunterschiede ganzer regionen, rebsorten oder gar länder zu schließen, das ist dann doch etwas einseitig. einem spätburgunder, lemberger under gar riesling vorzuwerfen, dass er nicht wie ein grenache-dominierter c9dp schmeckt, dass ist in etwa so, als wenn man die qualität von deutschem obst mit der begründung verneint, dass einem ananas und kiwis besser schmecken als äpfel und birnen..... :roll:
Gruß, Marko.
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